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Kicker der Ortenau Winter 2017/2018

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3. Liga<br />

Platz drei ist für<br />

den KSC noch drin!<br />

Rainer Schütterle sagt: Ohne ein neues Stadion<br />

kann man Profifußball in Karlsruhe vergessen<br />

Kennen Sie den KSC? Das ist gut – die Karlsruher <strong>Kicker</strong> waren schon<br />

mal bekannter. Mitte <strong>der</strong> Neunziger war <strong>der</strong> KSC das Aushängeschild<br />

im Ländle, unter Trainer Winnie Schäfer (1986 bis 1998) über<br />

Jahre populärer als <strong>der</strong> VfB Stuttgart und <strong>der</strong> aufstrebende SC Freiburg.<br />

Im „Wun<strong>der</strong> vom Wildpark“ servierte <strong>der</strong> KSC 1993 im UEFA-Pokal den<br />

damaligen spanischen Spitzenreiter FC Valencia mit 7:0 (3:0) ab. Neben<br />

dem vierfachen KSC-Torschützen Edgar Schmitt („Euro Eddi“) jubelte <strong>der</strong><br />

Kehler Rainer Schütterle über seine Kiste zum 3:0. Schütterle besuchte<br />

den <strong>Kicker</strong> <strong>der</strong> <strong>Ortenau</strong> vor wenigen Tagen. Der Finanzfachwirt (FH)<br />

wohnt in Karlsruhe, berät dort als Standortleiter <strong>der</strong> Accessio Kapital<br />

GMBH Mandanten bei <strong>der</strong> Vermögensplanung, und ist immer noch<br />

regelmäßiger Zuschauer beim KSC im Wildpark – jetzt in <strong>der</strong> 3. Liga.<br />

<strong>Kicker</strong>: Was ist aus dem KSC geworden, Herr Schütterle?<br />

Rainer Schütterle: Dritte Liga ist natürlich etwas traurig. Allerdings: Es<br />

ist im gehobenen Fußball-Metier einfach so, dass du immer wie<strong>der</strong><br />

Entscheidungen treffen musst. Die richtigen sollten überwiegen. Beim<br />

KSC haben die Entschei<strong>der</strong> in letzter Zeit oft daneben gelegen.<br />

<strong>Kicker</strong>: Sie waren auch mal Entschei<strong>der</strong>, o<strong>der</strong>?<br />

Schütterle: Korrrekt, zwischen 2000 und 2010 drei Jahre im Verwaltungsrat<br />

und sieben Jahre als KSC-Vize. Ich musste mit Spielern hart und oft<br />

schmerzhaft verhandeln, ob sie unseren Weg in <strong>der</strong> 2. Liga für etwas<br />

weniger Geld mitgehen, das galt auch für den Ex-Nationaspieler Bruno<br />

Labbadia (2001 bis 2003/18 Tore für den KSC). 2006/07 jubelten wir über<br />

den Erstliga-Wie<strong>der</strong>aufstieg, hielten uns dann ein Jahr oben, bevor es<br />

wie<strong>der</strong> runter ging.<br />

<strong>Kicker</strong>: 2010 war für Sie beim KSC Schluss – warum?<br />

Schütterle: Ich hatte heftige Differenzen mit einigen wenigen Personen<br />

im Verwaltungsrat. Das reichte aber – schließlich war KSC-Vize ein<br />

Ehrenamt. Es muss dann schon Spaß machen, denn es kostete einen<br />

großen Teil meiner Freizeit.<br />

<strong>Kicker</strong>: Nach dem Zweitliga-Abstieg und einem grottenschlechten<br />

Saisonstart in Liga drei lauert <strong>der</strong> KSC jetzt im guten Mittelfeld. Was<br />

ist möglich?<br />

Schütterle: Einiges! Mit Trainer Alois Schwartz, Teamkollege von mir<br />

beim MSV Duisburg 95/96, hat <strong>der</strong> KSC die realistische Chance, noch um<br />

Relegationsplatz drei mitzuspielen. Das traue ich den Jungs zu.<br />

Schütterle (lächelt und überlegt): Ich denke, Torman Benjamin Uphoff, <strong>der</strong><br />

nach Startproblemen Stammkeeper Dirk Orlishausen verdrängt hat. In<br />

<strong>der</strong> Abwehr vielleicht den routinierten Daniel Gordon, <strong>der</strong> aus Sandhausen<br />

zurück kam, in <strong>der</strong> Mitte Marcel Mehlem aus Blankenloch, ein echter<br />

Kämpfer – daneben den Techniker Marvin Wanitzek vom VfB Stuttgart<br />

II und natürlich den Acherner Florent Muslija aus <strong>der</strong> eigenen Jugend.<br />

