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Abstriche bei PCB-<br />
Sanierung …<br />
Eine Verschleppung der PCB-<br />
Sanierung an der Käthe-Kollwitz-Schule und<br />
der Christian-Morgenstern-Schule aus<br />
finanziellen Gründen vermutet die CDU-Fraktionsvorsitzende<br />
Karin Wolff hinter einem<br />
Magistratsbeschluß vom 27.4.1994. Auf<br />
einer Magistratssitzung Ende April hätten<br />
dem Magistrat endlich die beiden Sanierungsvorlagen<br />
von Stadtrat Dr. Wolfgang<br />
Rösch <strong>für</strong> die betreffenden Schulen vorgelegen.<br />
Gegen die Stimmen von CDU und FDP<br />
habe der Magistrat – wie von Oberbürgermeister<br />
Peter Benz beantragt – beschlossen,<br />
daß eine Controlling-Stelle erst prüfen soll,<br />
welche Sanierungsteile eingespart werden<br />
könnten.<br />
Die CDU-Fraktionsvorsitzende Wolff erinnert<br />
daran, daß es Oberbürgermeister Peter Benz<br />
als damaliger Schuldezernent war, der im<br />
September 1992 die beiden PCB-verseuchten<br />
Schulen hat schließen lassen. Der jetzige<br />
Magistratsbeschluß bedeute eine weitere<br />
Verzögerung der PCB-Sanierung. Außerdem<br />
lägen dem Beschluß nicht mehr fachliche<br />
Geschichtspunkte zugrunde, sondern rein<br />
fiskalische. Die CDU-Politikerin wirft der<br />
Darmstädter SPD „Heuchelei“ während des<br />
Wahlkampfs vor und bescheinigt den Grünen<br />
eine Kehrtwendung um 180 Grad. Die<br />
CDU habe <strong>für</strong> die nächste Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung<br />
am 10. Mai einen Antrag vorgelegt,<br />
in dem gefordert wird, im Rahmen<br />
der vorhandenen Mittel des Haushalts 1994<br />
zum technisch frühestmöglichen Zeitpunkt<br />
mit der PCB-Sanierung der Käthe-Kollwitz-<br />
Schule und der Christian-Morgenstern-<br />
Schule zu beginnen. „Benz und seine rotgrüne<br />
Koalition können nicht erst die Schulen<br />
schließen, dann Landesdarlehen beantragen<br />
(je 500.000 Mark wurden gewährt,<br />
sind im Haushalt festgeschrieben) und<br />
schließlich die Sanierung völlig infrage stellen“,<br />
stellte Karin Wolff fest.<br />
… und eine Kehrtwende<br />
um 180<br />
Grad?<br />
Zur politischen Arbeit der<br />
Darmstädter Grünen gehört es, mit den Bürgerinnen<br />
und Bürgern zu reden, um Entscheidungen<br />
transparent zu machen oder<br />
Anregungen und Hinweise zu erhalten. Bei<br />
einem Gespräch mit Vertreterinnen und Vertretern<br />
von PCB-Begleitgruppen an Darmstädter<br />
Schulen konnten die Grünen ihre<br />
Haltung in der Frage der PCB-Sanierung<br />
deutlich machen.<br />
Günter Mayer, der Fraktionsvorsitzende der<br />
Grünen, stellt fest, daß in den letzten Jahren<br />
die Information der Öffentlichkeit über die<br />
PCB-Sanierung nicht gut war: „Da ist<br />
Mißtrauen gegen die Verwaltung und die<br />
Parteien entstanden.“ Er fordert deshalb<br />
eine Umkehr. Das Verfahren muß offen sein,<br />
alle Daten müssen auf den Tisch, es darf keine<br />
Tricks und Geheimniskrämereien geben.<br />
PCB-belastete Schulen sanieren zu müssen,<br />
ist <strong>für</strong> die Darmstädter Verwaltung eine neue<br />
Erfahrung. Deshalb müßte die Verwaltung<br />
