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wählen treffen. Die haben die Freiheit arbiträr willkürlich zu sammeln. Ein Archiv hat das<br />

nicht. Deswegen ist das einzige Archiv mit dem wir konfrontiert werden, das Gesetz der<br />

hardware. Da haben wir nämlich in der Tat keine Verhandlungsmöglichkeiten. An die müssen<br />

wir uns halten, an die technologischen Gesetze der hardware. Aber die Sammlungen,<br />

die die Videomuseen etwa darstellen, haben mit dem Wort Archiv oder auch mit der Institution<br />

Archiv und auch mit dem Archiv im Unterschied zu anderen Formen, nichts zu tun.<br />

Deswegen möchte ich dafür plädieren, den Begriff nicht mehr zu verwenden oder aber in<br />

einem strengeren Sinne.<br />

George Legrady: Die Projekte, die ich in den letzten sieben Jahren durchgeführt habe,<br />

hatten alle mit Archiven zu tun. Archive beinhalten Massen von Informationen und Dokumente<br />

historischer Quellen, die eine bestimmte Zeit und einen bestimmten Raum repräsentieren.<br />

1992 habe ich damit begonnen, ich kam ursprünglich aus dem kommunistischen<br />

Ungarn und bin dann in die USA gekommen. Ich habe das Archiv benutzt in dem Sinne,<br />

dass es ein Dokument ist, das objektiv ist im Gegensatz zu den Dingen, die die Leute als<br />

subjektiv ansehen. Wenn es jetzt um die Idee von Präsentation geht, also den Begriff der<br />

Präsentation, gibt es etwas, was wir noch gar nicht angesprochen haben. Das ist die Akkumulierung<br />

von Reaktionen des Publikums, der Besucher. Ich denke, ein Teil der Präsentation<br />

im Museum ist auch das Publikum. Das Publikum reagiert, doch das Museum bekommt<br />

eigentlich gar kein feed-back von den Besuchern. Wir haben die Technik, die Reaktionen<br />

des Publikums aufzuzeichnen. Wenn man sich einen Film mehrmals ansieht und mit wechselndem<br />

Publikum, dann kann man über einen längeren Zeitraum eine wachsende Bedeutung<br />

des Filmdokuments feststellen.<br />

Reinhold Mißelbeck: Ich finde es sehr interessant, dass Lysiane Lechot-Hirt das vollkommen<br />

offene System, d.h., jeder sucht sich das aus, was er will, ob er informiert ist oder<br />

nicht, für problematisch hält. Sie bevorzugt die in gewisser Hinsicht erschlossene Sammlung.<br />

Mich würde interessieren, ob George Legrady sich sein Ausstellungssystem auch in der<br />

Übertragung auf die Präsentation einer Sammlung vorstellen kann. Eine Sammlung, die wieder<br />

ganz anders zustande gekommen ist als die Exponate einer solchen Ausstellung. D.h.,<br />

eine Museumssammlung, die von einem Künstler in der Weise kuratiert ist, dass er ein Besucherzugangssystem<br />

entwickelt. Kann er sich das als offenes System vorstellen, also nicht<br />

nur als statischen Bestand, sondern als einen Bestand, der auch Zuwächse hat, so dass sich<br />

das System ständig im Fluss befindet. Ist das denkbar aus seiner Sicht?<br />

George Legrady: In den 80er Jahren hat Joseph Kosuth im Brooklyn-Museum eine Ausstellung<br />

gemacht. Seine Aktionen bestehen darin, dass er ein Archiv aus Sammlungen, die<br />

nicht neutral und objektiv sind, schafft. Die Selektion kombiniert bestimmte Kunstwerke<br />

und Aussagen. Der Kurator wird sozusagen zum Künstler. Gestern war ich an der Universität<br />

in Portsmouth. Dort habe ich mein Projekt vorgestellt und hatte längere Redezeit zur Verfügung,<br />

um die Arbeit zu erläutern. Eine der Fragen, die gestellt wurden war, ob dieses Werk<br />

z.B. von einem Museum aufgegriffen werden könnte für ein anderes Projekt. Ich glaube, es<br />

ist so, dass meine Investition als Künstler im Aufbau der Struktur selber besteht, der Inhalt<br />

ist damit kompatibel.<br />

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