CONNECT Magazin 21-03
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20<strong>21</strong> / Ausgabe <strong>03</strong><br />
Das <strong>Magazin</strong> der Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />
www.chk-de.org<br />
MOBILITÄT<br />
DER ZUKUNFT<br />
KLIMANEUTRAL, DIGITAL, NUTZERFREUNDLICH<br />
VIELE KONZEPTE UND TECHNOLOGIEN<br />
KOMMEN AUS CHINA<br />
Das rollende Smartphone<br />
Intelligente Elektromobilität<br />
made in China<br />
Nachhaltigkeit am Reißbrett<br />
Interview mit Fredrika<br />
Klarén, Polestar<br />
Übersichtskarte<br />
Chinas Mobilitätsunternehmen<br />
in Deutschland
Made in Germany<br />
Die Techniker bietet Ihren internationalen<br />
Fachkräften einen exklusiven Welcome-Service.<br />
Wir sorgen für einen Auftakt nach Maß – mit deutscher Gründlichkeit<br />
und Qualität. Zum Beispiel mit englischsprachiger Beratung,<br />
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Editorial<br />
1<br />
Abb.: Have a nice day Photo, Shutterstock<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
vom 7. bis 12. September findet die IAA Mobility<br />
erstmals in München statt. Doch nicht nur der<br />
Veranstaltungsort der traditionsreichen Messe<br />
ist neu, auch das Konzept wandelt sich laut den<br />
Veranstaltern von einer herkömmlichen Autoshow<br />
zu einer integrierten Mobilitätsplattform.<br />
Die Transformation innerhalb der Branche hin zu<br />
Elektromobilität, autonomem Fahren und Digitalisierung<br />
soll also auch die neue IAA prägen.<br />
Und hier zeigt sich immer mehr: Bei Elektromobilität<br />
und digitalen Autos kommt man an<br />
China nicht vorbei. Während in China selbst –<br />
dem weltweit größten Markt für Elektromobilität<br />
– unter den zehn meistverkauften Elektroautos<br />
nur eine einzige nicht-chinesische Marke vertreten<br />
ist, zieht es chinesische Hersteller derzeit<br />
zunehmend nach Europa. Hier hat sich Deutschland<br />
mittlerweile ebenfalls zu einem der größten<br />
Absatzmärkte für Elektrofahrzeuge entwickelt.<br />
Es verwundert also nicht, dass auf der IAA chinesische<br />
Hersteller und Marken vor allem mit<br />
vernetzten und elektrischen Fahrzeugen vertreten<br />
sein werden. Und auch das aktuelle<br />
<strong>CONNECT</strong> <strong>Magazin</strong> zeigt: Für die Autos der Zukunft<br />
kommt eine Menge an Ideen und Technologien<br />
aus China. Das Auto ist dort smart, vernetzt<br />
und mit Entertainmentfunktionen gespickt.<br />
Am Beispiel von Polestar – dem Joint Venture<br />
zwischen Geely und Volvo – wird außerdem deutlich,<br />
wie das Thema Klimaneutralität auch in der<br />
Produktion immer mehr an Bedeutung gewinnt.<br />
Aus ihrem Heimatmarkt bringen chinesische<br />
Unternehmen demzufolge jede Menge Knowhow<br />
und Erfahrungen mit nach Europa. Das ist<br />
wichtig und sollte insbesondere in Deutschland<br />
als Chance gesehen werden. Denn klar ist:<br />
Elektromobilität und smarter Verkehr als wesentlicher<br />
Bestandteil auf dem Weg zu einer CO 2<br />
-<br />
emissionsfreien Welt sind keine nationale Angelegenheit.<br />
Von internationalen Kooperationen<br />
profitieren am Ende alle.<br />
Dass Mobilität nicht nur Autos ist, zeigt der Blick<br />
auf die Schiene und in die Städte. Für den Verkehr<br />
der Zukunft sind unter anderem ein Schnellbahnnetz<br />
