Vector 2 - Kolleg Schöneberg
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Liebe VECTOR-Jüngerinnen und Jünger!<br />
Zahlreiche Zuschriften haben uns nach der <strong>Vector</strong>-Ausgabe No. 1 erreicht. Unzählige<br />
Glückwünsche, Danksagungen und Unmengen an Beiträgen für diese<br />
Ausgabe wurden uns zugesteckt. Wir haben sie alle abgedruckt. Ihr habt richtig<br />
gelesen: ’ alle’ - ... alle beide!<br />
Euren Wünschen entsprechend haben wir das journalistische Niveau der ersten<br />
Ausgabe noch einmal gesteigert und warten daher mit einigen sensationellen<br />
Enthüllungen auf. Und auch auf die gut gemeinte konstruktive Kritik des bösen<br />
Karl sind wir eingegangen. Lange haben wir in der Redaktion über seine Anregungen<br />
diskutiert, ohne zu einem endgültigen Ergebnis zu kommen. Also haben<br />
wir uns auf die Suche nach ihm begeben, um ihn noch einmal zu befragen. Denn<br />
seine Kritik sollte keineswegs unter den Tisch fallen. Auf der Suche nach seiner<br />
Identität sind wir auf wahrlich Erstaunliches gestoßen.<br />
Mit Ausnahme von Karls Kritik waren sämtliche Anregungen durch die Bank<br />
von sprachlichen Umarmungen an unsere Redaktion besetzt.<br />
Oh ja, das Team vom <strong>Vector</strong> hat sehr heiße Liebesbekundungen erhalten. Danke<br />
auch für das anonyme Schreiben mit dem beigefügten rosa Negligé, das wir<br />
nach Erhalt erstmal sorgsam zum Trocknen aufgehängt haben. Wer genau in der<br />
Redaktion sollte es eigentlich bekommen? Wenn die anonyme Stifterin uns das<br />
für die nächste Ausgabe noch einmal mitteilen könnte, wären wir sehr dankbar,<br />
denn ein Teil der Redakteure konnte sich über den weiteren Verbleib bislang<br />
noch nicht einigen.<br />
Auch hier möchten wir ferner darauf hinweisen, dass Euch für Sendungen dieser<br />
oder ähnlicher Art der <strong>Vector</strong>-Briefkasten im Foyer stets offen steht.<br />
Und noch zur allgemeinen Info, weil der Sommer mit Schweiß nassen Füßen<br />
auf unserer Matte steht (Runter da!): Achtet bitte darauf, nur in ausgewiesenen<br />
Berliner Gewässern baden zu gehen, deren Verunreinigungen sich in Grenzen<br />
halten. Anderenfalls drohen Hautausschläge, Augenreizungen und Durchfall.<br />
Viel Spaß mit No. 2 vom <strong>Vector</strong>!<br />
wünscht Euch das Redaktionsteam vom VECTOR<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
Die Anstalt 4<br />
Tendenz zum Predigen - Gespräch mit John Frege 5<br />
Lutz Löwe - Wir müssen den Schäuble loswerden! 8<br />
Berliner Heimatkunde 12<br />
Der Fortschrittsroman Teil 2 13<br />
Kaffee und belegte Brötchen - Die Caféte 17<br />
Was macht eigentlich Manuela Wenzel? 20<br />
Im Blick - Anna Damrat 24<br />
Prüfungsangst 25<br />
Exkurs in den Garten 29<br />
Zehn-Minuten-Rezepte für zwei Personen 30<br />
Der mysteriöse Kritiker 32<br />
Gedächnistraining 37<br />
Myspace-comments 38<br />
Das schwarze Blut der Erde 39<br />
Die magische Spirale 45<br />
Abspann 48<br />
3
4<br />
Die Anstalt<br />
von Maria Marten<br />
Das Tor ist schwer,<br />
die Fenster groß,<br />
ich frage mich,<br />
wo ist das bloß?<br />
Die Flure lang,<br />
die Räume klein,<br />
mir wird ganz bang,<br />
wo kann das sein?<br />
Der Putz ist grau,<br />
die Tafeln schief<br />
und um den Bau<br />
zieht Rauchermief.<br />
Es ist wohl klar,<br />
was ich hier mein’:<br />
es ist die Schule<br />
- unser Heim.
Tendenz zum Predigen<br />
Anna Organista im Gespräch mit John Frege<br />
Es ist Freitag, 11.05.2007, so gegen 12:30h und es ist typisches Aprilwetter<br />
im Mai - das Maiwetter hatten wir ja schon im April. Wir setzen uns an einen<br />
Fenstertisch im Mövenpick im Europa Center und haben freien Blick auf den<br />
Breitscheidtplatz. Die Kellnerin fragt, was sie uns bringen darf und wir bestellen<br />
zwei Milchkaffee, zu denen wir zwei Mini-Kokosberge bekommen.<br />
Mein Gesprächspartner ist John Frege, der eigentlich mit vollem Namen John<br />
Christian Victor Frege heißt. John heißt er nach seinem Großvater, von seinem<br />
Onkel, der im zweiten Weltkrieg verschollen ist, bekam er den Namen Christian<br />
und sein dritter Vorname stammt von seinem Patenonkel. John Frege ist Fachbereichsleiter<br />
für Fremdsprachen an unserem <strong>Kolleg</strong> und unterrichtet Englisch<br />
und Geschichte.<br />
Gerade dem Schulgebäude entflohen, landen wir schon zu Beginn unseres Gesprächs<br />
beim Thema Bildung und der Frage, ob und welche Konzepte eines<br />
Schulwesens überhaupt funktionieren. Herr Frege hat lange auch an Gesamtschulen<br />
unterrichtet, doch gerade bei diesem Schulzweig scheiden sich unsere<br />
Geister. Er ist aber überzeugt, dass ’ jede Seele es wert sei, gerettet zu werden‘.<br />
Nun muss man wissen, dass John Frege jemand ist, der sehr großen Wert auf soziale<br />
Kompetenz legt. Und da ist natürlich auch für ihn persönlich die Messlatte<br />
sehr hoch gesetzt. Ohnehin ist er der Meinung, man werde als Lehrer weder<br />
reich noch gelangt man zu einer hervorhebenswerten gesellschaftlichen Reputation.<br />
John Frege ist schon viel gereist im Laufe seiner Schullaufbahn. Er unterrichtete<br />
zwar immer wieder in Deutschland, war jedoch auch schon in Miami, für ganze<br />
sechs Jahre in Sao Paolo ( ’ Biocaipi‘) und Portugal. Er unterrichtet nun das<br />
erste Mal auf dem zweiten Bildungsweg und da frage ich den grundsätzlichen<br />
Optimisten - wie er sich selbst beschreibt - mit welchen Erwartungen und Überlegungen<br />
er ans <strong>Kolleg</strong> kam. Vor allem, sagt er, hat er sich darauf eingestellt,<br />
dass wir Schüler ein paar mehr (Lebens-) Inhalte und Ansprüche mitbringen,<br />
als er das sonst so gewohnt war. Und da macht sich John Frege Gedanken, was<br />
er uns so mit auf den Weg geben könnte. Eine universelle Lösung bzw. Antwort<br />
hat er nicht. Und erschwerend kommt hinzu, dass er immer viele Menschen<br />
treffen würde, die auch meinen ’ zu wissen, wo es lang geht‘!<br />
5
JF ” Und dann werd ich auch schon mal intolerant! Und das können Sie auch so<br />
hinschreiben!“<br />
...Wir müssen lachen.<br />
John Frege möchte also auch diese unsere Welt retten. Nun fragt sich der vom<br />
Regen geplagte Berliner, dass man dies doch sicherlich genauso gut aus dem<br />
sonnigen Brasilien tun könnte. Auf jeden Fall könnte es zur Motivation beitragen.<br />
Herr Frege sieht jedoch Deutschland schon als seine Heimat und hat<br />
sich deshalb durchaus bewusst entschieden, Berlin zu seinem Basis-Camp zu<br />
erklären. Auf die Frage hin, ob er denn nochmals in die Welt ziehen würde, bekomme<br />
ich dann aber doch kein eindeutiges Nein. Ein bisschen Fernweh bleibt<br />
dann wohl doch.<br />
Mir fällt ein, dass ich bei meinen ersten journalistischen Schritten doch noch<br />
ein paar Eckdaten sammeln sollte, oder!?<br />
A ” Haben Sie Kinder?“<br />
JF ” Eine Tochter (27) und einen Sohn (23).“<br />
A ” Wie alt sind Sie?“<br />
JF ” 57.“<br />
A ” Und Sie wiegen?“<br />
JF ” 70 kg.“<br />
A ” Bei einer Größe von?“<br />
JF ” 1.84 m.“<br />
A ” Was haben Sie für eine Schuhgröße?“<br />
JF ” 42. Und meine Maße sind 90-70-90. Nein, eher 80-70-80.“<br />
...Wir lachen erneut.<br />
A ” Welcher Konfession gehören Sie an?“<br />
JF ” Evangelisch.“<br />
Die meisten Menschen, die gefragt werden, welche ihre schlimmsten Erlebnisse<br />
im Leben waren, haben darauf relativ promt eine Antwort parat. Herr Frege<br />
wird ernst und erzählt davon, wie sein Sohn beim Surfen in den Wellen verschwand.<br />
JF ” Da schickte ich ganz viele Stoßgebete gen Himmel.“<br />
Aber was war denn sein schönster Augenblick? Darauf eine eindeutige Antwort<br />
zu finden, gestaltet sich nämlich nicht so einfach. Und so muss auch er grübeln.<br />
Den einen schönsten Moment findet er aber nicht. Er meint, das Kleben an der<br />
Vergangenheit raube alle Energien nach vorn und ‘schöne Momente’ würden<br />
hoffentlich noch auf ihn zukommen. Zwar sind Momente der Angst durchaus<br />
präsent, aber er empfindet das Leben an sich sei ‘positiv lebenswert‘.<br />
Wir bestellen eine zweite Runde Milchkaffee und bekommen erneut zwei Mini-<br />
Kokosberge dazu.<br />
A ” Was ist denn ihr Lieblingsbier?“<br />
6
JF ” Ich glaube ... Flensburger Pils.“<br />
A ” Vom Fass oder aus der Flasche?“<br />
JF ” Klar, am liebsten vom Fass. Aber zu Hause geht das ja leider nicht, also ist die<br />
Flasche auch ok.“<br />
A ” Gibt ja auch ein Plopp dazu.“<br />
Wir sitzen an einem Tisch ohne Aschenbecher und so bringen mich meine<br />
Entzugserscheinungen sogleich zur nächsten Frage. (Die Mini-Kokosberge sind<br />
zwar sehr lecker, aber leider werden sie den Status einer Ersatzdroge nie erreichen.)<br />
A ” Sind Sie Raucher oder NR?“<br />
JF ” NR, war ich aber nicht immer.“<br />
Beim Thema Rauchen fällt John Frege das Lehrerzimmer ein. Interessant!<br />
Er meint, dass am <strong>Kolleg</strong> das Lehrerzimmer nicht den Charakter einer ’ Burg‘hat,<br />
wie an vielen anderen Schulen. Der Kontakt zu den <strong>Kolleg</strong>iaten ist sehr offen<br />
und vertraulich und das Lehrerzimmer wird zu allen Pausen und unmöglichen<br />
Gelegenheiten ’ unterwandert‘.<br />
A ” Wollten Sie eigentlich schon immer Lehrer werden?“<br />
JF ” Aufgrund einer schweren Augenkrankheit in der Jugend eigentlich ganz lange<br />
Augenarzt.“<br />
Eine reiche Sponsorin finden und als Begleiter und Unterhalter fungieren, hätte<br />
er aber auch nett gefunden.<br />
A ” Spielen Sie ein Instrument?“<br />
JF ” Nein.“ (Ich vernehme ein leichtes Bedauern in der Stimme.) ” Aber ich habe<br />
mal Blockflöte gelernt.“<br />
So ist das Musizieren von den sechs Geschwistern Freges anderen vorbehalten<br />
geblieben. Sucht man im Wikipedia nach Campino, so kann man im entsprechenden<br />
Artikel nachlesen, dass dieser von einem seiner Brüder tatkräftig<br />
gefördert worden ist.<br />
A ” Ist da von Ihnen die Rede?“<br />
JF ” Ja. Ich habe zu all meinen Geschwistern ein sehr gutes Verhältnis. Aber wie in<br />
der Schule auch, wurde er immer bockiger, um meine Weisheiten zu akzeptieren.<br />
Ich bin es doch, der weiß wo und wie... !“<br />
Und da gesteht John Frege, er besäße schon eine ’ Tendenz zum Predigen‘.<br />
A ” Hm... Und was haben Sie in Zukunft noch vor?“<br />
JF ” Die Frage ist ja nicht mehr ’ Wo geht’s lang?‘. Vielmehr lautet sie ’ Wo geht’s<br />
noch lang?‘.“<br />
Einige von John Freges Leidenschaften sind ja allgemein bekannt. Da wäre zum<br />
einen der Fußball (in allen Ausprägungen - vom Fußball des weiblichen Geschlechts<br />
vielleicht mal abgesehen). Und dann wäre da noch die Verehrung<br />
und Verteidigung der Queen (zumindest verbal). Über alle, die anders darüber<br />
7
denken ist Mr. Frege NOT AMUSED! Das Eishockeyspielen ist eine weitere Leidenschaft,<br />
der er seit 1973 mit vielen Gleichgesinnten frönt. Nun von ehemals<br />
fünfzehn sind heute noch neun dabei und teilen mit John Frege eine Zukunftsvision<br />
... Ein Rock’n’Roll-Museum. Und der sieht sich schon durch die Gänge<br />
schleichen und mit einem Tee in der Hand Führungen geben .<br />
Wir schlürfen unseren Milchkaffee aus. Es war ein nettes Gespräch. Findet John<br />
Frege auch.<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
Lutz Löwe - Wir müssen den Schäuble loswerden!<br />
von Andreas Sprdlik<br />
Lutz Löwe hat wieder unter Lebensgefahr einen Bericht dem VECTOR zuspielen<br />
können. Dieses Mal entkam er - dank seiner fundierten Ausbildung<br />
beim MfS - Schäubles Schergen nur sehr knapp. Hier ist nun das äußerst<br />
informative Dokument:<br />
In der letzten Woche machte das<br />
Kabinett einen Ausflug in Frau Merkels<br />
Heimat. Die Kanzlerin hatte eingeladen,<br />
um ihren <strong>Kolleg</strong>en mal zu zeigen,<br />
wie schön der Osten sein kann.<br />
So fuhren also die Politiker schlecht<br />
gelaunt mit einem gecharterten Bus in<br />
die Uckermark, die irgendwo im Osten<br />
bei Polen liegen sollte. Erst als Frau<br />
Merkel fröhliche und lebensbejahende<br />
Kirchenlieder anstimmte und Herr<br />
Müntefering kleine Schnapsfläschchen<br />
