österreichischer kanu sport Petra Schlitzer, Viktoria ... - Kanuverband
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ausüben zu können. Geld war mehr als knapp<br />
aber trotzdem entstanden Boote, Schuppen<br />
wurden zu Bootshäusern, viele Stunden<br />
wurden von den Mitgliedern investiert damit<br />
„der Verein“ entstehen und bestehen konnte.<br />
Der damaligen harten Zeit brauchen wir keine<br />
Träne nachzuweinen, uns geht es heute gut,<br />
wir arbeiten kürzer, verdienen mehr – aber wir<br />
haben nun keine Zeit, keinen „Bock“ mehr für<br />
Kameradschaft und Verein. Uns ist das Gefühl<br />
für das „GEMEINSAME“ und dessen Wert abhanden<br />
gekommen und dieses Gefühl wäre<br />
das Einzige aus der Vergangenheit, das wir<br />
wieder beleben sollten!<br />
Immer wieder bekomme ich zu hören: „Uns<br />
laufen die Mitglieder davon!“ und „Wir finden<br />
keine neuen, an unserem Sport interessierte<br />
Menschen“ und „Kanu<strong>sport</strong> ist für die Allgemeinheit<br />
nicht mehr interessant, es herrscht<br />
kein Bedarf dafür“! Super, KEIN BEDARF?<br />
Blödsinn, unser Sport boomt seit Jahren, nur<br />
neben den Clubs, in Kanuschulen oder losen<br />
Gruppen. (Die Verkaufszahlen der Händler, die<br />
Teilnehmerzahlen der professionellen Anbieter<br />
belegen dies eindrucksvoll).<br />
Haben diese Anbieter das bessere Programm,<br />
die besser ausgebildeten, kompetenteren Betreuer<br />
als wir? Nein, denn die Betreuer der Profis<br />
werden, genauso wie unsere Betreuer, von<br />
Funktionären unseres Verbandes, des OKV, im<br />
Rahmen der Lehrwarteausbildung geschult,<br />
ausgebildet und - auf Kosten unseres Verbandes<br />
– bei Lehrwartekoordinationen weitergebildet.<br />
Warum die Profis mehr Zulauf haben,<br />
liegt einzig bei ihrer Präsenz, ihrer Werbung<br />
und bei unserer Trägheit, Faulheit und sagen<br />
wir es ehrlich, bei unserer Dummheit. Vergessen<br />
wir nicht, unsere eigenen Verbandsfunktionäre<br />
helfen bei der Ausbildung dieser,<br />
unserer Konkurrenz, wir – der OKV – finanzieren<br />
diese Ausbildung mit und unterstützen<br />
- indirekt – dadurch auch die dort getätigte<br />
Stimmungsmache gegen unsere Vereins- und<br />
Verbandsarbeit . Sind wir noch zu retten?<br />
Ja, aber wir müssen AGIEREN und nicht nur<br />
manchmal, halbherzig REAGIEREN. Wir müssen<br />
neue Wege, neue Strategien andenken<br />
UND verwirklichen. WAS wollen wir eigentlich?<br />
Nur über andere herziehen und jammern? Wir<br />
müssen die Ursachen der aktuellen Entwicklung<br />
unseres Sports - an den Vereinen vorbei<br />
- suchen und ich fürchte, viele der Ursachen<br />
liegen bei uns selbst. Wir wollen unsere Vereine<br />
für Sportinteressierte wieder attraktiv und<br />
interessant machen. Wir wollen mehr Menschen<br />
von der Schönheit unseres Sports überzeugen<br />
und auch mehr Mitglieder anwerben.<br />
Dazu müssen wir heute unseren Sport als eine<br />
Art „PRODUKT“ sehen. Dieses, unser PRODUKT<br />
ist KANUSPORT, ist AUSBILDUNG, ist BETREU-<br />
UNG, ist KAMERADSCHAFT, ist und bedeutet<br />
„VEREIN“. KANUSPORT ist Erlebnis pur, ist<br />
Natur, gesund, leise, umweltfreundlich, ist ein<br />
„TIME LIFE SPORT“ - ein lebensbegleitender<br />
Sport für alle Alters – und Leistungsstufen.<br />
(Na ist doch was?) Unter dem Titel „Verein“<br />