und Metrosysteme sehr hilfreich. Gleichzeitig<br />
schafft die Smart City, basierend auf<br />
Cloud-Computing, Big Data, künstliche Intelligenz<br />
und die sich schnell entwickelnde Elektronik,<br />
laufend neue Möglichkeiten, die sich dadurch<br />
entwickelnden und zuspitzenden Zukunftsprobleme<br />
zu lösen. Auch auf diese Themen blicken<br />
wir in dieser Ausgabe, denn beides ist besonders<br />
deutlich in China und seinen Megastädten zu<br />
sehen.<br />
Neben diesen Themen haben wir natürlich zahlreiche<br />
weitere Beiträge und Neuigkeiten rund um<br />
die chinesisch-deutsche Wirtschaftszusammenarbeit<br />
zusammengestellt. Außerdem stellen wir<br />
das Programm für den China Day 20<strong>21</strong> digital<br />
vor, der am 15. September stattfinden wird.<br />
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!<br />
Die <strong>CONNECT</strong>-Redaktion<br />
www.chk-de.org
2<br />
Inhalt<br />
08<br />
08<br />
Titelstory<br />
Verkehr der Zukunft<br />
04<br />
Kurzmeldungen<br />
12<br />
Aktuelles rund um Ansiedlungen,<br />
Kooperationen und Investitionen<br />
Interview<br />
04 12<br />
...<br />
… Jürgen Mindel, Verband der<br />
Automobilindustrie (VDA)<br />
www.chk-de.org
3<br />
Kurzmeldungen<br />
Services<br />
34<br />
Community<br />
Reise:<br />
Almabtrieb und Alphorn<br />
04 „Flachliegen“ – neues Social-Media-<br />
Schlagwort in China<br />
04 Huawei meldet Patent für<br />
Lippen sensoren an<br />
04 China-Blitzlichter<br />
05 Vivo nimmt Kurs auf Europa<br />
05 Chinesische Staatsreederei COSCO<br />
Shipping in Verhandlung mit HHLA<br />
über Terminalbeteiligung<br />
05 Durch CATL-Investition:<br />
Chinesische Zulieferer kommen nach<br />
Thüringen<br />
06 BASF und Shanshan gründen Joint<br />
Venture in China<br />
06 BioNTech und Fosun Pharma gründen<br />
Joint Venture für COVID-19-Impfstoff-Produktion<br />
in China<br />
06 Unternehmensticker<br />
07 Deutsche möchten chinesische Autos<br />
kaufen<br />
Titelstory<br />
28 Zahlen – Daten – Fakten<br />
30 Neues aus dem Beraternetzwerk<br />
32 China Day 20<strong>21</strong> digital<br />
33 Veranstaltungskalender<br />
Community<br />
34 Reise: Almabtrieb und Alphorn<br />
35 Kultur: Große Museen und Kleinkunst<br />
36 Sport: Bunt, weiblich und inklusiv<br />
37 Gesundheit: Interkulturelles<br />
Onboarding: Welcome to TK<br />
38 Ein Tag im Leben von CAI Zhengxin,<br />
Preh GmbH<br />
40 Gastkommentar<br />
Rubriken<br />
01 Editorial<br />
25 Impressum<br />
34<br />
08 Verkehr der Zukunft<br />
12 Interview mit Jürgen Mindel,<br />
VDA-Geschäftsführer<br />
14 Das rollende Smartphone<br />
18 Polestar – Nachhaltigkeit beginnt<br />
am Reißbrett<br />
20 Auf einen Blick: Chinas Mobilitätsunternehmen<br />
in Deutschland<br />
22 Smart City – Smart Life<br />
24 Interview mit David Huang:<br />
Erster Sprecher, CHKD-Fachausschuss<br />
(Automobilindustrie)<br />
26 InnoTrans 2022 zeigt die Zukunft<br />
der Mobilität<br />
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Ausgabedatum: 3. September 20<strong>21</strong><br />
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4<br />
Kurzmeldungen<br />
China Trends<br />
躺 平<br />
tǎngpíng - Flachliegen<br />
Abb.: Reuters<br />
„Flachliegen“ – neues Social-Media-Schlagwort in China<br />
Wann hat man das stabilste Gleichgewicht?<br />
