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Philip Kapleau - Die drei Pfeiler des Zen

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Derartige Geräusche haben sich oft als lästig für Anfänger erwiesen.<br />

Aus irgendeinem Grunde stellen sich manche Leute vor, daß es für<br />

Frauen schwieriger sei als für Männer, zur Selbst-Wesensschau zu<br />

kommen. Ganz im Gegenteil aber erreichen Frauen Kenshô gewöhnlich<br />

schneller, da ihr Verstand weniger zum Spielen mit Gedanken<br />

geneigt ist als der der Männer. Aber Männer wie Frauen können<br />

innerhalb einer Sesshin-Woche Erleuchtung finden, wenn sie jeglichen<br />

Gedanken aus ihrem Kopf tilgen und ich-los werden. Vielen ist es in<br />

der Vergangenheit gelungen, und einigen Entschlossenen wird es bei<br />

diesem Sesshin gelingen.<br />

Schließlich merkt euch noch, daß ein Sesshin eine gemeinschaftliche<br />

Anstrengung ist, bei der es nur dann wechselseitige Unterstützung und<br />

Anregung gibt, wenn alle vereint an den Vorgängen <strong>des</strong> Sesshin teilnehmen<br />

und nicht ihren eigenen Neigungen folgen. Den eigenen Wünschen<br />

auf Kosten der gemeinsamen Bemühungen nachzugeben, ist ein<br />

Ausdruck <strong>des</strong> Ich und daher eurem Ziel, dem eigenen wie dem<br />

gemeinsamen, abträglich.<br />

Der Rôshi schließt, indem er alle ermahnt, ihr Äußerstes zu leisten.<br />

Danach werden Tee und Kuchen gereicht, zuerst dem Rôshi, dann<br />

den Mönchs-Ältesten und danach allen Versammelten. Der Rôshi<br />

nippt als Erster an seinem Tee; ihm folgen die anderen. Er ißt auch<br />

als Erster von seinem Kuchen, und danach essen alle.<br />

<strong>Die</strong>ses Ritual ist nicht ohne Bedeutung. Es symbolisiert die Vereinigung<br />

von Herz und Geist aller bei diesem gemeinsamen Unternehmen.<br />

Gleichzeitig ist es ein Ausdruck <strong>des</strong> Vertrauens der Schüler in ihren<br />

Lehrer, von dem sie sich führen lassen wollen, und ihres Glaubens an<br />

den Dharma, den er auslegt. Ist diese Zeremonie vorüber, so ziehen<br />

sich der Rôshi und seine Gehilfen zurück, und wiederum verneigen<br />

sich alle wie zuvor.<br />

<strong>Die</strong> Glocke schlägt neun Uhr, und alle gehen zu Bett. Sechs Stunden<br />

später beginnt das große Wagnis.<br />

Bong! Bong!... 3 Uhr früh ... das Sesshin hat begonnen!<br />

Leicht benommene Neulinge reiben sich die verschlafenen Augen, fummeln<br />

mit Schlafmatten herum ... Erfahrene falten mit flinken Händen<br />

das Bettzeug und verstauen es geschwind, gehen zur Toilette,<br />

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