14.04.2020 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln Ausgabe 02 / 2020

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Macher & Märkte |<br />

Was passiert, wenn man vor allem sogenannte<br />

softe Unternehmenswerte, wie Vision<br />

und Unternehmenskultur, bei einem<br />

M&A-Deal unterschätzt, war bei der längst<br />

geschiedenen Verbindung zwischen Daimler<br />

und Chrysler offensichtlich. <strong>Die</strong> Hoffnungen<br />

bei beiden Beteiligten waren groß,<br />

sollte es doch einer der größten Unternehmenszusammenschlüsse<br />

der Industriegeschichte<br />

werden – das Ende 2007 war dann<br />

aber womöglich die größte Pleite, die es bei<br />

einem M&A-Deal mit deutscher Beteiligung<br />

jemals gab. Milliardensummen wurden<br />

verbrannt, die Ehe geschieden. Das Elitäre<br />

und Elegante, was die Mercedes-Modelle<br />

verkörperten, steckte in Chrysler nicht<br />

drin, ganz im Gegenteil. Und so war mit der<br />

berühmten Aussage eines Mercedes-Händlers,<br />

was man denn mit dem amerikanischen<br />

Schrott eigentlich wolle, der Anfang<br />

vom Ende einer erfolgreichen M&A-Transaktion<br />

schon vor der Unterschrift besiegelt.<br />

Das beispielhafte Scheitern dieser Fusion<br />

zeigt deutlich die Königsdisziplin bei<br />

M&A-Deals auf, die Post-Merger-Integration.<br />

Für die Mitarbeiter des Unternehmens,<br />

die übernommen wurden, wird sich künftig<br />

einiges verändern – und zwar mehr als<br />

die Vorstellung des neuen Chefs. Wo früher<br />

selbstständig Entscheidungen auch über<br />

große Summen getroffen werden konnten,<br />

braucht es nun vielleicht die Absegnung<br />

der Konzernzentrale aus dem Ausland. Gerade<br />

bei solchen Aspekten braucht es gute<br />

Kommunikationskonzepte und viel Fingerspitzengefühl,<br />

um den Mitarbeitern solche<br />

Änderungen verkaufen zu können. Vor allem<br />

in Zeiten des Fachkräftemangels können<br />

es sich Unternehmen nicht leisten,<br />

wenn die übernommenen Mitarbeiter nach<br />

kurzer Zeit die Stelle wechseln wollen, weil<br />

sie mit Neuerungen nicht einverstanden<br />

sind oder sich übergangen fühlen. Eine gute<br />

Kommunikation braucht es auch dann,<br />

wenn Ängste bestehen, dass Entlassungen<br />

durch die Übernahme drohen. Hier handeln<br />

aber zumeist die Betriebsräte Übergangsvereinbarungen<br />

aus, mit denen die<br />

Stellen zunächst erhalten bleiben sollen.<br />

Eine Krise<br />

mit Nebenwirkungen<br />

<strong>Die</strong> weltweit rasant steigenden Infektionen<br />

mit dem Coronavirus (COVID-19) haben<br />

auch massive Auswirkungen auf die<br />

Finanzmärkte gehabt und sorgen für eine<br />

große Unsicherheit. <strong>Die</strong> Corona-Krise wirkt<br />

sich auf sämtliche Bereiche des Lebens aus.<br />

<strong>Die</strong> Reise- und Veranstaltungsbranche ist<br />

regelrecht zum Erliegen gekommen, Hotelund<br />

Gaststättenbetriebe zählen kaum noch<br />

Besucher und kämpfen mit Stornierungen,<br />

flächendeckend kämpfen Unternehmen<br />

bei der Aufrechterhaltung von Lieferketten<br />

und auch der Profisport und Freizeiteinrichtungen<br />

ruhen vorerst. Nach dem „Black<br />

Monday“ und einer Woche, in der der DAX<br />

auf deutlich unter 10.000 Punkte rutschte,<br />

schalten nicht nur die Aktienhändler in<br />

Foto: © Michail Petrov – stock.adobe.com<br />

"<br />

Wären sie zu<br />

Übernahmegesprächen bereit?"<br />

den Krisenmodus, sondern auch der M&A-<br />

Markt. Experten gehen vielfach davon aus,<br />

dass hier ein Instrument für M&A-Transaktionen<br />

wieder vermehrt zum Einsatz kommen<br />

könnte, das auch schon während der<br />

Finanzkrise häufig in Fusionsverträge eingebaut<br />

wurde, sogenannte MAC-Klauseln<br />

(Material Adverse Change). <strong>Die</strong>ses Instrument<br />

wird vor allem bei internationalen<br />

Fusionen eingesetzt. Mithilfe dieser Klauseln<br />

kann, wenn sich eine wesentliche Verschlechterung<br />

der Geschäfts- oder Finanzlage<br />

des Übernahmeziels einstellt, von der<br />

geplanten Transaktion zurückgetreten werden,<br />

also quasi eine Art Widerrufsrecht.<br />

Neben diesem M&A-Instrument, welches<br />

vor allem dem Käufer Sicherheit bietet,<br />

durch den Unternehmenskauf einen Mehrwert<br />

generieren zu können, sind durch die<br />

internationale Krise an den Finanzmärkten<br />

durch den Corona-Virus bereits diejenigen<br />

in den Startlöchern, die auf der Suche nach<br />

„Schnäppchen“ sind. Durch die schnelle<br />

Ausbreitung und die Folgen für das öffentliche<br />

Leben und die <strong>Wirtschaft</strong> können<br />

auch Unternehmen, die eigentlich ein großes<br />

Entwicklungspotenzial haben, schnell<br />

in finanzielle Schieflage geraten, sobald<br />

Auftragsvolumina abnehmen und dann<br />

schlichtweg das Geld ausgeht. Zwar will<br />

die Bundesregierung für kleine, mittlere<br />

und große Unternehmen milliardenschwere<br />

Liquiditätshilfen bereitstellen – doch<br />

kann vielleicht nicht jede angeschlagene<br />

Firma so lange warten. Durch die enormen<br />

Schwankungen an den Aktienmärkten sind<br />

womöglich sogar spektakuläre M&A-Deals<br />

drin. So verhagelte die letzte Finanzkrise<br />

in den Jahren 2008 und 2009 der kleinen<br />

Porsche AG ihren Plan, den großen Volkswagenkonzern<br />

zu schlucken. Am Ende kam<br />

es genau anders. W<br />

Foto: © cartoonresource – stock.adobe.com<br />

Im Rahmen der Due Diligence werden die Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft.<br />

Christian Esser<br />

www.diewirtschaft-koeln.de 7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!