Genau, im Liegen! Mag das<br />
vielleicht auch für die Work-Life-<br />
Balance zutreffen? In China jedenfalls trended<br />
derzeit das sogenannte Flachliegen ( 躺 平<br />
tngpíng – 躺 tng = „liegen“ und 平 píng<br />
„flach“) als Social-Media-Schlagwort. Es ist als<br />
eine Art stilles Auflehnen der jungen Generation<br />
gegen ein zunehmend durch Konkurrenzdruck<br />
und schwindende Aufstiegschancen geprägtes<br />
Bildungs- und Arbeitsumfeld in den großen Metropolen<br />
des Landes zu verstehen.<br />
Generell wächst im chinesischen Sprachgebrauch<br />
seit einiger Zeit ein stattliches neues Wortfeld<br />
rund um die Work-Life-Balance. Zahlreiche Neo-<br />
logismen spiegeln das Spannungsfeld, das der<br />
rasante Wirtschaftsaufstieg und die Tech-<br />
Revolution im Alltag hinterlassen haben. „Flachliegen“<br />
ist dabei die neueste Kreation der chinesischen<br />
Social-Media-User.<br />
Quelle: Dieser Beitrag erschien zuerst im China.Table. Mehr zu chinesischen<br />
Trendwörtern gibt es unter: www.new-chinese.org.<br />
Huawei meldet Patent für<br />
Lippensensoren an<br />
Der Smartphonehersteller Huawei entwickelt<br />
eine neue Funktion für seine<br />
Geräte, mit der die Benutzer mit der<br />
Bewegung ihrer Lippen ihre Geräte entsperren<br />
können. Laut dem Datentechnologie-Dienstleister<br />
Tianyancha wurde dieses Patent 2019 von<br />
dem Unternehmen eingereicht. Die Anwendung<br />
soll zur Identitätsauthentifizierung mithilfe von<br />
Lippenbewegung genutzt werden, um die Benutzererfahrung<br />
zu verbessern und Plagiate zu<br />
verhindern.<br />
In den letzten zehn Jahren investierte Huawei<br />
über 720 Milliarden RMB in Forschung und Entwicklung.<br />
Laut der Internetseite des Unternehmens<br />
verfügte es bis Ende 2020 über mehr<br />
als 100 000 aktive Patente.<br />
Quelle: daosinsights.com<br />
China-Blitzlichter<br />
• BeiGene, Bilibili, KWG Group Holdings, Bloomage Biotech, JD.com und LONGI sind laut<br />
Forbes die beliebtesten Arbeitgeber in China 20<strong>21</strong><br />
• 940 Millionen audiovisuelle Onlinenutzer – Chinas Kurzvideo-Markt expandiert<br />
• Chinas Sofortverbrauchsmarkt boomt: 2020 wurden auf der Plattform O2O live service<br />
von JD.com mit Sofortversand mehr Käufe zwischen 8 und 20 Uhr getätigt als auf der<br />
Hauptseite JD.com<br />
• BYD verkauft 32.800 NEVs im Mai 20<strong>21</strong>, 190 Prozent Steigerung im Vergleich zum Vorjahr<br />
• Chinas digitaler RMB-Test wird auf die U-Bahnen in Beijing und Suzhou ausgeweitet<br />
• 20<strong>21</strong> voraussichtlich mehr als 425 Millionen E-Sports-Nutzer in China<br />
• Gesundheit und Bequemlichkeit haben laut Pinduoduo-Studie Priorität für junge Chinesen<br />
• Tencent kauft mehr als 11 Millionen Anteile des Lieferdienstes Meituan<br />
Quelle: daoinsights.com<br />
www.chk-de.org
Kurzmeldungen<br />
5<br />
Vivo nimmt Kurs auf Europa<br />
Das chinesische Technologieunternehmen<br />
Vivo mit Sitz in Dongguan investiert zunehmend<br />
in den europäischen Markt. In<br />
den letzten Jahren ließen sich immer mehr chinesische<br />
Smartphonehersteller in Deutschland<br />
nieder, darunter auch Xiaomi und Oppo. Diese<br />
Unternehmen verzeichneten mit 62 (Xiaomi), 60<br />
(Oppo) und 48 (Vivo) Prozent mehr Zuwachs als<br />
Samsung und Apple im ersten Quartal des Jahres<br />
