DKV-Magazin Nr. 3 - Chronik des Karate
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Erlebnisreise auf die Insel<br />
British Open fordern den Jugendkader heraus<br />
München/London. Flug(-angst), Underground-Eldorado,<br />
Tropenklima, Chaosveranstaltung,<br />
Spitzenniveau, Sightseeing, Teamgeist…<br />
22 Bayern, darunter Athleten, Lan<strong>des</strong>trainer<br />
und Betreuer sowie Eltern und<br />
Kampfrichter Franz Ippisch mit Frau trafen<br />
sich in freudiger Erwartung am Münchener<br />
Flughafen, um zu den British Open nach London<br />
aufzubrechen. Das Wochenende wurde<br />
nicht nur zu einem Wettkampfereignis, sondern<br />
zu einem vielseitigen Erlebnis für alle<br />
Beteiligten.<br />
Die Freizeitaktivitäten<br />
Bei strahlendem Sonnenschein landeten wir in London<br />
Stansted. Ab da galt es den Dschungel an<br />
öffentlichen Verkehrsmitteln zu durchkreuzen, um<br />
in der wenigen Freizeit möglichst viel von der<br />
7,5 Mio. Einwohner umfassenden Metropole zu<br />
erobern. Je<strong>des</strong> Grüppchen hatte dabei seine eigene<br />
Vorgehensweise, so dass die gegenseitigen Erzählungen<br />
im Anschluss eine bunte Mischung aus<br />
Wachsfiguren Museum, Buckingham Palace, Chinatown,<br />
Shoppingmarathons, Hot-Dog-Suche, Kinobesuch<br />
und vielem mehr beinhalteten. Für uns<br />
Betreuer war es besonders erfreulich, dass die<br />
Jugendlichen sich absolut zuverlässig an Absprachen<br />
hielten und das Wochenende somit stressfrei<br />
und „sorgenlos“ verlief.<br />
Das Turnier<br />
Die entspannte Planlosigkeit, die die Halle beim<br />
Betreten am Samstagmorgen ausstrahlte, entsprach<br />
eher dem Klischee südlicher Länder. Das Klima in<br />
der Halle ließ dahingegen auf einen tropischen Ausrichter<br />
schließen. Zum Zeitpunkt <strong>des</strong> geplanten Turnierstarts<br />
wurden in der Zweifachturnhalle gemütlich<br />
die Wettkampfmatten aufgebaut und Kabel verlegt.<br />
Die Kampfrichter packten mit an, stellten<br />
anschließend auch die Tischbesetzung an den elektronischen<br />
Anzeigetafeln und waren somit oftmals<br />
Listenführer, Techniker und Obmann in einer Person.<br />
In einem Eck der ohnehin knapp bemessenen<br />
Halle trainierte bis in die Nachmittagsstunden eine<br />
Trampolinmannschaft auf ihrem Riesensportgerät<br />
Bayern<br />
und sorgte so dafür, dass die Platznot noch größer<br />
war. Dennoch war es den Ausrichtern gelungen 600<br />
Sportler für das Turnier zu akquirieren. Aus 20<br />
Nationen, darunter Malta, Island, Norwegen, Belgien,<br />
Schottland, und die Slowakei, waren die Athleten<br />
auf die Insel gekommen, um sich auf einem<br />
„deutlich höheren Niveau als bei der Deutschen<br />
Meisterschaft“ (Zitat Kata-Lan<strong>des</strong>trainer Michael<br />
Schölz) zu messen. Neben dem hohen Niveau<br />
waren die Freundlichkeit und das Entgegenkommen<br />
der Organisatoren und Verantwortlichen bei<br />
„Spezialwünschen“ positive Merkmale <strong>des</strong> Turniers<br />
– Wenn auch die einzigen.<br />
Die Kata-Wettbewerbe<br />
Trotz der sehr herausfordernden Bedingungen<br />
konnten alle Athleten ihre Höchstleistung abrufen.<br />
Bei Patrick Lurz wurde diese dann auch mit einer<br />
Medaille belohnt. Im Finale positionierte er sich<br />
durch seine spritzige, technisch saubere und ausdruckstarke<br />
Kata bei den 18 bis 20jährigen auch<br />
deutlich als Favorit. Der Traum vom Gold platze<br />
jedoch nach dem zunächst perfekten Sprung in der<br />
Kata Unsu, da Patrick mit der zuvor gezeigten „KankuSho“<br />
fort fuhr und somit seine Darbietung abbrechen<br />
musste. Julia Kolbinger musste sich gegen ihre<br />