verteilte, hellte sich die Stimmung auf.<br />
Herr Schäuble konnte diesmal nicht<br />
mitfahren, da er in seinem Haus nach<br />
einer vermutlich von linksextremen<br />
islamistischen Terroristen versteckten<br />
Bombe suchte, wie er besorgt mitteilen<br />
ließ.<br />
8<br />
Frau von der Leyen hatte wie immer<br />
ihre Kinder dabei, die nach einem kurzen<br />
Nicken der Mutter leise mitsummen<br />
durften. Alle lobten das schöne<br />
Land mit den tollen Feldern. Herr Glos<br />
kritisierte die Flachheit der Landschaft<br />
und versuchte eine Analogie auf die<br />
Geisteskraft der Anwohner. Frau Merkel<br />
konnte ihn aber mit einem eindringlichen<br />
Blick zum Schweigen bringen.<br />
Herr Seehofer wunderte sich über<br />
die geringe Anzahl der Menschen, die<br />
auch noch so gesund seien und scherzte,<br />
dass es hier wohl aufgrund der fehlenden<br />
Arbeit keine Arbeitsunfälle geben<br />
würde.<br />
Bei einer Pinkelpause am Marktplatz<br />
in Templin ließ er sich dann von einem<br />
jungen Mann mit Bierflasche das
Konzept der “national befreiten Zonen”<br />
erklären und war überrascht über<br />
die geringe Ausländerkriminalität in<br />
diesen Zonen. Wieder im Bus stritten<br />
sich Herr Steinmeier und Herr Glos<br />
über die EU-Mitgliedschaft Bayerns.<br />
Herrn Glos wollte einfach nicht einleuchten,<br />
dass Bayern zwar auch in<br />
der EU sei, aber kein EU-Mitglied wie<br />
etwa Rumänien und Bulgarien. Wenn<br />
man in der EU sei, sei man auch Mitglied<br />
und könne auch austreten, sagte<br />
Herr Glos bestimmt. Herr Steinmeier<br />
lenkte daraufhin geschickt das Thema<br />
um und schlug das lustige Hauptstadtspiel<br />
vor: Jemand nennt ein Land und<br />
alle anderen müssen dann die Hauptstadt<br />
erraten.<br />
Leider hatte nur Herr Glos Lust<br />
zum Raten. Die anderen Kabinettsmitglieder<br />
wussten, dass sie gegen<br />
Herrn Steinmeier keine Chance haben<br />
würden und lehnten ab. Gleich die erste<br />
Runde endete in einem lautstarken<br />
Disput, da Herr Glos der Meinung war,<br />
die Mongolei habe gar keine Hauptstadt.<br />
Er hätte schließlich einmal in<br />
einer Fernsehdokumentation gesehen,<br />
dass die alle nur in Zelten wohnten,<br />
die dort aber nicht Zelte hießen, sondern<br />
anders. Herr Steinmeier schwor<br />
aber Stein und Meier, dass er sogar<br />
schon einmal aus Versehen da gewesen<br />
sei. Den Namen der Hauptstadt<br />
wüsse er nicht mehr so genau, aber es<br />
wäre irgendwas mit Bata oder so gewesen,<br />
erklärte er dem Bayern. Dieser<br />
drohte daraufhin dem Kontrahenten<br />
Prügel an, weil dieser Begriff in<br />
Bayern wohl eine tödliche Beleidigung<br />
ist. Schließlich griff Frau Merkel ein<br />
und setzte die beiden auseinander.<br />
So gestresst kamen dann die Politiker<br />
am Haus von Frau Merkel an. Alle<br />
würgten sich die hausgemachte Soljanka<br />
mit warmen Spreewaldgurken<br />
herunter. Nur die Kinder von Frau von<br />
der Leyen konnten sich nicht beherrschen<br />
und übergaben sich am Tisch,<br />
woraufhin die liebevolle Mutter alle<br />
Kinder leise aber bestimmt in den Keller<br />
schickte und mit der Einweisung<br />
in ein staatliches Kinderheim drohte,<br />
sollten sie ihre Teller dort nicht aufessen.<br />
Auch eine liebevolle Kindeserziehung<br />
komme nicht ohne die nötige<br />
Härte aus, erklärte sie den erstaunten<br />
Ministerkollegen.<br />
Nach dem Essen kam Frau Merkel<br />
gleich zur Sache und stellte fest, dass<br />
Herr Schäuble weg müsse. Alle pflichteten<br />
der Kanzlerin bei. Schließlich<br />
hat Schäuble auch langsam den Bogen<br />
überspannt. ” Paranoia-Wolfi“ nennen<br />
ihn die <strong>Kolleg</strong>en insgeheim, weil<br />
er ständig von Mitgliedern der GSG-<br />
9 umgeben ist und sich selbst als<br />
gefährdetste Person der westlichen<br />
Welt sieht. Alle Minister hatten schon<br />
eine oder mehrere Hausdurchsuchungen<br />
über sich ergehen lassen müssen.<br />
Geruchs- und Sekretproben von jedem<br />
Minister und ihren Angehörigen hat<br />
Schäuble anfordern lassen, die jetzt in<br />
einem geheimen Archiv lagern.<br />
Alle waren sich einig, dass das Verschwinden<br />
Schäubles wie ein Unfall<br />
aussehen müsse. Herr Steinmeier forderte,<br />
dass es diesmal nicht der Verfassungsschutz<br />
durchführen solle, da<br />
9
dieser schon letztes Mal bei Schäuble<br />
versagt habe. Herr Tiefensee bot an,<br />
mit Herrn Koch zu reden, weil der<br />
doch Leute kennen würde, die einen<br />
solchen Auftrag diskret und zielsicher<br />
ausführen würden.<br />
Frau Merkel erzählte dann den Ministern<br />
von ihrem letzten Russland-<br />
Besuch, bei dem Putin ihr die Sache<br />
mit dem Polonium erklärt hatte<br />
und sie daraufhin auf die Idee gekommen<br />
war, Schäuble zu beseitigen.<br />
Da Frau Merkel ja mal Wissenschaftlerin<br />
war, wusste sie sofort um die<br />
Möglichkeiten von Polonium. Die Minister<br />
waren begeistert und beschlossen<br />
sofort einstimmig, dass man es mit<br />
dem Polo-Zeug machen müsse. Frau<br />
Merkels sichere Russisch-Kenntnisse<br />
ermöglichten es ihr, sofort die russische<br />
Bestellhotline anzurufen und ein<br />
paar Gramm zu ordern. Alle fühlten,<br />
wie sich Deutschland langsam in eine<br />
Großmacht verwandeln würde. Von<br />
den Russen lernen, hieße siegen lernen,<br />
erläuterte Frau Merkel den Ministern.<br />
Dies habe sie seit ihrer traurigen<br />
Pfarrerskindkindheit verinnerlicht.<br />
Dieses Teufelszeug soll nun den Freunden<br />
von Herrn Koch zugespielt werden,<br />
die es dann Herrn Schäuble verabreichen<br />
würden. Alle Anwesenden<br />
waren erleichtert, dass es Schäuble getroffen<br />
hatte und nicht sie selbst, weil<br />
Lutz Löwe, Bundeskanzleramt, Mai 2007<br />
10<br />
der Gedanke an Herrn Koch, den alle<br />
ehrfurchtsvoll Don Narbengesicht nennen,<br />
und seine Methoden bei allen ein<br />
ungutes Gefühl hinterlassen hatte.<br />
Frau Merkel spendierte aus diesem<br />
freudigen Anlass noch einige Liter<br />
selbst gebrannten Stachelbeerschnaps<br />
und verteilte überlagerte Erdnussflips<br />
aus Kirchenspenden.<br />
Zur allgemeinen Erheiterung zeigte<br />
Herr Seehofer anzügliche Fotos der<br />
CSU-Prominenz bei einer Sitzung in<br />
einem oberfränkischen Bordell. Herr<br />
Glos bestand allerdings darauf, vorher<br />
einige Fotos auszusortieren, die er als<br />
langweilig bezeichnete.<br />
So verlief der Abend glücklich und<br />
friedlich. Als die Sonne unterging, saßen<br />
die Minister auf der Terasse von<br />
Frau Merkels Haus und hörten den<br />
Fröschen beim Quaken und den Grillen<br />
beim Zirpen zu. Spät in der Nacht<br />
verstummten die Gespräche langsam<br />
und die Minister konnten die durch<br />
das romantische Dunkel gellenden Rufe<br />
und Gesänge der national gesinnten<br />
Jugendlichen aus der Umgebung<br />
hören.<br />
Noch lange saßen die Minister verträumt<br />
auf der Terasse und lauschten<br />
in die Nacht, während Herr Seehofer<br />
erfolglos versuchte, eine Kamera in<br />
Frau Merkels Badezimmer zu installieren.
Fotomontage: Vincent Kressin<br />
11
Der Fortschrittsroman Teil 2<br />
von Heike Tesch<br />
Das Phantom von <strong>Schöneberg</strong> - Was bisher geschah<br />
Der Großvater des Protagonisten verstirbt und murmelt auf dem Sterbebett seltsame<br />
letzte Worte, die von den Anwesenden jedoch nicht richtig verstanden<br />
werden.<br />
Beruflich in einer Sackgasse, erinnert sich der Enkel Jahre später an den Toten<br />
und an das harte Leben, welches dieser als einfacher Arbeiter führen musste.<br />
In seinem Entschluss, das Abitur nachzuholen, verschlägt es ihn in das <strong>Kolleg</strong><br />
<strong>Schöneberg</strong>, wo er auf Elsa trifft, eine unermüdliche Kämpferin für das Gute.<br />
Diese empfindet Mitleid mit dem beständig von Schülerhand verunstaltetem<br />
Skelett des Biologieunterrichts und fühlt sich berufen, den oder die Täter ausfindig<br />
zu machen.<br />
In der Hoffnung, den Übeltäter auf frischer Tat zu ertappen, legen sie sich gemeinsam<br />
hinter den Gardinen des Biologieraumes auf die Lauer. Und tatsächlich,<br />
nach Stunden erscheint eine ihnen unbekannte Gestalt, die sich als Manni, das<br />
Phantom des <strong>Kolleg</strong>s vorstellt. Dieser haust, seitdem er vor über dreißig Jahren<br />
durch die Abiturprüfungen gefallen ist, irgendwo in den Kellergewölben, ohne<br />
das Gemäuer seither auch nur ein einziges Mal verlassen zu haben.<br />
Das Skelett ist Mannis einziger Gefährte, mit dem er sich die Zeit vertreibt und<br />
dessen Gesellschaft er allabendlich sucht. Von der Harmlosigkeit des Phantoms<br />
überzeugt, geben beide das Versprechen ab, mit niemanden über dessen Existenz<br />
zu sprechen und begeben sich auf den Nachhauseweg.<br />
Als sie am nächsten Tag den Biologieraum betreten, bietet sich ihnen ein Bild<br />
des Grauens. Ohne auf das Szenarium näher einzugehen, endete an dieser Stelle<br />
der Fortschrittsroman.<br />
Nur mühsam fanden wir, die wir das<br />
Unfassbare gesehen hatten, wieder in<br />
den Schulalltag zurück. Nichts war<br />
mehr so, wie es einmal war. Eine<br />
nicht zu benennende Unruhe und Anspannung<br />
durchzog die Korridore und<br />
machte auch vor den Klassenzimmern<br />
nicht halt. Und dennoch herrschte einvernehmliches<br />
Schweigen über das<br />
Vorgefallene, nicht zuletzt deshalb,<br />
weil dies den Beteiligten von oberster<br />
Instanz auferlegt worden war, jedenfalls<br />
so lange, bis die Sache abschließend<br />
geklärt sein würde. Und<br />
so lag unausgesprochen ein schwarzer<br />
Schatten über den Mauern des<br />
<strong>Schöneberg</strong>er <strong>Kolleg</strong>s.<br />
Der an uns herangetragenen Bitte, so<br />
13
zu tun, als hätte es jene verhängnisvollen<br />
Stunden nie gegeben, kamen<br />
die meisten dankbar nach, denn das<br />
Gesehene war von so grausamer Gestalt,<br />
dass sie sich nur allzu gerne in<br />
die Verdrängung flüchteten.<br />
Einzig und allein das Skelett war<br />
stummer Zeuge jener Nacht, aber wie<br />
nicht anders zu erwarten, blieb es<br />
auch in dieser Angelegenheit neutral<br />
und war nur zu tun bereit, was andere<br />
ihm abverlangten. Und so musste<br />
es gerade in den darauf folgenden<br />
Wochen noch weitaus häufiger als<br />
sonst in bizarren Haltungen und in<br />
kläglichen Verkleidungen ausharren,<br />
um dadurch wenigstens einen Hauch<br />
von Normalität und Unbekümmertheit<br />
vorzutäuschen. Dass es dabei jedoch<br />
mehr als sonst höhnisch durch<br />
die Zahnlücke zu grinsen schien, versuchten<br />
wir zu ignorieren und als Einbildung<br />
abzutun.<br />
So sehr wir uns aber auch bemühten,<br />
unser geregeltes Leben wieder aufzunehmen,<br />
es gelang uns nicht. Spätestens<br />
im Biologieunterricht holten uns<br />
die düsteren Gedanken wieder ein.<br />
Das lag nicht zuletzt daran, dass dieser<br />
Raum nach jenen verhängnisvollen<br />
Vorkommnissen neu gestrichen werden<br />
musste. So erstrahlte er jetzt in<br />
fachmännisch aufgetragenem Weiß.<br />
Die Instandsetzung hatte eine Firma<br />
übernommen, denn man konnte den<br />
Schülern, die eine Renovierung unter<br />
der Zusage irgendwelcher Naturalien<br />
in flüssiger oder fester Form manchmal<br />
in Eigenregie übernahmen, derartiges<br />
nicht abverlangen. Daher hob<br />
14<br />
sich dieser Raum schon rein äußerlich<br />
von allen anderen Räumen ab, die entweder<br />
schon seit nahezu einem halben<br />
Jahrhundert das selbe grün-braune<br />
Kleid trugen oder aber von Schülerhand<br />
so lange massakriert worden<br />
waren, dass wohl jeder Farbtherapeut<br />
oder Feng-Shui-Berater sofort das Weite<br />
gesucht hätte.<br />
Üblicherweise verstummten schon<br />
beim Betreten die Gespräche und eine<br />
allgemeine Beklemmung breitete sich<br />
aus - fröhliches Gelächter hatte es an<br />
diesem Ort schon lange nicht mehr gegeben.<br />
Immer häufiger traten wir nach dem<br />
Unterricht ganz selbstverständlich und<br />