das Interesse haben, Eltern, LehrerInnen,<br />
ExpertInnen miteinzubeziehen. „In dieser<br />
Frage ist ein breiter Konsens nicht unwichtig“,<br />
so Günter Mayer.<br />
Klaus Feuchtinger, der Vorsitzende des<br />
Umweltausschusses, sagte, daß die Grünen<br />
nach wie vor die Position vertreten würden,<br />
<strong>für</strong> die sie sich auch in der Opposition eingesetzt<br />
hätten. Die betroffenen Schulen müßten<br />
ordentlich saniert werden, um Gesundheitsgefährdungen<br />
<strong>für</strong> SchülerInnen und<br />
LehrerInnen auszuschließen.<br />
Nach Ansicht der Grünen muß deshalb mit<br />
der Sanierung der Käthe-Kollwitz und der<br />
Christian-Morgenstern-Schule noch in diesem<br />
Jahr begonnen werden. Die Schulen<br />
sind seit September 1992 geschlossen. Die<br />
Kollwitz-Schule soll bei Sanierung vorgezogen<br />
werden. Die Bedingungen, unter denen<br />
ihre SchülerInnen seit der Schließung unterrichtet<br />
werden, sind nicht mehr tragbar, da<br />
der Unterricht in Containern stattfindet. Aus<br />
pädagogischer Sicht kann das weder den<br />
SchülerInnen, noch den LehrerInnen länger<br />
zugemutet werden. Zumal die LehrerInnen<br />
ohne jegliches Unterrichtsmaterial auskommen<br />
müssen. Landkarten, Bücher, Schautafeln<br />
etc. sind unter Verschluß, weil man<br />
davon ausgehen kann, daß sie ebenfalls<br />
PCB-belastet sind. „Ein ordentlicher Unterricht<br />
kann unter diesen Umständen nicht<br />
stattfinden“, so Klaus Feuchtinger weiter.<br />
Die Grünen stellen deshalb in der nächsten<br />
Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung den Antrag,<br />
daß die fehlenden Unterrichtsmaterialien<br />
neu angeschafft werden. Das ist eine Sofortmaßnahme,<br />
die die bestehende Situation<br />
etwas verbessern soll. Für die Neuanschaffung<br />
sind Mittel in Höhe von 70.000 Mark<br />
nötig.<br />
Bauchgrimmen beim<br />
Eishallen-Deal …<br />
Nur mit Bauchgrimmen können<br />
die Grünen nach Ansicht von Ulrich<br />
Pakleppa dem Millionen-Deal zwischen<br />
Stadt und der TSG 1846 zustimmen. Langfristig<br />
ist die Übernahme der 9,5 Millionen<br />
Schulden des Sportvereins <strong>für</strong> die Stadt aber<br />
am günstigsten. „Unter dem Strich ist es<br />
richtig, daß sich die Stadt hier engagiert und<br />
sich um den Betrieb der Halle kümmert, um<br />
das jährliche Defizit zu verringern“, meint<br />
Ulrich Pakleppa. Er kritisiert, daß der Vertrag<br />
zwischen TSG und der Stadt, in dem die<br />
Kommune sich verpflichtet, bei einem Konkurs<br />
des Vereins <strong>für</strong> die Eishallen-Schulden<br />
aufzukommen, keine andere Möglichkeit<br />
läßt. „In der Wirtschaft wäre derjenige, der<br />
einen solchen Vertrag abgeschlossen hätte,<br />
da<strong>für</strong> entlassen worden“, so der Stadtverord<strong>net</strong>e<br />
der Grünen weiter.<br />
Die Grünen sehen es nicht ein, warum im<br />
Beirat der Eissporthalle GmbH, die die Eishalle<br />
betreiben soll, der Verein und die Stadt<br />
paritätisch vertreten sein sollen. „Der Verein<br />
hat bisher kein überzeugendes Konzept auf<br />
