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business krone wirtschaft 151021

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Interview:Nadia Weiss<br />

PUNK MIT DISZIPLIN<br />

Fotos: Bubu Dujmic<br />

hen, die nicht bedient<br />

werden, zweitens der totale<br />

Reformstau unddrittensder<br />

Rechtsruck,der aufinternationaler<br />

Ebenevon der Wirtschaft<br />

sehr kritisch beobachtetwird.<br />

Einen derart großen<br />

Zustromzueiner rechtspopulistischen<br />

Partei hatetwa<br />

Deutschlandaufgrund seiner<br />

Vergangenheitsbewältigung<br />

undseinen politischen<br />

Strukturen nicht.<br />

Fürchtet die Wirtschaft<br />

durch einen Rechtsruck um<br />

die Stabilität des Landes?<br />

Radikalisierungen, seiesvon<br />

rechteroder linkerSeite, gefährden<br />

immer die Stabilität.<br />

Einenationalistische, EUfeindliche<br />

Partei istnicht gut<br />

fürÖsterreich. Wenn es die<br />

EuropäischeGemeinschaft<br />

zerreißt, wird dies weltweit<br />

ein <strong>wirtschaft</strong>lichesErdbeben<br />

auslösen. Genausogefährlich<br />

isteineLinksradikale Politik,<br />

die eineunternehmerfeindliche<br />

Politik betreibenwill.<br />

Es kommtdannaberimmer<br />

darauf an,was eineRegierung<br />

tatsächlichmacht und<br />

nicht wassie vorgibtzutun.<br />

Rot-Grünhat in Deutschland<br />

Hartz-IV eingeführt, unddas<br />

Stiftungsrecht in Österreich<br />

vonder SPÖ.<br />

Wirmüssendas Bestedaraus<br />

machen. Nurdie Flüchtlinge<br />

in Lagern herumsitzen und<br />

nichtstun zu lassen, istmit<br />

Sicherheit der falscheWeg.<br />

Da würdejajeder narrisch<br />

werden undsichim<br />

schlimmstenFalleradikalisieren<br />

lassen. Fürunser Land<br />

bringt dasalles nichts. Wir<br />

können nurdie Causazum<br />

Wohlealler abarbeiten, indem<br />

wirmöglichstschnell<br />

über Asyl oder nicht Asyl<br />

entscheiden unddanndas<br />

Potenzial fürden Arbeitsmarktoptimal<br />

einsetzen.<br />

Diejenigen, die jetzt zu uns<br />

kommen undsichdie Kosten<br />

fürdie Schlepperleistenkönnen,<br />

gehörenmit Sicherheit<br />

nichtzur Unterschicht ihres<br />

Herkunftslandes. Dass jedoch<br />

derSozialstaat,sowie er in<br />

Österreichund in Deutschland<br />

praktiziertwird, nicht<br />

finanzierbar ist, muss jedem<br />

mitoder ohne Flüchtlingskriseklarsein.<br />

Glauben Sie, dass diese<br />

Einstellung in Österreich<br />

mehrheitsfähig ist?<br />

Zu sagen, dass manhart<br />

arbeiten muss,umgut zu<br />

leben, istsichernicht mehrheitsfähig.Die<br />

Menschen<br />

träumenimmer davon, dass<br />

Leistung undErfolgohne<br />

Einsatz möglichsind. Mich<br />

fragtman oft, wieman reich<br />

werden kann. Wenn ichanbiete,<br />

dass michdiejenigen<br />

ein, zwei Arbeitstagebegleiten,<br />

machen sie Augen.<br />

Früher Flug nach Deutschland,fünfzehn<br />

Wohnungen<br />

besichtigen, Meetings und<br />

dann noch ein Abendessen<br />

miteinem Anwalt oder<br />

Investoren, im Anschluss<br />

noch E-Mails beantworten...<br />

so habensie sichdas dann<br />

nicht vorgestellt.<br />

Die Konkurrenz am Arbeitsmarkt<br />

steigt, der Sozialstaat<br />

ist nicht mehr finanzierbar<br />

und durch den Zuzug in den<br />

Städten wird es Druck auf die<br />

Mieten geben: Die Zukunftsängste<br />

des Durchschnittsverdiener<br />

scheinen ihre<br />

Berechtigung zu haben?<br />

Wasden Wohnungsmarkt<br />

betrifft, sindeinigefalsche<br />

