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Bewohnerprojekt Meine Therapie in Bild und Text - Casa Fidelio

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4 Notausgang (Flucht)<br />

4.1 Das zweite <strong>Bild</strong> entsteht<br />

<strong>Me<strong>in</strong>e</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Bild</strong> <strong>und</strong> <strong>Text</strong> 13<br />

03.3., Montag<br />

Am Sonntag war me<strong>in</strong> Ruhetag <strong>und</strong> ich machte e<strong>in</strong>en Besuch bei me<strong>in</strong>er Grossmutter<br />

im Thurgau. Es hat mich aufgestellt zu sehen, wie sie trotz dem kürzlichen Tod<br />

ihres Gatten glücklich <strong>und</strong> zufrieden ist mit ihrem Leben. Das hat mich dazu ermutigt<br />

zu versuchen, auch me<strong>in</strong> Leben e<strong>in</strong> wenig positiver zu betrachten <strong>und</strong> anzufangen<br />

<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schritten zu schätzen, was ich alles habe. Me<strong>in</strong> ewiger Stress, die Zeit<br />

laufe mir davon, hat sich e<strong>in</strong> bisschen gelegt. Wenn ich daran denke wie alt me<strong>in</strong>e<br />

Grossmutter ist <strong>und</strong> wie viel Zeit mir noch bevorsteht. Dies betrifft eigentlich ziemlich<br />

genau me<strong>in</strong>e Problematik, Zeit aufzuwenden für e<strong>in</strong> <strong>Bild</strong>, das mir materiell gar<br />

nichts br<strong>in</strong>gt, die ich aber ohne zu malen auch nicht nutzen würde. <strong>Me<strong>in</strong>e</strong>r <strong>in</strong>neren<br />

Ruhe b<strong>in</strong> ich schon sehr viel näher gekommen. Sie ist es auch, die mir hilft malen zu<br />

können im <strong>Casa</strong>.<br />

04.3., Dienstag<br />

Ich begann mit dem <strong>Text</strong> zum ersten <strong>Bild</strong>. Das stellte ich mir e<strong>in</strong>facher vor als das<br />

Malen. Allerd<strong>in</strong>gs nach dieser Gruppe am Morgen war me<strong>in</strong>e Motivation gleich<br />

wieder bei Null, <strong>und</strong> es war mühsam <strong>in</strong> die Gänge zu kommen <strong>und</strong> den Anfang zu<br />

machen. Obwohl das <strong>Bild</strong> eigentlich me<strong>in</strong>er Idee entsprach, fiel es mir nicht e<strong>in</strong>fach<br />

e<strong>in</strong>en <strong>Text</strong> zu dem <strong>Bild</strong> zu verfassen, das mit me<strong>in</strong>en Gefühlen zu tun hat. Ich möchte<br />

eigentlich ganz offen <strong>und</strong> ehrlich se<strong>in</strong> <strong>und</strong> bemerke dabei wie es mir schwer fällt<br />

dies zuzulassen. Nach m<strong>in</strong>destens drei St<strong>und</strong>en war ich dann zufrieden mit me<strong>in</strong>em<br />

<strong>Text</strong>, <strong>und</strong> bis auf die Korrektur von Andi, ist er fertig.<br />

06.3., Donnerstag<br />

Die Vorstellung von me<strong>in</strong>em zweiten <strong>Bild</strong> steht <strong>und</strong> ich habe begonnen mit dem<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>. Dabei habe ich mir e<strong>in</strong>e Schwierigkeit e<strong>in</strong>gebaut. Ich werde das <strong>Bild</strong><br />

nur mit blauer <strong>und</strong> weisser Farbe malen <strong>und</strong> trotzdem versuchen me<strong>in</strong>e ursprüngliche<br />

Idee zu verwirklichen, e<strong>in</strong>e Mauer mit e<strong>in</strong>er Tür <strong>und</strong> daneben e<strong>in</strong> Schild mit der<br />

Kennzeichnung Flucht. Dazu hatte ich den Gedanken, ich könnte me<strong>in</strong>en Suchtlebenslauf<br />

mit <strong>in</strong>s Projekt e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, <strong>und</strong> schon stand ich wieder vor dem Problem,<br />

ob dies nicht zu viel Ehrlichkeit sei, da ich schliesslich nicht weiss wer das Skript<br />

schlussendlich liest. Es wäre aber sicherlich e<strong>in</strong> Weg, endlich e<strong>in</strong>en Strich unter me<strong>in</strong>e<br />

Vergangenheit zu machen <strong>und</strong> re<strong>in</strong>en Tisch zu haben.<br />

08.3., Samstag<br />

Für heute habe ich mir vorgenommen, das zweite <strong>Bild</strong> fertig zu malen <strong>und</strong> mir dafür<br />

den ganzen Tag e<strong>in</strong>geplant. Wenn ich dann e<strong>in</strong>mal begonnen habe, fällt es mir immer<br />

leichter, packt mich sogar richtig <strong>und</strong> ich kann st<strong>und</strong>enlang an der Arbeit bleiben,<br />

ohne grosse Unterbrüche. Das hätte ich mir anfangs nie vorstellen können, zeigt<br />

mir aber, dass ich def<strong>in</strong>itiv gerne male <strong>und</strong> das auch für mich alle<strong>in</strong>e. So wie ich mich<br />

kenne, würde ich sonst nie me<strong>in</strong> Wochenende opfern für e<strong>in</strong>e Arbeit, die mir aufgeb<strong>und</strong>en<br />

wird. Es macht mir richtig Spass <strong>und</strong> ich habe da mit dem Malen etwas gef<strong>und</strong>en<br />

das mir beim Abschalten hilft <strong>und</strong> mich erfüllt. Den Sonntag werde ich für<br />

mich ganz ohne jegliche Verpflichtung nutzen <strong>und</strong> mich auf die heiss ersehnte Putzwoche<br />

e<strong>in</strong>stimmen.

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