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Jobjournal_H15
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Studiengang im Fokus 21<br />
ortlehrer früher und heute<br />
auch Wissen über die zellulären und molekularen Ebenen<br />
anzueignen. Dies lernen die Studierenden einerseits in Vorlesungen,<br />
andererseits praktisch in den Laborpraktika. Weiter werden<br />
beispielsweise auch die Auswirkungen von Aussenfaktoren wie<br />
die Verstädterung, der Klimawandel oder die Migration auf den<br />
Menschen betrachtet. Aber auch moderne Gesundheitstechnologien<br />
wie zum Beispiel der Einsatz von Prothesen werden<br />
thematisiert. Hier lässt sich die neue technische Komponente des<br />
Studienganges besonders gut erkennen. Das Verstehen von<br />
komplexen Krankheiten wie zum Beispiel Diabetes oder Krebs,<br />
oder auch der Einfluss von Genetik, Bewegung und Ernährung<br />
auf die menschliche Gesundheit wie auch neurowissenschaftliche<br />
Fragen bilden Schwerpunkte. «Eine immer noch aktuelle Fragestellung<br />
lautet, wie Verletzungen des Nervensystems (zum<br />
Beispiel des Rückenmarks) repariert werden können. Wenn der<br />
Mechanismus der Reparatur oder Nicht-Reparatur verstanden<br />
ist, kann versucht werden, die Reparaturvorgänge zu unterstützen<br />
bzw. hemmende Faktoren auszuschalten. Die Realität ist<br />
dabei aber leider oft komplexer als zuerst gedacht», führt Müller<br />
als Beispiel aus. Die Inhalte des früheren Studiengangs können<br />
ebenfalls als Vertiefung gewählt werden: Im Teilbereich Bewegungswissenschaften<br />
und Sport lernen die Studierenden alles<br />
rund um den menschlichen Bewegungsapparat, dessen neuronaler<br />
Steuerung und Trainingsmethoden, die in der Rehabilitation,<br />
im Alter und im Sport eingesetzt werden können.<br />
Die Möglichkeiten in der Berufswelt sind vielfältig.<br />
Der interdisziplinäre Studiengang vermittelt heute ein grundlegendes<br />
Wissen über den menschlichen Körper. In erster Linie<br />
handelt es sich aber um einen wissenschaftlichen Studiengang<br />
im Spannungsfeld Mensch, Gesundheit und Technik. «Der<br />
Mehrwert dieser Ausbildung liegt darin», so Müller, «dass<br />
Studierende gesundheitliche Mechanismen nicht nur auf Ganzkörperebene,<br />
sondern auch auf molekularer Ebene verstehen<br />
lernen und mit wichtigen Aspekten der Medizintechnik vertraut<br />
sind. Dies ermöglicht ihnen, als Brückenbauer zwischen Medizin<br />
und Ingenieurwissenschaften tätig zu sein.» Der erste Jahrgang<br />
aus dem neuen Studiengang steckt momentan mitten im Verfassen<br />
der Masterarbeiten. Die ersten Erkenntnisse, die durch<br />
HST-Studierende gewonnen werden, können demnach bald<br />
vorgestellt werden. «Bis zur erfolgreichen Anwendung ist es dann<br />
noch ein zusätzlicher Weg», fügt Müller an. «Dieser Transfer von<br />
der Theorie in die praktische Anwendung in Klinik und Gesellschaft<br />
wird aber gerade für diesen Studiengang sehr wichtig<br />
sein.» Nach der fächerübergreifenden Ausbildung bieten sich für<br />
die Abgänger verschiedene Berufsfelder in Forschung und<br />
Entwicklung an Hochschulen, Fachhochschulen, in der Industrie<br />
oder im Bereich der Rehabilitations- und Arbeitsmedizin an.<br />
Auch in der Beratung, der Gesundheitsförderung, der Leistungsdiagnostik<br />
und in der Trainingslehre gibt es Möglichkeiten sowie<br />
in der Gesundheitspolitik oder im Versicherungswesen. «In erster<br />
Linie führt das Studium zu einer Ausbildung in Forschung und<br />
Beratung, nicht zu einer therapeutischen oder ärztlichen Tätigkeit»,<br />
hält Dr. Roland Müller fest. Natürlich ist es auch möglich,<br />
unter der Leitung einer Professorin oder eines Professors ein<br />
Doktorat zu machen. Die ersten Abgänger werden im kommenden<br />
Jahr in den Arbeitsmarkt eintreten, dann wird sich zeigen,<br />
wie sich die neue Ausbildung bewährt. Dass ein grosses Interesse<br />
an Informationen über mögliche Berufsbilder nach dem Studium<br />
vorhanden ist, wurde spätestens im Mai 2015 klar: Der Berufsorientierungsanlass<br />
der HST Alumni platzte aus allen Nähten –<br />
über 200 HST-Studierende wollten wissen, wie es für sie weitergehen<br />
könnte.<br />
Was ist mit den Sportlehrern?<br />
Die alte «Sportlehrer-Ausbildung», mit der man mit zusätzlichen<br />
didaktischen Ausbildungen an Gymnasien, Berufsschulen,<br />
Fachhochschulen oder Hochschulen Sport unterrichten konnte,<br />
gibt es so also nicht mehr. Mit der neuen und breiter gefächerten<br />
Ausbildung ist es selbstverständlich immer noch möglich, nach<br />
dem Studium Sport zu unterrichten. Aktuell wählen diesen Weg<br />
etwa 10-20% der Studierenden. In ein paar Jahren wird sich<br />
zeigen, wie die neuen Sportlehrer zurecht kommen. Um ein Bild<br />
über die frühere Ausbildung und den Einstieg ins Berufsfeld<br />
zu erhalten, haben wir Jürg Studer, ein Sportlehrer nach «alter<br />
Schule» befragt (siehe Seite 23).