ohne, dass es einer Absprache bedurft<br />
hätte, auf dem Schulhof im Kreise zusammen<br />
und versuchten, in den Augen<br />
der anderen zu lesen, ob sich dort<br />
die gleichen Ängste und Zweifel abzeichneten,<br />
die man selbst empfand.<br />
Wer, wenn nicht wir, vermochte es,<br />
Licht in das Dunkel zu bringen und<br />
die Tat zu rächen?<br />
Und wieder war es Elsa, die das<br />
Schweigen als Erste brach. Als sie das<br />
Wort erhob, bedauerte ich es zutiefst,<br />
ihr gegenüber zu stehen, denn wie erwartet,<br />
wandte sie sich mit dem, was<br />
sie zu sagen hatte, direkt an mich:<br />
” Wir müss’n wat machen“. Unweigerlich<br />
fielen mir die unsäglichen Stunden<br />
ein, die ich mit ihr schon heimlich<br />
hinter den Gardinen verbracht hatte<br />
und obwohl ich mich dieser Gedanken<br />
zu erwehren versuchte, ertappte<br />
ich mich dabei, wie ich geneigt war,<br />
ihr die alleinige Schuld an allem zu
geben. War nicht sie es, die uns erst<br />
in diese missliche Situation gebracht<br />
hatte? Hatte nicht alles Übel erst mit<br />
ihren Versuchen, die Würde des Skelettes<br />
wieder herzustellen, einen Anfang<br />
genommen?<br />
Der Instinkt, zu fliehen war da und<br />
wären meine bisher angehäuften Fehlzeiten<br />
noch in irgendeiner Form tragbar<br />
gewesen, hätte mich die nächste<br />
U-Bahn sicher in die heimatliche Geborgenheit<br />
befördert. So aber blieb<br />
mir der Weg in die Flucht versperrt<br />
und ich musste mich dem stellen, was<br />
nun kommen sollte.<br />
Vielleicht ließ die bisherige Anwesenheit<br />
und Teilnahme am Schulgeschehen<br />
den anderen Zuhörern unserer<br />
Runde mehr Raum zur Individualität,<br />
vielleicht siegte der Selbsterhaltungstrieb<br />
über das Pflichtbewusstsein –<br />
nach Sekunden war der Platz, auf dem<br />
wir gestanden hatten, leer und lediglich<br />
Elsa und ich fanden uns etwas<br />
verloren wieder.<br />
Elsa wäre nicht Elsa, wenn sie nicht<br />
schon einen einigermaßen stichhaltigen<br />
Plan gehabt hätte, in den sie<br />
mich nun einweihte. ” Wir müss’n Manni<br />
find’n. Nur er kann uns saren, wat<br />
sich jenau zujetraren hat. Wenn’t jemand<br />
wiss’n kann, denn Manni.“Ihre<br />
Worte waren einleuchtend, trotzdem<br />
oder gerade deswegen erschauderte<br />
ich bei dem Gedanken, mich noch einmal<br />
in dieser Schule einschließen zu<br />
lassen, dieses Mal, um einem Phantom<br />
hinterher zu jagen, von dessen Friedfertigkeit<br />
ich nicht mehr überzeugt<br />
war.<br />
Auch ihre weiteren Ausführungen waren<br />
nicht dazu geeignet, meine Nerven<br />
zu beruhigen: Wir ham noch zwee<br />
”<br />
Tare Zeit, um uns zu übalejen, wie wa<br />
jenau vorjeen woll’n.“<br />
” Zwei Tage? In zwei Tagen ist Frei...“,<br />
wollte ich einwerfen, als ich schon ihre<br />
Erklärung vernahm: Dit Woch’nende<br />
”<br />
bietet sich an, wir müss’n uns nur Freitach<br />
vor’m Hausmeesta vasteck’n und<br />
wenn wa’t tatsächlich schaff’n, unentdeckt<br />
zu blei’m, ham wa bis Montach<br />
Zeit, Klasse, wa?“<br />
Mein Enthusiasmus hielt sich in Grenzen.<br />
Begeisterung hätten in diesem<br />
Moment ganz andere, zugegebener<br />
Maßen profanere Dinge bei mir ausgelöst,<br />
wie etwa Unterrichtsausfall<br />
oder jemanden zu finden, bei dem<br />
ich auf die Schnelle noch die Hausaufgaben<br />
abschreiben konnte. Aber<br />
von solchen selbstsüchtigen Gedanken<br />
durfte ich mich nun wohl nicht leiten<br />
lassen.<br />
Das erlösende Klingeln zur nächsten<br />
Stunde schuf mir zumindest für die<br />
kommenden neunzig Minuten den<br />
nötigen Freiraum, um alles in Ruhe<br />
zu überdenken. Während ich darum<br />
bemüht war, den Anschein zu erwecken,<br />
interessiert dem Unterricht zu<br />
folgen, ohne mich dabei von meinen<br />
Tagträumen ablenken zu lassen, schlichen<br />
sich meine Gedanken wie so oft<br />
in letzter Zeit zu meinem Großvater.<br />
Ich war mir sicher, würde er noch leben,<br />
er hätte mit der Situation umzugehen<br />
gewusst. Doch so sehr ich<br />
auch grübelte und nach einem Ausweg<br />
suchte, die rettende Idee blieb<br />
15
aus.<br />
Zumindest für den heutigen Tag schien<br />
das Schicksal gnädig zu mir zu sein.<br />
Der Lehrer entließ uns einige Minuten<br />
früher in die ersehnte Freiheit und dieser<br />
zeitliche Vorsprung ermöglichte es<br />
mir, unbemerkt von Elsa durch das Tor<br />
zu eilen und so einer weiteren Diskussion<br />
mit ihr zu entkommen.<br />
Auf dem Weg nach draußen war es<br />
mir sogar noch möglich, einen Blick<br />
auf den verheißungsvollen Vetretungsplan<br />
zu werfen, doch selbst dieser bot,<br />
seitdem man ihn hinter Glas verbannt<br />
hatte, ungeachtet der dort aufgelisteten<br />
fehlenden Lehrer, ein Bild des<br />
Elends. Unzählige Male hatten wir mit<br />
gezückten Stiften davor gestanden um<br />
uns dort Freiheit zu schaffen, wo die<br />
graue Eintönigkeit etwas anderes für<br />
uns vorgesehen hatte. Dennoch hatten<br />
wir uns letztendlich jedesmal im<br />
entscheidenden Augenblick eines besseren<br />
besonnen, wohl wissend, dass<br />
sich ein noch besserer Zeitpunkt finden<br />
ließe für unser Vorhaben. Ganz<br />
unerwartet und ohne Vorankündigung<br />
hatte das Glas unsere Pläne durchkreuzt<br />
und uns den finalen Dolchstoß<br />
versetzt.<br />
Auf der Straße traf ich auf Felix, den<br />
ich schon seit dem ersten Tag am <strong>Kolleg</strong><br />
kannte, wie er, an ein Bushaltestellenschild<br />
gelehnt, gerade wieder<br />
über einer Geschäftsidee brütete, wie<br />
er sein karges täglich Brot aufbessern<br />
konnte. Dabei war er ganz von einem<br />
neuerlichen Einfall beseelt und nur<br />
unter dem Versprechen, ihm nicht in<br />
die Quere zu kommen, ließ er mich<br />
16<br />
an seinem Entschluss teilhaben, ein<br />
Survivaltraining für den Vorkurs anzubieten.<br />
Der Ansatz war unverkennbar<br />
gut, schließlich musste ich eingestehen,<br />
dass es eine geraume Zeit dauern<br />
konnte, bis man alle Tricks und Kniffe<br />
so beherrschte, dass sie einen sicher<br />
durch den Schulalltag führten. Allerdings<br />
wagte ich zu bezweifeln, dass<br />
ihm dieser Wissensvorsprung wirklich<br />
ein besseres Leben ermöglichen könnte.<br />
Ich ließ ihn alleine zurück und als<br />
ich mich noch einmal umdrehte, um<br />
ihm noch eine Aufmunterung zuzurufen,<br />
sah ich ihn schon wieder ganz<br />
in sich selbst versunken, aber mit entschlossenem<br />
Blick in seiner Ecke kauern.<br />
Während der Heimfahrt gelang es mir,<br />
mich abzulenken, doch kaum, dass<br />
ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen<br />
hatte, begannen meine Gedanken<br />
schon wieder Karussell zu fahren.<br />
Zerstreuung tat Not und für einen<br />
Bruchteil von Sekunden erwischte ich<br />
mich bei dem Gedanken, diese in der<br />
Erledigung meiner Hausaufgaben zu<br />
suchen. Da dies das erste Mal seit<br />
Beginn meiner glorreichen Schullaufbahn<br />
gewesen wäre, wurde ich mir<br />
mit Bestürzung des wahren Ausmaßes<br />
meiner Verzweiflung bewusst.<br />
Den restlichen Tag verbrachte ich in<br />
angespannter und nervöser Verfassung<br />
und erst als die Uhr schon weit nach<br />
Mitternacht zeigte, stellte sich die ersehnte<br />
Müdigkeit ein und ich begab<br />
mich erleichtert zur Nachtruhe.<br />
Doch auch in meinen Träumen tauchte<br />
seit dem Erlebten immer wieder mein
Großvater auf und als ich aus einem<br />
unruhigen Schlaf erwachte, wusste<br />
ich plötzlich, was seine letzten Worte<br />
gewesen waren. Die restliche Nacht<br />
verbrachte ich bei angeschaltetem<br />
Licht und zusammengekauert in einer<br />
Ecke des Bettes. Nicht die Präsenz<br />
meines Großvaters warf mein inneres<br />
Gleichgewicht dermaßen durcheinander,<br />
vielmehr war es das Wissen um<br />
die Bedeutung dieser geheimnisvollen<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
Denn sie wissen nicht, was wir tun...<br />
von Maria Marten<br />
letzten Worte. Schweißgebadet und<br />
unfähig, mich zu bewegen, erinnerte<br />
ich mich schaudernd daran, was er<br />
vor wenigen Minuten ausdrücklich für<br />
mich im Traum noch einmal wiederholt<br />
hatte: ” ...“.<br />
FORTSETZUNG FOLGT!<br />
Die Handlungen und Personen sind frei<br />
erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden<br />
Personen wären rein zufällig.<br />
Uns Cafétenmitgliedern ist schon sehr oft aufgefallen, dass ihr eigentlich<br />
gar nicht so wirklich wisst, worin die Cafétenarbeit besteht, für wen wir arbeiten<br />
und was wir alles sonst noch tun. Um dieses Dickicht der Gerüchte<br />
und Fragen endlich zu lichten, kommt hier das, was ihr schon immer wissen<br />
solltet.<br />
Aus wie vielen Leuten besteht das Cafétenteam?<br />
Das Cafétenteam besteht insgesamt<br />
aus elf Mitgliedern: Zehn Verkäufer,<br />
von denen zwei die Buchhaltung und<br />
Verwaltung übernehmen, und einem<br />
Einkäufer.<br />
Es gibt einen festen Dienstplan, der<br />
immer in der ersten Semesterwoche<br />
aufgestellt wird. Somit kann sich jeder<br />
(soweit es geht) seinen Lieblings-<br />
Dienst-Tag aussuchen, der nicht zu<br />
sehr schulische Probleme verursacht.<br />
An einem Dienst-Tag arbeiten zwei<br />
Mitglieder. Der Einkäufer versorgt uns<br />
mit den ” lebensnotwendigen“ Lebensmitteln,<br />
damit wir morgens alles vorbereiten<br />
können, bevor der Schultag<br />
losgeht.<br />
17
Wie sieht ein typischer Dienst-Tag aus?<br />
Da einige von uns etwas weiter entfernt<br />
wohnen und teilweise eine Stunde<br />
zur Schule brauchen, stehen diese<br />
” Armen“ gegen 5 Uhr auf und verlassen<br />
gegen 6 Uhr das Haus. Bevor der<br />
Arbeitstag beginnt, werden noch die<br />
Brötchen eingekauft. Beide Diensthabenden<br />
sprechen sich vorher ab, wer<br />
welche Brötchen und die süßen Teilchen<br />
besorgt. Zwischen 7 und 7:30<br />
Uhr kommen dann beide in der Caféte<br />
an, wobei es jedem selbst überlassen<br />
ist, wann er anfängt. Hauptsache<br />
ist, dass alles pünktlich fertig ist.<br />
Dann geht es los mit den Vorbereitungen:<br />
Der Kaffee wird aufgesetzt;<br />
die süßen Teilchen werden dekorativ<br />
auf dem Tresen platziert, wo bald<br />
auch die halben belegten Brötchen<br />
oder Brote zum Verzehr bereit liegen.<br />
Das Gemüse wird gewaschen und geschnitten,<br />
die Brötchen werden halbiert,<br />
mit Butter beschmiert und dann<br />
mit Gemüse, Käse oder Wurst belegt.<br />
Nach einigen weiteren Kleinigkeiten<br />
ist dann alles fertig und die ersten<br />
Schüler waren auch schon da, um<br />
sich den obligatorischen Kaffee zu holen.<br />
In den Pausen besteht die Arbeit<br />
dann meistens aus dem Verkauf, dem<br />
Nachfüllen von Kaffee, Milch und Zucker<br />
und dem Abwaschen der Tassen.<br />
Wenn der Schultag vorbei ist, meistens<br />
um 14 Uhr, wird die Tagesabrechnung<br />
gemacht, abgewaschen, aufgeräumt,<br />
geputzt und auch sonst alles<br />
wieder in Ordnung gebracht.<br />
Apropos Abrechnungen: Wo geht unser Geld hin?<br />
Von dem eingenommenen Geld werden<br />
erst einmal die beiden Verkäufer<br />
bezahlt, das sind für jeden 31 C pro<br />
Tag bzw. Schicht. Danach bekommen<br />
beide ihr Brötchengeld wieder, denn<br />
jeder kauft die Brötchen morgens von<br />
seinem eigenen Geld. Von dem Restgeld<br />
wird der Einkauf bezahlt, außerdem<br />
erhalten auch der Einkäufer<br />
und die Buchhaltung ihr Gehalt. Das<br />
Geld, was übrig bleibt, geht in den<br />
Topf des Fördervereins. Das heißt also:<br />
Die Caféte arbeitet für den Förder-<br />
18<br />
verein und ist somit vorder- und hintergründig<br />
eine Einrichtung für die<br />
Schüler, denn der Förderverein finanziert<br />
zum einen die verschiedenen<br />
Kursfahrten mit und kann den<br />
Schülern bei finanziellen Nöten zur<br />
Seite stehen.<br />
Aber auch der Caféte kann es schlecht<br />
gehen, so zum Beispiel im Dezember<br />
und Januar, als es nur zwei Jahrgänge<br />
an unserer Schule gab. In dieser Zeit<br />
haben wir alle für ein halbes Gehalt<br />
gearbeitet - für 15,50 C.
