business krone wirtschaft 151021
Create successful ePaper yourself
Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.
Interview:Nadia Weiss<br />
PUNK MIT DISZIPLIN<br />
Fotos: Bubu Dujmic<br />
hen, die nicht bedient<br />
werden, zweitens der totale<br />
Reformstau unddrittensder<br />
Rechtsruck,der aufinternationaler<br />
Ebenevon der Wirtschaft<br />
sehr kritisch beobachtetwird.<br />
Einen derart großen<br />
Zustromzueiner rechtspopulistischen<br />
Partei hatetwa<br />
Deutschlandaufgrund seiner<br />
Vergangenheitsbewältigung<br />
undseinen politischen<br />
Strukturen nicht.<br />
Fürchtet die Wirtschaft<br />
durch einen Rechtsruck um<br />
die Stabilität des Landes?<br />
Radikalisierungen, seiesvon<br />
rechteroder linkerSeite, gefährden<br />
immer die Stabilität.<br />
Einenationalistische, EUfeindliche<br />
Partei istnicht gut<br />
fürÖsterreich. Wenn es die<br />
EuropäischeGemeinschaft<br />
zerreißt, wird dies weltweit<br />
ein <strong>wirtschaft</strong>lichesErdbeben<br />
auslösen. Genausogefährlich<br />
isteineLinksradikale Politik,<br />
die eineunternehmerfeindliche<br />
Politik betreibenwill.<br />
Es kommtdannaberimmer<br />
darauf an,was eineRegierung<br />
tatsächlichmacht und<br />
nicht wassie vorgibtzutun.<br />
Rot-Grünhat in Deutschland<br />
Hartz-IV eingeführt, unddas<br />
Stiftungsrecht in Österreich<br />
vonder SPÖ.<br />
Wirmüssendas Bestedaraus<br />
machen. Nurdie Flüchtlinge<br />
in Lagern herumsitzen und<br />
nichtstun zu lassen, istmit<br />
Sicherheit der falscheWeg.<br />
Da würdejajeder narrisch<br />
werden undsichim<br />
schlimmstenFalleradikalisieren<br />
lassen. Fürunser Land<br />
bringt dasalles nichts. Wir<br />
können nurdie Causazum<br />
Wohlealler abarbeiten, indem<br />
wirmöglichstschnell<br />
über Asyl oder nicht Asyl<br />
entscheiden unddanndas<br />
Potenzial fürden Arbeitsmarktoptimal<br />
einsetzen.<br />
Diejenigen, die jetzt zu uns<br />
kommen undsichdie Kosten<br />
fürdie Schlepperleistenkönnen,<br />
gehörenmit Sicherheit<br />
nichtzur Unterschicht ihres<br />
Herkunftslandes. Dass jedoch<br />
derSozialstaat,sowie er in<br />
Österreichund in Deutschland<br />
praktiziertwird, nicht<br />
finanzierbar ist, muss jedem<br />
mitoder ohne Flüchtlingskriseklarsein.<br />
Glauben Sie, dass diese<br />
Einstellung in Österreich<br />
mehrheitsfähig ist?<br />
Zu sagen, dass manhart<br />
arbeiten muss,umgut zu<br />
leben, istsichernicht mehrheitsfähig.Die<br />
Menschen<br />
träumenimmer davon, dass<br />
Leistung undErfolgohne<br />
Einsatz möglichsind. Mich<br />
fragtman oft, wieman reich<br />
werden kann. Wenn ichanbiete,<br />
dass michdiejenigen<br />
ein, zwei Arbeitstagebegleiten,<br />
machen sie Augen.<br />
Früher Flug nach Deutschland,fünfzehn<br />
Wohnungen<br />
besichtigen, Meetings und<br />
dann noch ein Abendessen<br />
miteinem Anwalt oder<br />
Investoren, im Anschluss<br />
noch E-Mails beantworten...<br />
so habensie sichdas dann<br />
nicht vorgestellt.<br />
Die Konkurrenz am Arbeitsmarkt<br />
steigt, der Sozialstaat<br />
ist nicht mehr finanzierbar<br />
und durch den Zuzug in den<br />
Städten wird es Druck auf die<br />
Mieten geben: Die Zukunftsängste<br />
des Durchschnittsverdiener<br />
scheinen ihre<br />
Berechtigung zu haben?<br />
Wasden Wohnungsmarkt<br />
betrifft, sindeinigefalsche<br />
