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Philip Kapleau - Die drei Pfeiler des Zen

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natürlich zugesellende Weisheit», d. h. jenes Wissen, das aus Versenkung<br />

erwächst. Jôriki ist noch auf andere Weise mit Kenshô verbunden.<br />

Viele Menschen könnten niemals Kenshô erreichen, wenn sie<br />

nicht vorher ein gewisses Maß von Jôriki entwickelt hätten, da sie<br />

sonst zu rastlos, zu nervös und unsicher sind, um beharrlich mit Zazen<br />

fortzufahren. Zudem wird eine einzige Kenshô-Erfahrung keine nennenswerte<br />

Wirkung auf unser Leben haben und zu bloßer Erinnerung<br />

verblassen, wenn sie nicht durch Jôriki gestützt wird. Obgleich<br />

Sie durch das Kenshô-Erlebnis die dem Kosmos zugrunde liegende<br />

Einheit mit Ihrem geistigen Auge geschaut haben, sind Sie doch ohne<br />

Jôriki nicht imstande, mit der ganzen Kraft Ihres Seins im Sinne<br />

<strong>des</strong>sen zu handeln, was Ihre innere Schau Ihnen offenbart hat.<br />

So gibt es auch eine Wechselbeziehung zwischen Kenshô und dem<br />

dritten der Ziele, Mujôdô-no Taigen. Wenn Kenshô sich in all Ihren<br />

Handlungen auswirkt, so ist es Mujôdô-no Taigen. Durch vollkommene<br />

Erleuchtung (anuttarā samyak-samhodhi) begreifen wir auch,<br />

daß unsere Begriffsvorstellung von einer Welt der Zweiheit und<br />

Gegensätze falsch ist, und gleichzeitig offenbart sich uns die Welt der<br />

unbedingten Einheit, echter Harmonie und wahren Friedens.<br />

In der Rinzai-Sekte ist man geneigt, das Satori-Erwachen zum Endzweck<br />

von Zazen zu machen, und man gleitet flüchtig über Jôriki und<br />

Mujôdô-no Taigen hinweg. Damit wird die Notwendigkeit, auch<br />

nach der Erleuchtung zu üben, auf ein Min<strong>des</strong>tmaß beschränkt. <strong>Die</strong><br />

Arbeit an einem Kôan wird, anstatt zur Ausweitung und Stärkung<br />

<strong>des</strong> Satori zu dienen, im Wesentlichen zu einem intellektuellen Spiel,<br />

da sie nicht von Zazen getragen wird und mit dem Alltag kaum in<br />

Verbindung steht.<br />

Andererseits tritt man in den offiziellen Kreisen der Sôtô-Sekte für<br />

eine Übungsweise ein, bei der die Betonung auf Mujôdô-no Taigen<br />

liegt, was in Wirklichkeit jedoch nur auf eine Anreicherung von<br />

Jôriki hinausläuft, das, wie ich schon gesagt habe, «leck» ist, abnimmt<br />

und schließlich ganz verschwindet, wenn man Zazen nicht regelmäßig<br />

weiterführt. <strong>Die</strong> Behauptung der Sôtô-Sekte, daß Kenshô<br />

unnötig sei und daß man nichts weiter zu tun habe, als die täglichen<br />

Verrichtungen im Geist <strong>des</strong> Buddha zu erledigen, ist trügerisch, da Sie<br />

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