können wir keine kommerziellen Kanuschu-<br />
len betreiben und damit Geld verdienen. Wir<br />
können uns aber sehr wohl unsere Unkosten<br />
und den Zeit – und Materialeinsatz vergüten<br />
lassen. Die Kosten für den Konsumenten sollen<br />
den empfundenen Nutzwert – natürlich auch<br />
unseren Nutzwert - angemessen sein . Es ist<br />
sicher nicht fair oder im Sinne eines Clubs, das<br />
sich altgediente Vereinsmitglieder „ehrenamtlich“<br />
für die „Neuen“ zum Deppen machen und<br />
kostenlos arbeiten. Wir müssen unser Angebot<br />
zu den Interessenten bringen. Dies bedeutet<br />
Öffentlichkeitsarbeit, dabei müssen wir unser<br />
Angebot, d.h. unseren Sport für das Publikum<br />
interessant machen, müssen einen noch ruhenden<br />
Bedarf wecken und die Möglichkeiten<br />
für „Neulinge“ aufzeigen. Alles rund um den<br />
Kanu<strong>sport</strong>, Ausbildungsmöglichkeiten, Termine,<br />
Anlaufstellen, Grundvoraussetzungen und<br />
auch die anfallenden Kosten müssen ausführlich,<br />
verständlich und übersichtlich präsentiert<br />
werden. Dabei muss es uns gelingen, die<br />
interessierten Neulinge von unserem <strong>sport</strong>lichen<br />
Angebot und von „unserer Kompetenz in<br />
allen Kanufragen“ zu überzeugen. Werbemöglichkeiten<br />
bieten Einschaltungen in der lokalen<br />
Presse, Poster, Flugblätter, Werbefahrten<br />
auf Seen und Flüssen im Ortsgebiet und vieles<br />
andere mehr. Wer die Möglichkeit hat übers<br />
Internet zu werben ist schon einen großen<br />
Schritt weiter. Aber bevor wir uns in den Weiten<br />
der Werbung verlieren, müssen wir uns<br />
klar sein, eine lebenslange Bindung an einem<br />
Verein gibt es nur mehr selten. Unsere Clientel<br />
hat meist andere Vorstellungen, andere Ziele<br />
als wir. Viele sind nur am Nimbus „Abenteurer,<br />
wilder Hund“ interessiert, suchen das große<br />
Abenteuer, das „Feeling“ der Sportausübung<br />
in „wilder, ungezähmter Natur“, wollen dieses<br />
Prädikat bei uns – und dies möglichst billig<br />
– kaufen und erwerben.<br />
Sicher, auch diese „Kundschaft“ sollte bedient<br />
werden, wir sollten unsere Arbeit auch auf<br />
diese neue Art von „Sportlern“ und Mitglieder<br />
ausrichten. Wir müssen dabei etwas umdenken,<br />
müssen mit kürzeren Zeiträumen planen.<br />
Der heutige Mensch sucht in der Regel eine<br />
Art „Freund auf Zeit“, eine kostengünstige,<br />
möglich kurze aber umfassende Ausbildung<br />
und Beratung, eine „all inclusiv“ Beziehung<br />
gegen Bezahlung, aber ohne jede weitere Verpflichtung.<br />
Wir dürfen jedoch nicht auf die eigentlichen<br />
Zielgruppe unserer Bemühungen vergessen,<br />
auf die „richtigen Kanu<strong>sport</strong>ler“, die Sport<br />
um des Sportes willen, die Leistungs<strong>sport</strong><br />
betreiben wollen – ja auch die gibt es noch.<br />
Unsere Ziel ist die Ausbreitung und Förderung<br />
des Kanu<strong>sport</strong>s in all seinen Facetten und<br />
Möglichkeiten, ist die Aufgabe, allen ernsthaft<br />
Interessierten diese Möglichkeiten zu bieten.<br />
Dazu brauchen wir aber finanziell gesunde,<br />
lebendige, aktive Vereine, Vereine mit Ideen.<br />
Viele Vereine versuchen heute, möglichst alle<br />
der vielen Sparten des Kanu<strong>sport</strong>s anzubieten.<br />
Es muß uns doch klar sein, einen Verein, der<br />
das gesamte Spektrum des Kanu<strong>sport</strong>s qualitativ<br />
