Vector 2 - Kolleg Schöneberg
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dieser schon letztes Mal bei Schäuble<br />
versagt habe. Herr Tiefensee bot an,<br />
mit Herrn Koch zu reden, weil der<br />
doch Leute kennen würde, die einen<br />
solchen Auftrag diskret und zielsicher<br />
ausführen würden.<br />
Frau Merkel erzählte dann den Ministern<br />
von ihrem letzten Russland-<br />
Besuch, bei dem Putin ihr die Sache<br />
mit dem Polonium erklärt hatte<br />
und sie daraufhin auf die Idee gekommen<br />
war, Schäuble zu beseitigen.<br />
Da Frau Merkel ja mal Wissenschaftlerin<br />
war, wusste sie sofort um die<br />
Möglichkeiten von Polonium. Die Minister<br />
waren begeistert und beschlossen<br />
sofort einstimmig, dass man es mit<br />
dem Polo-Zeug machen müsse. Frau<br />
Merkels sichere Russisch-Kenntnisse<br />
ermöglichten es ihr, sofort die russische<br />
Bestellhotline anzurufen und ein<br />
paar Gramm zu ordern. Alle fühlten,<br />
wie sich Deutschland langsam in eine<br />
Großmacht verwandeln würde. Von<br />
den Russen lernen, hieße siegen lernen,<br />
erläuterte Frau Merkel den Ministern.<br />
Dies habe sie seit ihrer traurigen<br />
Pfarrerskindkindheit verinnerlicht.<br />
Dieses Teufelszeug soll nun den Freunden<br />
von Herrn Koch zugespielt werden,<br />
die es dann Herrn Schäuble verabreichen<br />
würden. Alle Anwesenden<br />
waren erleichtert, dass es Schäuble getroffen<br />
hatte und nicht sie selbst, weil<br />
Lutz Löwe, Bundeskanzleramt, Mai 2007<br />
10<br />
der Gedanke an Herrn Koch, den alle<br />
ehrfurchtsvoll Don Narbengesicht nennen,<br />
und seine Methoden bei allen ein<br />
ungutes Gefühl hinterlassen hatte.<br />
Frau Merkel spendierte aus diesem<br />
freudigen Anlass noch einige Liter<br />
selbst gebrannten Stachelbeerschnaps<br />
und verteilte überlagerte Erdnussflips<br />
aus Kirchenspenden.<br />
Zur allgemeinen Erheiterung zeigte<br />
Herr Seehofer anzügliche Fotos der<br />
CSU-Prominenz bei einer Sitzung in<br />
einem oberfränkischen Bordell. Herr<br />
Glos bestand allerdings darauf, vorher<br />
einige Fotos auszusortieren, die er als<br />
langweilig bezeichnete.<br />
So verlief der Abend glücklich und<br />
friedlich. Als die Sonne unterging, saßen<br />
die Minister auf der Terasse von<br />
Frau Merkels Haus und hörten den<br />
Fröschen beim Quaken und den Grillen<br />
beim Zirpen zu. Spät in der Nacht<br />
verstummten die Gespräche langsam<br />
und die Minister konnten die durch<br />
das romantische Dunkel gellenden Rufe<br />
und Gesänge der national gesinnten<br />
Jugendlichen aus der Umgebung<br />
hören.<br />
Noch lange saßen die Minister verträumt<br />
auf der Terasse und lauschten<br />
in die Nacht, während Herr Seehofer<br />
erfolglos versuchte, eine Kamera in<br />
Frau Merkels Badezimmer zu installieren.