TiTelsTory cover story 04 fernWeh wanderlusT 2|<strong>2011</strong> HYDRAULIKPRESSE foto/photo: www.gruene-segel.de
nach 105 Jahren, unzähligen seemeilen und verschiedensten aufgaben ging im april <strong>2011</strong> eine Tradition zu ende. ein letztes mal wölbten sich die berühmten grünen segel im wind, als der Großsegler „alexander von Humboldt“ in Bremerhaven vor anker ging. die gute alte „alex“ wird stillgelegt. doch schon im september <strong>2011</strong> soll mit der „alexander von Humboldt ii“ ein neuer dreimaster mit Heimathafen Bremerhaven die weltmeere bereisen. ein Bremer spezialunternehmen verformt dafür hunderte Tonnen stahl. Während die „alexander von humboldt“ gebaut wurde, regierte in deutschland noch ein Kaiser. als feuerschiff lief der dreimaster 1906 vom stapel und wurde auf den recht kühl klingenden namen „reserve sonderburg“ getauft. die bark überstand den ersten und Zweiten Weltkrieg und wurde schließlich 1986 stillgelegt. im selben Jahr wurde sie von der dsst (deutsche stiftung sail training bremerhaven) gekauft und zur späteren „alexander von humboldt“ umgebaut. denn die dsst suchte ein schiff, mit dem sie – bei bevorzugter förderung Jugendlicher – allen interessierten personen die Möglichkeit bieten konnte, auf einem traditionsschiff unter fachkundiger anleitung hochseesegeln zu betreiben. und genau das tat die „alex“. von 1988 bis <strong>2011</strong> legte sie mehr als 300.000 seemeilen zurück. das sind 14 erdumrundungen! Mit diesem projekt sollten Jugendliche unter anderem körperlich, geistig sowie in sozialen verhaltensweisen gefördert werden. denn das Leben an bord war kein Luxusurlaub. Während der reisen, die in sommer- und Wintertörns geteilt waren, mussten die teilnehmer richtig anpacken. HisToriscHer neuBau doch damit wird nun zumindest kurzzeitig schluss sein, denn die Kosten für die instandhaltung des dreimasters stiegen von Jahr zu Jahr. ein neubau wurde wirtschaftlicher, und so beauftragte die dsst die brenn- und verformtechnik bremen gmbh (bvt) mit dem neubau eines großseglers – dem ersten seit mehr als 50 Jahren in deutschland. in ihren fertigungshallen im hauptwerk bremen verfügt die bvt über 20.000 Quadratmeter fläche. hier werden schiffssektionen und stahlkonstruktionen mit einem einzelgewicht von bis zu 1.500 tonnen gebaut. seit 2004 fertigten die schiffbauer unter anderem mehr als ein dutzend schiffsverlängerungen. vom scHneiden und Formen für den neubau der „alex ii“ werden bei bvt fast 400 tonnen stahl so in form gebracht, dass sie zusammengeschweißt später mal ein schiff ergeben. Weil das nicht so einfach sein kann wie es klingt, besuchen wir im februar <strong>2011</strong> das gelände der ehemaligen vulkan-Werft in bremen vegesack, um uns davon ein bild zu machen. in den riesigen hallen des spezialbetriebs ist es zugig, kalt und laut. am eingang der größten halle liegen unmengen riesiger stahlplatten in stapeln übereinander. von einem schiff ist vorerst nichts zu sehen. „hier wird der stahl geschnitten und verformt“, erklärt uns projektleiter arndt Lohner. das schneiden übernehmen starke plasma brennscheidanlagen, die, von einem computerprogramm geleitet, jede benötigte form aus einer stahlplatte herausbrennen können. für die richtige form im dreidimensionalen raum sorgen hydraulisch angetriebene Werkzeuge, welche die einzelnen teile unter großem druck zentimetergenau verbiegen. vom schiff weiterhin keine spur. doch dann betreten wir die zweite halle und plötzlich liegt etwas vor uns, was auf den ersten blick an das rostrote gerippe eines Wals erinnert. erst beim zweiten hinschauen erkennt man: das wird einmal ein schiff. über Leitern und holzplanken erklimmen wir den rohbau und stehen schon bald auf dem deck. noch fehlt ein teil des rumpfes, aber dennoch spürt man schon fast das schaukeln der Wellen unter sich. die vor- g HYDRAULIKPRESSE 2|<strong>2011</strong> cover story TiTelsTory after 105 years, countless miles at sea and the widest possible range of tasks, a tradition finally drew to a close in april <strong>2011</strong>. For the last time, those famous green sails arched in the wind as the ‘alexander von Humboldt’ tall ship dropped anchor in Bremerhaven. The good old ‘alex’ was finally laid to rest. But by september <strong>2011</strong> a new three-master, the ‘alexander von Humboldt ii’ based in Bremerhaven, will be sailing the world’s seas. a specialist company in Bremen is processing one hundred tonnes of steel for the ship. When the ‘alexander von humboldt’ was built, an emperor was still ruling over germany. the three-master was launched as a light vessel in 1906 under the less than inspiring sounding name the ‘reserve sonderburg’. the barque withstood the vor dem neuBau stehen konzeption und planung. das model verrät wie die neue „alex“ einmal aussehen wird. BeFore THe new consTrucTion comes the design and planning. This model reveals what the new ‘alex’ will look like when it’s completed. first and second world wars, and was finally decommissioned in 1986. in the same year, it was purchased by the dsst (deutsche stiftung sail training bremerhaven) and subsequently rebuilt as the ‘alexander von humboldt’. the dsst was, after all, looking for a ship with which it could offer anyone who was interested – with special offers for young people – the opportunity to sail a tall ship under expert guidance. Which is precisely what the ‘alex’ has achieved. between 1988 and <strong>2011</strong>, it has covered more than 300,000 nautical miles. that equates to 14 times around the world! one of the aims of the project is to develop young people physically, mentally and in their social interaction: after all, life on board is hardly g While aT The sea parTicipanTs have To geT sTuck in 05