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Mekka für Spekulanten - zfd-online.net

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☛ Fortsetzung von Seite 1 Über das Glück,<br />

Beziehungen<br />

zu haben<br />

AKW Biblis: TÜV …<br />

Das AKW Biblis war immer in der Vergangenheit<br />

von den großen Protesten<br />

gegen die Atomkraft verschont geblieben.<br />

Im Vergleich zum massiven Widerstand<br />

von Bauern und Bevölkerung<br />

gegen das AKW im badischen Wyhl,<br />

gegen das hamburgische Brokdorf oder<br />

das niedersächsische Grohnde, gegen das<br />

geplante Endlager in Gorleben, auch<br />

Wackersdorf sei nicht vergessen – Biblis<br />

war und blieb eine Oase friedlicher Proteste.<br />

Niemand versuchte, den Betonzaun<br />

einzureißen und das Gelände zu besetzen<br />

– der international als Renommier-Meiler<br />

dienende Gigant war kein Mal Ziel breiten<br />

Atomkraftwiderstandes, damals so<br />

wenig wie heute.<br />

Die Demonstrations-Redner am 30.4. tragen<br />

nur mehr bekannte Details wie<br />

Impressum<br />

Verleger und Herausgeber:<br />

Michael Grimm<br />

Unser Team :<br />

Uta Schmitt<br />

Eva Bredow<br />

Sanne Borghia<br />

Nicole Schneider<br />

Peter J. Hoffmann<br />

Rudolf Gold<br />

Ludwig v. Sinnen<br />

und freie AutorInnen<br />

Anzeigen:<br />

verantwortlich<br />

Heiner Schäfer<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: Nr. 5<br />

