08.02.2013 Aufrufe

Sommer 2005 (pdf, 998 KB) - Evangelische Kreuzkirche Hanau

Sommer 2005 (pdf, 998 KB) - Evangelische Kreuzkirche Hanau

Sommer 2005 (pdf, 998 KB) - Evangelische Kreuzkirche Hanau

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Im Stadtteil ist was los<br />

10<br />

Zwei Menschen aus Lamboy und ihr<br />

„Ein Euro - Job“.<br />

S<br />

eit diesem Jahr gibt es für Langzeitarbeitslose<br />

die Möglichkeit, einer „gemeinnützigen Arbeitsgelegenheit“<br />

nachzugehen. Diese sog. „Ein-<br />

Euro-Jobs“ sind umstritten. Im Lamboygebiet gehen<br />

derzeit nach Auskunft des Main – Kinzig - Kreises<br />

etwa 14 Menschen einem solchen Job nach, zwei<br />

von ihnen haben im Gespräch darüber berichtet:<br />

Ismail Hakkahul ist 38 Jahre alt und wurde in<br />

der Türkei geboren. Nach der Schulzeit studierte er in<br />

Ankara „Deutsche Sprache und Literatur“ und schloss<br />

dieses Studium 1992 ab.<br />

Als wissenschaftlicher Assistent an einer türkischen<br />

Universität kam er 1994 mit einem Auslandsstipendium<br />

nach Frankfurt. Hier heiratete er 1996<br />

und ist nun zweifacher Vater. Im Jahre 2002 schloss er<br />

das Studium in Frankfurt als Magister für Germanistik<br />

ab. Mehr als 100 Bewerbungen als Sozialpädagoge<br />

brachten keinen Erfolg. Acht Monate wartete er ab,<br />

bevor er dann doch zum Sozialamt gehen musste. Nun<br />

hat Herr Hakkakul einen 1-Euro-Job an der Tümpelgartenschule.<br />

Dort bereitet er in einem mehrmonatigen<br />

Nachhilfekurs Schülerinnen und Schüler auf ihre<br />

Abschlussprüfung im Fach Deutsch vor. Außerdem<br />

koordiniert er das ganze Programm, denn auch in<br />

Mathe und Englisch gibt es diese Unterstützung. Überwiegend<br />

türkische Schüler besuchen seinen Deutschunterricht,<br />

der an jeweils einem Nachmittag pro Woche<br />

stattfindet. „Denen kann ich natürlich besonders gut<br />

helfen, weil ich selbst Deutsch als Fremdsprache erlernt<br />

habe,“ sagt Herr Hakkakul. In der Schule sei das<br />

Echo auf dieses Projekt aber nicht nur positiv: „Ich<br />

habe gehört, dass keine neuen Lehrer eingestellt werden<br />

und dass Lehrer auch in den verschiedensten<br />

Fächern einspringen müssen, deswegen findet die<br />

Maßnahme keine ungeteilte Zustimmung.“ Der hiesige<br />

Kreisverband der Gewerkschaft Erziehung und<br />

Wissenschaft hat im Februar diesen Jahres Nein gesagt<br />

zu 1-Euro-Jobs an Schulen, weil er soziale und tarifliche<br />

Standards in Gefahr sieht. Daran zeigt sich exemplarisch<br />

die Schwierigkeit dieser Jobs, die auch Herr<br />

Kakkakul so sieht: „Wenn so ein Job auf Dauer eingerichtet<br />

wird, dann wird man da ausgenutzt. Es kann<br />

nur ein Einstieg sein.“<br />

Dennoch hat er sich persönlich gefreut über diese<br />

Arbeitsgelegenheit: „So habe ich endlich die Möglichkeit<br />

zu zeigen, was ich kann. Diese Möglichkeit hatte<br />

ich bisher nicht.“ Seinem Traum, sich als Sozialpädagoge<br />

hauptberuflich für die Integration gerade von<br />

türkischen Jugendlichen einzusetzen, sieht sich Herr<br />

Hakkakul jedenfalls näher: „Jetzt kennen mich viel<br />

mehr Menschen hier im Stadtteil. Es wäre toll, wenn<br />

sich vielleicht durch diese Maßnahme etwas Neues<br />

ergibt.“<br />

Auch Thorsten Ruth hat in der Tümpelgartenschule<br />

einen 1-Euro-Job. Er gibt zusammen mit einer<br />

Kollegin das Mittagessen an hungrige Schüler und<br />

Lehrerinnen aus. Nach seinem Realschulabschluss im<br />

Jahre 1993 machte er eine Ausbildung bei der Telekom<br />

zum Telekommunikationstechniker. Übernommen<br />

wurde er wie seine Kollegen nicht. So war er zunächst<br />

arbeitslos und arbeitete dann bei einer Zeitarbeitsfirma.<br />

Nach zwei Jahren bei einer Firma für Apparatebau<br />

in Mühlheim kam im Dezember 2002 auch<br />

dort das Aus: „Mein Vertrag lief aus und wurde nicht<br />

mehr verlängert.“ Auf dem Arbeitsamt sei es dann<br />

auch nicht richtig vorwärts gegangen, vor allem in<br />

den letzten Monaten nicht mehr.<br />

Die Zeit zu Hause ohne Arbeit hat Herrn Ruth<br />

nicht immer gut gefallen. „Da gibt es viel Langeweile<br />

und manchmal fällt einem die Decke auf den Kopf“,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!