Wo kommen die Nachfolger her?<br />
In den Vorbereitungswochen für das<br />
Sommerfest (kurz vor Beginn der<br />
Sommerferien) werden die in Frage<br />
kommenden Klassen, dieses Jahr<br />
der Vorkurs, informiert, dass wir<br />
im November neue Mitglieder brauchen,<br />
weil das 4.Kurssemester Abitur<br />
schreibt und danach die Schule<br />
verlässt. Die <strong>Kolleg</strong>iaten, die in<br />
der Caféte arbeiten wollen, geben uns<br />
dann Bescheid und werden von uns informiert,<br />
wie und wann sie auf dem<br />
Sommerfest zur Probe arbeiten. Eventuell<br />
gibt es noch ein Probearbeiten<br />
auf der Abifeier, wenn wir noch nicht<br />
genügend Nachfolger zusammen haben.<br />
Bei welchen Schulveranstaltungen seid ihr immer mit von der<br />
Partie?<br />
Wir sind bei allen Veranstaltungen involviert:<br />
dem Sommerfest, der Abifeier<br />
oder auch bei Theatervorstellungen.<br />
Wir sorgen an diesen Abenden manchmal<br />
allein und manchmal auch in Zusammenarbeit<br />
mit den Lehrern oder<br />
dem Förderverein für die alkoholfreien<br />
und alkoholhaltigen Getränke.<br />
Zu den Zeiten, an denen es bei uns an<br />
Was habt ihr sonst noch zu tun?<br />
Einmal im Monat finden Cafétensitzungen<br />
statt, in denen anfallende Probleme<br />
besprochen und Entscheidungen<br />
getroffen werden. Wir treffen uns<br />
auch in den Ferien, um die Caféte und<br />
das Lager einem Grundputz zu unterziehen.<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
der Schule die Vorkurse gibt, übernehmen<br />
wir außerdem auch Abenddienste.<br />
Ein Vorkursdienst geht von etwa 16<br />
Uhr bis 20 Uhr und wird von einem<br />
Mitglied allein gemacht. So wissen die<br />
Vorkurse, dass es uns gibt und sie auch<br />
bei uns Getränke, Brötchen, Sandwiches<br />
etc. bekommen.<br />
Übrigens: Potentielle Nachfolger dürfen<br />
sich auch gern jetzt schon bei<br />
uns melden. Kommt einfach in die<br />
Caféte, hinterlasst euren Namen und<br />
eure Klasse und wir melden uns dann<br />
bei euch.<br />
19
Was macht eigentlich Manuela Wenzel?<br />
Manuela Wenzel hat im Jahre 2003 ihr Abitur am<br />
<strong>Schöneberg</strong>-<strong>Kolleg</strong> gemacht und studiert derzeit Jura<br />
im 7. Semester. Das Interview mit ihr führte Andreas<br />
Sprdlik via ICQ am 10. Juni.<br />
Sag mal kurz was zu deinen persönlichen Daten:<br />
Geburtsort, -datum etc.!<br />
Ich bin im Juli 1970 in Berlin geboren, jetzt also<br />
fast 37 Jahre alt.<br />
Was hast du vor dem <strong>Kolleg</strong> gemacht?<br />
Ich habe 1987 eine Ausbildung zur Rechtsanwalts- und Notargehilfin begonnen.<br />
Die Prüfung zwar nicht bestanden (dazu war ich wohl zu selten in der<br />
Berufsschule), aber dennoch in dem Beruf gearbeitet. Zuletzt war ich bei der<br />
Investitionsbank Berlin in der Rechtsabteilung tätig. Das war eigentlich ein guter<br />
Job: gut bezahlt, Gleitzeit und 6 Wochen Urlaub im Jahr.<br />
Und wieso dann Abitur auf dem zweiten Bildungsweg?<br />
Ich bin 30 geworden und mich beschlich das Gefühl, dass ich jetzt genau noch<br />
bis zur Rente - also die nächsten 35 Jahre – dasselbe machen sollte, wenn ich<br />
nicht nochmal das Ruder herumreiße. Und ich hatte überhaupt gar keine Ahnung,<br />
was mich wirklich so interessiert und wollte meine geistigen Möglichkeiten<br />
weiter ausreizen und mich mit Dingen auseinandersetzen, statt in meiner<br />
Tarifgruppe für die nächsten 35 Jahre vor mich hinzudümpeln.<br />
Als du am <strong>Kolleg</strong> warst, welche Leistungkurse hattest du belegt?<br />
Latein und Englisch<br />
Latein als Leistungskurs gibt es ja jetzt gar nicht mehr. Wie habt ihr den<br />
denn damals bekommen?<br />
Wir hatten Latein bei Frau Dr. Hellmuth, die ja das <strong>Schöneberg</strong>-<strong>Kolleg</strong> mittlerweile<br />
verlassen hat. Wir waren recht viele, die im Vorkurs Latein belegt hatten<br />
und als Leistungskurs weitermachen wollten. Wir haben dann solange rumgenörgelt<br />
und Unterschriften gesammelt, bis der Kurs zustande kam.<br />
An welche LehrerInnen erinnerst du dich noch gerne?<br />
Besonders gern erinnere ich mich an Frau Jahn-Jaesrich und an Frau Görgen.<br />
Obwohl ich mich zuvor nie für Geschichte interessiert habe, weckte Frau Jahn-<br />
20
Jaesrich bei mir ein Interesse dafür. Ich war immer fasziniert, wie sie über die<br />
großen Zusammenhänge der Welt so plaudern konnte.<br />
Philosophie bei Frau Görgen fand ich auch toll, auch wenn ich später kläglich<br />
an Kant scheiterte und deswegen Philosophie nicht bis zum Abitur weitermachte<br />
(sondern zu Frau Jahn-Jaesrich überlief). Ich fand auch toll, wie sich Frau<br />
Görgen die Mühe machte, sich mit jedem unserer Beiträge auseinanderzusetzen.<br />
Ihre Klausurkorrekturen waren einfach phänomenal: sehr ehrlich und direkt,<br />
ausführlich und konstruktiv. Und PW bei Herrn Werner mochte ich gern.<br />
Das war mein bestes Fach, obwohl ich zuvor immer glaubte, mich nicht für Politik<br />
zu interessieren.<br />
Und an welche LehrerInnen erinnerst du dich nicht so gern?<br />
Ganz schlimm fand ich diesen Chemie-Physik-Lehrer, was aber auch daran liegen<br />
kann, dass ich die Fächer schon blöde finde ... Und Englisch im Vorkurs<br />
und in der E-Phase hat mich eher zurückgeworfen, als vorangebracht. Naja, ich<br />
werde mal keine Namen rumposaunen. Nicht dass ich noch der üblen Nachrede<br />
bezichtigt werde.<br />
Wolltest du von Anfang an Jura studieren - so als Weiterführung deines<br />
Berufs?<br />
Also während der Zeit am <strong>Kolleg</strong>, wollte ich mit dem ” Recht“ eigentlich nichts<br />
mehr zu tun haben. Ich wollte mich total neu orientieren. Aber am Ende musste<br />
ich dann doch feststellen, dass das ja doch zu mir gehört und es deswegen nur<br />
logisch wäre, diese Kenntnisse weiterzuführen und auszubauen.<br />
Und außerdem mochte ich doch auch in Latein die Reden von Cicero!<br />
Wo studierst du denn Jura?<br />
An der FU in Dahlem. Nach meinem Abi musste ich mich einklagen, da mein<br />
Notendurchschnitt von 2,6 nicht ausreichte.<br />
Wie kommst du denn im Jurastudium klar? Ich habe gehört, dass man da<br />
sehr fleißig sein muss, weil es soviel zu lernen gibt.<br />
Autsch, ein ganz wunder Punkt! Es ist eine unglaubliche und nicht zu bewältigende<br />
Stofffülle. Bücher über Bücher! Und bitteschön immer das aktuellste lesen!<br />
Und dann noch bitte auf dem Laufenden bei den wichtigen Entscheidungen<br />
des Bundesgerichtshofs und des Bundesverfassungsgerichts bleiben!<br />
Das vielleicht einzig Gute am Jurastudium ist, dass es strukturiert ist. Man<br />
kommt also nicht so ins Rudern, wie die Studenten, die Hauptfach und Nebenfach<br />
studieren und irgendwie alles in ihrem Stundenplan unterkriegen müssen.<br />
Am Anfang des Studiums war ich auch recht fleißig, da ich später zugelassen<br />
21
wurde und viel nachzuholen hatte. Dann ging der Druck weg und mit dem<br />
Druck leider auch die Motivation. Und nach dem dritten Semester wird’s dann<br />
für einige bitter: dann heißt es ” Tschüss“, wenn man die Hausarbeit nicht besteht.<br />
Und genauso, wenn man im 5. Semester eine Klausur nicht besteht ...<br />
Aber ich bin noch da. Und dass jetzt im 7. Semester. Ich bin eigentlich von Anfang<br />
an am Zweifeln und am Aufgebenwollen und dann geht’s irgendwie doch<br />
immer wieder weiter.<br />
Was hast du dann vor mit deinem (hoffentlich) bestandenen Studium?<br />
Eigentlich hatte ich immer Lust, später mal in einer Beratungsstelle zu arbeiten,<br />
vielleicht bei der Schuldnerberatung. Mittlerweile kann ich mir auch vorstellen,<br />
Rechtsanwältin zu werden, wobei ich dann gern selbständig wäre und nicht<br />
in irgendeiner Großkanzlei angestellt sein möchte. Da ich im Studium meinen<br />
Schwerpunktbereich in ” Strafrechtspflege und Kriminologie“ absolviere, würde<br />
ich momentan gern in der Straffälligenhilfe arbeiten. Schade, dass ich das nicht<br />
jetzt schon ehrenamtlich machen kann. Aber dazu fehlt einfach die Zeit, da ich<br />
neben dem Studium ja auch noch arbeiten muss.<br />
Wann sollte man sich sich als angehender Abiturient eigentlich ums Studium<br />
kümmern? Reicht das bis nach dem Abi oder sollte man schon vorher<br />
seine Fühler ausstrecken?<br />
Ich habe mich im 3. Kurssemester schon verrückt gemacht. Politik studieren?<br />
Oder doch lieber Kulturwissenschaften? In Berlin bleiben? In Frankfurt/Oder<br />
studieren? All das, was mir damals durch den Kopf ratterte, war, als ich mein<br />
Abi in der Hand hatte, dann doch hinfällig. Wichtig ist, sich erstmal auf die<br />
Abi-Prüfungen zu konzentrieren und sich nicht verrückt zu machen. Das machen,<br />
was gerade ansteht und nicht schon, den zweiten Schritt vor dem ersten<br />
planen. Eine Fehlentscheidung bei der Wahl des Studiums lässt sich sogar noch<br />
nach 2 Semestern beheben. Und was nützt eine rationale Entscheidung für das<br />
eine oder andere Studium. Letzten Endes muss man doch erst mal ” reintauchen“,<br />
um zu wissen, wie sich das anfühlt und ob man das so will. Empfehlen<br />
würde ich vielleicht, sich mal die eine oder andere Fachbereichsbibliothek anzuschauen,<br />
wenn sich Zeit findet. Aber das macht man ja eh’ nicht, weil man<br />
doch gerade in diesem Abi-Film ist ...<br />
Was hat dir am <strong>Kolleg</strong> am meisten gefallen und was am wenigsten?<br />
Am meisten hat mir gefallen, dass am <strong>Kolleg</strong> die unterschiedlichsten Menschen -<br />
auf Seiten der Schüler und auf Seiten der Lehrer - zusammenkamen. Irgendwie<br />
mochte ich sogar die nervigsten Leute, von denen es nicht wenige gab. Gehasst<br />
22
habe ich: Laberunterricht, Filme gucken und Frühstücken in der Schule!<br />
Genau wie ich - na so was! Haben Sie sonst noch etwas zu sagen, Fräulein<br />
Wenzel?<br />
Ja! Ich will nicht verabschiedet werden, ohne Kritik zu üben.<br />
Na los!<br />
Ich finde, das <strong>Kolleg</strong> sollte dringend ” entschult“ werden, da sonst ein Scheitern<br />
im Studium droht! Es sollte dringend das ” selbständige Erlernen“ vermittelt<br />
werden, damit man auch im Studium in der Lage ist, die notwendige Motivation<br />
aufzubringen. Denn da steht leider niemand da und fragt, wo man letzte<br />
Woche war und Rechtfertigungen, warum man mal wieder nichts gemacht hat,<br />
ziehen gar nicht und interessieren nicht. ... Ende der Kritik!<br />
Hast du noch ein Foto von dir?<br />
Wir können ja eins machen!<br />
Ein Kind?<br />
Hähähä! Fototermin in der Küche?<br />
Was ist jetzt? Küche wegen Foto?<br />
Jau<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
Hausaufgaben schon gemacht?<br />
23
Prüfungsangst – wenn dich die Angst zu scheitern packt<br />
von Vincent Kressin<br />
Du schwitzt so stark, dass die Schweißflecken, die sonst nur dein Hemd um die<br />
Achselhöhlen verdunkeln, das ganze Hemd durchtränken. Alles klebt an deinem<br />
kalt-schweißigen Körper. Deine Füße brennen wie Feuer in den Schuhen, so dass du<br />
weißt: Es wird nach Maggi-Würfel riechen, wenn ich ihnen abends Luft genehmige.<br />
Und niemand wird dir die gelbe Kruste vom Rücken kratzen wollen, die der widerspenstige<br />
Schweiß des Tages verursachte und deinen Körper verklebte. Er hat dich<br />
ganz ergriffen - der Angstschweiß. Er und nichts anderes hat dein Bettlaken nass<br />
gemacht! Böse Träume verfolgen dich im Schlaf. Du träumst von blutverschmierten<br />
Engeln, die dich mit angriffslustigen Giftschlangen bewerfen oder von traurigen<br />
Gesichtern halbverhungerter Kinder, die sich an deinem Hosenbein festhalten,<br />
während du sie kraftlos durch die Stadt hinter dir herziehst. Du träumst von meuchelnden<br />
Großmüttern im Park, die kleine Kinder mit Kettensägen erschrecken. Es<br />
sind die Träume, die dich nicht zur Ruhe kommen lassen. Doch warum sind sie da?<br />
Leidest du unter Prüfungsangst?<br />
Die FU Berlin gibt auf ihrer Website an, dass 40 % der Studierenden Prüfungsangst<br />