Postanschrift:<br />

Zeitung <strong>für</strong> Darmstadt<br />

Postfach 10 11 01, 64211 Darmstadt<br />

Telefon 06151/719896<br />

Telefax 06151/719897<br />

Bankverbindungen:<br />

Volksbank Darmstadt<br />

BLZ 508 900 00, Konto 14 111301<br />

Spendenkonto:<br />

Postgiroamt Frankfurt<br />

BLZ 500 100 60, Konto 56 29 29-601<br />

Druck:<br />

Caro Druck<br />

Kasseler Straße 1a, 60486 Frankfurt<br />

Durchschnittliche Auflage:<br />

10.000<br />

Abonnement:<br />

jährlich DM 90,00 incl. 7% MWSt.<br />

Nachdruck und Vervielfältigungen sind nur mit<br />

Genehmigung des Verlages gestattet.<br />

Für namentlich gekennzeich<strong>net</strong>e Artikel oder<br />

Presseberichte von Parteien, Verbänden und<br />

Vereinen übernehmen die jeweiligen AutorInnen<br />

die presserechtliche Verantwortung. Sie sind kein<br />

Spiegel <strong>für</strong> die Meinung der Redaktion.<br />

Personenbezogene Daten werden<br />

elektronisch gespeichert, ausschließlich intern<br />

<strong>für</strong> die Verwaltung eingesetzt und nach Ende<br />

des Zeitungsbezugs umgehend gelöscht.<br />

InformantInnen bleiben gemäß gesetzlicher<br />

Grundlage auf Wunsch anonym.<br />

Text und Bild sind mit „QuarkXPress“<br />

auf Apple Macintosh gesetzt und unter Omnis 5 -<br />

Verlagverwaltung organisiert.<br />

Redaktionsschluß<br />

<strong>für</strong> die nächste Ausgabe: 21.5.94<br />

Katastrophenpläne, und techno-politisch<br />

aktuelle Themen vor – allen fehlt das<br />

Überzeugende, das Mitreißende. Die<br />

wenigen konzentriert lauschenden ZuhörerInnen<br />

erfahren nichts Neues, auch keinen<br />

Einblick in die Geschichte des AKW<br />

– mühsam zusammmengetragene und<br />

formulierte Sonntagsreden, deren einziger<br />

Pep in der beklatschten Forderung<br />

nach „Stillegung“ – jeweils als endender<br />

Höhepunkt gedacht – die DemonstrantInnen<br />

zu müdem Beifall anspornt.<br />

Was ist es, das diesen Atommeiler so sehr<br />

dem Blick entschiedener Gegner bis heute<br />

entzogen hat?<br />

Zwischen 1974 und dem Heute liegt<br />

Tschernobyl, der so häufig beschworene<br />

und be<strong>für</strong>chtete Super-GAU (Größt<br />

anzunehmender Unfall). Obwohl in der –<br />

vergleichshalber zum Rhein-Main-<br />

Gebiet – dünn besiedelten Ukraine bis<br />

heute 8.000 Strahlentote (nach offiziellen<br />

Angaben) zu beklagen sind und über<br />

Mißgeburten ebenso wie über ungezählte<br />

Strahlenkranke immer wieder informiert<br />

wird, in Biblis ist alles ruhig. Die Auswirkungen<br />

der Tschernobyl-Katastrophe<br />

sind bis zu uns (in Form radioaktiven<br />

Niederschlags, kontaminierter Pilze und<br />

vieler nicht benannter Belastungen) vorgedrungen,<br />

dennoch finden sich bei der<br />

Demonstration am 30.4.94 nurmehr<br />

Initiativen aus der näheren Umgebung<br />

des AKW, vor allem DarmstädterInnen,<br />

ein. Für Frankfurter beispielsweise<br />

scheint Biblis ebenso weit weg wie die<br />

Ukraine. Dabei wären auch sie von einem<br />

GAU in Biblis betroffen.<br />

Sogar die Landesregierung hat bereits<br />

eingesehen: Es handelt sich beim Atomkraftwerk<br />

Biblis um veraltete Technologie,<br />

die neben Sicherheitsmängeln heutiger<br />

Anforderungen zusätzliche Materialschwächen<br />

und Konstruktionsmängel<br />

aufweist. Doch die Hunderttausende<br />

Menschen, die im Einzugsgebiet leben,<br />