20<strong>21</strong>. Vivo nutzt die Chance, in Europa Fuß zu<br />
fassen. Mithilfe großer Marketingkampagnen<br />
möchte der Hersteller mehr Bekanntheit in<br />
Deutschland und Europa gewinnen. Durch die<br />
Fußball-EM wurden diese Bemühungen sichtbar.<br />
Laut eigener Marktforschung des Unternehmens<br />
besteht eine große Nachfrage nach Smartphones<br />
unter 300 Euro in Europa.<br />
Dadurch liegt der Fokus bei den Produkten des<br />
Herstellers bei erschwinglichen Mittelklasse- und<br />
Einstiegsgeräten, die sich durch eine leistungsstarke<br />
Batterie, eine hochwertige Kamera und<br />
Designfunktionen auszeichnen. Das Unternehmen<br />
wird auch bei der Fußball- Weltmeisterschaft 2022<br />
die offizielle Smartphone-Marke sein.<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
Abb.: vivo Deutschland<br />
Chinesische Staatsreederei COSCO Shipping in Verhandlung mit HHLA<br />
über Terminalbeteiligung<br />
Abb.: COSCO Shipping<br />
ADie Hamburger Hafen und Logistik AG<br />
(HHLA) verhandelt derzeit mit der COSCO<br />
Shipping Ports Limited (CSPL), einem in<br />
Hongkong notierten Terminalbetreiber und Mitglied<br />
der COSCO Shipping-Gruppe, über eine<br />
strategische Minderheitsbeteiligung von CSPL an<br />
der HHLA Container Terminal Tollerort GmbH<br />
(CTT), einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft<br />
der HHLA. COSCO ist weltweit die viertgrößte<br />
Container-Linienreederei. Derzeit sei COSCO beim<br />
Containerumschlag zweitgrößter Kunde der HLLA<br />
und der größte in Tollerort. Die HHLA verspricht<br />
sich durch die Beteiligung des chinesischen Partners<br />
eine nachhaltige Planungssicherheit für das<br />
Container Terminal Tollerort, um Menge und Beschäftigung<br />
im Hamburger Hafen zu sichern.<br />
Quelle: HHLA, welt.de<br />
Durch CATL-Investition: Chinesische Zulieferer kommen nach Thüringen<br />
Abb.: Wirtschaftsministerium Thüringen<br />
Der chinesische Batteriezellenhersteller<br />
Contemporary Amperex Technology Ltd.<br />
(CATL) investiert 1,8 Milliarden Euro in<br />
sein neues Werk bei Arnstadt. Die Bauarbeiten<br />
für den europäischen Standort der Firma in Thüringens<br />
größtem Industriegebiet, dem „Erfurter<br />
Kreuz“, sind bereits in Planung. Ab 2022 soll die<br />
Produktion der ersten Batteriezellen beginnen.<br />
Auch den CATL-Zulieferer KEDALI Germany<br />
GmbH zieht es nach Thüringen. Das Unternehmen<br />
ist spezialisiert auf Aluminiumgehäuse und dafür<br />
zuständig, dass die Li-Ionen-Batteriezellen von<br />
CATL gut verpackt für umweltschonende Hochleistung<br />
in E-Autos von namhaften deutschen<br />
OEMs wie BMW, Daimler und Volkswagen sorgen.<br />
Quelle: LEG Thüringen (Linkedin)<br />
www.chk-de.org
6<br />
Kurzmeldungen<br />
BASF und Shanshan gründen Joint Venture in China<br />
Unternehmensticker<br />
Das Ludwigshafener Unternehmen BASF<br />
hat ein Joint Venture mit dem chinesischen<br />
Unternehmen Shanshan Energy<br />
Technology Co. angekündigt. Shanshan ist<br />
einer der führenden Anbieter von Lithium-<br />
Ionen-Batteriematerialien für Elektromobilität<br />
und Unterhaltungselektronik in China. Das<br />
Joint Venture soll vor Ort Kathodenmaterialien<br />
und deren Vorprodukte produzieren. „Ich freue<br />
mich, dass BASF mit Shanshan, einem führenden<br />
