4 Die Anstalt von Maria Marten Das Tor ist schwer, die Fenster groß, ich frage mich, wo ist das bloß? Die Flure lang, die Räume klein, mir wird ganz bang, wo kann das sein? Der Putz ist grau, die Tafeln schief und um den Bau zieht Rauchermief. Es ist wohl klar, was ich hier mein’: es ist die Schule - unser Heim.
Tendenz zum Predigen Anna Organista im Gespräch mit John Frege Es ist Freitag, 11.05.2007, so gegen 12:30h und es ist typisches Aprilwetter im Mai - das Maiwetter hatten wir ja schon im April. Wir setzen uns an einen Fenstertisch im Mövenpick im Europa Center und haben freien Blick auf den Breitscheidtplatz. Die Kellnerin fragt, was sie uns bringen darf und wir bestellen zwei Milchkaffee, zu denen wir zwei Mini-Kokosberge bekommen. Mein Gesprächspartner ist John Frege, der eigentlich mit vollem Namen John Christian Victor Frege heißt. John heißt er nach seinem Großvater, von seinem Onkel, der im zweiten Weltkrieg verschollen ist, bekam er den Namen Christian und sein dritter Vorname stammt von seinem Patenonkel. John Frege ist Fachbereichsleiter für Fremdsprachen an unserem <strong>Kolleg</strong> und unterrichtet Englisch und Geschichte. Gerade dem Schulgebäude entflohen, landen wir schon zu Beginn unseres Gesprächs beim Thema Bildung und der Frage, ob und welche Konzepte eines Schulwesens überhaupt funktionieren. Herr Frege hat lange auch an Gesamtschulen unterrichtet, doch gerade bei diesem Schulzweig scheiden sich unsere Geister. Er ist aber überzeugt, dass ’ jede Seele es wert sei, gerettet zu werden‘. Nun muss man wissen, dass John Frege jemand ist, der sehr großen Wert auf soziale Kompetenz legt. Und da ist natürlich auch für ihn persönlich die Messlatte sehr hoch gesetzt. Ohnehin ist er der Meinung, man werde als Lehrer weder reich noch gelangt man zu einer hervorhebenswerten gesellschaftlichen Reputation. John Frege ist schon viel gereist im Laufe seiner Schullaufbahn. Er unterrichtete zwar immer wieder in Deutschland, war jedoch auch schon in Miami, für ganze sechs Jahre in Sao Paolo ( ’ Biocaipi‘) und Portugal. Er unterrichtet nun das erste Mal auf dem zweiten Bildungsweg und da frage ich den grundsätzlichen Optimisten - wie er sich selbst beschreibt - mit welchen Erwartungen und Überlegungen er ans <strong>Kolleg</strong> kam. Vor allem, sagt er, hat er sich darauf eingestellt, dass wir Schüler ein paar mehr (Lebens-) Inhalte und Ansprüche mitbringen, als er das sonst so gewohnt war. Und da macht sich John Frege Gedanken, was er uns so mit auf den Weg geben könnte. Eine universelle Lösung bzw. Antwort hat er nicht. Und erschwerend kommt hinzu, dass er immer viele Menschen treffen würde, die auch meinen ’ zu wissen, wo es lang geht‘! 5