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Philip Kapleau - Die drei Pfeiler des Zen

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zu haschen. Also, ich habe mit Menschen zusammengelebt, die Erleuchtung<br />

gefunden hatten. Anstatt aber weniger gierig, selbstsüchtig und<br />

egoistisch zu werden, werden sie es manchmal nur noch mehr. Wenn<br />

das bei der Erleuchtung herauskommt, dann will ich sie nicht!<br />

Rôshi: Bei der ersten Erleuchtung ist die Erkenntnis <strong>des</strong> Einsseins<br />

gewöhnlich nicht tief. Wenn aber jemand zu echter Schau kam, wenn<br />

auch nur zu einer undeutlichen, und dann fünf oder zehn weitere<br />

Jahre hingebungsvoll weiterübt, wird seine innere Schau an Tiefe<br />

und Großartigkeit zunehmen und sein Charakter an Schmiegsamkeit<br />

und Reinheit gewinnen.<br />

Man kann von jemandem, <strong>des</strong>sen Handlungen noch vom Ich beherrscht<br />

werden, nicht sagen, daß er gültige Erleuchtung gefunden<br />

hat. Ein echtes Erlebnis enthüllt nicht allein unsere Unzulänglichkeiten,<br />

sondern erweckt auch den Entschluß, sie zu beseitigen.<br />

Schülerin: Aber der Buddha übte nach seiner Erleuchtung nicht<br />

dauernd, nicht wahr?<br />

Rôshi: Seine Übung war sein unaufhörliches Lehren und Predigen.<br />

Der Buddha ist einzigartig. Er war lange, ehe er in diese Welt geboren<br />

wurde, erleuchtet. Er kam, um uns, die wir unwissend sind, zu lehren,<br />

wie wir Erleuchtung finden, weise leben und in Frieden sterben können.<br />

Er unterzog sich verschiedener Askesen, nicht weil er das nötig<br />

hatte, sondern um uns anschaulich zu zeigen, daß die Abtötung <strong>des</strong><br />

Fleisches nicht der wahre Weg zur Befreiung ist. Er wurde geboren,<br />

lebte und starb in dieser Welt, einzig um der ganzen Menschheit ein<br />

Beispiel zu geben 28 .<br />

Schülerin: Aber brauchen wir gewöhnlichen Menschen nicht Selbstzucht?<br />

28. Siehe auch: «Im Lotus-Sûtra (Ch. XV und XVI) stellt der Buddha in Beantwortung<br />

einer zweifelnden Frage <strong>des</strong> Bodhisattva Maitreya fest: ,<strong>Die</strong> Welt meint,<br />

daß Prinz SHAKYAMUNI, nachdem er das Haus der SHAKYA verlassen hatte, zu<br />

höchster Erleuchtung gelangte.' <strong>Die</strong> Wahrheit aber ist, daß ich vor vielen hunderttausend<br />

Myriaden von kotis von Äonen zu vollkommener Erleuchtung gelangte . ..<br />

Dem Tathâgata, der vor so langer Zeit vollkommen erleuchtet war, ist keine Grenze<br />

der Lebensdauer gesetzt, da er ewig ist. Niemals dahingeschieden, gibt er zum<br />

Heil jener, die er zur Erlösung führt, das Schauspiel <strong>des</strong> Dahinscheidens.» Zitiert<br />

in Honen the Buddhist Samt, von COATES und ISHIZUKA, Chion-In, Kyoto, 1925,<br />

S. 98.<br />

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