DKV-Magazin Nr. 3 - Chronik des Karate
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Knapp 130 Teilnehmer, darunter auch Gäste<br />
aus Ungarn, den Niederlanden und Schweden,<br />
trainierten zwei Tage unter der Leitung<br />
von Bob Nash und Toby Threadgill in Berlin.<br />
Ein besonderes Erlebnis war es, Toby Threadgill<br />
meisterhaftes Können zu erleben. „Always be mindful<br />
of performing a living kata (Ikata kata) and not a<br />
dead kata.” (Eine Kata soll immer als lebendige Kata<br />
[Ikata kata] und nicht als tote Kata dargestellt werden.)<br />
Hironori Ohtsuka<br />
Dieser Satz Hironori Ohtsukas kann als ein Leitmotiv<br />
<strong>des</strong> Trainings von Bob Nash auf dem Berliner<br />
Lehrgang gesehen werden. Um das Konzept von<br />
„Ikata kata” zu verdeutlichen, verwies er auf Embusen<br />
und Seichusen: Embusen meint die Linie, der<br />
die Person folgt, wenn sie die Kata ausführt. Ein<br />
grundlegen<strong>des</strong> Prinzip aller Kampfsportarten ist das<br />
Bewusstsein von Seichusen, das besonders im<br />
Wado-<strong>Karate</strong> sehr offensichtlich ist. Seichusen - sei:<br />
korrekt / chu: Zentrum / sen: Linie. Dies ist die<br />
gedachte Linie, auf der ein Angriff stattfindet und<br />
die Linie, auf der der Verteidiger agiert. Solange Seichusen<br />
eingehalten wird, wird man nicht von einem<br />
Angriff verwundet werden. In Ikata kata sind Embusen<br />
und Seichusen eine Einheit: „... As you move<br />
along the embusen you defend and attack through<br />
the seichusen. When you perform your living kata,<br />
your seichusen must be as narrow as feasible.<br />
When you perform your kata ... your body must<br />
move as one without leaving parts of it behind<br />
(when you go, you go) and when your body settles<br />
at the end of a movement, it never gets in a position<br />
where your center of gravity forces you to be<br />
stuck to the floor (itsuki). All of this together makes<br />
for a living kata, ikata kata.”<br />
Bob Nash. Aus: www.wado Guseikai USA. [Stand: 1.05.06]<br />
Während <strong>des</strong> zweitägigen Lehrgangs und auch auf<br />
dem mit ca. 30 Dan-Trägern sehr gut besuchten<br />
Trainertraining am Montagabend demonstrierte<br />
und lehrte Bob Nash diese Prinzipien vor allem am<br />
Beispiel der Pinan Katas. Toby Threadgill leitet einen<br />
der heute legitimen Zweige <strong>des</strong> Shindo Yoshin Ryu<br />
Jujutsu weltweit. (Der andere Zweig, Shindo Yoshin<br />
Ryu Domonkai, wird in Japan von Ryozo Fujiwara<br />
geführt). Shindo Yoshin Ryu ist eine Entwicklung <strong>des</strong><br />
Yoshin Ryu, <strong>des</strong>sen Gründer Yoshitioki Akiyama<br />
Mitte <strong>des</strong> 16. Jahrhunderts war. Die Tradition <strong>des</strong><br />
Shindo Yoshin Ryu Jujutsu geht in der späten Edo-<br />
Periode auf Matsuoka Katsunosuke (1836 - 1898)<br />
zurück. Hironori Ohtsuka, der Begründer <strong>des</strong> Wado<br />
Ryu <strong>Karate</strong>-Do, begann 1905 - im Alter von 13 Jahren<br />
- im Dojo von Tatsusaburo Nakayama (1870 -<br />
1933) mit dem Training <strong>des</strong> Shindo Yoshin Ryu Jujutsu.<br />
1921 erhielt er von Nakayama den Menkyo Kaiden<br />
in Shindo Yoshin Ryu. (Erst 1922 traf er Gichin<br />
Funakoshi und trainierte bis 1935 mit ihm.) Es<br />
besteht also eine ursprüngliche Verbindung zwischen<br />
Shindo Yoshin Ryu Jujutsu und Wado Ryu.<br />
Toby Threadgill gelang es, den Teilnehmern <strong>des</strong><br />
Lehrgangs diese historische Verbindung zu vergegenwärtigen.<br />
Durch zahlreiche Partnerübungen aus<br />
Stilrichtungen<br />
Lehrgang mit Bob Nash (USA), 6. Dan JKF Wadokai<br />
und Toby Threadgill (USA), Menkyo Kaiden,<br />
Shindo Yoshin Ryu Jujutsu<br />
vom 17. - 19.02.07 in Berlin<br />
FSJ – viel mehr als nur Ersatzdienst<br />
Als ich im Sommer 2005 erfuhr, dass ich min<strong>des</strong>tens<br />
ein Wartesemester bis zum Studienbeginn<br />
überbrücken musste, kamen meine<br />
