Bewohnerprojekt Meine Therapie in Bild und Text - Casa Fidelio

Meine Therapie in Bild und Text 17
18.3., Dienstag
Heute hatte ich wieder einmal ein Einzel bei Dani und wir sprachen über mein mehrspuriges
Denken. Er ist einer der wenigen Menschen die mich durchschauen, wenn
ich abschweife und mir selber etwas vormache. Oftmals bin ich selber so überzeugt
von dem was ich spreche, dass ich gar nicht bemerke wie ich mich selbst belüge und
mir ungewollt Schaden zufüge. Dani hat mir heute die Aufgabe gestellt, mir zu überlegen,
wann das mit meinem mehrspurigen Denken angefangen hat und ich bin mir
sicher, dass es irgendwann in meiner Kindheit mit fünf oder sechs Jahren war. Dies
war mir sofort bewusst, obwohl ich in Gedanken selten in meiner Kindheit bin, sondern
lieber die Zukunft verändere die sowieso anders kommt als erwartet.
Mir ist nicht bewusst, warum ich nicht gerne in meine Kindheit abschweife, sie war
eigentlich so wie ich mir eine Jugend vorstelle. Mir fehlte es meinem Erachten nach
an nichts. Wir hatten eine grosse und herzliche Verwandtschaft, fuhren oft in den
Urlaub und wohnten immer in Häusern, in denen es paradiesisch war als Kind zum
spielen. Es wird sicherlich eine lange Reise in mein Ich und es ist mir noch unklar,
was ich da entdecken werde oder soll.
Einerseits bin ich gespannt darauf und trotzdem macht es mir Angst alte Wunden
wieder aufzukratzen, die ich als verarbeitet abgebucht habe.
21.3., Karfreitag
Endlich, die Osterfeiertage haben begonnen und mir stehen vier Tage ohne jegliche
Termine bevor, die ich für das Projekt nutzen möchte. Mein Ziel ist es, bis am Ostermontag
das dritte Bild gemalt zu haben und mein Sucht Lebenslauf zu schreiben.
Normalerweise bereitet es mir grosse Mühe auf Termindruck zu malen oder überhaupt
kreativ zu sein, wieder ein neues Übungsfeld. Ansonsten werde ich die Zeit
mit dem Fernseher und meinem Buch über die Runden bringen. Und natürlich mit
dem Besuch im Alpamare am Montag, auf den ich mich schon tierisch freue. Was
mich immer mehr beschäftigt ist das Thema Langeweile, wahrscheinlich ist das sogar
mein grösstes Therapieziel, einen Umgang mit dem Langweilig sein zu finden.
Wenn ich momentan in der Zukunft umherschweife, ist das Alleine Sein meine
grösste Angst, die zu Rückfällen führen könnte.
Allerdings bin ich froh darüber, dass ich gelernt habe meine Ängste wahrzunehmen
und jetzt fähig bin, mir schwierige Situationen gedanklich vorzustellen. Dieser geschützte
Rahmen hier im Casa, muss ich versuchen in meinem weiteren Leben irgendwie
einzubauen mit Hilfe von Aktivitäten und des Bekanntenkreises.