die Reihe gebracht, wie der Betrieb der Eishalle<br />
weniger defizitär gestaltet werden<br />
könnte. Warum sollte ihm das jetzt gelingen?“<br />
Außerdem liege die finanzielle Verantwortung<br />
bei der Stadt, die deshalb auch entscheiden<br />
müsse. Für die Grünen steht fest,<br />
daß sich eine derartige Interessenpolitik zum<br />
Nachteil der Bürgerschaft in Darmstadt nicht<br />
wiederholen darf.<br />
… Liberale verlangen<br />
Akteneinsicht …<br />
Ein Vertrag, den niemand<br />
kennt und ein Gutachten, das unter Verschluß<br />
gehalten wird: das Thema Eissporthalle<br />
ist <strong>für</strong> die FDP-Fraktion noch lange<br />
nicht vom Tisch. Wie berichtet, hat der<br />
Magistrat beschlossen, die defizitäre Eissporthalle<br />
des TSG 1846 <strong>für</strong> neun Millionen<br />
zu übernehmen und den Verein damit schuldenfrei<br />
zu stellen. Grundlage dieses Deals ist<br />
ein Vertrag, der 1981 vom TSG-Vorsitzenden<br />
Herbert Reißer mit der damaligen SPD-<br />
WGD-Koalition ausgehandelt, den Stadtverord<strong>net</strong>en<br />
aber nicht vorgelegt wurde. Die<br />
zentrale Klausel des Vertrags besagt offenbar,<br />
daß im Falle eines Konkurses der Eissportgesellschaft<br />
eine Heimfallverpflichtung<br />
in Kraft tritt, nach der die Stadt gezwungen<br />
ist, die Halle zu kaufen.<br />
Nun sollen die Stadtverord<strong>net</strong>en der Übernahmevorlage<br />
des Magistrats zustimmen:<br />
ohne Kenntnis des Vertrages und des Gutachtens<br />
zum Betrieb der Eissporthalle eine<br />
glatte Zumutung, wie die Liberalen erklären.<br />
Die Fraktion wird deshalb in der nächsten<br />
Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung Einsicht in<br />
die Akten verlangen – eine Forderung, die<br />
nicht verweigert werden darf. Möglicherweise,<br />
so Fraktionsvorsitzender Dr. Dierk Molter,<br />
könnten nach einer genauen Prüfung der<br />
Vertragsbestimmungen Haftungsfragen<br />
geklärt und preisgünstigere Alternativen <strong>für</strong><br />
die Stadt gefunden werden. Von dem Gutachten<br />
versprechen sich die Liberalen auch<br />
Anstöße <strong>für</strong> eine effektivere Neuorganisation,<br />
als sie in der Magistratsvorlage vorgeschlagen<br />
wird. Es sei zum Beispiel überhaupt<br />
nicht einzusehen, weshalb die Stadt<br />
als potentielle Eigentümerin bei der Eissportgesellschaft<br />
als Betreiberin der Halle<br />
nur zu 50 Prozent beteiligt werden solle, auf<br />
der anderen Seite aber jährlich bis zu einer<br />
halben Million zuschießen müsse. „Diese<br />
Magistratsvorlage ist so, wie sie vorliegt,<br />
PARTEIEN - STANDPUNKTE I<br />
nicht beratungsfähig!“, urteilt die FDP-Fraktion.<br />
Es gehe nicht darum, Sünden der Vergangenheit<br />
aufzurechnen. Sie aber nun vorschnell<br />
und „sträflich dilettantisch“ in die<br />
Zukunft fortschreiben zu wollen, müsse verhindert<br />
werden.<br />
… ein politischer<br />
Bumerang?<br />
Die SPD wird sich nicht<br />
gegen eine FDP-Initiative zur Akteneinsichtnahme<br />
in Sachen Eissporthalle wenden.<br />
Dies teilt der Vorsitzende der SPD Fraktion<br />
Horst Knechtel mit. Knechtel erinnert an die<br />