als ” große Belastung“ empfinden. Verursacht wird die in geringem Maße<br />
sogar Effizienz steigernde Prüfungsangst durch das Bewusstwerden, an der<br />
Prüfung scheitern zu können. Dramatisch kann es lediglich dann werden, wenn<br />
die Prüfungsangst extreme Formen annimmt. Manch einer gibt an, Monate vor<br />
der besagten Prüfung Schlafstörungen und Depressionen zu haben.<br />
Wenn du Prüfungsangst auch als große Belastung empfindest, sind hier ein paar<br />
Tipps, wie du ihr entgegenwirken kannst. Sie alle zielen darauf ab, dass du mit<br />
einem selbstsicheren Gefühl in die nächste Prüfung gehst.<br />
Vorraussetzung ist der Wille, die Prüfung möglichst gut zu bestehen und den Erwartungshorizont<br />
für die prüfungsrelevanten Themen vorab zu kennen. Wenn<br />
du vor der Prüfung rückblickend weißt, dass du alles Mögliche für ein gutes Ergebnis<br />
getan hast, solltest du schon mit gemäßigtem Puls in die Prüfung gehen<br />
können.<br />
25
Tipps für die allgemeine Gelassenheit in der Prüfung<br />
Lerntechnikanwendung: zum Beispiel:<br />
• Gruppenarbeit: Lerne für die Prüfung mit anderen, die ein ähnliches<br />
Lernverhalten haben wie du. Auf die Weise können sich alle<br />
in der Gruppe gegenseitig ein aufschlussreiches Feedback geben, wo<br />
noch Lernlücken aufzufüllen sind. Gruppenarbeit beugt der Beseitigung<br />
von Unklarheiten und dem unsicheren Gefühl vor, ob man alle<br />
prüfungsrelevanten Themen beim Lernen eingeschlossen hat.<br />
• Zeitmanagement (zeitliche Organisation des Lernens): Lege dir in einem<br />
Kalender regelrechte Lerneinheiten fest. Stelle dir dabei die Frage:<br />
Was will ich bis zu welchem Zeitpunkt wiederholt, erarbeitet,<br />
geklärt haben?<br />
• Gehirntraining (siehe Gedächtnistraining in dieser Ausgabe): Konzentration<br />
lässt sich durch Gedächtnistraining und diverse andere Übungen<br />
trainieren.<br />
• Theoretisch Gelerntes aufschreiben: Was kann ich wirklich? Diese Frage<br />
objektiv zu reflektieren ist vor allem dann gegeben, wenn man<br />
das, was man meint zu wissen, aufschreibt.<br />
Entspannungstechniken: Autogenes Training, PMR (progressive Muskelrelaxation),<br />
Yoga, Atementspannungsübungen, Meditation, Shiatsu sollen<br />
den Körper zur Ruhe bringen. Einige interessante Links zu diesen Techniken<br />
findest du unten aufgeführt.<br />
Schlaf: Man lernt erwiesenermaßen im Schlaf. Das am Tag Gelernte wird im<br />
Schlaf verarbeitet und festigt sich. Teile dir den Schlaf vor der Prüfung so<br />
ein, dass du deinem Biorhythmus entsprechend schläfst. Auch sind die eigenen<br />
Erfahrungswerte über den individuellen Schlafbedarf maßgeblich.<br />
Ernährung: Ernähre dich ausgewogen (Ist ja klar!). Kohlenhydrate sind die<br />
Energiebringer für das Gehirn. Gerade unmittelbar vor der Prüfung sollte<br />
man sie sich reichhaltig zuführen. Auch wenn Glukose (Traubenzucker)<br />
am schnellsten das Gehirn auf Touren bringt, solltest du Abstand davon<br />
nehmen, vor Prüfungen es in nackter massiger Form zu dir zunehmen.<br />
Hast du von Glukose sehr viel zu dir genommen und diese verbraucht,<br />
sinkt deine Leistungsfähigkeit sogar ganz rapide ab. Der Tagesbedarf des<br />
Gehirns an Glukose beträgt durchschnittlich 100g am ganzen Tag, um das<br />
Gelernte optimal zu verarbeiten.<br />
Versuche eine Kost zu dir zu nehmen, die dich zum einen ausgewogen mit<br />
26
allen wichtigen Nährstoffen, aber auch eine, die dich über einen längeren<br />
Zeitraum mit einer großen Menge an Kohlenhydraten versorgt. Ein<br />
möglicher Speiseplan für das Frühstück vor der Prüfung: Bananen, Müsli,<br />
Vollkornbrot. Mein ganz persönlicher Tipp: Spaghetti mit einer feurigen<br />
Tomatensauce. Pasta ist sehr reichhaltig an Kohlenhydraten und verweilt<br />
verhältnismäßig lange im Magen. Der Körper wird über Stunden mit Kohlenhydraten<br />
versorgt. Die scharfe (vielleicht mit Chili, Paprika, Pfeffer)<br />
Tomatensauce regt zusätzlich den Kreislauf an. Trinke morgens anstatt<br />
Kaffee lieber Kakao oder einfach nur Saft. Versorge dich unmittelbar vor<br />
der Prüfung – am besten zehn Minuten vorher – mit einer satten Portion<br />
Nüsse. Kurz vor der Prüfung ist dann auch die eine Tasse Kaffee mit wach<br />
machender Funktion erlaubt.<br />
Versorge deinen Körper zudem mit ausreichend Flüssigkeit. Flüssigkeitsmangel<br />
ist nicht nur schlecht für die Hirneffizienz, sondern begünstigt<br />
außerdem noch Kopfschmerzen, wenn du unter Anspannung dazu neigst.<br />
Und nebenbei: Diäten in der Prüfungszeit sind vorrangiges Tabu!<br />
Labere dich locker (vor mündlichen Prüfungen): Um in den richtigen Redefluss<br />
hineinzukommen, empfiehlt es sich, vor Verlassen der Wohnung<br />
zum Prüfungsort, Texte laut zu rezitieren. Sie sollten der eigenen ” sprachlichen<br />
Natur“ entsprechen. Hierbei kann es sich um Liedertexte, Gedichte,<br />
Fragmente aus Dramen oder Filmen handeln. Oder man singt laut das eigene<br />
Lieblingslied. Meine persönlichen Sprechübungen beziehen sich auf<br />
Gedichte von Heinz Ehrhardt.<br />
No comments: Meide vor Prüfungen den Kontakt zu Leuten, von denen du<br />
weißt, dass sie dich nervös machen. Das bezieht sich vor allem auf die<br />
Sorte <strong>Kolleg</strong>iaten, die vor Prüfungen ” noch mal schnell“ Themen ausdiskutieren<br />
wollen, die abgefragt werden könnten.<br />
Idiotencheck: Egal, für wie bekloppt man sich selbst halten mag, es wird einem<br />
immer noch jemand einfallen, den man für noch dämlicher hält. Man<br />
sollte überlegen, welcher der Idioten, die man selbst kennt, die Prüfung,<br />
die man bestehen möchte, auch schon geschafft hat. Die gedankliche Formel<br />
lautet: ” Na, wenn der es geschafft hat, dann ich erst recht!“<br />
Drogen: Wenn du aus lauter Angst die Nacht vorher nicht schlafen konntest,<br />
kann man immer noch auf Drogen zurückgreifen. Vermeide dabei Alkohol,<br />
denn den könnte man riechen.<br />
Verzichte auf harte Drogen, auch wenn man dann auf gar keinen Fall<br />
mehr nervös ist und auch die anderen bei der Prüfung nicht stört. Die<br />
einzig erlaubten Drogen vor Klausuren sind:<br />
27
• DNTL (don’t need to learn)<br />
• WSA (weiß schon alles)<br />
Die kriegt man beim Dealer seines Vertrauens sogar für schmales Geld.<br />
Interessante Links zum Thema:<br />
28<br />
• Prüfungsangst verstehen und bewältigen<br />
http://www.fu-berlin.de/studienberatung/psychologische<br />
beratung/texte/pruefungsangst.html<br />
• Zeitmanagement<br />
http://www.start2000plus.de/downloads/zeitmanagement.pdf<br />
• Entspannungstechniken<br />
– http://www.gesundheitpro.de/Entspannungstechniken-<br />
Entspannung-A050829ANONI012876.html<br />
– http://www.btonline.de/entspannung.html<br />
– http://egonet.de/ego/0102/art5.htm<br />
• Lernen und Gedächtnis<br />
http://paedpsych.jk.uni-linz.ac.at/INTERNET/ARBEITSBLAETTERORD<br />
/LERNTECHNIKORD/Gedaechtnis.html<br />
• Ernährung - Die Schokoriegel-Falle: Tipps für Studenten<br />
http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/beruf/bildung/434708<br />
• Linksammlung ” Lernen lernen“:<br />
http://www.gym.moosburg.org/lehrer/lernen lernen.html<br />
⋆ ⋆ ⋆
Zehn-Minuten-Rezepte für zwei Personen<br />
von Andreas Sprdlik<br />
” Rührei“ (ohne Ei)<br />
• 1 Zwiebel, fein gehackt<br />
• 2 EL Öl<br />
• 250 g Tofu, mit der Gabel zerdrückt<br />
• 1 Paprikaschote, klein gewürfelt<br />
• 1 TL Petersilie, 1 TL Schnittlauch feingehackt<br />
• Salz, Pfeffer<br />
Die Zwiebel in einer Pfanne in Öl dünsten, den zerbröselten Tofu dazugeben,<br />
würzen und anbraten. Paprikawürfel hinzufügen und kurz weiterbraten. Am<br />
Ende Petersilie und Schnittlauch hinzufügen. Fertig! Schmeckt hervorragend zu<br />
getoasteten Vollkornbrotscheiben.<br />
֒→ Die Paprikaschote lässt sich auch durch Oliven oder Champignons ersetzen.<br />
Spaghetti in Champignon- ” Sahne“sauce<br />
30<br />
• 200 g Hartweizengries-Spaghetti<br />
• 1 große Zwiebel, klein gewürfelt<br />
• 1 große Knoblauchzehe, feingehackt<br />
• 2 EL Öl<br />
• 200 g braune oder weiße Champignons, in Scheiben geschnitten oder geviertelt<br />
• 250 ml Soja-Creme ( ” Soja-Cuisine“)<br />
• 2 TL Petersilie, feingehackt<br />
• Salz und Pfeffer
Die Zwiebel in einem Topf in Öl andünsten. Knoblauch und Champignons hinzufügen<br />
und bei geschlossenem Topf weiterdünsten lassen. Etwas Wasser und<br />
die Soja-Creme hinzufügen und kurz kochen lassen. Sollte die Sauce zu dick<br />
sein, einfach mit etwas Wasser verdünnen. Dann mit Petersilie, Salz und Pfeffer<br />
abschmecken und mit Spaghetti servieren.<br />
֒→ Soja-Creme ( ” Soja-Cuisine“) ist verdickte Sojamilch, die sich als ” Crème fraîche“-<br />
Ersatz verwenden lässt. Sie ist im Bioladen/Reformhaus und mittlerweile auch in<br />
Supermärkten bei den Sojamilch-Produkten zu finden.<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
Da freut sich sogar die Wurst!<br />
31
Der mysteriöse Kritiker - sozialkritisch und kompetent<br />
beleuchtet<br />
von Patricia Kurowski<br />
In der letzten Ausgabe konntet ihr an dieser Stelle den Leserbrief von Karl K.<br />
aus B. lesen, der uns noch vor dem ersten Erscheinen des <strong>Vector</strong>s erreichte. Viele<br />
von euch werden sich sicherlich gefragt haben: ” Wer ist dieser ominöse Karl<br />
eigentlich?“ und ” Warum kritisiert dieser Karl etwas, was noch gar nicht fertig<br />
ist?“, denn zu diesem Zeitpunkt bestand, wie ihr wisst, <strong>Vector</strong> noch aus nicht<br />
viel mehr als einer guten Idee und ein paar engagierten Menschen, die hinter<br />
diesem Projekt standen. Karl K. hielt diese Idee jedoch nicht für besonders gut<br />
und war nicht nur so freundlich, uns seine Meinung über <strong>Vector</strong> mitzuteilen,<br />
sondern nahm sich gleich noch die Zeit, die <strong>Kolleg</strong>iaten der Redaktion zu bewerten.<br />
Kaum hielten wir also die erste Ausgabe des <strong>Vector</strong>s in den Händen,<br />
machten wir uns auf die Suche nach Karl K., denn es war naheliegend von<br />
unserem ersten Vor-Kritiker auch das erste Feedback zu erfragen. Doch trotz<br />
langwieriger Suche und intensiver Recherche - Karl K. blieb verschwunden. Genauer<br />
gesagt wissen wir also immer noch nicht, wer der mysteriöse Kritiker<br />
Karl wirklich ist. Um uns ein klareres Bild von ihm machen zu können, haben<br />
wir versucht anhand seines Briefes eine Persönlichkeit zu kreieren, die dem Kritikerphantom<br />
Karl in etwa entsprechen könnte. Interessant scheint in diesem<br />
Zusammenhang vor allem die Frage nach Karls Motivation und Beweggründen.<br />
Sie führt uns ein wenig in seinen Alltag und lässt uns eintauchen in die Welt des<br />
mysteriösen Kritikerphantoms, dessen Leserbrief kollegweit für Gesprächsstoff<br />
sorgte.<br />
Wenn Karl K. aus B. morgens aus dem<br />
Haus geht, spielt das Wetter für ihn<br />
keine Rolle. Für Karl scheint die Sonne<br />
nie - er scheint unter einer permanenten<br />
Regenwolke zu stehen. Missmutig<br />
nimmt er es hin, dass sich gerade heute<br />
vor ihm eine Schlange an seinem gewohnten<br />
Kiosk um die Ecke gebildet<br />
hat, an der er jeden Morgen seine BZ<br />
kauft. Eigentlich empfindet er die als<br />
nicht seinem Intellekt angemessen und<br />
doch besteht er auf die, seiner Meinung<br />
32<br />
nach, sehr angenehm bebilderte Nachrichtenlektüre<br />
des Berliner Proletariats.<br />
Genervt trippelt Karl von einem Fuß auf<br />
den anderen und späht an der Schlange<br />
vorbei zum Kiosk, an dem eine junge<br />
Frau versucht, ihren Kinderwagen zu<br />
wenden. Natürlich würde er es nie zugeben,<br />
aber es kotzt ihn unglaublich<br />
an, dass er, ausgerechnet er, der doch<br />
wirklich immer hier kauft, ausgerechnet<br />
jetzt auf seine Zeitung warten muss,<br />
weil eine Mutti mit Kinderwagen vor
ihm herumrangiert und er deswegen<br />
die U-Bahn verpasst, die ihn pünktlich<br />
