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debizz POLITIK WAHLEN 2012<br />
Keine Ruhe in Rumänien<br />
Wird nach den Wahlen politische Ruhe einkehren im Land? Dies und mehr wollten wir wissen und<br />
haben Politiker unterschiedlichster Couleur zum erwarteten Wahlausgang befragt. Die Antworten<br />
sind erstaunlich einstimmig - und vernichtend für die Politik.<br />
Der<br />
Sportkommentator<br />
Cristian Ţopescu (75)<br />
zog 2008 als Senator<br />
der Nationalliberalen<br />
Partei PNL ins<br />
Parlament. Nach<br />
Ablauf seines<br />
Mandats will er<br />
sich aus der Politik<br />
zurückziehen.<br />
Wer gewinnt Ihrer Meinung nach die<br />
Wahlen?<br />
Cristian Ţopescu (PNL): Die USL, weil es<br />
eine glaubwürdige politische Allianz ist,<br />
sowohl für den Mittelstand als auch für<br />
die ärmere Schicht.<br />
Theodor Paleologu (PDL): Es ist klar, dass<br />
die USL mindestens um 20 Prozent mehr<br />
Stimmen erreichen wird als die ARD. Jedenfalls<br />
wird ein überwältigender Sieg der<br />
USL meiner Meinung nach schädlich sein<br />
für die rumänische Demokratie.<br />
Ovidiu Ganţ (DFDR): Das ist nicht ausschlaggebend.<br />
Wir wissen: Jeder Abgeordnete kann<br />
sich neu entscheiden. Wer am 9. Dezember<br />
auf einer Liste gewählt wurde, kann spätestens<br />
nach der ersten Parlamentssitzung<br />
die Fronten wechseln.<br />
Warum verliert die Gegenseite die<br />
Wahlen?<br />
Cristian Ţopescu: Weil sie das Vertrauen der<br />
Wähler verloren hat. Die Mitte-Rechts<br />
Allianz wurde auf einer Partei aufgebaut<br />
die zahlreiche Fehler in der vorherigen<br />
Regierungen gemacht hat.<br />
Theodor Paleologu: Wegen der Wirtschaftskrise<br />
und der Sparmaßnahmen, die im Juni<br />
Der Essayist und Diplomat Theodor Paleologu (39) sitzt<br />
seit 2008 für die bürgerliche Demokrat-Liberale Partei PDL<br />
im Parlament. Er war ein Jahr lang Kulturminister.<br />
2010 unvermeidlich gewesen sind; zweitens,<br />
wegen der Fehler, die begangen wurden,<br />
wegen personeller Fehlentscheidungen und<br />
der Geschäftstätigkeit einiger Politiker;<br />
schließlich wegen der Allianz der anderen<br />
beiden wichtigen Parteien, deren einziges<br />
Programm den Ausschluss von Băsescu<br />
und der PDL ist.<br />
Ovidiu Ganţ: ARD wird die Kosten zahlen<br />
für die Art und Weise, wie sie es verstanden<br />
haben, Politik zu machen, für ihre Opulenz<br />
und ihre Arroganz.<br />
Wird politische Ruhe einkehren?<br />
Cristian Ţopescu: Ruhe wird in Rumänien<br />
wahrscheinlich nie einkehren, weil es zu<br />
einer Störung der zwischenmenschlichen<br />
Beziehungen gekommen ist, die uns verfeindet<br />
hat, weil wir unterschiedliche politische<br />
Meiningen vertreten. Demzufolge,<br />
unabhängig von dem Wahlergebnis, wird<br />
keine Ruhe in Rumänien einkehren.<br />
Theodor Paleologu: Da bin ich skeptisch. Die<br />
rumänische Politik ist konfliktreich. Die<br />
wichtigsten politischen Akteure verhalten<br />
sich wie Streithähne.<br />
Ovidiu Ganţ: Ich hoffe immer noch, dass wir<br />
nach den Wahlen eine Verfassungsände-<br />
Ovidiu Ganţ (46),<br />
Mathematiklehrer,<br />
vertritt seit über<br />
elf Jahren die<br />
deutsche Minderheit<br />
im rumänischen<br />
Parlament.<br />
rung durchführen und klare Verhältnisse<br />
schaffen, im Sinne einer parlamentarischen<br />
Republik und den Präsidenten zu einer<br />
ausschließlich repräsentativen Figur machen.<br />
Dann ist Schluss mit dem Zirkus<br />
Präsident-Premierminister.<br />
Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer<br />
Partei nach dem Wahlausgang?<br />
Cristian Ţopescu: Nach den Wahlen werde<br />
ich nicht länger der PNL angehören, sondern<br />
ich werde zur Sportwelt und zu den<br />
Medien zurückkehren.<br />
Theodor Paleologu: Es hängt von dem Wahlergebnis<br />
ab. Wir können in der Opposition<br />
bleiben oder wir können an der Regierung<br />
teilnehmen. Falls wir in der Opposition<br />
bleiben, wäre es der richtige Zeitpunkt, um<br />
Ordnung zu schaffen. Ich hoffe, dass wir<br />
dafür den Mut und die Entschlossenheit<br />
finden.<br />
Ovidiu Ganţ: Ich habe es vermutlich viel<br />
einfacher als meine Kollegen in den Parteien.<br />
Die Zielsetzung ist ja gegeben, ich<br />
werde mein Bestes für unsere Gemeinschaft<br />
geben, vor allem in den Bereichen Bildung,<br />
Muttersprachenunterricht, Kultur, EU-<br />
Projekte in diesem Bereich. <br />
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