Vorn sorgt Fabian Schleusener, vom SC Freiburg ausgeliehen, für Tore.<br />

Auch dem alten Stürmer-Fuchs Dominik Stroh-Engel vom SV Darmstadt<br />

98 traue ich in <strong>der</strong> Rückrunde einiges zu.<br />

<strong>Kicker</strong>: Sind Sie eigentlich mehr <strong>Ortenau</strong>er o<strong>der</strong> mehr Karlsruher?<br />

Schütterle: Inzwischen eher Karlsruher. Ich arbeite schließlich dort und<br />

lebe mit meiner Gefährtin Jana auch dort. Meinen Bru<strong>der</strong> Jürgen, <strong>der</strong><br />

das Raumausstattergeschäft vom Vater Richard übernommen hat, habe<br />

ich gerade in Goldscheuer besucht. Wenn es die Zeit erlaubt, gehe ich<br />

mit meinem Vater zu meinem Heimatverein KFV. Alte Kontakte bestehen<br />

noch – mehr o<strong>der</strong> weniger. Den Offenburger Martin Wagner treffe ich<br />

beim Golf, meine Leidenschaft. Dieter Eckstein, früher mit mir in <strong>der</strong> KFV-<br />

A-Jugend, sehe ich eher selten, ebenso meinen Ex-Coach Winnie Schäfer,<br />

<strong>der</strong>zeit Trainer im Iran. Mit den KSC-Allstars wie Michael Wittwer, Gunter<br />

Metz, Oliver Kreuzer (KSC-Manager), Burkhard Reich, Dirk Schuster, Rainer<br />

Krieg, Eberhard Carl, Euro-Eddi Schmitt und an<strong>der</strong>en Ex-Mitspielern<br />

komme ich regelmäßig zusammen. Gelegentlich sieht man sich auch im<br />

Wildpark.<br />

<strong>Kicker</strong>: Der altehrwürdige Wildpark ist ein leidiges Thema. Der KSC<br />

kämpft ja schon seit Jahrzehnten um ein neues Stadion. In Liga drei<br />

sind seine Karten dafür nicht so optimal, o<strong>der</strong>?<br />

Schütterle: Der Wildpark ist ein ziemlich alter Kasten und kostet jedes<br />

Jahr Millionen an Wartungskosten. Je<strong>der</strong> halbwegs ambitionierte Drittligist<br />

hat ein mo<strong>der</strong>neres Stadion als wir. Vor vielen Jahren hätten wir<br />

ein neues Stadion für 35 Millionen haben können, doch die Stadt hat<br />

das Vorhaben ausgebremst. Jetzt werden es wohl mindestens 70 Millionen<br />

Euro werden – die Stadt zieht allerdings inzwischen besser mit. Ich<br />

schätze, dass das neue Stadion mit rund 35.000 Zuschauern zu 80 Prozent<br />

kommt. Ohne ein neues Stadion kann man Profifußball beim KSC<br />

vergessen.<br />

<strong>Kicker</strong>: Dann hoffen wir, dass Ihre Prognose zutrifft. Wir sehen uns<br />

im Wildpark!<br />

Schütterle: Bis bald.<br />

<strong>Kicker</strong>: <strong>2017</strong> war ein Seuchenjahr. Ex-Championsleague-Coach<br />

Mirko Slomka wurde nach 91 Tagen entlassen, Slomkas Co-Trainer<br />

Marc-Patrick Meister machte den Abstieg in Liga drei endgültig<br />

perfekt. Vor Saisonbeginn verließen den KSC gut 20 <strong>Kicker</strong>, knapp<br />

20 wechselten zum KSC.<br />

Schütterle: Auch ein renommierter Trainer wie Slomka kann aus einem<br />

Team mit fehlen<strong>der</strong> Qualität und wenig Teamgeist keine erfolgreiche<br />

Mannschaft machen. Meister musste dann nach nur einem Sieg in fünf<br />

Spielen zum Start <strong>2017</strong>/18 seinen Hut nehmen. Er war total überfor<strong>der</strong>t<br />

mit <strong>der</strong> neu zusammengestellten Mannschaft. Unter Schwartz gibt es<br />

zum Glück Licht am Ende des dunklen Tunnels.<br />

<strong>Kicker</strong>: Im Gegensatz zu den Spielern des SC Freiburg kennt kaum<br />

noch jemand hierzulande einen von den neuen KSC-<strong>Kicker</strong>n. Wenn<br />

darf man sich merken – falls er nicht geht o<strong>der</strong> zum Saisonende<br />

verkauft werden muss?<br />

Ein Kehler zu Besuch in <strong>der</strong> <strong>Ortenau</strong>: Rainer Schütterle<br />

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