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Mekka für Spekulanten - zfd-online.net

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sche, menschenverachtende Politik der Bundesregierung im Kurdistan-Konflikt<br />

anzuprangern.<br />

Ute Schäfer, Kampagne „Produzieren <strong>für</strong> das Leben – Rüstungsexporte<br />

stoppen!“, Idstein, Uwe Strobach, BUKO-Kampagne „Stoppt<br />

den Rüstungsexport“, Bremen, Alexander Kauz, Rüstungsinformationsbüro<br />

Baden-Württemberg, Freiburg, Thomas Klein, Rüstungsarchiv<br />

des KOMZI e.V., Idstein, Paul Russmann, „Ohne Rüstung<br />

Leben“, Stuttgart, Martin Herndlhofer, „Pax Christi“, Bad Vilbel<br />

Städtische Sparpolitik:<br />

Planlos, uneffektiv<br />

und teuer<br />

MASSIVE KRITIK AN DER DERZEITIGEN PERSONAL-SPAR-<br />

POLITIK DER STADT DARMSTADT ÜBEN ÖTV-VER-<br />

TRAUENSLEUTE DER STÄDTISCHEN SOZIALVERWALTUNG<br />

Jede freiwerdende Stelle, egal ob durch Krankheit oder Schwangerschaft,<br />

Stellenwechsel oder Pensionierung, wird nicht wieder besetzt<br />

und wandert in einen Stellenpool. Die Vertreter der gewerkschaftlich<br />

organisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der städtischen Sozialverwaltung,<br />

in der fast 800 Beschäftigte tätig sind, halten diese<br />

Sparpolitik, bei der Stellenstreichungen nach der Rasenmähermethode<br />

erfolgen, nicht nur <strong>für</strong> wirkungslos, sondern auch <strong>für</strong> sehr teuer.<br />

Neben Einschränkungen sozialer Dienstleistungen, besonders <strong>für</strong><br />

arme und hilfsbedürftige Darmstädter Bürger und massiven Verschlechterungen<br />

der Arbeitsbedingungen städtischer Beschäftigter,<br />

führt diese Sparpolitik, die diesen Namen nicht verdient, zu hohen<br />

finanziellen Belastungen <strong>für</strong> den städtischen Haushalt.<br />

So z.B. wenn Sachbearbeiterstellen gestrichen werden, deren Aufgabe<br />

es wäre, Menschen von Sozialhilfe unabhängig zu machen und<br />

wieder in Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln, die aber auch <strong>für</strong><br />

die Durchsetzung finanzieller Ansprüche der Stadt z.B. gegenüber<br />

unterhaltspflichtigen Angehörigen und anderen Kostenträgern<br />

zuständig sind. Dies führt zwangsläufig gegenüber den eingesparten<br />

Personalkosten zu einem Vielfachen an zusätzlichen Kosten bei<br />

Sozialhilfeaufwendungen und durch Einnahmeausfälle. Enorme Aufwendungen<br />

entstehen auch bei unzureichender sozialer Betreuung<br />

und Beratung, z.B. bei Familien, Kindern und Jugendlichen durch die<br />

Nichtbesetzung von Sozialarbeiterstellen. So kostet z.B. jede dadurch<br />

zusätzlich nötig werdende Heimunterbringung monatlich zwischen<br />

7.000 und 10.000 Mark.<br />

Wenn gespart werden muß, so die ÖTV-Vertrauensleute, dann nicht<br />

nach dem Zufallsprinzip, sondern mit Überlegung und Konzept. Auch<br />

kann sinnvolle Sparpolitik nur unter Einbeziehung der Erfahrungen<br />

der Beschäftigten und Mitwirkung des Personalrates erfolgen. Angesichts<br />

des jüngsten städtischen Zuschusses in Höhe von 9 Millionen<br />

Mark alleine zum Erhalt der Eissporthalle, wird die städtische Sparwut<br />

den betroffenen Bürgern und Beschäftigten gegenüber allerdings<br />

nicht gerade glaubhafter.<br />

Die ÖTV-Mitglieder der Sozialverwaltung haben ihre große Besorgnis<br />

bei den Fehlentwicklungen der Sparpraxis in ausführlichen<br />

Gesprächen den Stadtverord<strong>net</strong>en der Fraktion der SPD und den Grünen<br />