Trainerin Martina Lohmann und ich auf die<br />
Idee, unserem Verein, dem TSV Osnabrück, den<br />
Vorschlag zu machen, mich für ein Jahr einen<br />
freiwilligen sozialen Dienst machen zu lassen.<br />
Obwohl es das freiwillige soziale Jahr (FSJ) im Sport<br />
schon eine ganze Weile in Deutschland gibt, war es<br />
bisher noch relativ unbekannt. Doch da es für die<br />
Sportvereine eine finanzierbare und flexible Arbeitskraft<br />
bietet, war der Verein schnell von den Vorteilen<br />
zu überzeugen und willigte ein. Zusammen mit der<br />
Vereinsleitung erstellten wir einen Einsatzplan für<br />
mich. Mein Schwerpunkt lag natürlich im <strong>Karate</strong>training.<br />
Außerdem lernte ich aber auch die tagtägliche<br />
Vereinsarbeit kennen, den Umgang mit Übungslei-<br />
tern und Vorstand, sowie mit Mitgliedern aller Altersgruppen.<br />
Aber ich hatte auch die Möglichkeit, außerhalb<br />
<strong>des</strong> Sportvereins Erfahrungen zu sammeln.<br />
Die Umstrukturierung <strong>des</strong> Bildungssystems führt<br />
dazu, dass in Schulen immer weniger Sportstunden<br />
mit gleichzeitig wachsenden Schülerzahlen stattfinden.<br />
Zudem verbringen aber die Schüler immer<br />
mehr Zeit in der Schule. Durch Kooperationen versuchen<br />
Schulen und Vereine vermehrt, dem Bewegungsmangel<br />
bei Kindern durch das Angebot verschiedener<br />
Sport-AGs vorzubeugen. So boten sich<br />
mir mehrere Möglichkeiten, eigene AGs in Schulen<br />
durchzuführen. Für mich waren dies sehr beeindruckende<br />
Erfahrungen und gleichzeitig für den Verein<br />
eine gute Gelegenheit, neue Mitglieder zu werben.<br />
Neben meinen Tätigkeiten im Verein standen<br />
mir 30 Lehrgangstage zu, die ich mir selbst aussuchen<br />
durfte. So nahm ich an verschiedenen allgemei-<br />
den Bereichen Tantodori, Idori, Tachidori -Shinken<br />
Shirahatori (Verteidigung gegen Schwert) zeigte er<br />
die Ursprünge und Gemeinsamkeiten zwischen<br />
Wado Ryu und Shindo Yoshin Ryu Jujutsu. Dazu<br />
gehören zum Beispiel Würfe wie in Kihon Kumite<br />
Nummer 5 und 10 oder allgemein das Brechen der<br />
Balance/<strong>des</strong> Gleichgewichts <strong>des</strong> Angreifers (kuzushi).<br />
Mit Partnerübungen aus dem Tantodori, Idori<br />
und Shinken Shirahatori verdeutlichte Toby Threadgill<br />
die Wechselwirkungen zwischen dem modernen<br />
Wado <strong>Karate</strong> und dem Shindo Yoshin Ryu Jujutsu.<br />
Überzeugend war Toby Threadgill auch in seiner<br />
Didaktik und Methodik: Zunächst demonstrierte er<br />
die Übungen mit seinem Partner. Anschließend gab<br />
er zahlreichen Teilnehmern die Möglichkeit, sowohl<br />
den Angriff als auch die Verteidigung direkt mit ihm<br />
zu trainieren. So bekamen die Teilnehmer ein direktes<br />
Feedback über Effektivität und Energie der Techniken.<br />
Anschließend hatten alle genügend Zeit, mit<br />
ihrem jeweiligen Partner zu üben. Bob Nash und<br />
Toby Threadgill vermittelten den Teilnehmern <strong>des</strong><br />
Berliner Lehrgangs die Wechselwirkung zwischen<br />
den im Shindo Yoshin Ryu begründeten historischen<br />
Ursprüngen <strong>des</strong> Wado Ryu und seiner ständigen<br />
Weiterentwicklung bis in unsere Gegenwart.<br />
Quellen:<br />
· T. Shaw: Wado Ryu <strong>Karate</strong> and Jujutsu. Part 1 and 2.<br />
Aus: http://www.wadoryu.org.uk/jujutsu.html [Stand: 05.03.07]<br />
· Bob Nash.<br />
Aus: http://www.wado Guseikai USA. [Stand: 11.05.06]<br />
Christina Gutz<br />
nen und karatespezifischen Fortbildungen teil, die<br />
mir sehr viele gute Anregungen für das Training<br />
boten. Am Ende <strong>des</strong> FSJ war ich sehr traurig, den Verein<br />
als Mitarbeiterin „verlassen“ zu müssen, da mir<br />
die Arbeit, die Mitarbeiter und Mitglieder sehr ans<br />
Herz gewachsen waren und ich in diesem Jahr nicht<br />
nur unter sportlichen Aspekten meinen Horizont<br />
erweitern konnte. Vanessa Ottenhaus<br />
TSV Osnabrück<br />
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