bleiben gleichgültig. Obwohl die Auflagen<br />

(siehe ZD-Ausgabe 68) der Technischen<br />

Überwachungsvereine nicht erfüllt<br />

worden sind, läßt die Betreiberin „RWE“<br />

ihre Schrottmeiler unverändert weiter<br />

produzieren – mit Rückendeckung aus<br />

Bonn – und mit indirekter Unterstützung<br />

einer schweigenden Bevölkerung. Dabei<br />

steigt das Betriebs-Risiko des Schrottmeilers<br />

Block A mit jedem weiteren Produktionstag,<br />

die Pannen häufen sich. Wer<br />

würde sich schon mit einem alten Auto,<br />

bei dem die Bremsleitungen brüchig sind,<br />

auf die Straße wagen?<br />

Das Informationszentrum des AKW war<br />

am 30.4. geschlossen, zu sehr hätten sich<br />

die Technokraten mit ihren Fortschrittsbildchen<br />

blamiert. Da<strong>für</strong> setzt die<br />

„RWE“ auf die „Standort“-Debatte<br />

(Erhaltung der Arbeitsplätze), wie auf<br />

einem Transparent über dem Haupteingang<br />

ersichtlich war.<br />

Das Schrott-Auto ohne TÜV-Plakette<br />

kommt übrigens in die Schredderanlage<br />

und wird recycelt, der Schrottmeiler Biblis<br />

paßt in keine Schredder, heute weiß<br />

noch niemand, was mit dem ausgedienten<br />

radioaktiven Müll passieren soll. Er wird<br />

in der Landschaft stehen bleiben, gleich<br />

ob heute oder morgen. Wenn er durchbrennt?<br />

Dann wird nach Beispiel Tschernobyl<br />

noch mehr Beton in die Landschaft<br />

gegossen. Lassen Sie mal Ihr Schrottauto<br />

einfach stehen… mg<br />

Sozialwohnungen<br />

Michaelisstraße:<br />

Bauverein macht<br />

Vetterleswirtschaft<br />

Seit dem 17. April werden die Neubauten<br />

des Bauvereins in der Michaelisstraße<br />

bezogen. Doch, wer zieht da ein?<br />

Das Wohnungsamt der Stadt, dessen<br />

Leiter Rüdiger Bienstadt ist, soll <strong>für</strong> die<br />

Wohnungsvergabe zuständig gewesen<br />

sein – doch nicht die ehemaligen Mieter,<br />

die dort teils über 20 Jahre wohnenden<br />

Türken und Spanier bekamen die Wohnungen.<br />

Bienstadt hatte andere Ziele: Er<br />

vergab die Wohnungen an Aussiedler<br />

und andere, die auf städtische Kosten in<br />

Hotels untergebracht waren. Dagegen<br />

wäre nichts einzuwenden, denn die irrwitzig<br />

hohen Millionenbeträge, die an<br />

Steuergeldern <strong>für</strong> diese Leute jährlich<br />

verausgabt werden mußten und müssen,<br />

sollen und müssen eingespart werden.<br />

Mußte das aber unbedingt auf Kosten<br />

der ehemaligen Mieter der Michaelisstraße<br />

gehen? Ihr Viertel ist – wie Kritiker<br />

zu Recht von Anfang an be<strong>für</strong>chteten<br />

– zerstört worden. Schlimmer noch:<br />

Jetzt sitzen sie auf der Straße.<br />

Unter den neuen Mietern der Sozialwohnungen<br />

findet sich am Klingelschild<br />

unübersehbar beispielsweise auch ein<br />

Peter Dannenberg (siehe Foto). Wer das<br />

ist? Der Wirt der „Bessunger Turnhalle“.<br />

Wie kommt so jemand an einen Bindungsschein<br />

<strong>für</strong> eine Sozialwohnung?<br />

Da der Bauverein die Frage ebensowenig<br />

beantworten mag, wie der Liegenschaftsdezernent,<br />

respektive dessen<br />

Hinter-<br />

Wäldlereien<br />

Eintrittsgeld <strong>für</strong> den Wald – das ist<br />

keine Zeitungsente – Eintrittsgeld<br />

<strong>für</strong> den Wald will der Forstausschuß<br />

einer Interessengemeinschaft<br />

