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DKV-Magazin Nr. 3 - Chronik des Karate

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Wie weise und weitsichtig der legendäre<br />

Meister Gogen Yamaguchi doch die Namen<br />

seiner Söhne ausgewählt hat...<br />

Dem jüngsten Sohn, der am 28. September<br />

1942 das Licht der Welt erblickte, und<br />

der jetzt aktuell in die Schweiz kommt, gab<br />

er den Namen Goshi Hirofumi. Der Name<br />

Goshi wird so interpretiert, daß er in die<br />

Geschichte <strong>des</strong> GojuRyu eingehen wird,<br />

was sich bereits jetzt schon mehr als bestätigt<br />

hat.<br />

Seit dem 20. Mai 1989, dem To<strong>des</strong>tag von<br />

Gogen Yamaguchi, liegt die Verantwortung<br />

der Verbreitung <strong>des</strong> Goju-Kai auf den<br />

Schultern <strong>des</strong> jüngsten Sohnes Goshi<br />

AktuellzuGastinEuropa<br />

Goshi Yamaguchi - Saikoshihan<br />

„ Ich folge meinem Herzen“<br />

Yamaguchi. Schon Jahre zuvor war er unermüdlich<br />

um den Aufbau der IKGA (International<br />

<strong>Karate</strong> do Goju-Kai) bemüht.<br />

Daß man heute in mehr als 40 Ländern<br />

der Welt die traditionelle Kunst <strong>des</strong> YamaguchiGoju-Kai<br />

betreiben kann, ist vor allem<br />

der Verdienst <strong>des</strong> jüngsten Sohnes<br />

der Yamaguchi-Familie.<br />

Schon immer umgab die Yamaguchi-Familie<br />

eine spezielle Atmosphäre. Das Mystische,<br />

das den verstorbenen Meister<br />

umgab, beeinflußte bei seinem Auftreten<br />

stark die Stimmung und löste überall Staunen<br />

und Bewunderung aus. Am 26. September<br />

1989, als viele der engagierten<br />

Goju-Kai-Instruktoren aus allen Ländern<br />

nach Tokyo reisten, um an der Gedenkzeremonie<br />

<strong>des</strong> verstorbenen Meisters<br />

teilzunehmen, vollzog sich die effektive<br />

Vererbung <strong>des</strong> Wissens und der<br />

Verpflichtung <strong>des</strong> Vaters auf den<br />

Sohn Goshi Yamaguchi.<br />

Eine magische Stimmung... man<br />

fühlte die Präsenz <strong>des</strong> verstorbenen<br />

Meisters fast körperlich, und<br />

man spürte wie die Kraft, die von<br />

ihm ausgegangen war, sich auf<br />

seinen Sohn übertrug, der von<br />

da an auf sich alleine gestellt<br />

die ehrenvolle Aufgabe übernahm,<br />

das Erbe <strong>des</strong> Vaters weiterzutragen.<br />

Was sich innerlich an diesem 26. September<br />

1989 ereignete, wurde fast zwei Jahre<br />

später, am 9. Juni 1991, offiziell. Goshi<br />

Yamaguchi wurde an diesem Tag feierlich<br />

zum Saikoshihan, zur höchsten Autorität<br />

im GojuKai eingeweiht, und ist seither<br />

sowohl Präsident wie auch technischer<br />

Leiter <strong>des</strong> IKGA.<br />

An diesem Tag begann eine neue Ära in<br />

der Geschichte <strong>des</strong> Goju-Kai.<br />

Für uns sprach der Schweizer W. Seeholzer<br />

mit dem Meister <strong>des</strong> Goju-Kai, Goshi<br />

Yamaguchi.Als erstes kam man auf das Thema<br />

„Bushido“, den Weg <strong>des</strong> Kriegers, zu sprechen.<br />

Dazu G. Yamaguchi: Wenn ich Leuten begegne,<br />

die sagen: „Ich mache Bushido...“ dann<br />

erwidere ich jeweils: „Slow down. Kannst du<br />

dich selber töten? Wer Bushido macht, kann<br />

sich selber töten.“ Ich sage nie, ich mache<br />

Bushido. Ich will mich auch nicht töten.<br />

BW:Verzichten Sie damit nicht auf den ganzen<br />

geistigen Hintergrund <strong>des</strong> <strong>Karate</strong>?<br />

GoshiYamaguchi: Nein, natürlich nicht. Aber<br />

für mich gehört zum <strong>Karate</strong> ein japanisch imperialistischer<br />

Hintergrund. Japan ist ein Volk<br />

und ein Staat mit besonderem Bewußtsein, mit<br />

besonderem Sendungsbewußtsein. Heute tragen<br />

wir eine gebrochene Botschaft mit: Ich<br />

wurde 1942 geboren. Ich lernte in der Schule,<br />

daß wir durch dieses besondere Nationalgefühl<br />

geschichtlich auf den falschen Weg geführt<br />

worden seien. Wir müssen <strong>des</strong>halb unser<br />

nationales Bewußtsein auch heute noch<br />

besonders intensiv meditieren und bedenken.<br />

BW: Was ist denn so besonders an Japan und<br />

an den Japanern?<br />

G.Y: Der Mythos erzählt, die Götter hätten mit<br />

langen Stöcken in der Ursuppe gerührt und die<br />

Kontinente aufgehäuft. Als sie fertig waren,<br />

zogen sie ihre Stöcke heraus. Da tropfte einem<br />

von ihnen ein letzter Tropfen vom Stock<br />

ins Meer und daraus wurde Japan. So verstehen<br />

wir traditionell Japan als Land mit einer<br />

besonderen Botschaft . Dabei beziehen wir uns<br />

auf alte philosophische Quellen, die ins chinesische<br />

Altertum zurückreichen: die Werke von<br />

Mo Ti, Ko Chi und anderen.<br />

Weil dieses japanische Bewußtsein bezüglich<br />

unserer besonderen geschichtlichen Stellung<br />

so probleamtisch geworden ist, ließen viele Japaner<br />

ihre Beziehung zur Tradition, auch zum<br />

kulturellen Hintergrund <strong>des</strong> <strong>Karate</strong>, fallen. Heute<br />

meldet sich das Bedürfnis vieler nach einem<br />

neuen Hintergrund, nach neuen Wurzeln in der<br />

Kultur.<br />

BW: Was können wir Europäer für die Tradition<br />

tun?<br />

G.Y: Ich sagte schon, jeder muß den richtigen<br />

geistigen Hintergrund selber entdecken. Wer<br />

<strong>Karate</strong> nur sportlich trainiert, um in möglichst<br />

vielen Wettkämpfen zu siegen, meistert seine<br />

Aufgabe nicht. Deutlich wird es dann, wenn

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