Konstruktionsfehler Schadensbericht: Verfaulte ... - Bauverlag
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F A C H T H E M E N<br />
46<br />
Die Blasenbildung ist deutlich<br />
zu erkennen. Hier „möchte”<br />
die Feuchtigkeit im Inneren<br />
des Holzes nach außen.<br />
Allerdings wird sie daran<br />
durch den Anstrich gehindert<br />
F e n s t e r l ä d e n<br />
sie absolut dicht ist. Reisst<br />
die Oberfläche – auch wenn<br />
es auch nur kleinste kapillare<br />
Risse sind – wird Feuchtigkeit<br />
in das Holz eindringen<br />
und nicht mehr entweichen<br />
können.<br />
Auch hier muss das Grundprinzip<br />
der Rissgröße verstanden<br />
werden. Nicht die<br />
großen klaffenden Risse<br />
sind die gefährlichen Risse,<br />
vorwiegend die kleinen,<br />
kaum sichtbaren Risse sind<br />
die Gefahr in einer solchen<br />
Situation, denn sie saugen<br />
buchstäblich Feuchtigkeit in<br />
das Holz ein und lassen sie<br />
nicht mehr entweichen. Der<br />
große, klaffende Riss kann<br />
ohne weiteres aus- und rücktrocknen.<br />
Meist wird bei Holzteilen, die<br />
mit einem geschlossenen<br />
Anstrich versehen sind, die<br />
Fäulnis durch Blätterpilze<br />
(sogenannte Blättlinge) auffällig.<br />
Wenn diese Blättlinge<br />
sichtbar sind, muss man jedoch<br />
schon davon ausgehen,<br />
dass das Holz im Inneren bereits<br />
seine gesamte statische<br />
Stabilität verloren hat. Blättlinge<br />
entstehen erst dann,<br />
wenn das Holz im Inneren<br />
bereits komplett zerstört ist.<br />
Über Nahrungssonden verbinden<br />
sie sich vom Äußeren<br />
des Holzes mit der Faulstelle<br />
und ernähren sich so von<br />
dem zerstörten Holz. Eine<br />
Rettung solcher Holzteile ist<br />
nicht mehr möglich. Auffällig<br />
ist, dass diese Pilze in der<br />
Vergangenheit lediglich im<br />
Wald bei Verrottungvorgängen<br />
gefunden wurden. Heute<br />
jedoch treten sie immer<br />
häufiger an neuen Bauteilen<br />
wie Holz-Fensterläden auf,<br />
da wir es nicht mehr verstehen,<br />
dass an sich sehr<br />
widerstandsfähige Baumaterial<br />
Holz so zu verarbeiten,<br />
dass es dauerhaft überleben<br />
kann.<br />
Die Oberfläche und die<br />
Entstehung des Schadens<br />
Die Oberfläche bei den zu begutachtenden<br />
Fensterläden<br />
war makellos. Die Deckschicht<br />
entsprach, ohne<br />
große Messungen vorzunehmen,<br />
den Vorgaben der<br />
Norm. Auch sah man dort,<br />
wo die Faulstellen sichtbar<br />
waren, dass der Lack eine<br />
geschlossene Haut gebildet<br />
und lediglich deshalb versagt<br />
hatte, weil der Untergrund<br />
Fotos (2): Wilfried Berger<br />
seine Tragfähigkeit längst<br />
verloren hatte. Die Entscheidung,<br />
wie im beschriebenen<br />
Fall, ein lösungsmittelhaltiges<br />
Beschichtungssystem zu<br />
wählen, war hier schlicht<br />
falsch.<br />
Der eigentliche Grund des<br />
Schadens war die Tatsache,<br />
dass an der Gratleiste durch<br />
die Bewegung des Holzes<br />
Risse und dadurch Eindringungsstellen<br />
für Feuchtigkeit<br />
entstanden waren,<br />
die nicht mehr rücktrocknen<br />
konnte und unter der geschlossenen<br />
Lackfläche den<br />
Laden in ein stetiges Feuchtbiotop<br />
verwandelte. Nur<br />
eine stark zunehmende<br />
Holzfeuchtigkeit konnte<br />
nämlich in so kurzer Zeit<br />
zu einer so großen Zerstörung<br />
des Holzes führen.<br />
So ist überhöhte Holzfeuchtigkeit<br />
mit über 30 % der<br />
größte Erzeuger von Pilz,<br />
Schimmel und Fäulnis. Das<br />
Wachstum dieser Parasiten<br />
wird mit der Planungsvorgabe,<br />
einen filmbildenden<br />
Anstrich aufzubringen, geradezu<br />
gefördert, denn es<br />
entsteht eine innere Fäulnis,<br />
die erst spät bemerkt werden<br />
kann und daher meist irreparabel<br />
ist.<br />
Die Normvorgaben<br />
Verschiedene Normen geben<br />
vor, dass die Oberfläche des<br />
filmbildenden Anstriches<br />
nur mit einer Deckschicht<br />
von 50 µm aufgebracht werden<br />
muss. Die ÖNORM B<br />
3803 gibt sogar vor, dass diese<br />
Schicht 80 µm (für ölige<br />
Systeme) haben muss. Auch<br />
hier wird allerdings mal wieder<br />
nicht mit den Materialeigenschaften<br />
des Holzes gerechnet:<br />
Fensterläden müssen<br />
wasserdampfdurchlässig<br />
sein. Somit verhindert die<br />
dichte Anstrichschicht das<br />
Austrocknen des Holzes.<br />
Daher kann in einem solchen<br />
Fall lediglich empfoh-<br />
Bauhandwerk 1-2/2004