zum Unterricht gebracht hätte, getreu<br />
dem Motto “zwei Minuten vor der Zeit,<br />
das ist die Karlsche Pünktlichkeit”. Jetzt<br />
ist er gezwungen fünf Minuten später<br />
in den Klassenraum zu stürzen, ohne<br />
vorher die gewohnte Zigarette konsumieren<br />
zu können. Sein ganzer Tagesplan<br />
gerät durcheinander! Und wer hat<br />
Schuld daran? Der Groll regt sich in<br />
Karl und Blitze durchbohren die imaginäre<br />
persönliche Wolke über seinem<br />
Kopf. Die Wut verlangt schreiend nach<br />
Rache und Gerechtigkeit. Am liebsten<br />
würde er den Kinderwagen umwerfen<br />
und die dämliche Mutter aus dem Weg<br />
schubsen, damit er endlich seine Zeitung<br />
lesen kann! Die junge Mutter wirft<br />
ihm lächelnd einen entschuldigenden<br />
Blick zu und Karl, der Mühe hat seinen<br />
Groll so eilig zu verbergen, verzieht<br />
nur schnell das Gesicht zu einem<br />
hastigen, asymetrischen Lächeln und<br />
wünscht murmelnd einen guten Morgen,<br />
während er mit der rechten Hand<br />
nach der Zeitung grapscht und die Linke<br />
das Geld passend abgezählt in die<br />
Münzschale wirft.<br />
Angewidert von diesem bisher unerträglichen<br />
Tag betritt er schließlich das<br />
Schulgebäude und schlägt wie gewohnt<br />
einen Bogen um die kleinen Grüppchen<br />
von Schülern, die sich, ohne ihn weiter<br />
zu beachten, wie immer über lächerlichen<br />
Kinderkram amüsieren, während<br />
sie die Treppen zu den Klassenräumen<br />
hochstapfen.<br />
Der Unterricht verläuft wie gewohnt unterhalb<br />
seines geistigen Niveaus ab – das<br />
schließt eine Beteiligung selbstverständlich<br />
aus. Nicht, dass er die besten Noten<br />
hätte. Sein mittelmäßiger Notendurchschnitt<br />
spiegelt lediglich die Antipathie<br />
seiner Lehrer wieder, die sein wahres Potenzial<br />
nicht erkennen und sich an den<br />
Schülern ergötzen, die mit ihren mittelmäßig<br />
qualifizierten Beiträgen das<br />
Unterrichtsniveau auch noch lauthals<br />
unterstützen. Wie Grundschüler, die es<br />
kaum erwarten können zu ihren Hüpfgummispielen<br />
zu flüchten, rennen Karls<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten überpünktlich zum Pausenklingeln<br />
die Treppen hinunter in den<br />
Hof um sich mit ihren unerträglichen<br />
und unermüdlichen Plappermäulern an<br />
ihren Zigaretten festzusaugen. Karl folgt<br />
ihnen langsam, platziert sich mitten in<br />
die Massen der Schüler und ist doch<br />
allein. Beinahe allein. Der einzige, der<br />
seine Nähe sucht, ist der schweigsame<br />
Freak Horst aus seinem Semester. Karl<br />
mustert ihn flüchtig mit einem schnellen<br />
Seitenblick und nuschelt ein gelangweiltes<br />
” ’n Morgen“ in seine Richtung,<br />
bevor er, den schnatternden Haufen seiner<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten ignorierend, weiter die<br />
neue Lampenkonstruktion an der Eingangstür<br />
betrachtet. Wieder spürt er<br />
enormen Groll in sich aufsteigen. Unsummen<br />
müssen diese Ungetüme von<br />
Lampen gekostet haben! Geld, das der<br />
Schule sicherlich an allen Ecken und<br />
Enden nun fehlt! Hätte man dieses Geld<br />
nicht sinnvoller woanders verwenden<br />
können? fragt er sich wütend insgeheim.<br />
Nicht, dass Karl besonders interessiert<br />
daran wäre, wofür die Schule<br />
Geld ausgibt, oder ob neue Lampen<br />
wirklich sinnvoll waren. Vielmehr fühlt<br />
33
er sich von der bloßen Existenz dieser<br />
Lampen belästigt, einfach nur weil sie<br />
neu waren. Das schrille Klingeln unterbricht<br />
seinen Gedankengang jäh und<br />
er wird unsanft von den sich an ihm<br />
vorbeidrängenden Schülern angerempelt,<br />
wobei sich Karl so sehr erschreckt,<br />
dass ihm seine Zigarette aus der Hand<br />
rutscht. Verärgert sieht er zu, wie sie<br />
in einer kleinen Regenpfütze zischend<br />
erlischt und seine ständigen Begleiter,<br />
Doktor Groll und Herr Wut, machen<br />
sich wieder einmal bemerkbar. Wieder<br />
einmal haben diese rücksichtslosen<br />
Pappnasen ihn nicht nur einer seiner<br />
wertvollen Gedanken beraubt, an dessen<br />
Inhalt er sich zwar leider schon nicht<br />
mehr erinnern kann, der aber sicherlich<br />
von besonders großer Wichtigkeit<br />
war, sondern auch noch seiner gewohnten<br />
Pausenzigarette. Karl schultert energisch<br />
seinen Rucksack und streift dabei<br />
mit einem der Tragegurte ein Mädchen,<br />
das hinter ihm geht. Sie schreit leise auf<br />
und schlägt die Hände vor ihr Gesicht,<br />
als der Gurt sie wie eine Gerte über die<br />
Wange peitscht, aber Karl, der viel zu<br />
sehr damit beschäftigt ist, sich über die<br />
verlorene Zigarette zu ärgern, bemerkt<br />
es nicht einmal und stapft missmutig<br />
in die Richtung seines Klassenzimmers<br />
weiter. Hoch erhobenen Kopfes betritt er<br />
den Raum, wirft einen abfälligen Blick<br />
in die Runde, setzt sich an seinen Platz<br />
und wartet darauf, dass der Tag seinen<br />
gewohnten Gang geht.<br />
Karls Alltag birgt niemals Überraschungen. Pessimist durch und durch hat Karl<br />
sich auch damit abgefunden, verkannt und unterschätzt zu werden.<br />
Er selbst ist sich seiner geistigen Überlegenheit im Vergleich zu seinen <strong>Kolleg</strong>iaten<br />
allerdings durchaus bewusst und hält es daher nicht für nötig, Zeit<br />
mit ihnen zu verschwenden. Alle Versuche Karls sich notdürftig und vorübergehend<br />
in das Sozialleben des <strong>Kolleg</strong>s zu integrieren scheiterten bisher an seinem<br />
großen Geist, der ihm mehr als einmal als pure Arroganz ausgelegt wurde. So<br />
beschränkt sich auch sein privates Umfeld auf ausgewählte soziale Kontakte,<br />
mit denen er überwiegend in Internet–Chatrooms kommuniziert.<br />
Karl fühlt sich von seiner Umwelt missachtet und reagiert darauf mit übermäßiger<br />
Aggression, die er allerdings selten direkt äußert. Die so aufgestaute Wut findet<br />
keinen anderen Weg sich Luft zu machen als in umgekehrter völliger Ablehnung<br />
seiner Umwelt. Hierbei spielt sein konträres Wunschdenken, die Umwelt<br />
um ihn herum möge ihn als den hochintelligenten klugen Kopf sehen, der er<br />
in seinem Weltbild ist, eine entscheidende Rolle. Diese ambivalente Verhaltensund<br />
Denkweise führt über kurz oder lang zu neuer Wut, die Karl wiederum<br />
in Form der Ablehnung gegen seine Umwelt richtet und bildet so einen Teufelskreis,<br />
aus dem das Ausbrechen für Karl aufgrund seiner Passivität und Lethargie<br />
unmöglich scheinen würde, sähe er seine Wut als Problem.<br />
Betrachtet man den Leserbrief genauer, so stellt man fest, dass Karl sich nur zum<br />
34
Schein am Anfang des Leserbriefes mit der Idee der Schülerzeitung auseinandersetzt.<br />
Kritik, die konstruktiv und verwertbar wäre, findet sich in dem Leserbrief<br />
nicht. Vielmehr greift Karl diejenigen seiner <strong>Kolleg</strong>iaten an, die es gewagt<br />
haben, sich mit der Gründung des <strong>Vector</strong>s auf ein geistiges Niveau zu begeben,<br />
dem sie, möchte man seinen Worten Glauben schenken, nicht gewachsen sind.<br />
Karl belegt mit seinem Brief sehr anschaulich, dass er über einen relativ großen<br />
Wortschatz über die verschiedenen Sprachebenen hinaus verfügt. Geschickt verwendet<br />
er ein mathematisches Beispiel, das auf eine überaus eloquente und<br />
einfallsreiche Weise mit dem Namen der Zeitung verknüpft wird, zum einen<br />
um seine geistigen Fähigkeiten zu demonstrieren und zum Anderen um herablassend<br />
das Scheitern der Schülerzeitung zu prognostizieren. Dennoch zeigt die<br />
weitere Verwendung einer sehr rüden und beleidigenden Sprache auch deutlich<br />
auf, dass Karl persönlich betroffen ist. Er scheint sich erstmals von Konkurrenz<br />
bedroht zu fühlen und befürchtet unterbewusst eine gravierende Verschlechterung<br />
seiner gesellschaftlichen Situation. Durch das plötzliche Auftauchen dieser<br />
Konkurrenten und dem Einhergehen einer greifbaren Kommunikation in Form<br />
einer Schülerzeitung sieht er sich in der Gefahr, hinter diesen zu verschwinden<br />
und für die Augen des Mikrokosmos der <strong>Kolleg</strong>-Gesellschaft, die er einerseits<br />
verachtet, trotz alledem aber die Anerkennung dieser sucht, gänzlich unsichtbar<br />
zu werden. Zu guter Letzt sieht er sich als strahlenden Gewinner in der<br />
ersten Reihe der lachenden Spötter, die, ebenso wie er, schadenfroh mit dem<br />
Finger auf alle diejenigen zeigen können, die ihre Zeit und Energie, ihren Elan,<br />
ihr Herzblut und ihre Ideen einem nicht benoteten und vermeintlich sinnlosen<br />
Projekt widmeten. Einem Projekt, das von uns <strong>Kolleg</strong>iaten für euch <strong>Kolleg</strong>iaten<br />
in Angriff genommen wurde, um euch zu unterhalten, zu informieren und<br />
nicht zuletzt um eurer Zeit am <strong>Kolleg</strong> den Charakter zu verleihen, der ihrer<br />
würdig ist und sie für euch zu einem bedeutsamen und prägenden Lebensabschnitt<br />
macht. Und so üben diese spottenden, vermeintlichen Gewinner nicht<br />
zuletzt Kritik an denjenigen unter uns, deren Elan und Engagement frostige<br />
Worte bleiben und deren Karlsche Wut ihnen den Weg versperrt um selbst etwas<br />
von seiner persönlichen Essenz beizutragen, die schon so manche Projekte<br />
einzigartig machte – und degradiert sie so zu Verlierern.<br />
Sehen wir uns nun diese gesammelten Fakten und Theorien über Karl K. aus<br />
B. an, gelangen wir nicht, wie erwartet, zu einem abschließenden Urteil über<br />
das Verhalten einer einzelnen Person, sondern erkennen viel mehr ein in dem<br />
menschlichen Wesen verankertes Verhaltensmuster, das auf den Lebenserhaltungstrieb<br />
zurückgeht. Karl versucht seine fehlende Fähigkeit zu kommunizieren,<br />
seine Passivität und das damit verbundene fehlende Engagement zu kompensieren,<br />
in dem er sich bemüht, potentielle Konkurrenten, die über eben diese<br />
Fähigkeiten verfügen, einzuschüchtern und mit kompromittierenden Szenarien<br />
35
zum Rückzug zu bewegen. Dieses Verhalten lässt sich, betrachten wir es etwas<br />
allgemeiner und abstrakter, beispielsweise auch in der freien Marktwirtschaft<br />
beobachten. Mit großen Schritten bewegen auch wir uns auf eine Leistungsgesellschaft<br />
zu, in der es immer wichtiger wird, sich gegen Konkurrenten durchzusetzen<br />
und mit den eigenen Fähigkeiten und Anlagen seine Arbeit so gut wie<br />
möglich zu verrichten, um mit der leistungsgerechten Bezahlung in der Lage<br />
zu sein, seinen eigenen Lebensunterhalt und damit seine soziale Stellung zu<br />
sichern. Manipulationen, Verdrängungsversuche und Einschüchterungen auch<br />
auf gleichen Positionen sind nicht nur gebräuchlich wenn es um einzelne Stellenstreichungen<br />
geht, sondern finden ihren Platz mittlerweile ebenso im Arbeitsalltag<br />
wie das Profilieren auf Kosten Anderer.<br />
Liebe <strong>Vector</strong>ianer und <strong>Vector</strong>ianerinnen, Karl K. aus B. spiegelt in seinem Brief<br />
nicht nur viel seines persönlichen, sondern auch des allgemeinen Weltbildes wider.<br />
Rücksichtslosigkeit, Intoleranz und Erfolg um jeden Preis prägen die Gesellschaft,<br />
in der auch wir bald wieder unseren Lebensunterhalt bestreiten müssen,<br />
eine Gesellschaft, in der Ellenbogen beinahe so wichtig sind, wie der Kopf. Die<br />
Frage, ob wir in einer Ego-sellschaft leben wollen, lässt sich leicht verneinen.<br />
Aber lässt sich das klare “nein” auch so durchsetzen? Solange wir noch ein Teil<br />
der kleinen Gesellschaft unseres <strong>Kolleg</strong>s sind, liegt es an jedem von uns selbst<br />
den innerlichen Karl zu besiegen, die Ellenbogen einzufahren und somit einen<br />
Ort zu schaffen, an dem niemand das letzte bisschen seines gebrochenen Selbst<br />
vom Hof aufsammeln muss und sich gezwungen sieht, sich mit Scham in den<br />
Augen zu verkriechen.<br />
36<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
Der VECTOR empfiehlt:<br />
Leserbriefe schreiben!
