MBZ Ausgabe 02/2013 - Zahnärztekammer Berlin
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Zahnmedizin<br />
Untersuchung belegt Handlungsbedarf<br />
Notwendigkeit von Milchzahnfüllungen<br />
Die Mundgesundheit der Kinder und Jugendlichen hat<br />
sich in <strong>Berlin</strong> wie im gesamten Bundesgebiet in den<br />
letzten 12 Jahren ständig verbessert. Das gilt auch für<br />
die Milchzähne in <strong>Berlin</strong>, allerdings eher unterdurchschnittlich.<br />
Wiesen die Kinder in <strong>Berlin</strong> bei der Einschulung 1994 3,1 kariöse,<br />
gefüllte oder fehlende Milchzähne auf, waren es 2009 immer<br />
noch 2,4 dmft (Bundesdurchschnitt 1,87). Auffallend ist<br />
für <strong>Berlin</strong> auch die Tatsache, dass der prozentuale Anteil nicht<br />
sanierter kariöser Zähne der 6–7-jährigen Kinder mit 47 % innerhalb<br />
von 9 Jahren exakt gleich geblieben ist, bei kleinerer<br />
absoluter Zahl des Füllungsbedarfs.<br />
Damit ist der Sanierungsgrad der Milchzähne als unzureichend einzuschätzen,<br />
wenngleich insbesondere die westlichen Bundesländer<br />
noch geringere Sanierungsgrade bei Milchzähnen aufweisen.<br />
Festzustellen ist, dass die erkrankten, bleibenden Sechsjahrmolaren<br />
viel häufiger saniert werden als die daneben stehenden<br />
Milchzähne. Zu beobachten ist teilweise, dass selbst nach<br />
Überweisung im Ergebnis der Schuleingangsuntersuchung<br />
Milchzahnkaries nicht saniert wird. Die Ursachen der Nichtsanierung<br />
von Milchzähnen finden wir also zum Teil auch bei uns<br />
Zahnärzten selbst.<br />
Wege zur Verbesserung<br />
In Mecklenburg-Vorpommern wird seit einiger Zeit versucht,<br />
das Bewusstsein in der Kollegenschaft für die Wichtigkeit der<br />
Milchzahnsanierungen zu schärfen. Neben Kinder-Curricula<br />
und Fortbildungen wurde die Verbreitung des zahnärztlichen<br />
Kinderpasses ausgebaut. Über die Landesarbeitsgemeinschaft<br />
20 <strong>MBZ</strong> <strong>02</strong> <strong>2013</strong><br />
zur Förderung der Jugendzahnpflege (LAJ) wurde die Kooperation<br />
von niedergelassenen Zahnärzten und den Zahnärzten des<br />
Öffentlichen Gesundheitsdienstes verbessert. Zusätzlich wird<br />
diskutieret, ob die von den Jugendzahnärzten der Gesundheitsämter<br />
bei den Reihenuntersuchungen herausgegebenen<br />
Überweisungszettel in ein Rücklaufsystem eingebunden werden<br />
können. Nach erfolgter Sanierung könnten dann diese Zettel<br />
mit Stempel und Unterschrift versehen werden.<br />
Die beschriebene Unterversorgung bei der Sanierung von<br />
Milchzähnen hängt sicherlich mit der immer wieder geäußerten<br />
Ansicht zusammen, dass die Milchzahnsanierung nicht not-<br />
Abb. 1 und 2: Unbehandelte Milchzahnkaries führt fast automatisch zu Karies in der permanenten Dentition und oft zur Lückeneinengung und sekundärem Platzmangel<br />
(1)<br />
wendig sei, weil sie eine Durchgangsdentition darstellt. Dies<br />
ist wissenschaftlich und klinisch nicht haltbar, wie Abb. 1 deutlich<br />
belegt: Karies ist eine Infektionserkrankung und mit dem<br />
Durchbruch der permanenten Zähne liegen diese über 6 lange<br />
Jahre in unmittelbarer Nähe von kariösen Milchzähnen. Eine<br />
Reinigung kariöser (Milch-)Zähne ist kaum möglich und so<br />
geht das bakterielle Milieu direkt auf die permanenten Zähne<br />
über. Dies betrifft sowohl die Prämolaren als auch den Approximalbereich<br />
der ersten permanenten Molaren, wenn diese neben<br />
kariösen zweiten Milchmolaren stehen.<br />
Außerdem führt die vergleichsweise dünnere Schmelz- und<br />
Dentinschicht der Milchzähne bei gleichzeitig größerem Pulpenkavum<br />
bei Nichtversorgung sehr schnell zu endodontischen<br />
Problemen wie Zahnschmerzen und Fisteln. Damit verändert<br />
sich der Therapiebedarf von einfachen Füllungen zu<br />
Vitalamputationen bzw. -exstripationen und ggf. sogar zu Extraktionen,<br />
die wiederum Einfluss auf die Gebiss- und Platzentwicklung<br />
für die permanente Dentition hat.