zur Sprache gebracht und sind dabei auf überraschend viel Verständnis<br />

und breite Zustimmung gestoßen. Auch mit den Stadtverord<strong>net</strong>en<br />

der FDP- und CDU-Fraktionen sollen in den nächsten Wochen<br />

Gespräche stattfinden.<br />

Bestätigt in ihrer Kritik sehen sich die Gewerkschaftler aber auch von<br />

der kritischen Distanz, die Stadtkämmerer Blöcker inzwischen seinem<br />

eigenen Sparkurs gegenüber einnimmt. Auch Blöcker habe<br />

inzwischen erkannt, daß das, „was auf der einen Seite eingespart wird,<br />

andererseits z.B. durch drastisch steigende Sozialausgaben wieder mit<br />

vollen Händen ausgegeben wird“. Auch Blöcker fordert nun, ebenso<br />

wie die Gewerkschaftler der Sozialverwaltung, eine Umkehr bei der<br />

Sparpolitik, weg von ungerechten Zufallsentscheidungen, hin zu<br />

schlüssigen Sparkonzepten und Prioritätsentscheidungen.<br />

Dies muß, so die ÖTV-Vertrauensleute, in Zeiten schlechter Konjunktur<br />

und steigender Arbeitslosigkeit auch heißen, mit verstärkten<br />

sozialen und personellen Investitionen Arbeitslosigkeit und steigenden<br />

Sozialausgaben entgegenzusteuern. So zum Beispiel, indem Arbeitslose<br />

in Beschäftigungs- und Ausbildungsverhältnisse vermittelt<br />

werden, zusätzliche Arbeitsmöglichkeiten im Rahmen der zur Verfügung<br />

stehenden Programme „Hilfen zur Arbeit“ geschaffen werden<br />

und Menschen intensiv zu beraten und zu betreuen, um sie nicht noch<br />

tiefer in persönliche und finanzielle Notlagen stürzen zu lassen.<br />

Albert Wallmann, ÖTV-Kreisverwaltung Darmstadt<br />

Noch ein Jahr<br />

nur mit dem Bus<br />

ZWISCHEN ASCHAFFENBURG, DARMSTADT UND WIES-<br />

BADEN SOLLEN 1995 SONNTAGS WIEDER ZÜGE FAHREN,<br />

TEILT DER FAHRGASTVERBAND „PRO BAHN“ MIT<br />

Noch ein Jahr müssen die Bahn-Fahrgäste<br />

zwischen Woog und Main an Sonntagen<br />

mit dem Bus vorliebnehmen. Dies hat der<br />

Fahrgastverband Pro Bahn von der Gründungsgesellschaft <strong>für</strong> den<br />

Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) erfahren. Ab 1995 sieht sich<br />

der RMV in der Lage, auf der Bahnstrecke Darmstadt-Dieburg-<br />

Babenhausen-Aschaffenburg endlich wieder sonntags Zügen fahren<br />

zu lassen. Die frühere Bundesbahn hatte den Sonntagsverkehr in den<br />

70er Jahren aufgegeben und stattdessen Busse eingesetzt, die <strong>für</strong> die<br />

