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ETF-Magazin: "Vorsicht, Falle!" (Q3-2009) - Börse Frankfurt

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Vermögensverwalter<br />

Stiftungen Kommunen A-Depot-<br />

Manager<br />

Unlängst machten große unternehmensnahe<br />

Stiftungen Schlagzeilen. Auf Grund der katastrophalen<br />

Entwicklung an den Finanzmärkten<br />

sehen sie ihre Handlungsfähigkeit<br />

beschränkt. Dennoch boomt das gemeinnützige Engagement.<br />

So stieg 2008 in Deutschland die Zahl der<br />

rechtsfähigen Stiftungen um mehr als 1000 auf rund<br />

16 400. Doch wie können Stiftungen in Zeiten, in denen<br />

es selbst erfahrenen Inves toren schwerfällt, nach<br />

Infl ation und Kosten eine angemessene Rendite zu erwirtschaften,<br />

ihre Ertragsbasis so sichern, dass sie ihre<br />

Aufgaben erfüllen können?<br />

In Bezug auf die Verwaltung des Stiftungsvermögens<br />

räumt der Gesetzgeber den Stiftungen einen großen<br />

Freiraum ein. In den jeweiligen Ländergesetzen – Stiftungsrecht<br />

ist Landesrecht – werden die Stiftungen nur<br />

zum (realen) Kapitalerhalt und zur zeitnahen Verwendung<br />

ihrer laufenden Erträge verpfl ichtet. Gegebenenfalls<br />

defi nieren der jeweilige Stifter beziehungsweise<br />

die Stiftungssatzung Leitlinien der Anlagepolitik. Die<br />

konkreten taktischen Entscheidungen treffen in der<br />

Regel die Stiftungsorgane oder übertragen sie einem<br />

Vermögensverwalter.<br />

Eine Anlagestrategie, die Sicherheit um jeden Preis<br />

und zu jeder Zeit garantiert, ist Stiftungen nicht de jure<br />

vorgegeben. Von höherer Bedeutung sollte vielmehr<br />

die Risiko- und Renditestruktur des Gesamtportfolios<br />

sein, die idealerweise auf einer möglichst breiten Diversifi<br />

kation zwischen unterschiedlichen Asset-Klassen<br />

aufbaut. Alternative Asset-Klassen sind dabei durchaus<br />

zulässig. In diesem Sinne kommen also auch Hedge-<br />

Fonds oder Private-Equity-Fonds als Investment in Frage.<br />

Dieser Ansicht schließen sich auch immer mehr lokale<br />

Stiftungsbehörden an, die sich nicht mehr gegen<br />

Investitionen in alternative Asset-Klassen der von ihnen<br />

beaufsichtigten Stiftungen sperren.<br />

In Deutschland verfolgten Stiftungen bisher eine äußerst<br />

konservative Anlagestrategie mit einem sehr hohen<br />

Anteil von festverzinslichen Wertpapieren. So belief<br />

sich einer Untersuchung der Dr. Dr. Heissmann<br />

GmbH zufolge die Rentenquote deutscher Stiftungsvermögen<br />

im Jahr 2005 noch auf 58 Prozent. Selbst Ak-<br />

JULI <strong>2009</strong><br />

tien nahmen in den ausgewerteten Portfolios nur einen<br />

Anteil von gerade mal 16 Prozent ein. Alternative Asset-Klassen<br />

waren so gut wie überhaupt nicht vertreten.<br />

An dieser Zusammensetzung wird sich auch <strong>2009</strong><br />

wenig geändert haben. Immerhin hat diese Strategie<br />

die Stiftungen in der Finanzkrise vor schmerzhaften<br />

Verlusten bewahrt. So hat die Hertie-Stiftung per<br />

Jahresende 2008 einen vergleichsweise akzeptablen<br />

Verlust von 9,2 Prozent erlitten. Ebenso hoch fi el der<br />

Verlust der Volkswagen Stiftung aus.<br />

Schutz ohne Rendite. Dennoch bleibt das grundlegende<br />

Problem dieser Tage ungelöst: Die historisch<br />

niedrigen Zinsniveaus in den entwickelten Volkswirtschaften<br />

mit Investment-Grade bieten nur wenig<br />

Chancen, eine angemessene Rendite sicher zu<br />

erwirtschaften. Diese beträgt für deutsche Stiftungsvermögen<br />

im Durchschnitt der vergangenen Jahre 4,4<br />

Prozent nach Kosten, berichtet der Bundesverband<br />

Deutscher Stiftungen. Künftig könnte es noch weniger<br />

werden: Die in immensem Tempo fortschreitende<br />

Verschuldung öffentlicher Haushalte bringt eine erhebliche<br />

Infl ationsgefahr mit sich, die die Kurse von<br />

Staatsanleihen auf Talfahrt schicken würde. Auch dies<br />

spricht gegen Investments in langlaufende Anleihen.<br />

Was also ist zu tun?<br />

In Amerika hat sich die milliardenschwere Stiftung<br />

der Yale University bereits vor mehr als zehn Jahren<br />

vom rentenlastigen Investmentansatz verabschiedet.<br />

Die Eliteuniversität setzt seitdem auf ein breit gefächertes<br />

Portfolio unterschiedlicher Asset-Klassen. 1987<br />

machten Staatsanleihen, Aktien und der Kassenbestand<br />

noch rund 80 Prozent des Portfolios aus. Seitdem wurden<br />

die Anteile von Private Equity, Hedge-Fonds und Real<br />

Assets, also Rohstoffe, Wald und Immobilien, auf jeweils<br />

über 20 Prozent aufgestockt. Anleihen spielen mit einem<br />

Anteil von rund fünf Prozent am Stiftungsvermögen nur<br />

noch eine untergeordnete Rolle. Mit dieser Strategie erzielte<br />

die Vermögensverwaltung des Yale-Stiftungsvermögens<br />

in den letzten zehn Jahren eine durchschnittliche<br />

Rendite von 16 Prozent pro Jahr. Im turbulenten<br />

Geschäftsjahr 2008, das am 30. Juni 2008 endete,<br />

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