Myspace-comments<br />
von Sven Altmann und Thomas Rutschke<br />
funk funk suche Kontakt rein platonisch ... ohne viel Gerede.<br />
rock rock — eine gute Idee — das such ich auch - - - und stell mich gleich<br />
für einen heiteren Abend mit emissionsreichem Schachspiel und frankocanadischem<br />
Automatisieren der Blumengießanlagen zur Verfügung —<br />
ruck zuck .... na das ging ja flot....da werd ich mich gleich auf den Weg in den<br />
Baumarkt machen und 100gm Plastikfolie besorgen damit nichts daneben geht<br />
.... unter uns.... wir wissen ja wer hier welche Position vertritt...<br />
klotz klotz - - der flotte Vogel hängt am Turm – der Baumarkt hat heut aufgrund<br />
der hyperpolarisierten Anwendungsmöglichkeiten der Pausenzeit bis auf weiteres<br />
geschlossen und lässt bitten, die Postfiliale grün zu streichen, damit alles am zwei<br />
Enden hat - - Es reicht in diesem intraterestrischen Fall übrigens leider nicht aus,<br />
einfach nur eine Position zu vertreten.<br />
soo soo....und die grüne Farbe die wird aus lustigen kleinen Springfröschchen der<br />
Gattung Green-Peace-Aktivist hergestellt damit dem ökonomisch-ökologischen Zusammenspiel<br />
eine Plattform gegeben wird .... nur wo bekommen wir nun die Plastikfolie<br />
her??.... hmm...???...ah ich hab’s... wir könnten den Austragungsort an<br />
einen Ort verlegen der auch die Problematik der vertretenen Positionen etwas lockern<br />
würde... wir verlegen uns aufs Wasser dann sitzen wir nämlich alle in einem<br />
Boot ...gesundheit<br />
bast hast - neulich hat mir Herr Fostoge erzählt, Greenpeazeaktivistenfrösche<br />
könne man für so was nicht gebrauchen, da deren Farbe eigentlich gar nicht<br />
grün sei, sondern magenta und dass man nur glaube, sie seien grün, weil stephen<br />
hawking an den strings gezogen hat.. .aber wir sollten es dennoch aufs<br />
Wasser verlegen, da man ja bekanntlich Wasser zu Wein macht, wenn man in<br />
einem Boot sitzt und wenn man schon mal weint, kommt die grüne farbe schon<br />
von ganz alleine,., aber ob die Gesundheit da nichtt zu kurz kommt? mir scheint<br />
die Gesundheit kommt immer zu kurz, wenn es ums treten von Positionen geht,<br />
erst recht, wenn man ein abgekartetes Spiel mit gezinkten Frisuren und Heuschreckenmarmelade<br />
betreibt. Gott sei dank<br />
klug klug ....der Kopf von dir—da das Magenta der G.P.A.S.F.’s ja leider nicht in<br />
unser Konzept passt nehmen wir wie du schon angedeutet hast einfach die H.S.M.<br />
für die Post und damit wären wir wieder bei dem Problem mit der P.F da ist die Frage<br />
teurer als der Rat.... also nu streng ma dein synapsenannes Encephalon an und<br />
sei nicht so contraproduktiv wie wenn es um deine Einstellung zu der bararakschischen<br />
Integrationspolitik geht.. .warst ja schließlich auch Tiefseetauchen dort-ohne<br />
Gewissen,.. los wir brauchen Lösungen<br />
38
mut mut - - die Heuschreckenmarmelade verfällt leider am letzten Wochenende,<br />
aber Heinz Peter Lustig hat mal gezeigt, wie man aus Gammelfleisch haltbaren<br />
Kompott herstellen kann... das sollte ja in unserem Fall auch funktionieren.<br />
Sollten wir dennoch Plastefolie benötigenn spinnen wir uns einfach welche<br />
zurecht, indem wir dicke Glasfasermädchen konsultieren und ihnen den Hof<br />
machen. Sind wir dort angekommen, so wird es ein Leichtes sein, die Fragen in<br />
bare Münze umzuwandeln - wir singen einfach das dritte Lied des Matthäus in<br />
g Dur und sagen der salbaiischen Pflanze, die übrigens ebenfalls aus dem bararaksch’schen<br />
Ozean entspringt, sie solle sichh durch Hinzugabe einer halben<br />
Unze Taq-Polymerase selbst reproduzieren, womit alle unsere Probleme gelöst<br />
sind. du siehst, Übung macht den mal und man muss nur einfach dran glauben,<br />
den richtigen Punkt am falschen ende der Flaschenpost zu setzen. man wird’s<br />
uns danken<br />
rugedigu rugedigu...kein blut ist im Schuh....die rechteBbraut ist jetzt daheim....<br />
Mit freundlichen Grüßen Kompltenzteam Physik e. V.<br />
Das schwarze Blut der Erde<br />
von Henry Kuhardt<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
Nach fast fünfzig Jahren Unabhängigkeit gelang Nigeria in diesem Jahr<br />
zum ersten Mal ein durch offizielle Wahlen legitimierter ziviler Regierungswechsel.<br />
Damit wächst der Glaube an einen Neuanfang in dem von Krisen<br />
gebeutelten Küstenstaat im Westen Afrikas.<br />
Die Vergangenheit des Landes verzeichnet<br />
eine düstere Bilanz. Unverhältnismäßig<br />
oft kam es hier in den<br />
letzten fünf Jahrzehnten zum Sturz<br />
der amtierenden Regierung durch das<br />
Militär. Der Grund dafür scheint immer<br />
wieder die enormen Ölreserven<br />
zu sein, über die der südliche Teil der<br />
Republik verfügt. Die immensen Rohstoffvorkommen,<br />
die einstige Hoff-<br />
nung der Bevölkerung auf eine bessere<br />
Zukunft, verwandelte sich schnell<br />
in die Büchse der Pandora. Sie brachten<br />
dem Großteil der nigerianischen<br />
Bevölkerung nichts als Gewalt, Elend<br />
und Armut. Und obwohl die Einahmen<br />
durch den Export des Rohstoffs<br />
bei ca. 60 Milliarden Dollar jährlich<br />
liegen, schaffte es Nigeria bis heute<br />
nicht, den Lebensstandard seiner<br />
39
Bevölkerung auch nur minimal zu verbessern.<br />
Das liegt unter anderem daran,<br />
dass der enorme Reichtum, der<br />
das Öl bedeutet, von Menschen verwaltet<br />
wird, die nur ihre persönlichen<br />
Interessen im Auge haben. Besonders<br />
die Führungspersönlichkeiten der nigerianischen<br />
Streitkräfte nutzten des<br />
Öfteren ihre einflussreichen Positionen<br />
dazu, die Macht im Land zu ergreifen<br />
und sich ein ordentliches Stück<br />
vom Braten zu sichern. So kam es in<br />
schöner Regelmäßigkeit immer wieder<br />
zu Putschversuchen. In den letzten<br />
Jahren allerdings scheint sich die Lage<br />
entspannt zu haben. Jedenfalls halten<br />
die hochrangigen Militärs die Füße<br />
seit längerem still. Die Frage ist nur,<br />
wie lange noch? Allen ist klar, dass<br />
die vermeintliche Ruhe trügerisch ist.<br />
Und während der Niger sich zufrieden<br />
in seinem Bett wälzt, steigt aus den<br />
ölverseuchten Sümpfen seines Deltas<br />
der altbekannte Geruch des Krieges<br />
auf.<br />
Ölpipeline<br />
In Abuja, der Hauptstadt Nigerias, beginnt<br />
unterdessen der neu gewählte<br />
Präsident Umaru Yar‘Adua mit der<br />
40<br />
Arbeit. Er hat das Amt am 29. Mai<br />
von seinem Vorgänger Olusegun Obasanjo<br />
übernommen. Umaru ist der<br />
jüngere Bruder von Shehu Yar‘Adua,<br />
einem langjährigem Freund vom bisherigen<br />
Präsidenten Obasanjo. Sein<br />
Bruder Shehu und Obasanjo kannten<br />
sich schon seit Mitte der 70er Jahre,<br />
als sie den unblutigen Putsch des<br />
Generals Murtala Mohammed gegen<br />
den amtierenden Militärdiktator Yakubu<br />
Gowon unterstützten. Als der<br />
durch den Sturz Gowons an die Macht<br />
gelangte Mohammed kaum sechs Monate<br />
später bei einem Attentat ums<br />
Leben kommt, wird Obasanjo zum<br />
neuen Staatschefs und macht Shehu<br />
Yar‘Adua zu seinem Vizepräsidenten.<br />
Sowohl Obasanjo als auch Shehu waren<br />
damals bekannt für ihre sozialpolitische<br />
Grundhaltung. Für beide stand<br />
das Wohl des Volkes grundsätzlich an<br />
erster Stelle. 1979 übergibt Obasanjo<br />
das Amt ohne Verzögerungen an<br />
einen vom Volk gewählten Nachfolger<br />
und beendet damit eine seit 12 Jahren<br />
andauernde Zeit der Militärherrschaft.<br />
1995 werden die beiden ehemaligen<br />
Kampfgefährten festgenommen. Dies<br />
verdanken sie einer Welle von Verhaftungen,<br />
die die Reihen der Regimegegner<br />
des zwei Jahre zuvor an die Macht<br />
gekommenen neuen Militärdiktators<br />
Sani Abacha lichten sollten. Nach drei<br />
Jahren entlässt man Obasanjo aus der<br />
Haft. Sein enger Freund dagegen überlebt<br />
den Aufenthalt nicht und stirbt<br />
1997 in Gefangenschaft.<br />
Nach dem plötzlichen Tod Abachas<br />
wird Obasanjo ein Jahr nach seiner
Haftentlassung zum neuen Präsidenten<br />
gewählt. Er vertritt die gerade erst<br />
gegründete demokratische Volkspartei<br />
(PDP). Zur gleichen Zeit wird Shehus<br />
kleiner Bruder Umaru, der ebenfalls<br />
der PDP angehört, Gouverneur von<br />
Katsina, einem Bundesstaat im Norden<br />
Nigerias.<br />
Obasanjo<br />
Obasanjo ist damals einer der meist<br />
geachteten Staatsmänner seines Kontinents.<br />
Er gehörte 1993 zu den<br />
Gründern von Transparency International<br />
und wurde lange als aussichtsreicher<br />
Kandidat für das Amt des UN-<br />
Generalsekretärs gehandelt. Nun setzt<br />
er sich für ein demokratisches Nigeria<br />
ein und erklärt den Kampf gegen<br />
die Korruption im Land zur höchs-<br />
ten Priorität. 2002 gründet Obasanjo<br />
den Bundesausschuss für Wirtschaftskriminalität<br />
(EFCC), der die illegalen<br />
Machenschaften in der Wirtschaft<br />
Nigerias aufdecken soll. Schon bald<br />
darauf erhebt der EFCC Anklagen gegen<br />
prominente Bankiers, ehemalige<br />
Minister, Senatoren und hohe Parteimitglieder.<br />
Doch mit der Zeit kommen<br />
Gerüchte auf, dass der nigerianische<br />
Präsident die neu gegründete<br />
Behörde hauptsächlich als politisches<br />
Mittel zur Bekämpfung seiner Gegner<br />
missbraucht.<br />
2003 findet die erste Wahl nach Obasanjos<br />
Amtsantritt statt. Zwar wird<br />
er bei dieser im Amt bestätigt, doch<br />
kommt es im Auftrag seiner Partei<br />
in den einzelnen Bundesstaaten zu<br />
schweren Manipulationen der Stimmenabgabe.<br />
Es werden millionenfach<br />
falsche Wahlzettel gedruckt und Wahlurnen<br />
mit vorbereiteten Stimmzetteln<br />
gefüllt. Resultate werden nachträglich<br />
geändert und Wähler mehrfach registriert.<br />
Außerdem werden Jugendbanden<br />
gekauft, um die Opposition unter<br />
Druck zu setzen. Auch der zukünftige<br />
Präsident Umaru Yar‘Adua wird<br />
in Katsina erneut zum Gouverneur<br />
gewählt. Eine zweite Amtszeit scheint<br />
Obasanjo jetzt aber nicht mehr zu<br />
reichen. Da nach der nigerianischem<br />
Verfassung jeder Präsident nur zweimal<br />
gewählt werden darf, versucht<br />
der Staatschef im Frühjahr 2006 diese<br />
zu ändern. Eine Gesetzesvorlage,<br />
die es ihm ermöglichen soll noch eine<br />
weitere Amtszeit regieren zu dürfen,<br />
wird jedoch vom Parlament zu Fall<br />
41
gebracht. Einer der Wortführer dabei<br />
ist Obasanjos Vizepräsident Atiku<br />
Abubakar. Er ist der mit Abstand aussichtsreichste<br />
Kandidat für die Nachfolge<br />
um das Präsidentenamt und<br />
kämpft somit zu einem großen Teil<br />
aus Eigeninteresse gegen die Verfassungsänderung.<br />
Es ist allerdings erst<br />
seine Missbilligung, die viele Politiker<br />
dazu bringt, sich gegen die Gesetzesvorlage<br />
zu entscheiden. Durch<br />
dieses Vorgehen jedoch macht er sich<br />
Obasanjo zum Feind. Der Präsident<br />
sorgt dafür, dass der EFCC anfängt gegen<br />
ihn zu ermitteln. Und man wird<br />