44 km 90 Minuten benötigen.<br />

„Die Züge legen die Strecke in nur 42 Minuten zurück“, weiß Pro<br />

Bahn-Vorsitzender Dr. Gottlob Gienger. „Ohne Zweifel ist der Zug<br />

BRIEFE AN DIE REDAKTION II<br />

das attraktivere Verkehrsmittel.“ Zudem auch schneller als das Auto –<br />

besonders, wenn die vom RMV vorgesehene „Produktpalette“ ab Mai<br />

1995 zum Tragen kommt. Dann nämlich sollen nach den Planungen<br />

des Verbundes an allen Wochentagen zwei Züge pro Stunde fahren.<br />

Ein Eilzug, der zwischendurch in Dieburg und Babenhausen hält und<br />

Woog und Main in nur 30 Minuten verbindet, sowie wie bisher ein<br />

Nahverkehrszug. Voraussetzung ist allerdings, daß die anliegenden<br />

Gebietskörperschaften wie z. B. der Kreis Darmstadt-Dieburg und die<br />

Stadt Darmstadt ihren Obolus hierzu leisten.<br />

Voraussetzung <strong>für</strong> die Umwandlung dieser Züge in „Markenartikel“<br />

ist der Einsatz modernisierter Waggons, die teilweise schon heute zu<br />

Gast sind. Der Eilzug heißt dann „RegionalExpress“, der Nahverkehrszug<br />

„RegionalBahn“. Wie in den 70er Jahren sollen dann die<br />

Züge durchgehend von Aschaffenburg über Darmstadt bis nach<br />

Mainz und Wiesbaden fahren. Von diesen Zügen hat die Strecke auch<br />

ihren Namen – „Main-Rhein-Bahn“. Diese Verbindung ist sogar zwischen<br />

Aschaffenburg und Mainz schneller als die InterCitys – und<br />

preiswerter, weil kein IC-Zuschlag fällig wird.<br />

Dr. Gottlob Gienger, Vorstandsvorsitzender Pro Bahn e. V.<br />

Tag des Baumes<br />

500 EIBEN PFLANZTE DIE „SCHUTZGEMEINSCHAFT DEUT-<br />

SCHER WALD“ AUF DER LUDWIGSHÖHE<br />

Zum „Tag des Baumes“ hatte der Kreisverband Darmstadt-Dieburg<br />

der Schutzgemeinschaft Deutscher<br />

Wald seine Mitglieder, Bürger und Politiker aufgerufen,<br />

auf der Ludwigshöhe, einem beliebten Ausflugsort<br />

der Darmstädter, gemeinsam diesen Tag mit einer<br />

Pflanzung von 500 Eiben-Jungpflanzen, dem Baum<br />

des Jahres 1994, zu begehen. Die Pflanzen – taxus baccata – wurden<br />

vom Kreisverband finanziert.<br />

Der Vorsitzende Konrad Heinrich Leißler konnte über 40 Helfer, darunter<br />

u. a. Oberbürgermeister Peter Benz und Stadtverord<strong>net</strong>e verschiedener<br />

Fraktionen, zu dieser bürgerschaftlichen Aktion begrüßen.<br />

Nach Erläuterungen und Anweisungen vom zuständigen Revierförster<br />

Peter Fischer zur Pflanzung mit der im Forst gebräuchlichen Wiedehopf-Hacke<br />

waren alle mit großem Eifer dabei, die kleinen Büsche<br />

im dortigen Waldbereich in den Boden zu bringen. Bei frühlingshaft<br />

schönem Wetter mußte schnell gearbeitet werden, damit die Pflanzen<br />

nicht notlitten. Als kleinen Dank an die Helfer erklärte sich die „Bürgeraktion<br />

Ludwigshöhe“, deren Vorsitzender Ferdi Kindinger mit<br />

von der Partie war, bereit, den trocken gewordenen Kehlen durch<br />

Zuführung von entsprechendem Flüssigen wieder Stimme zu geben.<br />

Beeindruckend war die Aktion <strong>für</strong> ein Fernsehteam des Hessischen<br />

