Bewohnerprojekt Meine Therapie in Bild und Text - Casa Fidelio
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<strong>Me<strong>in</strong>e</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Bild</strong> <strong>und</strong> <strong>Text</strong> 6<br />
1996 - 2000<br />
Darauf wechselte ich <strong>in</strong> die Speditionsfirma wo ich sehr schnell Fuss fasste <strong>und</strong> mich<br />
schnell zum Lagerchef hocharbeitete. Dies jedoch war mit extrem viel Stress verb<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> die Überst<strong>und</strong>en wuchsen <strong>in</strong>s Horrende <strong>und</strong> wir tranken oft schon am Morgen<br />
früh bevor der grosse Ansturm begann. Durch die LKW-Fahrer lernte ich dann<br />
auch Speed kennen <strong>und</strong> empfand diesen Stoff als perfekt für die Arbeit <strong>und</strong> hatte<br />
dies auch meistens zur Hand als Rampenzoll von englischen Chauffeuren.<br />
Mir wurde dies bald zu viel <strong>und</strong> mit dem Frühl<strong>in</strong>g kam der Drang nach Strassenbau,<br />
<strong>und</strong> ich f<strong>in</strong>g als Vorarbeiter bei e<strong>in</strong>em basler Strassenbauer an. Der Konsum g<strong>in</strong>g<br />
diese Zeit zwar deutlich zurück, doch als es W<strong>in</strong>ter wurde, zog es mich wieder zurück<br />
<strong>in</strong> die alte Spedition wo es dr<strong>in</strong>nen warm <strong>und</strong> trocken war. Und schon g<strong>in</strong>g es<br />
wieder weiter wie zuvor <strong>und</strong> ich wusste, dass der Alkohol e<strong>in</strong> Problem für mich darstellte,<br />
aber es gelang mir bereits nicht mehr für e<strong>in</strong>e gewisse Zeit zu verzichten.<br />
Kurz darauf lernte ich me<strong>in</strong>e Ex-Frau kennen, die im gleichen Betrieb arbeitete <strong>und</strong><br />
es wurde ruhiger um mich. Ich veränderte mich total <strong>und</strong> wurde ziemlich brav. Kiffen<br />
habe ich auf praktisch Null reduziert <strong>und</strong> auch mit dem Tr<strong>in</strong>ken besserte es deutlich,<br />
dafür hatte ich e<strong>in</strong> Defizit an Ausgang <strong>und</strong> war nicht mehr wirklich zufrieden.<br />
2000 – 2001<br />
Es war nicht wirklich ideal mit der Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> im<br />
gleichen Betrieb zu arbeiten, <strong>und</strong> so kündigten wir<br />
beide um <strong>in</strong> verschiedenen Betrieben tätig zu se<strong>in</strong>. Ich<br />
wechselte zu e<strong>in</strong>em anderen Spediteur <strong>und</strong> war<br />
anfangs recht zufrieden mit der Stelle <strong>und</strong> hatte<br />
wieder grosse Verantwortung, über 4000 m2<br />
Lagerfläche. Zugleich zog ich mit Monica <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
geme<strong>in</strong>same Wohnung nach Pratteln <strong>und</strong> führte seit<br />
langem wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> ganz normales Leben, das<br />
mich total e<strong>in</strong>engte. Es war mir anfangs wohl <strong>und</strong><br />
doch fehlte mir me<strong>in</strong> alter Lebenswandel den ich<br />
jahrelang hatte.<br />
2001 – 2003<br />
Durch die Diagnose Hodenkrebs bei mir <strong>und</strong> der<br />
darauf folgenden Chemotherapie, verlor ich auf e<strong>in</strong>en Schlag me<strong>in</strong>e ganze Energie<br />
<strong>und</strong> me<strong>in</strong> Durchsetzungsvermögen <strong>und</strong> begann öfters heimlich zu tr<strong>in</strong>ken. Kurz<br />
darauf heirateten wir <strong>in</strong> Spanien, der Heimat me<strong>in</strong>er Ex <strong>und</strong> veränderten uns ziemlich<br />
schnell komplett. Es kam mir vor als wären wir auf e<strong>in</strong>en Schlag e<strong>in</strong> altes Ehepaar<br />
geworden, das zu Hause sitzt <strong>und</strong> wartet bis sich etwas verändert. Dazu kamen<br />
bei me<strong>in</strong>er Frau immer stärkere Depressionen, die teils sogar Spitalaufenthalte mit<br />
sich zogen <strong>und</strong> für mich e<strong>in</strong>e extreme Belastung waren, die sich wiederum auf me<strong>in</strong>en<br />
Alkoholkonsum auswirkten. Und so steigerten sich unsere Probleme stetig, ohne<br />
dass wir uns Hilfe holten.<br />
Ich flüchtete erneut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en anderen Job <strong>und</strong> arbeitete mit e<strong>in</strong>em langjährigen Arbeitskollegen<br />
zusammen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er neu eröffneten Firma ohne e<strong>in</strong>en Vorgesetzten. So<br />
hatten wir freie Hand, zu machen was uns beliebte. Und dies war sehr schlecht für<br />
uns beide, da wir zu wenig Selbstdiszipl<strong>in</strong> hatten um nüchtern zu arbeiten.