sweet home 03-2015
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KOLUMNE<br />
SO KANN DIE FOTO-<br />
VOLTAIK BILLIGER WERDEN<br />
SWISSOLAR<br />
David Stickelberger |<br />
Swissolar<br />
Die Politik fordert zu Recht, dass Fotovoltaikanlagen laufend billiger werden. Das ist ja auch die Idee<br />
hinter der Förderung durch die kostendeckende Einspeisevergütung KEV: Die Einspeisetarife für<br />
neue Anlagen werden schrittweise gesenkt, wodurch die Technologie allmählich am Markt bestehen<br />
kann. Das hat bisher hervorragend funktioniert: Seit der Einführung der KEV vor bald sieben Jahren<br />
ist Solarstrom fast 80 Prozent billiger geworden und damit in den meisten Fällen billiger als Strom<br />
aus allen anderen neuen Kraftwerken für erneuerbare Energien.<br />
David Stickelberger ist Geschäftsführer von Swissolar.<br />
Vor Kurzem legte das Departement Leuthard die<br />
geplanten KEV-Tarife für Solarstrom 2016 vor.<br />
Am 1. April und am 1. Oktober des nächsten Jahres<br />
sollen die Tarife nochmals um insgesamt sieben<br />
bis 14 Prozent gesenkt werden. Als Begründung<br />
für diesen Schritt wird unter anderem angeführt, dass im<br />
Durchschnitt 40 Prozent des erzeugten Stroms zeitgleich an<br />
Ort und Stelle verbraucht werden könnten, wodurch die Rentabilität<br />
trotz tieferer Vergütung gewährleistet sei. Swissolar<br />
sieht mit dieser massiven Absenkung den Grundsatz der<br />
Kostendeckung nicht mehr gewährleistet und lehnt sie deshalb<br />
ab. Einerseits sinken die Preise für die Komponenten<br />
nicht mehr so rasch wie in den Jahren vor 2013. Damals gab<br />
es weltweit eine massive Überproduktion von Modulen, die<br />
deshalb zu Dumpingpreisen verkauft wurden. Heute bewegen<br />
sich die Modulpreise seitwärts, teilweise sogar wieder nach<br />
oben – unter anderem wegen der Einführung von Strafzöllen<br />
für chinesische Module durch die EU. Der wichtigste Grund<br />
ist aber, dass europäische Anbieter jetzt mit neuen technologischen<br />
Innovationen wie multikristallinen, hoch effizienten<br />
Solarzellen auf dem Markt sind. Nach einigen Jahren der Krisenbewältigung<br />
ist der Turnaround der Branche jetzt sichtbar.<br />
Daneben gibt es aber auch hausgemachte Kostentreiber:<br />
Die SUVA hat ihre Vorschriften für den Bau von Solaranlagen<br />
verschärft. Unter anderem wird eine permanente Absturzsicherung<br />
verlangt, was die Anlage verteuert. Der oben<br />
erwähnte und politisch erwünschte Eigenverbrauch wiederum<br />
wird von Teilen der Elektrizitätswirtschaft mit allen Mitteln<br />
erschwert: Branchendokumente des Verbands der schweizerischen<br />
Elektrizitätsunternehmen VSE verlangen für Eigenverbrauchsanlagen<br />
im Mehrfamilienhaus und beim Einsatz von<br />
Batteriespeichern den Einbau von verschiedenen Stromzählern,<br />
deren Miete und regelmässige Ablesung die Kostenersparnis<br />
aus der Fotovoltaikanlage gleich wieder auffressen.<br />
Aber auch ohne Eigenverbrauch können die Zählerkosten<br />
massiv zu Buche schlagen: Bei einer Anlage von etwa 50 kW<br />
(ca. 350 m 2 Modulfläche) machen diese über 25 Jahre gerechnet<br />
rund einen Viertel der Gesamtkosten aus!<br />
Solche Schikanen kombiniert mit den neuen KEV-Tarifen<br />
werden vor allem bei mittelgrossen Anlagen von etwa 200 bis<br />
1 000 m 2 zur Sistierung von Projekten führen. Das sind unter<br />
anderem Anlagen auf landwirtschaftlichen Bauten, die heute<br />
rund einen Viertel des Solarstroms liefern, deren Möglichkeiten<br />
zum Eigenverbrauch jedoch beschränkt sind. Nach<br />
Schätzungen von Swissolar könnten bis zu einem Drittel der<br />
Anlagen auf der KEV-Warteliste zurückgestellt oder redimensioniert<br />
werden. Es liegt nun am Bundesamt für Energie, das<br />
Heft wieder in die Hand zu nehmen und vernünftige Netzanschlussbedingungen<br />
für Fotovoltaikanlagen zu schaffen.<br />
Die Delegation dieser Aufgabe an die Strombarone hat<br />
offensichtlich nicht funktioniert. Wenn diese unnötigen Mehrkosten<br />
wegfallen, dann gibt es wieder Handlungsspielraum<br />
für weitere KEV-Tarifsenkungen!<br />
www.swissolar.ch<br />
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