„Deutscher Kommunalwald“ ernsthaft<br />

erheben lassen. Frau/man stelle sich das<br />

so vor: Der vollständig eingezäunte<br />

Wald hat nur noch wenige Eintritts-<br />

Schneisen (nach Vorbild des Kranichsteiner<br />

Versuchsforsts), an denen künftig<br />

ein neuer Beamtenberuf Arbeitsplätze<br />

findet: Der Wald-Eintritts-Berechtigungs-Kontrolleur-Kassierer.<br />

Neben den neuen Arbeitsplätzen besitzt<br />

dieser Vorschlag bestechende Pluspunkte:<br />

WaldspaziergängerInnen würden<br />

endlich den Wert ihres sonntäglichen<br />

Ausfluges ins Grüne erkennen und markwert-schätzen<br />

lernen. Sie wüßten, wer<br />

das Abtransportieren des Holzes, das<br />

ordentliche Bekiesen der Wege, das Kalken<br />

der Waldböden, die Aufforstung, das<br />

Fällen der Bäume und die teuren Pestizide<br />

gegen lästiges Ungeziefer – wie Spinnen,<br />

Schlangen, Mäuse, Mai- und Borkenkäfer,<br />

Schmetterlinge, Rehe (noch<br />

wird das per Schußwaffe reguliert) –,<br />

bezahlt. Nämlich sie selbst. Weiterer<br />

Vorteil: Die Städte hätten wieder mehr<br />

Geld, um Beamte <strong>für</strong> die Bewirtschaftung<br />

der künftigen Kahlflächen einzustellen.<br />

Apropos Zäune: Es wird nicht<br />

allzu aufwendig werden, die paar Bäume<br />

der Zukunft zu kasernieren, wäre zudem<br />

nicht allzu teuer, im Wald liegt genug<br />

Baumaterial rum.<br />

Ein weiterer neuer Waldberuf ist im<br />

Kommen, ein derzeit aktuelles Beispiel:<br />

Das Beackern, das Pflügen der Waldböden.<br />

Je weiter der Wald fällt, desto mehr<br />

Wald-Bauern werden erforderlich, die<br />

da<strong>für</strong> zu sorgen haben, daß der Boden<br />

beispielsweise zur Schädlingsbekämpfung<br />

(durch Untermischen von Lindan)<br />

gepflügt wird. Was wären wir doch <strong>für</strong><br />

eine Kultur, die kulturelle Eingriffe<br />

unterläßt und sei es nur alle vier Jahre,<br />

um der wiederkehrenden „Jahrhundert-<br />

Plage“ der Maikäfer menschlich begrenzende<br />

Macht entgegenzusetzen – so<br />

geschehen im Westwald, Eschollbrückerstraße<br />

(Frühjahr 1994).<br />

Welch immense Arbeit der Wald heute<br />

erfordert, hat sogar unser derzeitiger<br />

darmstädtischer „Forstdezernent“ Heino<br />

Swyter (FDP) erkannt. Unser ehemaliger<br />

Umweltdezernent (unter Metzger) ist<br />

Amtsleiter Bienstadt, bleibt nur der<br />

plausible Rückschluß aus dem folgenden<br />

Zusammenhang. Die „Bessunger<br />

Turnhalle“ hat Heinz Reinhard (gerade<br />

erst pensionierter Chef des Bauvereins)<br />

an Dannenberg vermietet und auch …<br />

Den ehemaligen MieterInnen der Michaelisstraße<br />

aber war gesagt worden, nur<br />

wer über einen Bindungsschein verfügt,<br />

bekommt auch eine Wohnung – entgegen<br />

allen früheren Versprechen und<br />

Zusicherungen. Sie fühlen sich berech-<br />

heute spezialisiert auf das Ersinnen neuer<br />

Methoden: War nach einer Pressemeldung<br />

seines Hause nach dem Sturm<br />

„Wiebke“ im Jahr 1990 die „naturgemäße<br />

Waldbewirtschaftung“ angesagt,<br />

so ist es derzeit der „Sanierungswaldbau“<br />

– unser Vorschlag <strong>für</strong> die<br />

nächste Stufe in zwei oder drei Jahren:<br />

„Recyclingwaldbau“. Swyter weiß auch<br />

sehr deutlich – wie der eingangs zitierte<br />

Forstausschuß – auf die Mark hinzuweisen.<br />

„Eine wirkungsvolle Umsetzung der<br />

städtischen Beschlüsse zu waldbaulichen<br />