hochkarätige belgische Gegnerin geschlagen geben,<br />
Jonas Palm wurde ebenfalls von einem technisch<br />
herausragenden Gegner ausgestochen, Christina<br />
Seizl und Matthias Schütze bekamen eine zweite<br />
Chance in der Trostrunde und erkämpften sich<br />
immerhin jeweils den 5. Platz. Alles in allem war<br />
Trainer Michael Schölz mit der Leistung seiner<br />
Schützlinge zufrieden und konnte einige Anreize für<br />
das weitere Training generieren, um seine Sportler<br />
dem internationalen Leistungsniveau ein Stück<br />
näher zu bringen.<br />
Die Kumite-Wettbewerbe<br />
Mehr als zufrieden konnte auch Sigge Drexel sein.<br />
Er hatte den 13Jährigen Alexander Schmitt nominiert.<br />
Gewohnt souverän deklassierte das Nachwuchstalent<br />
seine Gegner mit 7:0, 4:1 und 9:1.<br />
Damit sicherte sich der amtierende Bayerische<br />
Meister überglücklich die Goldmedaille und stellte<br />
unter Beweis, dass auch<br />
international mit ihm zu<br />
rechnen ist. Weniger<br />
erfreulich lief es bei den<br />
älteren Semestern. Zunächst<br />
überraschte der<br />
Ausrichter damit die<br />
Anzahl der Athleten pro<br />
Kumite-Team von 3 auf 5<br />
herauf zu setzen. Spontan<br />
willigte Patrick Lurz ein<br />
sich der völlig ungewohn-<br />
Länder<br />
ten Aufgabe zu stellen und somit dem Team (Oliver<br />
Hartmann, Patrick Schalch, Stefan Erhardt) wenigstens<br />
einen 4. Mann zu bescheren. Dieser kam<br />
allerdings nicht mehr zum Zuge, da bereits nach<br />
drei Kämpfen entschieden war, dass Bayern gegen<br />
den Lokalmatadoren und späteren Vizegewinner<br />
verloren hatte. Janina Zuber musste alle Tücken<br />
eines internationalen Turniers am eigenen Leib<br />
spüren. Mit 5stündiger Verspätung kam sie endlich<br />
zum Zuge. Als sie ihrer Gegnerin 10 Sekunden vor<br />
Schluss einen brillanten Mawashi-Geri auf die<br />
Wange klatschte, jubelten die Fans siegessicher.<br />
Umso enttäuschender war die Entscheidung <strong>des</strong><br />
Kampfrichters, die Technik nicht zu werten, wodurch<br />
der Kampf für Janina verloren ging. Auch bei<br />
den Jungs war die Bilanz nicht erfreulicher. Lan<strong>des</strong>trainer<br />
Stefan Müller verzweifelte daran, dass die<br />
Sportler seine Anweisungen nicht umsetzen konnten<br />
und musste mit zu sehen, wie ein Kampf nach<br />
dem anderen verloren ging. Stefan Erhardt, Oliver<br />
Hartmann, Nico Drexel und Nikolai Pourraki mussten<br />
sich bereits in der ersten Runde geschlagen<br />
geben. Patrick Schalch startete mit einem viel versprechenden<br />
4:0-Sieg, verlor dann aber völlig<br />
unnötig in der 2. Runde. Letztlich lag alle Hoffnung<br />
auf Waldemar Eberhard. Dieser machte es dann<br />
auch spannend. Gegen den englischen Nationalkämpfer,<br />
der ihn schon einmal bezwungen hatte,<br />
gewann er im Encho-Sen. Auch in der 2. Runde<br />
zogen „Walde“ und sein Gegner Punkt um Punkt<br />
gleich auf. In der Verlängerung gelang keinem der<br />
beiden das „golden Gole“ und so kam das frustrierende<br />
Aus mit dem Kampfrichterentscheid.<br />
Das Fazit<br />
Wenngleich die sportlichen Erfolge durchaus ausbaufähig<br />
sind, wuchs die Mannschaft noch besser<br />
zusammen. Die Athleten verzichteten teilweise auf<br />
das verlockende Freizeitangebot Londons, um ihre<br />
Teamkollegen anzufeuern. Das hohe Niveau der<br />
Meisterschaft sorgte dafür, dass die Sportler wichtige<br />
internationale Erfahrungen sammelten und<br />
durch zahlreiche störende Außeneinflüsse wurde<br />
die Belastbarkeit der Athleten auf den Prüfstand<br />
gestellt.<br />
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