Rundfunks, das Dreharbeiten <strong>für</strong> eine Sendereihe über die Natur und<br />

die Probleme des Waldes im Forstamt Darmstadt durchführte.<br />

Horst Mederake, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald<br />

Hilfsaktion <strong>für</strong><br />

das Flüchtlingslager<br />

Spensko<br />

INSGESAMT KAMEN SPENDEN IM WERT VON 28.000<br />

MARK ZUSAMMEN, AM 12. MAI STARTETE DER KONVOI<br />

RICHTUNG ZAGREB<br />

Im Plenum des Odenwälder Friedensforums fand jetzt im evangelischen<br />

Gemeindehaus in Michelstadt eine Bestandsaufnahme seiner<br />

bevorstehenden Hilfsaktion <strong>für</strong> das Flüchtlingslager Spensko in Zagreb<br />

statt. Man war über das erfreuliche Ergebnis überrascht, vor<br />

allem, wenn man zusätzlich bedenkt, daß im Odenwaldkreis auch<br />

andere Gruppen Hilfsaktivitäten <strong>für</strong> Flüchtlinge und vom Krieg<br />

betroffene Zivilisten organisieren. So wurden insgesamt 154 Lebensmittelpakete<br />

im Einzelwert von 80 Mark gespendet.<br />

Die finanziellen Beiträge, die zweckgebunden <strong>für</strong> diese Aktion geleistet<br />

wurden, belaufen sich bisher auf 6.200 Mark. Davon konnten zusätzliche<br />

Hilfsgüter wie Waschpulver, Unterwäsche und Strümpfe gekauft werden.<br />

Insgesamt wurden 130 Paar Schuhe gestiftet, die ausnahmslos in<br />

tadellosem Zustand oder oft sogar neu sind. Hinzu kommen ca. 50 kg<br />

Wolle, was in dem von über 60 Prozent Frauen bewohnten Flüchtlingslager<br />

nicht nur Ablenkung, sondern auch die Möglichkeit zum Herstellen<br />

von Kleidungsstücken bedeutet. Zahlreiche Geldspenden sind von kleineren<br />

und größeren Geschäften eingegangen, die allesamt nicht genannt<br />

werden wollen, ebenso wie ein breites Spielzeug- und Malutensilien-<br />

Sortiment von Odenwälder Bankfilialen. Grob geschätzt beläuft sich der<br />

Wert aller Spenden auf ca. 28.000 Mark.<br />

Ein kleiner Konvoi setzte sich am Himmelfahrtstag (12.) von Schönnen<br />

aus in Bewegung. Dabei kommt dem Friedensforum zugute, daß<br />

das DRK-Odenwaldkreis einen 7,5-Tonner und seine Mitarbeiter<br />

Marco Burghardt (Erbach) und Thomas Schroth (Weiten-Gesäß) zur<br />

Verfügung stellt. Diese großzügige Hilfe des Roten Kreuzes wurde<br />

im Plenum des Friedensforums mit dankbarem Beifall bedacht. Vom<br />

Friedensforum werden an der Mission teilnehmen: Adolf Berger<br />

(Schönnen), Christel Eifert (Brensbach), Boris Frentzel (Würzberg),<br />

Dieter Gerlach (Fränkisch-Crumbach), Thomas Reuter (Kirchbrombach)<br />

sowie Hanne und Klaus Vack (Sensbachtal). Da das Volumen<br />

der Spenden das Fassungsvermögen des DRK-Fahrzeugs überschreitet,<br />

wird in drei weiteren Fahrzeugen gefahren, zur Beförderung der<br />

restlichen Güter und der Teilnehmer an der Aktion. Begleitet wird der<br />

Konvoi von Edin Sarcevic, einem Diplomaten aus der Friedensbewegung<br />

von Sarajewo, der sich auf seine juristische Dissertation über<br />

das deutsche Grundgesetz vorbereitet.<br />

Beabsichtigt ist, in Zagreb frisches Gemüse und Obst einzukaufen, sowohl<br />

<strong>für</strong> das Lager Spensko als auch <strong>für</strong> das Lager Samobor. Desweiteren<br />

gehören u.a. zum Programm eine Diskussion mit Vertretern der Antikriegskampagne<br />