einwandfrei, gut anzubieten in der Lage<br />
27<br />
<strong>österreichischer</strong> <strong>kanu</strong> <strong>sport</strong><br />
ist, den gibt es nur mehr sehr selten, weder<br />
personell noch finanziell ist dies heute machbar.<br />
Was spricht gegen eine Aufgaben– eine<br />
Ausbildungsteilung, einer Schwerpunktarbeit<br />
benachbarter, befreundeter Vereine? Oder<br />
wem eine solche engere Cooperation nicht<br />
schmeckt, wie wär’s mit einem gemeinsamen<br />
„Kanutag, Schnupperpaddeln, Bootstest, Kanutenfest?“<br />
Klappern gehört zu Handwerk,<br />
viele Boote erregen mehr Aufmerksamkeit als<br />
zwei, drei verirrte Paddler. Sicher, im Verborgenen<br />
blüht sich’s gut – aber die Gefahr des<br />
verborgenen Verblühens ist dabei sehr groß!<br />
War es jahrelang in Mode, das Wirken der<br />
Vereine als überholt, altmodisch und verzopft<br />
abzutun, so ist heute eine Trendwende<br />
festzustellen. Das „heilige Buch“ der heutigen<br />
Paddelgurus, die Zeitschrift „Kanumagazin“<br />
veröffentlicht in der Ausgabe 1-2006<br />
im Editorial unter dem Titel „Keine Angst vor<br />
dem Verein“ eine Abhandlung über die Vorteile<br />
von Vereinen und Verbänden. Ebenfalls<br />
in Nr. 1-2006 ist auf den Seiten 18 und 19<br />
ein Bericht über den DKV zu finden. Und der<br />
DKV schreibt in seinem Kanu<strong>sport</strong> über eine<br />
Zusammenarbeit mit dem ehemaligen „Erzfeind“<br />
Kanumagazin. Und wenn dann in der<br />
Zeitschrift „Playboy“ – ja, das stimmt – auf<br />
sechs Seiten über eine extreme Befahrung von<br />
Schorschi Schauf & Co in Peru berichtet wird,<br />
glaubt man zu träumen. Wie lautet eine alte<br />
Reporterweisheit: Jede Nachricht, wo immer,<br />
ob gut oder schlecht bedeutet WERBUNG,<br />
macht uns und unser Produkt bekannter!<br />
Zur, nennen wir es ruhig „Reanimierung“ unserer<br />
Vereine brauchen wir aber, neben den<br />
erwähnten Änderungen im Vereinsgeschehen,<br />
auch geeignete Mitarbeiter, „Betriebs – bzw<br />
Vereinsnudeln“ denen die Werbetätigkeit für<br />
den Club bereits in den Genen liegt. Fehlen<br />
diese, muss man u.U. „Anleihen“ bei erfolgreichen<br />
Gruppen, Vereinen oder Unternehmen<br />
nehmen. Schon Picasso sagte zu Ideen und<br />
Projekten : „Wenn es was zu stehlen gibt, dann<br />
stehle ich es!“ Warum also nicht auch wir?<br />
Haben wir dann eine Idee, ein sinnvolles Projekt<br />
ins Auge gefasst, möchten etwas beginnen,<br />
kommt oft das böse Erwachen: Es fehlt<br />
am Geld! Da bleibt uns nur mehr eines, dieses<br />
Projekt zu Papier zu bringen, eine Kostenschätzung<br />
nebst Finanzierungsplan zu<br />
erstellen und sich mit diesen Unterlagen bei<br />
Gemeinde, Land, Dach- und Fachverband um<br />
Unterstützung zu bemühen. Sicher, ein harter<br />
Weg aber der einzige der Erfolg verspricht!<br />
Viel Glück dabei!<br />
Diese Ideen sind die Erkenntnisse aus einem<br />
„Gespräch am Lagerfeuer“ zu dieser Problematik<br />
die ich mit Freunden aus anderen Sportarten<br />
und verschiedenen Organisationen führte<br />
, basieren aber auch auf meiner, nun schon<br />
jahrzehntelangen Tätigkeit in verschiedenen<br />
Sportarten und Organisationen. Sie sollen jedoch<br />
auf keinen Fall als DAS Allheilmittel für<br />
unsere Probleme angesehen werden, sie sind<br />
lediglich als „DENKANSTÖSSE“ zu verstehen.<br />
gg