Mythen im Umlauf.Die<br />
Mieten in Deutschlandund<br />
in Österreichsindinden ver-<br />
Fortsetzungauf Seite10<br />
Gerald Hörhan machtesich als „Investment-Punk“einen<br />
Namen und Millionen. Nun konzentriert sich der Immobilien-<br />
Profi und Investor aufein neues, weites Feld:die Bildung.<br />
Die Wiener Börseander<br />
Ringstraße istein altehrwürdiges<br />
Gebäude,das<br />
mittlerweileneben Gastronomie<br />
undNobel-Blumenhändler<br />
mehrereeleganteBüros<br />
beherbergt. Eines vonihnen<br />
istdie „Pallas Capital“ von<br />
Gerald Hörhan.Der bald40-<br />
Jährigehat sichinden vergangenenJahrendurch<br />
Geschick,<br />
Bodenständigkeit undFleiß<br />
ein solides Unternehmenaufgebaut,das<br />
sein Portfolio auf<br />
internationale Immobilien-<br />
Projekte ausgeweitethat.Statt<br />
dunkelgrau-und blauen<br />
Anzügenmit Krawatte kombiniertHörhannachwie<br />
vor<br />
Lederjackeund DocMartens<br />
zu Jean undT-Shirt. Genau<br />
so klar wiesein Stil isterin<br />
seinen Aussagen zum Wirtschaftsstandort<br />
Österreich.<br />
Herr Hörhan, durch Ihre Investments<br />
und Initiativen<br />
verbringen Sie die Hälfte des<br />
Jahres im Ausland. Mit welchem<br />
Bild von Österreich aus<br />
der Sicht von Wirtschaftstreibenden<br />
werden Sie dabei<br />
konfrontiert?<br />
Heuer warich bereitsin<br />
Hongkong undinden USA,<br />
am häufigstenreise ichaufgrundunserer<br />
Geschäftsinteressen<br />
nachDeutschland.Die<br />
Einstellung dort denÖsterreichern<br />
gegenüberist eine<br />
Mischung ausBelächelnund<br />
Bewundern. Manfindet sie<br />
sindetwas fauler,etwas gemütlicher,<br />
etwasgeschickter<br />
undauchgerissener. DerGesamteindruck<br />
istdurchausein<br />
Positiver, derabermit einer<br />
Spur Überheblichkeit erfolgt.<br />
Der„Spiegel“ titelte vor zehn<br />
Jahren immerhin „Was machen<br />
die Österreicher besser<br />
als wir?“. Stellt sich diese<br />
Frage noch?<br />
Die Österreicherwurden<br />
damals tatsächlichvon den<br />
Deutschenumden <strong>wirtschaft</strong>lichenErfolgbewundert.<br />
Derzeitliegt aber<br />
Deutschland<strong>wirtschaft</strong>lich<br />
weit vorneund wird deshalb<br />
bewundert, auch weltweit.<br />
Die Gründe dafürliegen auf<br />
der Hand.Auf der einen Seite<br />
gibt es externe Ursachen wie<br />
die Russland-und die<br />
Ukrainekrise,die Österreichs<br />
Kernmärkte betreffen. Der<br />
Rest istaberhausgemacht:<br />
Da isterstens die Hypo-Alpe-<br />
Adria-Causa,mit allen Anlei-<br />
Ein Thema, das den Menschen<br />
derzeit unter den Nägeln<br />
brennt, ist der Umgang mit<br />
den Flüchtlingsströmen und<br />
die darauf folgenden Integrationsmaßnahmen.<br />
Sie haben<br />
sich auf Facebook klar positioniert,<br />
indem Sie einen<br />
raschen Zugang zum Arbeitsmarkt<br />
fordern. Wird dieser<br />
liberale Zugang die Arbeitsbedingungen<br />
verändern?<br />
DerWohlstand der eigenen<br />
Bevölkerungmussmit einer<br />
menschenwürdigen undfairen<br />
Behandlung jenerkombiniertwerden,<br />
die voreinem<br />
brutalen Konflikt flüchten.<br />
„Diejenigen, die jetzt zu<br />
uns kommen und sich die<br />
Kosten für die Schlepper<br />
leisten können, gehören<br />
mit Sicherheit nicht<br />
zur Unterschicht ihres<br />
Herkunftslandes.“<br />
8 Business Krone Wirtschaft<br />
Business Krone Wirtschaft 9