Zagreb und eine Visite der Frauenambulanz „<strong>für</strong> die<br />

Nummer 69 · 13.5.1994 · Seite 11<br />

Ärmsten der Armen“, die sich in der Moschee in Zagreb befindet.<br />

Selbstverständlich soll eine Stadtbesichtigung nicht ausgespart werden.<br />

Zagreb ist von direkten Kriegseinwirkungen verschont geblieben<br />

und verfügt über eine historische Altstadt und viele Sehenswürdigkeiten.<br />

Das Odenwälder Friedensforum dankt allen Spendern, die bis jetzt<br />

schon so großzügig geholfen haben, um das Leid einiger hundert<br />

Kriegsflüchtlinge zu lindern. Geldspenden <strong>für</strong> weitere Aktivitäten können<br />

eingezahlt werden auf das Konto des Friedensforums bei der Volksbank<br />

Odenwald, Kto. 191450, BLZ 50863513, Stichwort: Spensko.<br />

Hanne Vack<br />

Untätigkeit,<br />

Phantasielosigkeit und<br />

hohle Macht<br />

MENSCHENRECHTLICHE POLITIK IN DER BUNDESREPUBLIK –<br />

EINE ERKLÄRUNG DER MITGLIEDERVERSAMMLUNG DES<br />

„KOMITEES FÜR GRUNDRECHTE UND DEMOKRATIE“, BEI<br />

DER KLAUS VACK UND ANDREAS BURO NICHT WIEDER<br />

KANDIDIERT HABEN<br />

Weltweite Gefahren blockieren und verkehren die Menschenrechte.<br />

Die Konkurrenz um Wohlstand und Überleben in den einzelnen Ländern<br />

und zwischen denselben nimmt zu. Entsprechend wächst die<br />

Ungleichheit. Gewalt und Konflikte mit tödlichem Ausgang greifen<br />

trotz allem internationalen Gerede von den Menschenrechten um sich.<br />

Auf letztere beruft man sich nur dann, wenn sie den eigenen bornierten<br />

Interessen dienen. Inmitten aller Beschlüsse zur Handelsfreiheit,<br />

die angeblich allgemeinen Wohlstand weltweit fördern, dominieren<br />

inner- und zwischengesellschaftlich Rücksichtslosigkeiten aller Art.<br />

In dieser Situation gibt die Mitgliederversammlung des Komitees <strong>für</strong><br />

