MBZ Ausgabe 02/2013 - Zahnärztekammer Berlin
MBZ Ausgabe 02/2013 - Zahnärztekammer Berlin
MBZ Ausgabe 02/2013 - Zahnärztekammer Berlin
- TAGS
- berlin
- www.kzv-berlin.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Zahnmedizin<br />
Aus der Wissenschaft<br />
Asymmetrien in der Kieferorthopädie<br />
Anfangsbefund, 35 J., Laternognathie, mandibuläre<br />
Prognathie<br />
Fast alle Menschen weisen Asymmetrien<br />
des Gesichtes auf. Dies<br />
zeigt sich, wenn Fotos von Gesichtern,<br />
bei denen eine Gesichtshälfte<br />
gedoppelt wurde, betrachtet werden.<br />
Ab einer gewissen Ausprägung werden<br />
Asymmetrien auch als unästhetisch oder<br />
optisch störend empfunden. Die Frage,<br />
inwieweit asymmetrische Kiefer- und<br />
Okklusionsbefunde jeweils die kieferorthopädische<br />
Therapie betreffen, ist graduell<br />
und somit individuell zu sehen.<br />
Bei klinischen Befunden werden Malokklusionen<br />
nach funktionellen, basalen<br />
und dentalen Asymmetrien sowie<br />
ihren Mischformen unterschieden. Solche<br />
können in der Sagittal-, Vertikal- und<br />
Transversalebene auftreten und endogene<br />
oder exogene Ursachen haben.<br />
Aufgrund der zahlreichen Varianten<br />
asymmetrischer Befunde ist eine kiefer-<br />
22 <strong>MBZ</strong> <strong>02</strong> <strong>2013</strong><br />
orthopädische Behandlungsplanung wesentlich<br />
von einer differenzierten Diagnostik<br />
abhängig. Anhand funktioneller<br />
Parameter, Modellvermessungen und<br />
kephalometrischer Analysen wird der<br />
Charakter der Asymmetrie bestimmt. Die<br />
Ausprägung in verschiedenen Wachstumsstadien,<br />
insbesondere die Einschätzung<br />
der Progredienz der Asymmetrien,<br />
müssen diagnostisch abgeklärt werden.<br />
Auf dieser Basis wird eine individuelle<br />
Behandlungsplanung möglich und die<br />
Prognose für ein stabiles Behandlungsergebnis<br />
besser einschätzbar.<br />
Bei funktionellen Asymmetrien, die<br />
durch RKP-IKP-Differenzen gekennzeichnet<br />
sind, besteht der erste Schritt in der<br />
Veri fizierung der zentrischen Kondylenposition,<br />
gefolgt von Maßnahmen, die<br />
das zwanglose Einnehmen der maximalen<br />
Interkuspidation ermöglichen. Basale<br />
Foto: Habersack<br />
Postoperativer Befund, 7 J. nach Kombinationstherapie<br />
KFO-Chirurgie<br />
Asymmetrien haben die größte Prävalenz<br />
in der Mandibula, wobei hemimandibuläre<br />
Elongationen und/<br />
oder hemimandibuläre Hyperplasien<br />
zu differenzieren sind.<br />
Bei dental bedingten asymmetrischen<br />
Befunden nehmen präventive<br />
und interzeptive Maßnahmen<br />
einen hohen Stellenwert ein.<br />
Durch frühzeitiges Intervenieren<br />
kann der Kieferorthopäde die basale<br />
und dentale Adaptation funktioneller<br />
Störungen verhindern sowie<br />
die Ausprägung der Anomalie zugunsten<br />
einer leichteren Therapiefähigkeit<br />
positiv beeinflussen. Bereits<br />
im Milch- und frühen Wechselgebiss<br />
reicht das Spektrum von präventiven<br />
und interzeptiven Maßnahmen,<br />
vom Stützzonenerhalt über Steuerung<br />
des Zahnwechsels nach frühzeitigem<br />
unilateralen Milchzahnverlust<br />
und selektivem Einschleifen bis<br />
hin zum Abstellen von Habits. Auch<br />
apparative Maßnahmen zur Gaumennahterweiterung<br />
oder funktionskieferorthopädische<br />
Geräte stehen<br />
bis ins späte Wechselgebiss zur<br />
Verfügung.<br />
Im bleibenden Gebiss bieten festsit-<br />
zende Behandlungsmethoden wie z. B.<br />
die individualisierte Straight-Wire-Technik<br />
biomechanische Konzepte. So können<br />
individuelle Biegungen in allen drei<br />
Ebenen in die Bögen eingebracht werden.<br />
Als Beispiel seien hier seitenungleiche<br />
vertikale Elemente zum Ausgleich<br />
einer hängenden Kauebene genannt.<br />
Bei transversalen Diskrepanzen kann individueller<br />
Torque in den Seitenzahnsegmenten<br />
der Bögen notwendig werden.<br />
Je nach Ausprägung des Befundes<br />
müssen allerdings Grenzen beachtet<br />
werden. Die sicherlich weitreichenden<br />
Möglichkeiten, die moderne apparative<br />
Techniken bieten, sollten nicht<br />
zum Überschreiten biologischer Grenzen<br />
eingesetzt werden. Dies gilt sowohl<br />
für die Indikation der Ex/Non-Ex-Therapie<br />
als auch für die kieferorthopädisch