KVBW-Magazin 0902 - Bushido Oberkirch

Vereine
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Kyusho-Jitsu
Quelle des Karate-Do
Text und Foto Manfred Zink, Bushido Oberkirch
Nach der Vorstellung im Rahmen der Karatelehrer-Ausbildung war man gespannt auf
das Kyusho-Jitsu Seminar mit Gebhard Lämmle - gut 30 zum Teil hoch graduierte
Interessenten aus den verschiedensten Kampfkünsten waren nach Oberkirch angereist,
um einen ersten Einblick in das Wissen um das Kyusho-Jitsu zu erhalten. Nachdem in
vielen anderen Bundesländern bereits Studienkreise ihre Arbeit aufgenommen haben
und in Baden-Württemberg gerade ein kompletter Ausbildungsabschnitt über zwei Jahre
beendet wurde, war es an der Zeit, im "Stammland" einer neuen Gruppe die Möglichkeit
einer fundierten Einweisung zu geben. Durch Intervention von Manfred Zink, dem leitenden
Trainer des Bushido Oberkirch e. V., konnte sich Oberkirch als Austragungsort
für den neuen Studienkreis Baden-Württemberg qualifizieren.
Bekannterweise zeigt die Entstehungsgeschichte der japanischen Kampfkünste einen
starken chinesischen Einfluss. Die im Kyusho-Jitsu gelehrten Prinzipien greifen auf das
umfassende Wissen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und deren 5-
Elemente-Theorie zurück und nutzen es im Konflikt mit einem Gegner. Dabei kann man
Kyusho-Jitsu nicht als eigenständige Kampfkunst bezeichnen, sondern eher als ein
essentielles Wissen, das allen Kampfkünsten zu Grunde liegt.
"Insofern man offen ist und sich die Fähigkeit bewahrt hat, ohne Vorurteile "über den
Tellerrand" hinauszusehen, sieht man Kyusho auch nicht als Konkurrenz zur eigenen
Kampfkunst, sondern vielmehr als ein ergänzendes Wissen", so der Seminarleiter
Gebhard Lämmle.
Anstatt Kraft in den Techniken zu gebrauchen, nutzt man detaillierte Kenntnisse über
den menschlichen Körper - so ist die Kontrolle des Gegners nicht mehr nur Zufall, sondern
die logische Folge. Zu Beginn darf eine Anleitung für das kuatsu (Erste-Hilfe-
Maßnahmen) nicht fehlen, um die Wirkung der Manipulationen im Rahmen halten zu
können. Weitere, wichtige Elemente sind das Studium der Reaktion des Körpers auf die
Manipulation der vitalen Punkte und ein sehr detailliertes Wissen über die Anatomie des
Menschen. In den Bewegungsfolgen der Karate-Kata wurde dieses Wissen verschlüsselt
und über Generationen erhalten. Die Entschlüsselung der Kata mit dem
Hintergrundwissen des Kyusho-Jitsu erweist sich als lohnende, aber zugleich auch sehr
anspruchsvolle Aufgabe. So wird der bekannte Ausspruch kata hitotsu sannen (um eine
Kata zu lernen, benötigt man drei Jahre) auch besser nachvollziehbar - nicht den bloßen
Ablauf der Kata gilt es zu erlernen, sondern den tatsächlichen Inhalt, der weit über den
gewöhnlichen jodan tsuki oder chudan geri hinausgeht.
Am Ende des sechsstündigen Seminars waren sich alle Teilnehmer einig: das umfangreiche
Wissen des Kyusho-Jitsu ist eine Bereicherung für das heutige Karate. Gewiss
sind die Kenntnisse komplex und wie auch das Karate selbst keineswegs in ein paar
Seminarstunden zu erlernen, geht man jedoch offen an das Thema heran und beschäftigt
sich intensiv mit dem Stoff, wird man mit wertvollen Erkenntnissen und einer sichtbaren
Verbesserung seines Karate belohnt.An dieser Stelle von allen Teilnehmern des
Kyusho-Jitsu Seminars ein herzliches Dankeschön für die Arbeit und das Angebot des
Seminarleiters Gebhard Lämmle !
Am 19.09.2009 geht es in Oberkirch weiter mit dem 1. Niveau des Kyusho-Jitsu. Wer
Interesse hat, im Wissen um das Kyusho-Jitsu und die Einbindung in das eigene Karate
angewiesen zu werden, sollte sich umgehend anmelden, denn bereits beim Basisseminar
haben sich sehr viele Begeisterte einen Platz reserviert. Aufgrund des hohen Anspruchs
gilt als Teilnahmevoraussetzung mindestens der braune Gürtel.
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