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Bewohnerprojekt Meine Therapie in Bild und Text - Casa Fidelio

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4.2 Gedanken zum zweiten <strong>Bild</strong> (Notausgang)<br />

<strong>Me<strong>in</strong>e</strong> <strong>Therapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Bild</strong> <strong>und</strong> <strong>Text</strong> 15<br />

Dieses <strong>Bild</strong> zeigt e<strong>in</strong>e Situation, die mir mehr als lieb <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben begegnet ist,<br />

die Möglichkeit, e<strong>in</strong> Problem oder e<strong>in</strong>e schwierige Situation zu lösen, oder sie e<strong>in</strong>fach<br />

auszublenden <strong>und</strong> die e<strong>in</strong>fachere Variante zu wählen, die Flucht.<br />

Mir tut’s weh, wenn ich mir vorstelle, was ich erreicht hätte, wäre ich nicht immer<br />

wieder davongerannt vor oftmals kle<strong>in</strong>en Ause<strong>in</strong>andersetzungen, die zum Teil mit<br />

Leichtigkeit zu lösen gewesen wären. Das f<strong>in</strong>g bei der Arbeit an, als ich wegen Bagatellen,<br />

die teils sehr guten Stellungen kündigte, um die es mich noch Jahre danach<br />

reute. Das geht weiter mit Beziehungen, Ex-Frau <strong>und</strong> auch Fre<strong>und</strong>en, um die es sich<br />

gelohnt hätte sich zu bemühen, e<strong>in</strong>en Konflikt zu lösen oder e<strong>in</strong>mal nachzugeben<br />

<strong>und</strong> schwere Zeiten auszuhalten. Und genauso war es auch während me<strong>in</strong>en <strong>Therapie</strong>n,<br />

- lieber aufgeben, als sich dem Neuen <strong>und</strong> Unbekannten zu stellen <strong>und</strong> nie zu<br />

erfahren, wie es geworden wäre.<br />

Für mich ist es fast das Schlimmste, nicht zu wissen, was denn gewesen wäre, wenn<br />

ich mich dem Problem gestellt hätte. Ich werde es auch nie erfahren. Lange nach der<br />

Scheidung von me<strong>in</strong>er Ex-Frau Monica hat mir e<strong>in</strong> guter Fre<strong>und</strong>, „Ismael“, gesagt:<br />

„schaffe de<strong>in</strong>e Konflikte mit ihr aus der Welt <strong>und</strong> sprich mit ihr solange du noch<br />

kannst. Du wirst es sonst immer bereuen, wenn du offene Rechnungen hast mit e<strong>in</strong>em<br />

Menschen, den du e<strong>in</strong>mal geliebt hast <strong>und</strong> sie nicht begleichen kannst“. Als ich<br />

se<strong>in</strong>en Rat befolgte <strong>und</strong> re<strong>in</strong>en Tisch machte mit ihr, konnte ich anfangen loszulassen<br />

<strong>und</strong> es g<strong>in</strong>g mir deutlich besser.<br />

Zurück zur <strong>Therapie</strong>, um die es bei diesem <strong>Bild</strong> geht. November bis Dezember stand<br />

ich wieder vor dieser Entscheidung, unbekannte Türe aufzumachen oder doch den<br />

Notausgang zu wählen. Mit e<strong>in</strong>er eigenen Wohnung <strong>in</strong> dem Moment hätte ich bestimmt<br />

den Notausgang gewählt, obwohl ich auch dann nicht gewusst hätte was<br />

mich erwartet. Aber ich hätte mir erspart, mich me<strong>in</strong>en Gefühlen zu stellen <strong>und</strong> mir<br />

e<strong>in</strong> ganzes Stück näher zu kommen.<br />

Jetzt b<strong>in</strong> ich froh, dass ich <strong>in</strong> dem Moment ke<strong>in</strong>e eigene Wohnung hatte, um mich<br />

wieder zu verkriechen <strong>und</strong> vor mir selber zu flüchten. Da das Leben sowieso nie das<br />

br<strong>in</strong>gt, was man erwartet, ist es mir e<strong>in</strong> Rätsel, wieso ich das Unbekannte immer<br />

meiden will <strong>und</strong> im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> dem nachtraure, was ich nicht geändert habe.<br />

Auch me<strong>in</strong> ewiger Stress, die Zukunft spr<strong>in</strong>ge mir davon, kriege ich nicht <strong>in</strong> den<br />

Griff, wenn ich nichts ändere <strong>und</strong> alles beim Alten belasse. Diesbezüglich hat mir das<br />

<strong>Casa</strong> <strong>Fidelio</strong> bereits sehr viel geholfen. Ich lebe mehr im Heute <strong>und</strong> stelle mich gewissen<br />

Aufgaben <strong>und</strong> weiss, dass sich jeder Gemütszustand auch wieder verändert,<br />

meist bevor e<strong>in</strong>e Besserung e<strong>in</strong>tritt beim „gewohnten“ Verhalten. Für mich wird dieses<br />

<strong>Bild</strong> e<strong>in</strong>e Art Gefühls-Verkehrsschild, das ich mir immer vor Augen halten werde,<br />

wenn ich wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e solche Situation komme.

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