Historie des Projekts und daran, daß die<br />
SPD es jahrelang abgelehnt und in der Zeit<br />
der sogenannten „Elefantenkoalition“ nur<br />
sehr widerwillig, als „politischen Preis“, <strong>für</strong><br />
diese damals als notwendig betrachtete<br />
Zusammenarbeit auch mit der CDU mitgetragen<br />
habe. Auch sei es kein Geheimnis,<br />
daß die SPD-Fraktion über die endgültigen<br />
Vertragsmodalitäten hinsichtlich des „Heimfalls“<br />
der Halle an die Stadt weder informiert<br />
gewesen sei, noch diesen gar zugestimmt<br />
habe. Die FDP sei jedoch mit ihrem jetzigen<br />
Vorgehen aus dreierlei Gründen absolut<br />
unglaubwürdig. Seien doch einerseits wichtige<br />
Ämter des FDP-geführten Dezernates<br />
teilweise maßgeblich und federführend an<br />
der Vorbereitung und Durchführung der<br />
Baumaßnahme beteiligt gewesen, und habe<br />
der ihr angehörende hauptamtliche Stadtrat<br />
bei allen wichtigen Besprechungen und Entscheidungen<br />
beratend mitgewirkt – andererseits<br />
sei es aber gerade auch die FDP gewesen,<br />
die in den Zeiten der Dreier-Kooperation<br />
die CDU gegen die Unwilligkeit der SPD bei<br />
der Realisierung dieses Projektes unterstützt<br />
habe, um den von ihr gewünschten Kunsthallenbau<br />
durchzubringen. Und schließlich<br />
müsse darauf hingewiesen werden, daß der<br />
gegenwärtige Vorsitzende der FDP-Fraktion<br />
Dr. Molter vom 1. August 1986 bis Ende<br />
April 1993 ehrenamtliches Mitglied des<br />
Magistrats gewesen ist und somit alle Unterlagen<br />
über dieses Projekt zumindest damals<br />
gekannt haben muß, bzw. an ihrem Zustandekommen<br />
sogar mitgewirkt hat. Wenn Dr.<br />
Molter jetzt behaupten sollte, er habe diese<br />
Unterlagen nicht gelesen, müsse er sich grobe<br />
Pflichtwidrigkeiten vorhalten lassen. Der<br />
Baubeginn der Halle erfolgte im Juni 1988.<br />
Dr. Molter sei also gerade in der entscheidenden<br />
Phase vor dem Baubeginn Magistratsmitglied<br />
gewesen. Sein Antrag auf<br />
Akteneinsicht stelle somit auch einen Antrag<br />
auf Ermittlungen in eigener Sache und damit<br />
gegen sich selbst dar. Wenn sich also<br />
tatsächlich bewahrheiten sollte, daß Haftungen<br />
zu übernehmen seien, werde auch auf<br />
ihn zurückgegriffen werden müssen. Und<br />
wenn, wie von ihm behauptet, „Zumutungen<br />
<strong>für</strong> die Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung“<br />
sichtbar werden sollten, müsse auch er zur<br />
Rechenschaft gezogen werden. Insgesamt,<br />
prophezeit Knechtel, stelle die von Dr. Molter<br />
vorgetragene FDP-Initiative somit einen<br />
ziemlich mißglückten Versuch <strong>für</strong> eine Fundamentalopposition<br />
dar, der sich zum politischen<br />
Bumerang entwickeln wird.<br />
HEAG-Hallen:<br />
Ein beispielloser<br />
Ausverkauf<br />
Eine völlige Umkehrung der<br />
Zielsetzung und ein beispielloser Ausverkauf:<br />
einigermaßen fassungslos hat die FDP-<br />
Stadtverord<strong>net</strong>enfraktion die jüngsten<br />
Beschlüsse der rot-grünen Koalition zum<br />
HEAG-Hallen-Komplex zur Kenntnis genommen.<br />
„Die einzigen, die sich freuen dürfen,<br />