Maßnahmen ist auch abhängig von den<br />

zur Verfügung stehenden Geldmitteln.“<br />

Die sind wichtig, gerade zur Zeit, denn<br />

alle Waldbürokraten sind sich einig: Die<br />

asiatische Schwammspinnerraupe (ein<br />

gefräßiger Schmetterling) muß chemisch<br />

mit Dimilin – oder alternativ mit Btk (in<br />

Darmstadt) – bekämpft werden. Die<br />

Katastrophenmeldungen der Waldbeamten<br />

sind so regelmäßig wie die Berichte<br />

über das Sterben des Waldes. 1990<br />

waren es die Maikäfer, die vom Hubschrauber<br />

aus mit Gift beseitigt werden<br />

sollten – es wurde verhindert, die Bäume<br />

stehen noch heute. Heute sind es die<br />

Schwammspinner. Und morgen?<br />

„Zu ihrer eigenen Sicherheit – wegen<br />

möglicherweise durch Luftturbulenzen<br />

herabfallende trockene Äste – muß dieser<br />

Waldteil kurzfristig gesperrt werden“,<br />

lautet der O-Ton eines forstamtlichen<br />

Warnblattes. Informiert vom Hubschrauber-Gift-Einsatz<br />

waren wieder<br />

einmal nur die ohnehin ja-schreibenden<br />

Blätter unseres Zeitungswaldes, Kritik<br />

unerwünscht.<br />

„Bacillus Thuringiensis“ (Btk) soll die<br />

angeblich so massenhaft auftretenden,<br />

behaarten Raupen durch ihre Gefräßigkeit<br />

überlisten: Nicht nur sie fressen den<br />

Bazillus mit und ihr Darm bzw. die Raupe<br />

soll das nicht überleben. Der Verkäufer,<br />

die Chemiefirma „AgrEvo“ ist selbst<br />

davon nicht überzeugt (verkauft aber<br />

dennoch des lieben Geldes wegen). „Das<br />

war aber leider nix“, trockener Kommentar<br />

des Chefbiologen von „AgrEvo“ laut<br />

„FR“ über die Btk-Sprühaktionen 1993.<br />

So es denn nix war, können wir hoffen<br />

auf das Überleben der vielen Arten –<br />

zwar wollen das angeblich die Waldhüter,<br />

-schützer und Forstdezernenten auch<br />

– aber sie spielen dennoch mit nicht<br />

abwägbarem Risiko. Plausibel scheint da<br />

Ausgabe 69 13.5.1994 · Seite 2<br />

tigt hereingelegt. Ohne Benachrichtigung<br />

hatte das Wohnungsamt einfach<br />

einen Termin (18.4.94) festgesetzt, bis<br />

zu dem sich die Mieter <strong>für</strong> die neuen<br />

Wohnungen hätten bewerben sollen. Da<br />

sich die ehemaligen Anwohner auf die<br />

Politiker-Versprechen verlassen hatten,<br />

ziehen sie jetzt die Kürzeren – vor allem<br />

jene, die sich mit ihren Problemen zu<br />

weit an die Öffentlichkeit gewagt hatten.<br />

Bienstadt soll in diesem Sinne über<br />

ein besonderes Gespür <strong>für</strong> strafende<br />

Gerechtigkeit verfügen, wissen mehrere<br />

städtische Angestellte zu berichten (aus<br />

Angst vor Folgen ohne Namen).<br />

Aus der Forderung von WaldkolonistInnen,<br />

bei dem Bau der Wohnungen auch<br />

<strong>für</strong> kleine Geschäfte, beispielsweise<br />

Lebensmittel, zu sorgen, ist nichts<br />

geworden, mit einer Ausnahme: Die<br />

Sozialhilfeempfänger bedürfen offensichtlich<br />

dringendst einer Bank. Die<br />

Stadt- und Kreissparkasse hat deshalb<br />

gleich eine Filiale in den Sozialwohnungsbauten<br />

einrichten lassen. Ob das<br />

Finanzhaus auch über einen Bindungsschein<br />

verfügt – die Frage erübrigt sich,<br />

immerhin sind Banker seriös und zahlungskräftig.<br />

Brauchbar ist die Filiale<br />

<strong>für</strong> die Anwohner ganz sicher: Nur Geld<br />

macht heutzutage glücklich.<br />

