Sprachsituation in Südtirol - Freie Universität Bozen
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Kapitel 1<br />
<strong>Sprachsituation</strong> <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong><br />
1.1 Sprachpolitischer Kontext<br />
Die sprachliche Situation <strong>Südtirol</strong>s ist <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht besonders.<br />
Bis zum Ende des ersten Weltkrieges war <strong>Südtirol</strong> e<strong>in</strong> Teil Tirols. Im<br />
Jahr 1919 wurde es von Österreich abgetrennt und Italien<br />
zugesprochen. Nachdem das Gebiet <strong>in</strong> der Zeit des italienischen<br />
Faschismus durch e<strong>in</strong>e repressive Sprachenpolitik und gezielte<br />
Ansiedelung italienischsprachiger Bevölkerung italianisiert werden<br />
sollte, kämpfte die <strong>Südtirol</strong>er Bevölkerung hartnäckig um ihre<br />
M<strong>in</strong>derheitenrechte. Seit 1972 mit der Verabschiedung des <strong>Südtirol</strong>-<br />
Pakets genießt das Land Autonomierechte, die der Prov<strong>in</strong>z <strong>Bozen</strong><br />
weitreichende Gesetzgebungsbefugnisse e<strong>in</strong>räumen.<br />
Heute leben rund 500.000 E<strong>in</strong>wohner vor allem deutscher, italienischer<br />
und lad<strong>in</strong>ischer Muttersprache <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> und laut der letzten<br />
Volkszählung aus dem Jahr 2001 s<strong>in</strong>d ca. zwei Drittel der E<strong>in</strong>wohner<br />
deutsche Muttersprachler, der überwiegende Teil davon<br />
Dialektsprecher.<br />
Die deutsche Sprache ist <strong>in</strong> <strong>Südtirol</strong> neben dem Italienischen<br />
gleichberechtigte Amtssprache. Die wichtigsten Bestimmungen <strong>in</strong><br />
Bezug auf die Sprachenrechte s<strong>in</strong>d durch den Pariser Vertrag von 1946<br />
und durch das zweite Autonomiestatut (1972) geregelt.<br />
Die dar<strong>in</strong> enthaltenen Bed<strong>in</strong>gungen (die Sprachengleichstellung, der<br />
Sprachenproporz, die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung, die<br />
Zweisprachigkeitsprüfung) garantieren auch die Gleichberechtigung<br />
der beiden Amtssprachen.<br />
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