sind die Investoren“, erklärt Fraktionsvorsitzender<br />
Dr. Dierk Molter in einer Presseerklärung,<br />
„sie bekommen eine ganze Straße<br />
<strong>für</strong> 5,3 Millionen Mark geschenkt!“<br />
Der geplante Deal – die Halle B bleibt komplett<br />
kultureller Nutzung vorbehalten, da<strong>für</strong><br />
erhalten die Investoren zum theoretischen<br />
Kaufpreis von 27 Millionen die Luisenstraße<br />
vom Luisenplatz bis zur Schuchardstraße –<br />
ist nach Ansicht der Liberalen ein exemplarischer<br />
Fall nicht nur <strong>für</strong> die Kommunalaufsicht<br />
durch den Regierungspräsidenten,<br />
sondern zusätzlich <strong>für</strong> eine Rentierlichkeitsprüfung<br />
durch übergeord<strong>net</strong>e Stellen, zum<br />
Beispiel durch den Landesrechnungshof.<br />
Allein die Tatsache, daß auf die Stadt Mietausgaben<br />
in Höhe von 9,5 Millionen Mark<br />
<strong>für</strong> Räume zukommen, die ihr bis jetzt noch<br />
gehören, sei ein Skandal. Darüber hinaus<br />
sind die 5,3 Millionen, die nach Abzug der<br />
Kompensation <strong>für</strong> die Investoren und des<br />
städtischen Bauanteils noch übrig bleiben<br />
sollen, nach Ansicht der Liberalen „keinen<br />
Pfifferling wert“. Ruth Wagner, Kulturpolitikerin<br />
der Darmstädter Liberalen: „Was<br />
immer die Koalition sich unter Kultur in der<br />
Halle B vorstellt – sie wird teuerer als 5,3<br />
Millionen.“<br />
Verärgert erinnert Ruth Wagner daran, daß<br />
es die Liberalen waren, die seinerzeit den<br />
Sozialdemokraten eine professionelle kulturelle<br />
Nutzung der zweiten Halle „Meter um<br />
Meter abgerungen“ hatten. Das schließlich<br />
im Dezember 1992 vom damaligen Magistrat<br />
und den Investoren unterschriebene<br />
Vertragswerk habe garantiert, was als Ziel<br />
aller Verhandlungen von vornherein feststand:<br />
aus dem Kern der beiden historischen<br />
Hallen einen attraktiven und lebendigen Ort<br />
städtischen Lebens zu machen, dessen Ausstrahlung<br />
auch die „Schale“ des kommerziellen<br />
Umfeldes fördert. Geplant werde von<br />
der rot-grünen Koalition nun das genaue<br />
Gegenteil: „Die Schale wird poliert, der Kern<br />
fault weiter“, so Ruth Wagner. Als nächsten<br />
Schritt werden die Liberalen eine Große<br />
Anfrage in die Stadtverord<strong>net</strong>enversammlung<br />
einbringen, die vor allem die finanziellen<br />
Hintergründe und Auswirkungen der<br />
Koalitionsbeschlüsse klären soll.<br />
Mehr Parkraum<br />
ist nicht nötig<br />
„Die Argumentation der IHK<br />
zum HEAG-Hallen-Kompromiß überzeugt<br />
nicht“, sagt Günter Mayer, der Fraktionsvorsitzende<br />
der Grünen. Mehr Kunden, aber<br />
weniger Parkplätze ist nur dann widersprüchlich,<br />
wenn man längst überholte Verkehrspolitik<br />
betreibt, die ausschließlich auf<br />
den Individualverkehr setzt. Die Rechnung<br />
der IHK – mehr Kunden bedeuten mehr Verkehr,<br />
deshalb benötige man mehr Parkplätze<br />
– ist deshalb nicht richtig.<br />
In der Innenstadt gibt es genug Parkraum in<br />
öffentlichen Parkhäusern und Tiefgaragen.<br />
Nur parken dort zu 40% Dauerparker,<br />