schnell fündig. Nigerias zweiter Mann<br />
soll 425 Millionen Euro veruntreut haben.<br />
Er wird seines Amtes enthoben<br />
und Obasanjo versucht ihn sogar von<br />
der Wahl 2007 auszuschließen. Abubakar<br />
ist aber nicht der einzige, gegen<br />
den ermittelt wird. 31 der 36 Gouverneure<br />
werden beschuldigt Geld, in<br />
die eigenen Taschen gesteckt zu haben.<br />
Im Corruption Perceptions Index<br />
von Transparency International belegt<br />
Nigeria seit Jahren einen der letzten<br />
Plätze. Der EFCC erklärte, dass seit der<br />
Unabhängigkeit des Landes mehr als<br />
380 Milliarden US-Dollar veruntreut<br />
oder verschwendet wurden. In Nigeria<br />
werden politische Ämter oftmals<br />
nur als Mittel zur persönlichen Bereicherung<br />
gesehen. Von den Gewinnen,<br />
die seit Jahrzehnten durch den Export<br />
von Erdöl gemacht werden, profitiert<br />
der Großteil der Bevölkerung kaum.<br />
Selbst im Nigerdelta, in dem fast das<br />
gesamte Öl gefördert wird und das<br />
deshalb seit Jahrzehnten die reichste<br />
42<br />
Region Nigerias ist, lebt der Großteil<br />
der Menschen in erdrückender Armut.<br />
Nicht einmal die Grundversorgung in<br />
der traditionell vom Fischfang lebenden<br />
Region ist sichergestellt, da durch<br />
immer wieder ins Wasser gelangendes<br />
Öl der Fischbestand in den letzten<br />
Jahren dramatisch abgenommen hat.<br />
Der einzige Weg die fortwährenden<br />
Missstände zu beseitigen, sehen immer<br />
mehr Jugendliche in den neu gegründeten<br />
Rebellenbewegungen, deren<br />
erklärtes Ziel der Kampf gegen<br />
internationale Ölgesellschaften und<br />
die korrupte Regierung ist. Zu ihnen<br />
gehört unter anderem auch die Niger<br />
Delta People‘s Volunteer Force (ND-<br />
PVF), die größte bewaffnete Gruppe<br />
im Nigerdelta. Sie verstecken sich in<br />
den Mangrovensümpfen des Deltas<br />
und haben in den letzten Jahren immer<br />
wieder Schlagzeilen durch Anschläge<br />
auf die Besitzungen ausländischer<br />
Ölkonzerne und Entführungen<br />
von deren Mitarbeitern gemacht. Ihr<br />
Anführer Dokubo-Asari ist ein typisches<br />
Beispiel für Nigerias desillusionierte,<br />
arbeitslose Jugend, die zusehen<br />
muss, wie der Gewinn aus dem Ölexport<br />
in die Taschen der Privilegierten<br />
wandert.<br />
Asari, der ein Thronfolger des ehemaligen<br />
Königshauses der Ijaw ist,<br />
unterstützt 2003 als Anführer zahlreicher<br />
bewaffneter Jugendgruppen in<br />
Port Harcourt den amtierenden Gouverneur<br />
von Rivers Peter Odili gegen<br />
Bezahlung bei seiner Wiederwahl. Das<br />
kleine Port Harcourt ist die Hauptstadt<br />
von Rivers, einem der drei Bundes-
staaten im Nigerdelta und wird oft<br />
auch als die Ölhauptstadt des Landes<br />
bezeichnet. Hier leben heute etwa 1,2<br />
Millionen Einwohner.<br />
Asari<br />
Als Asari kurz nach der Wahl jedoch<br />
von Odili enttäuscht wird, gründet er<br />
die etwa 200.000 Anhänger zählende<br />
NDPVF und beginnt für seine eigenen<br />
Ziele zu kämpfen. Die enormen Mengen<br />
an Geld, die er dazu benötigt, verdient<br />
er sich mit dem Verkauf von illegal<br />
erworbenem Öl. Im Herbst 2004<br />
erklärt Asari allen Ausländern den<br />
Krieg. Ganz oben auf seiner Abschussliste<br />
stehen die internationalen Ölgesellschaften.<br />
Vor allem Amerikas Exxon<br />
Mobil und Europas Shell sehen<br />
nun einer äußerst düsteren Zukunft<br />
im Delta entgegen. Die Rebellen drohen<br />
damit, Ölplattformen zu sprengen<br />
und deren Arbeiter zu erschießen.<br />
Selbst vor Tankern machen sie keinen<br />
Halt. Daraufhin kommt es zu einem<br />
massiven Abfall der Erdölproduktion<br />
und der Ölpreis steigt erstmals über 50<br />
US-Dollar je Barrel. Zahlreiche Men-<br />
schen beginnen die Region zu verlassen,<br />
da es immer häufiger zu gewaltsamen<br />
Auseinandersetzungen kommt.<br />
Noch im gleichen Jahr wendet sich<br />
Präsident Obasanjo direkt an den Rebellenführer<br />
und fordert die sofortige<br />
Auflösung aller Milizen. Asari weigert<br />
sich jedoch in aller Öffentlichkeit,<br />
der Forderung des Präsidenten Folge<br />
zu leisten. Die Nichtbefolgung des Befehls<br />
fasst Obasanjo als Hochverrat,<br />
welcher mit der Todesstrafe geahndet<br />
wird, auf und lässt den selbsternannten<br />
Weltverbesserer am 20. September<br />
2005 verhaften. Wenige Tage nach seiner<br />
Verhaftung tritt Asari in den Hungerstreik.<br />
In den nächsten Wochen nimmt er<br />
20 Kilo ab, sein Gesundheitszustand<br />
wird zunehmend schlechter. Die Gefangenschaft<br />
des Anführers der ND-<br />
PVF scheint der Grund dafür zu sein,<br />
dass die Gewalt im Nigerdelta immer<br />
stärker zunimmt. Und obwohl<br />
durch die erneute Zunahme der Rebellenaktionen<br />
die Probleme für viele<br />
Bewohner des Nigerdeltas wachsen,<br />
steht die Bevölkerung weiterhin hinter<br />
den Rebellen. Im Gefängnis wird deren<br />
Anführer unterdessen misshandelt<br />
und gedemütigt. Die damit beabsichtigte<br />
Einschüchterung des Gefangenen<br />
bleibt aus. Asari erklärt, dass er für seinen<br />
Kampf sterben würde und avanciert<br />
zum lokalen Volkshelden. Ihm<br />
gefällt die Rolle des politischen Märtyrers.<br />
Er bewirbt sich aus dem Gefängnis<br />
für das Amt des Gouverneurs vom<br />
Bundesstaat Rivers in der Wahl 2007.<br />
Sein Sieg würde dafür sorgen, dass<br />
43
er straffrechtlich nicht weiter verfolgt<br />
werden dürfte. Unruhen im August<br />
2006 führen zu einer Verlegung des<br />
Gefangenen an einen geheim gehaltenen<br />
Ort, um eine mögliche Befreiungsaktion<br />
zu vermeiden. Außerdem soll<br />
sein Einfluss auf die Wahl verringert<br />
werden.<br />
Im selben Jahr tritt China, als neuer<br />
Protagonist im Ringen um Nigerias<br />
wichtigstes Exportgut, in Verhandlungen<br />
mit der nigerianischen Regierung.<br />
Chinas National Offshore Oil<br />
Corporation (CNOOC), der drittgrößte<br />
Ölkonzern der Volksrepublik, erwirbt<br />
die Rechte zur Förderung im Golf von<br />
Guinea direkt vor der Küste von Nigeria.<br />
Der Golf von Guinea gilt als eine<br />
der größten Erdöllagerstätten der<br />
Welt. Der Rohstoff ist gefragter denn<br />
je. Durch die nicht nachlassenden Anschlagsserien<br />
auf die Ölmultis in Nigeria<br />
und die Konflikte im Nahen Osten,<br />
liegt der Preis für ein Barrel mittlerweile<br />
bei über 70 US-Dollar.<br />
Die Wahl in Rivers gewinnt der Rebellenführer<br />
Asari nicht. Celestin Omehia,<br />
ein Schüler des vorherigen Amtsinhabers<br />
Peter Odili und genau wie<br />
er ebenfalls PDP-Mitglied, wird neuer<br />
Gouverneur von Rivers. Somit hat die<br />
PDP auch hier ihren Machtanspruch<br />
behauptet. Der Wunsch Odilis neuer<br />
Vizepräsident von Nigeria zu werden,<br />
44<br />
⋆ ⋆ ⋆<br />
geht, obwohl Obasanjo ihm dies zugesichert<br />
hat, nicht in Erfüllung, da kurz<br />
vor der Wahl auch gegen ihn belastendes<br />
Material durch die EFCC gefunden<br />
wird. Die Wahl wird, wie schon die<br />
Wahl vier Jahre zuvor, abermals von<br />
unzähligen Unregelmäßigkeiten überschattet.<br />
Die PDP setzt sich in fast allen<br />
Bundesstaaten durch. Der ehemalige<br />
Vizepräsident und Spitzenanwärter<br />
auf das Amt des Präsidenten Abubakar<br />
erreicht gerade noch magere 7<br />
Prozent. Der neue Kandidat Umaru<br />
Yar‘Adua erreicht hingegen eine für Nigeria<br />
neue historische Bestmarke von<br />
70 Prozent der Wählerstimmen. Das<br />
Wahlergebnis gilt allgemein als unglaubwürdig.<br />
In dem neuen Präsidenten<br />
Umaru Yar´Adua sehen viele Politikern<br />
des Landes nur eine Marionette<br />
Obasanjos. Kaum jemand glaubt,<br />
dass der alte Herr so schnell bereit<br />
sein wird, seine gesamte Macht aus<br />
den Händen zu geben. Viele gehen davon<br />
aus, dass er nach der Amtsübergabe<br />
die Politik Nigerias über Umaru aus<br />
dem Hintergrund weitersteuern wird.<br />
Der Tod Asaris scheint, nun da er die<br />
Wahl zum neuen Gouverneur von Rivers<br />
nicht gewonnen hat, beschlossene<br />
Sache. Doch wenn er stirbt, dann wird<br />
es mit der Ruhe in Nigeria wohl vorbei<br />
sein und eine Welle der Empörung und<br />
Gewalt würde das Land überziehen.
Ein langer Abschied - bis zur nächsten Ausgabe wird ein Sommer vergehen.<br />
Der VECTOR wünscht Euch schöne Sommerferien! Aber vorher heißt es noch:<br />
Rocken, jazzen, moschen, pogen – auf der<br />
46<br />
Fête de la Musique<br />
Weltweit feiern am 21.06.2007<br />
Straßenmusik zum längsten Tag des Jahres mit Musik unter freiem Himmel<br />
feiern, weltweit und kostenlos.
Charlottenburg-Wilmersdorf: Brel, Gainsbourg-Bühne<br />
Friedrichshain: 3 Bullits for the Sheriff @ RAW Tempel, Abgedreht, Cassiopeia,<br />
Feuermelder, Jägerklause, Ministerium für Entspannung, MO 32,<br />
Osthafen - Tango an der Spree / Spreebar & Tango Reloaded, Pavillon im<br />
Volkspark Friedrichshain, phb club berlin, Rosi´s, Sauerkraut und Bulgur,<br />
Strandgut, Wilde 13, YAAM<br />
Kreuzberg: Brachvogel, Cabuwazi - Kreuzberg, Enzian/ Brazil 1500, Freischwimmer,<br />
Golgatha im Viktoriapark, Heinz Minki, Kuchen-Kaiser, Monster Ronson´s<br />
Sing Inn, MusikerIni NaunynRitze, Pirate Cove Stage Bar, Poerx,<br />
Rock’N’Roll Herberge, Salon Schmück, Tripping Triangle, Weiße Taube,<br />
Wendel, Wiener Blut, Wild at Heart-Bühne<br />
Lichtenberg-Hohenschönhausen: Stadtpark Lichtenberg<br />
Mitte (Tiergarten-Wedding-Mitte): ACUDsessioncafe Stage, Brunnenbühne, Die<br />
schönste OmA kommt aus Berlin - Kulturforum, Hausbrauerei Eschenbräu,<br />
Intersoup Flohmarkt am Mauerpark, Kiki Blofeld, Neurocomic, Nikolaiviertel<br />
musiziert, Silberstein & Ambulance im Kunsthof, Sternradio,<br />
Strandbar Mitte, Zion City Stage<br />
Marzahn-Hellersdorf: Helle Promenade, Rathaus Bühne Helle-Mitte<br />
Pankow (Prenzlauer Berg, Weissensee, Pankow): Fridas Fiesta, Gleimrock<br />
Bühne, Pfefferberg Sommergarten, S.O.S. Bodega<br />
Neukölln: Die Falken – Kinder- & Jugendzentrum<br />
Treptow-Köpenick: Vario Pinto – Bunt statt Braun<br />
http://www.fetedelamusique.de<br />
47
Abspann<br />
48<br />
Der VECTOR ist ein Magazin von <strong>Kolleg</strong>iaten des <strong>Kolleg</strong>s <strong>Schöneberg</strong>. An<br />
dieser Ausgabe haben mitgewirkt (in alphabetischer Reihenfolge):<br />
• Altmann, Sven (3. Kurssemester)<br />
• Kressin, Vincent (3. Kurssemester)<br />
• Kuhardt, Henry (3. Kurssemester)<br />
• Kurowski, Patricia (3. Kurssemester)<br />
• Marten, Maria (1. Kurssemester)<br />
• Organista, Anna (3. Kurssemester)<br />
• Rutschke, Thomas (3. Kurssemester)<br />
• Sprdlik, Andreas (3. Kurssemester)<br />
• Tesch, Heike (3. Kurssemester)<br />
• Trudrung, Svante (3. Kurssemester)<br />
Alle <strong>Kolleg</strong>iaten sind herzlich eingeladen, am VECTOR mitzuwirken.<br />
• mail@vector-berlin.de<br />
• Briefkasten im Foyer<br />
• www.vector-berlin.de<br />
Tipps, Infos, Kritik und Leserbriefe an:<br />
⋆ ⋆ ⋆ ⋆ ⋆<br />
DER VECTOR FREUT SICH ÜBER JEDE SPENDE!