Mythen im Umlauf.Die<br />

Mieten in Deutschlandund<br />

in Österreichsindinden ver-<br />

Fortsetzungauf Seite10<br />

Gerald Hörhan machtesich als „Investment-Punk“einen<br />

Namen und Millionen. Nun konzentriert sich der Immobilien-<br />

Profi und Investor aufein neues, weites Feld:die Bildung.<br />

Die Wiener Börseander<br />

Ringstraße istein altehrwürdiges<br />

Gebäude,das<br />

mittlerweileneben Gastronomie<br />

undNobel-Blumenhändler<br />

mehrereeleganteBüros<br />

beherbergt. Eines vonihnen<br />

istdie „Pallas Capital“ von<br />

Gerald Hörhan.Der bald40-<br />

Jährigehat sichinden vergangenenJahrendurch<br />

Geschick,<br />

Bodenständigkeit undFleiß<br />

ein solides Unternehmenaufgebaut,das<br />

sein Portfolio auf<br />

internationale Immobilien-<br />

Projekte ausgeweitethat.Statt<br />

dunkelgrau-und blauen<br />

Anzügenmit Krawatte kombiniertHörhannachwie<br />

vor<br />

Lederjackeund DocMartens<br />

zu Jean undT-Shirt. Genau<br />

so klar wiesein Stil isterin<br />

seinen Aussagen zum Wirtschaftsstandort<br />

Österreich.<br />

Herr Hörhan, durch Ihre Investments<br />

und Initiativen<br />

verbringen Sie die Hälfte des<br />

Jahres im Ausland. Mit welchem<br />

Bild von Österreich aus<br />

der Sicht von Wirtschaftstreibenden<br />

werden Sie dabei<br />

konfrontiert?<br />

Heuer warich bereitsin<br />

Hongkong undinden USA,<br />

am häufigstenreise ichaufgrundunserer<br />

Geschäftsinteressen<br />

nachDeutschland.Die<br />

Einstellung dort denÖsterreichern<br />

gegenüberist eine<br />

Mischung ausBelächelnund<br />

Bewundern. Manfindet sie<br />

sindetwas fauler,etwas gemütlicher,<br />

etwasgeschickter<br />

undauchgerissener. DerGesamteindruck<br />

istdurchausein<br />

Positiver, derabermit einer<br />

Spur Überheblichkeit erfolgt.<br />

Der„Spiegel“ titelte vor zehn<br />

Jahren immerhin „Was machen<br />

die Österreicher besser<br />

als wir?“. Stellt sich diese<br />

Frage noch?<br />

Die Österreicherwurden<br />

damals tatsächlichvon den<br />

Deutschenumden <strong>wirtschaft</strong>lichenErfolgbewundert.<br />

Derzeitliegt aber<br />

Deutschland<strong>wirtschaft</strong>lich<br />

weit vorneund wird deshalb<br />

bewundert, auch weltweit.<br />

Die Gründe dafürliegen auf<br />

der Hand.Auf der einen Seite<br />

gibt es externe Ursachen wie<br />

die Russland-und die<br />

Ukrainekrise,die Österreichs<br />

Kernmärkte betreffen. Der<br />

Rest istaberhausgemacht:<br />

Da isterstens die Hypo-Alpe-<br />

Adria-Causa,mit allen Anlei-<br />

Ein Thema, das den Menschen<br />

derzeit unter den Nägeln<br />

brennt, ist der Umgang mit<br />

den Flüchtlingsströmen und<br />

die darauf folgenden Integrationsmaßnahmen.<br />

Sie haben<br />

sich auf Facebook klar positioniert,<br />

indem Sie einen<br />

raschen Zugang zum Arbeitsmarkt<br />

fordern. Wird dieser<br />

liberale Zugang die Arbeitsbedingungen<br />

verändern?<br />

DerWohlstand der eigenen<br />

Bevölkerungmussmit einer<br />

menschenwürdigen undfairen<br />

Behandlung jenerkombiniertwerden,<br />

die voreinem<br />

brutalen Konflikt flüchten.<br />

„Diejenigen, die jetzt zu<br />

uns kommen und sich die<br />

Kosten für die Schlepper<br />

leisten können, gehören<br />

mit Sicherheit nicht<br />

zur Unterschicht ihres<br />

Herkunftslandes.“<br />

8 Business Krone Wirtschaft<br />

Business Krone Wirtschaft 9

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