hauptsächlich Berufspendler. Dieser<br />
blockierte Parkraum kann besser ausgenutzt<br />
werden, indem die Zahl derjenigen, die mit<br />
dem Auto zur Arbeit nach Darmstadt fahren,<br />
verringert wird. Das wird durch die<br />
Umwandlung von Langzeitparkplätzen in<br />
Kurzzeitparkplätze und durch die Förderung<br />
des ÖPNV erreicht.<br />
Zur Zeit werden diejenigen bestraft, die sich<br />
ökologisch vernünftig verhalten und Busse<br />
und Bahnen benutzen. Denn die Preise <strong>für</strong><br />
den ÖPNV sind oft höher als die Parkgebühren.<br />
Solange man in Darmstadt aber so<br />
günstig parken kann, steigt niemand auf<br />
öffentliche Verkehrsmittel um. Das ist auch<br />
der Grund, warum viele Darmstädter aus<br />
den Stadtteilen mit dem Auto wenige Kilometer<br />
in die Stadt fahren, obwohl sie auch<br />
problemlos Bus oder Straßenbahn benutzen<br />
könnten.<br />
Durch die Umwandlung von Lang- in Kurzzeitparkplätze<br />
und die Erhöhung der Parkgebühren<br />
würde nicht nur die Belastung durch<br />
den Autoverkehr verringert, in der Innenstadt<br />
würden außerdem auch Parkplätze <strong>für</strong><br />
Besucher aus dem Umland frei.<br />
Mehr Parkplätze tragen auf keinen Fall dazu<br />
bei, die Innenstadt attraktiver zu machen.<br />
Wie sollen Autos zu den zusätzlichen Stellplätzen<br />
kommen, wenn in der rush-hour die<br />
Straßen jetzt schon verstopft sind? „Ich<br />
glaube kaum, daß Kunden aus dem Umland<br />
Lust haben, vor ihrem Einkaufsbummel in<br />
Darmstadt stundenlang im Stau zu stehen,<br />
um dann durch Abgasschwaden zu marschieren“,<br />
so Günter Mayer weiter. Verkehrsströme<br />
müssen so gelenkt werden,<br />
daß diejenigen, die ihr Auto ohne Schwierigkeiten<br />
stehen lassen können, aufs Auto verzichten<br />
und in erster Linie nur diejenigen, die<br />
aufs Auto angewiesen sind, nach Darmstadt<br />
fahren. Es ist der politische Wille der Koalition,<br />
die erheblichen Belastungen zu verringern,<br />
die der Autoverkehr verursacht. „Die<br />
Schaffung weiterer Parkplätze in der Innenstadt<br />
und die Reduzierung des Autoverkehrs<br />
schließen sich aber gegenseitig aus“, so<br />
Günter Mayer weiter.<br />
Nummer 69 · 13.5.1994 · Seite 13<br />
Riesenflaute bei<br />
Investitionen<br />
„Statt darüber zu sprechen,<br />
was eine Stadt tun kann, um <strong>für</strong> Arbeitsplätze<br />
zu sorgen, sollte Oberbürgermeister Peter<br />
Benz lieber handeln“, so kommentiert die<br />
CDU-Kreisvorsitzende Eva Ludwig den Dialog<br />
zum 1. Mai zwischen DGB und SPD. Die<br />
beste Beschäftigungspolitik sei immer noch<br />
eine Kommunalpolitik, die zu Investitionen<br />
ermutigt, so Eva Ludwig.<br />
Auf diesem Gebiet herrsche aber in der rotgrünen<br />
Koalition eine „Riesenflaute“. Die<br />
von der rot-grünen Koalition verabschiedete<br />
„Stellplatzsatzung“ sei <strong>für</strong> die Darmstädter<br />
City-Entwicklung und das Investitionsklima<br />
tödlich: „In einer Stadt, wo ein privater Investor<br />
auf einem Grundstück Stellplätze nicht<br />
bauen darf, sie aber bezahlen muß, braucht<br />
man über Wirtschaftsförderung nicht weiter<br />
