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Philip Kapleau - Die drei Pfeiler des Zen

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aushalten. Und selbst wenn sich das nicht als unerträglich schwer<br />

erweisen sollte, so würde es doch allen, mit Ausnahme der am inbrünstigsten<br />

Übenden, dabei langweilig werden. <strong>Zen</strong>-Meister vermindern<br />

nicht allein die Gefahr der Langeweile, indem sie verschiedene Zazen-<br />

Arten vorschreiben - nämlich Sitzen, Gehen, Rezitieren und körperliche<br />

Arbeit -, sondern sie steigern dadurch auch die Wirkung jeder<br />

einzelnen Zazen-Art.<br />

DÔGEN legte großen Wert auf richtige Haltung, Gebärden und Körperbewegungen<br />

beim Rezitieren wie auch bei allen ändern Arten <strong>des</strong><br />

Zazen, da sie in der Seele Widerhall finden. Im Shingon-Buddhismus<br />

werden von den Gläubigen besondere Eigenschaften der Buddhas und<br />

Bodhisattvas durch bestimmte Handstellungen (mudrās) und Körperhaltungen<br />

hervorgerufen. Es ist wahrscheinlich, daß sich diese Seite<br />

von DÔGENS Lehre vom Shingon ableitet. Auf jeden Fall bringen<br />

die vorgeschriebenen Stellungen entsprechende Geistesverfassungen<br />

hervor. So erweckt das Rezitieren der Vier Gelübde im Knien, die<br />

Hände zum gasshô erhoben (Handflächen gegeneinander gelegt), wie<br />

es bei der Sôtô-Sekte gehalten wird, eher eine ehrfürchtige, demütige<br />

Stimmung, als wenn man die gleichen Gelübde im Stehen rezitiert,<br />

wie es bei der Rinzai-Sekte geschieht. In ähnlicher Weise erzeugt die<br />

leichte Berührung beider Daumenspitzen beim Zazen im Sitzen ein<br />

Gefühl von Gleichgewicht und Lauterkeit, das mit fest verschränkten<br />

Händen nicht so leicht erreicht werden kann.<br />

Umgekehrt lockt auch jede Geistesverfassung eine ihr eigene, bestimmte<br />

Körperreaktion hervor. So kann man sich nur unter dem<br />

Antrieb von Ehrfurcht und Dankbarkeit demütig vor dem Buddha<br />

niederwerfen. Solch ein «Horizontalisieren <strong>des</strong> Ich-Mastes» läutert<br />

den Herzgeist, macht ihn biegsam und weitet ihn aus und öffnet so<br />

dem Verständnis und der Hochachtung für den erhabenen Geist und<br />

die mannigfachen wirksamen Kräfte <strong>des</strong> Buddha und der Patriarchen<br />

den Weg. So erwächst in uns das Verlangen, unserer Dankbarkeit<br />

Ausdruck zu geben und ihnen unsere Hochachtung durch entsprechende<br />

Rituale vor ihren personifizierten Gestalten zu bezeigen. Solche<br />

Andachtsübungen, wenn sie gesammelten Geistes vorgenommen<br />

werden, erfüllen die Buddhagestalt mit Leben. Was zuvor ein bloßes<br />

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