Übrigens ist das Viertel nach Abschluß<br />

der Bauarbeiten sauber, ordentlich und<br />

die lauten Feste und die Herumlungerei<br />

auf dem ehemaligen Spielplatz haben<br />

endlich ein Ende. Demnächst werden<br />

die alten Pferdeställe (heute zum Teil<br />

noch bewohnt) weiteren Neubauten<br />

weichen dürfen, noch verschandeln sie<br />

die soziale Kleinbürgeridylle, fügen sich<br />

so gar nicht harmonisch ein in die 20.<br />

Jahrhundert-Schöner-Wohnen-Landschaft.<br />

Und die Bewohner? Ihnen wird<br />

wieder versprochen werden, sie bekommen<br />

eine Neubau-Wohnung (dann ist<br />

übrigens auch ihr Garten weg) und<br />

irgendwann gibt es wieder einen<br />

behördlich festgesetzen Termin und …<br />

Sanne Borghia<br />

• Eintrittsgebühr <strong>für</strong> den Wald<br />

• Gift gegen Raupen<br />

• Geld <strong>für</strong> Müll<br />

eher das von „Greenpeace“-Vertreterin<br />

Doris Rüger publizierte Argument: „Das<br />

Ziel des Artenreichtums durch Gift erreichen<br />

zu wollen, ist unverantwortlich“.<br />

Naivität kann ihr nicht unterstellt werden,<br />

hält sie es doch eher damit, daß<br />

„auch mit dem massivsten Einsatz nie<br />

alle Exemplare eines ,Schädlings‘ vernichtet<br />

werden und sich die Verantwortlichen<br />

ein Schwammspinnerdauerproblem<br />

einhandeln.“<br />

Wer’s da mit den Selbstregulierungskräften<br />

einer geschwächten Natur hält<br />

oder nicht – seit dem Waldsterben werden<br />

wir mit Gifteinsätzen konfrontiert. In<br />

Zukunft wird das noch mehr vorkommen,<br />

denn die Bäume sind nicht mehr<br />

widerstandsfähig und alles, was an Bäumen<br />

nagt, wird im Interesse des Baumschutzes<br />

zum Schädling: vom Reh über<br />

die Raupe und den Borkenkäfer, den<br />

Maikäfer bis hin zum Schmetterling –<br />

mit einer Ausnahme, wir. Das Auto ist<br />

tabu, wann wird das erste Gift gegen das<br />

Automobil und seine Fahrer eingesetzt?<br />

Nie! Also wird der Wald weiter sterben –<br />

ob schneller oder langsamer durch die<br />

Chemie-Keulen spielt kaum eine Rolle,<br />

denn aufzuhalten ist das Fallen der Bäume<br />

nicht.<br />

Wieviel uns der Wald wert ist? Danach<br />

werden wir doch nicht gefragt. Politiker<br />

entscheiden je nach Interessen (persönlichen<br />

oder parteilichen) und verkaufen<br />

ihren Wald. Für lächerliche 2,4 Millionen<br />

Mark will Groß-Zimmerns Parlament<br />

den gemeindeeigenen Wald vergessen.<br />

Eine Abfalldeponie soll dorthin.<br />

Statt auf mögliche und längst überfällige<br />

Müllsortierung und -vermeidung zu setzen,<br />

füllen die Herren das Stadtsäckel<br />

lieber mit Geld – was soll’s, der Wald<br />

fällt ohnehin. Oder sollten sie das gar<br />

nicht in Erwägung gezogen haben?<br />

Sicher ist: Solange der Wald noch steht,<br />

sieht niemand den Müllberg hinter dem<br />

Grün. Was weg ist, ist weg – aus kommunaler<br />

Sicht: ist da<strong>für</strong> noch Geld zu<br />

kriegen, dann ist, was weg ist, sogar noch<br />

einträglich und wen stört es schon, wenn<br />

irgendwann einmal wieder sichtbar ist,<br />

was heute weg und gut bezahlt ist? 2,4<br />

Millionen will die rot-grüne Landkreis-<br />

Regierung <strong>für</strong> das Stück Wald zahlen,<br />

die Gemeinde will einsacken, Einigkeit.<br />

Die einzige Lüge darin: Grün.<br />

M. Grimm

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