zu reden“, sagte sie. Man dürfe sich daher<br />
nicht wundern, wenn Firmen aufgrund der<br />
standortschädigenden Verkehrspolitik ins<br />
Umland abwanderten. Die desolate Haushaltssituation<br />
wirke sich ebenfalls nicht<br />
positiv auf den Wirtschaftsstandort Darmstadt<br />
aus. Die Stadt erwirtschafte kein Geld<br />
mehr <strong>für</strong> dringende Investitionen im Bereich<br />
des Umweltschutzes oder <strong>für</strong> die Sanierung<br />
von öffentlichen Gebäuden, so Eva Ludwig.<br />
Stattdessen hielten zu hohe städtische<br />
Gebühren – wie zum Beispiel <strong>für</strong> den Müll –<br />
mögliche Investoren fern. „Nicht öffentlich<br />
finanzierte Programme sichern Arbeitsplätze,<br />
sondern ein politisches Klima, das den<br />
beginnenden Aufschwung unterstützt durch<br />
Wirtschaftsförderung und Stärkung des<br />
Oberzentrums“, stellte die CDU-Kreisvorsitzende<br />
fest.<br />
Polit-Clown<br />
Jürgen Barth<br />
Eine dicke Rüge vom Rechnungsprüfungsamt<br />
erhielt die Bessunger<br />
Knabenschule. Wie der finanzpolitische<br />
Sprecher der CDU-Fraktion Klaus von Prümmer<br />
weiter mitteilt, würden Rechnungen mit<br />
zwei- bis dreijähriger Verspätung vorgelegt,<br />
eine ordnungsgemäße Finanzverwaltung finde<br />
nicht statt. Erhebliche Mängel hätten dem<br />
Rechnungsprüfungsamt die Arbeit fast<br />
unmöglich gemacht. Offenbar sei der grüne<br />
Stadtrat Jürgen Barth als Geschäftsführer<br />
hoffnungslos überfordert. „Barth hat seine<br />
Stärke als ‚Polit-Clown‘, aber ein sorgfältiger<br />
Verwalter von Steuergeld ist er offenbar<br />
nicht“, rügt Klaus von Prümmer.<br />
Das Rechnungsprüfungsamt habe dem Verein<br />
ins Stammbuch geschrieben, „daß seitens<br />
des Vereins erhebliche Bemühungen<br />
notwendig sind, um künftig eine ordnungsgemäße<br />
Buchführung und damit den Nachweis<br />
einer zweckentsprechenden Verwendung<br />
der von der Stadt geleisteten Zuschüsse<br />
zu gewährleisten.“ Da diese Vorwürfe<br />
bereits seit mehreren Jahren erhoben würden,<br />
sei es an der Zeit, den Zuschuß <strong>für</strong> die<br />
Knabenschule solange zu sperren, bis ordnungsgemäße<br />
Rechnungen <strong>für</strong> die Vorjahre<br />
vorgelegt werden, fordert die CDU.<br />
Aufruf an alle<br />
zur Europawahl<br />
Bei der Europawahl am 12.<br />
Juni 1994 wird es erstmals möglich sein,<br />
daß in Deutschland lebende Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürger aus der Europäischen Union<br />
hier in der Bundesrepublik wählen können.<br />
Die Darmstädter Europaabgeord<strong>net</strong>e Barbara<br />
Schmidbauer ruft alle Betroffenen auf,<br />
von diesem Recht Gebrauch zu machen.<br />
Barbara Schmidbauer: „Alle hier lebenden<br />
ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger<br />
sollten bei der Europawahl von ihrem<br />
Wahlrecht Gebrauch machen. Durch ihre<br />
Stimme können Sie mit dazu beitragen, daß<br />
rechtsextreme und ausländerfeindliche Parteien<br />
nicht im Europäischen Parlament vertreten<br />
sind.“<br />
☛ Fortsetzung auf folgender Seite<br />
NEPAL-TEPPICHE<br />
DARMSTADT<br />
ROSSDÖRFER PLATZ