Grundrechte und Demokratie folgende grundsätzliche Erklärung zur<br />

eigenen Politik ab:<br />

1. Unsicherheiten sind überall gegenwärtig. Neuen nationalistischen<br />

und ethnozentristischen Fixierungen, Ausdruck radikaler Verunsicherung,<br />

stehen zumeist hilflose Versuche multi-ethnischer Organisierung<br />

gegenüber.<br />

Ausländer und Menschen, die anders denken und anders leben, werden<br />

erfahren, als stellten sie eine Bedrohung dar. Ihnen wird mit Vorurteilen,<br />

Diskriminierungen und tödlicher Gewalt begeg<strong>net</strong>. Darin<br />

äußert sich eine tiefgründige Verunsicherung hinsichtlich des eigenen<br />

Lebens. Dieselbe schließt die eigene Person und ihre kaum gebändigte<br />

Aggression ein. Letztere wird konsequent auf alle projiziert, die<br />

von der eigenen angstbesetzten Normalität abweichen.<br />

Arbeit, der Haltepfeiler von Existenz und Selbstbewußtsein in der<br />

gegenwärtigen Gesellschaft, bricht weg, wird prekär und systematisch<br />

ungleich verteilt. Der Neid um den Arbeitsplatz, den alle benötigen,<br />

wird national und international zum Motiv von Aggressionen. Friedliche<br />

Umgangsformen unter Menschen und zwischen Gesellschaften,<br />

gestern noch von vielen wenigstens als ihre prinzipielle Orientierung<br />

geteilt, werden in Frage gestellt. Gewalt – so hallt es allerorten. Gewalt<br />

gegen den Nächsten, der die eigene Existenz zu bedrohen scheint,<br />

Gewalt des Staates gegen Gruppen von Menschen, die zuvor keine<br />

zureichende Chance hatten, selbstbewußt leben zu können. Gewalt<br />

gegen oppositionelle Gruppen, die mit ihrem gewaltfreien Widerstand<br />

gegen staatliche Willkür protestieren. Gewalt als Mittel der Intervention<br />

von Staaten gegen Gewaltkonflikte inmitten einzelner Staaten oder<br />

zwischen Staaten, um angeblich dem Frieden eine Gasse zu öffnen.<br />

In dieser Situation geradezu radikaler Verunsicherungen tut gegenwärtig<br />

etablierte Politik in dieser neu-alten Bundesrepublik nahezu<br />

alles, um selbige zu verschlimmern. Untätigkeit, Phantasielosigkeit,<br />

Abbau von Bürgerrechten, brutal zukunftsloser Opportunismus und<br />

ein konzeptionsloses Spiel um die längst hohle Macht sind Trumpf.<br />

Darin besteht die eigentliche Korruption gegenwärtiger Politik. Im<br />

eitlen Spiel um nichtsnutze Positionen, in dem niemand mehr die Forderungen<br />

des Tages und der Zukunft ernst nimmt, wird Politik zum<br />

Akzeptanzmanagement, zum populistischen „Als Ob“. Kein Wunder,<br />

daß Rattenfängerformeln und Rattenfängersymbole zirkulieren. Sie<br />

greifen nicht zuletzt bei vielen allein gelassenen, jungen Menschen.<br />

2. Das Komitee <strong>für</strong> Grundrechte und Demokratie hält fest an einer<br />

unverkürzten menschenrechtlich-demokratischen Politik ohne modische<br />

Verbeugung vor dem „Zeitgeist“. Diese Politik allein verspricht<br />

hier und heute ein alle Menschen achtendes, sich selbst und andere<br />

ernst nehmendes Morgen. Eine solche Politik ist sich des engen<br />

Zusammenhangs von Zielen und Mitteln dauernd bewußt. Gleichheit<br />

wird nicht durch Ungleichheit, Freiheit nicht durch Unterdrückung,<br />

Frieden wird nicht durch Gewalt herbeigeführt.<br />

Wer sich nicht zuletzt um der eigenen Person willen einer solchen Politik<br />

verpflichtet und sich darum nicht mehr auf die vergebliche Suche<br />

nach falschen, Gewalt freisetzenden „Identitäten“ begibt, muß nüchterne<br />

Konsequenzen ziehen. Sie und er müssen die gegenwärtigen Probleme<br />

in ihrer bedrückenden Massivität unverkürzt wahrnehmen. Nicht<br />

Fluchtversuche in Pseudowahrheiten und Ersatzhandlungen sind angezeigt.<br />

Will man den weltweiten Problemen, die sich überall niederschlagen,<br />

gerecht werden, ist unser aller Phantasie gefordert. Vonnöten<br />

ist es, mutige neue Lösungswege zu beschreiten. An erster Stelle ist zu<br />

begreifen, daß die herkömmlichen Institutionen liberaler Demokratie<br />

und freien Kapitalismus gerade um ihrer ursprünglichen Versprechungen<br />

willen heute nicht mehr ausreichend funktionieren können. Von<br />

den früheren humanen Kosten der „Marktwirtschaft“ einmal zu<br />

schweigen. Im Gegenteil. Soll in global gewordenen Zusammenhängen<br />

nicht der sozialdarwinistische, andere ab- und ausgrenzende Kampf das<br />

Motto der Zukunft sein, muß liberale Demokratie durch neue Beteiligungsformen<br />

und Dezentralisierung belebt werden.<br />

☛ Fortsetzung auf folgender Seite<br />

DESIGNERTEPPICHE<br />

DARMSTADT<br />

ROSSDÖRFER PLATZ

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