Anbieter von Kathodenmaterialien in<br />
China, zusammenarbeiten wird. Unser Joint<br />
Venture wird die globale Präsenz von BASF<br />
bei Batteriematerialien ergänzen und gleichzeitig<br />
unsere Kundennähe erhöhen“, sagt Dr.<br />
Markus Kamieth, Vorstandsmitglied der BASF<br />
SE. Entsprechend der Vereinbarung wird BASF<br />
Mehrheitseigner am Joint Venture mit 51 Prozent<br />
sein.<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
Umfrage: Europäische Unternehmen in<br />
China trotzen COVID-19 – Europäische Unternehmen<br />
in China haben 2020 mehrheitlich Gewinne<br />
erwirtschaftet. Das ergab eine Umfrage<br />
der EU-Handelskammer, der zufolge drei von<br />
vier befragten Firmen das Jahr positiv abschlossen.<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
TZTEK Technology kauft Münchener Mue-<br />
Tec – Übernahme im Halbleiterbereich: Die<br />
chinesische TZTEK Technology kauft die<br />
Münchner MueTec für 25 Millionen Euro<br />
und nimmt dabei den Umweg über ihre<br />
europäische Tochter SLSS Euro.<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
Abb.: BASF<br />
BioNTech und Fosun Pharma gründen Joint Venture<br />
für COVID-19-Impfstoffproduktion in China<br />
Exportweltmeister im Maschinenbau: China<br />
verdrängt Deutschland – China ist Spitzenreiter<br />
beim Maschinenbau-Export. Damit verdrängt<br />
das Land erstmals Deutschland von der<br />
Poleposition. Im Jahr 2020 war China an 15,8<br />
Prozent der internationalen Maschinenbau-<br />
Exporte beteiligt.<br />
<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
Tencent übernimmt Mehrheitsanteile an Berliner<br />
Game-Entwickler – Tencent kauft Mehrheitsanteile<br />
am deutschen Game-Entwickler<br />
Yager. Das Unternehmen verspricht sich durch<br />
den Deal Ressourcen für Wachstum und Entwicklung.<br />
Quelle: gamesindustry.biz<br />
Abb.: www.worldpharmatoday.com<br />
BioNTech und der chinesische Partner<br />
Fosun Pharma gründen ein Joint<br />
Venture für die Produktion von COVID-<br />
19-Impfstoffen in China. Das neue Unternehmen<br />
soll bis zu einer Milliarde Impfdosen<br />
jährlich produzieren. Beide Unternehmen<br />
werden jeweils 50 Prozent der Anteile am<br />
Joint Venture halten und jeweils ca. 100 Millionen<br />
Dollar in das Unternehmen investieren.<br />
Fosun und der Mainzer Hersteller BioNTech<br />
arbeiten bereits seit einiger Zeit eng zusammen.<br />
So ist Fosun der exklusive Partner<br />
für den Vertrieb des BioNTech-mRNA-Impfstoffs<br />
in China, Hongkong, Taiwan und Macao.<br />
BioNTech hat ebenfalls angekündigt, ein regionales<br />
Hauptquartier in Singapur zu eröffnen.<br />
Noch 20<strong>21</strong> eröffnet ein erstes BioN-<br />
Tech-Büro, während parallel mit dem Bau des<br />
Werks begonnen wird.<br />
Quelle: investmentplattformchina.de<br />
560 Millionen 5G-Nutzer bis 2023 in China –<br />
Neuer Dreijahresplan der chinesischen Regierung<br />
will die Anzahl der Nutzer von 5G-Technologie<br />
bis 2023 um 35 Prozent erhöhen, dies entspricht<br />
knapp der Hälfte von Chinas Bevölkerung.<br />
Quelle: chinadaily.com<br />
VW und chinesischer Batteriehersteller Gotion<br />
werden Technologiepartner – Das chinesische<br />
Unternehmen mit Sitz in Hefei wird VW<br />
bei der Produktion von Batteriekomponenten<br />
für den Ausbau seiner EV-Flotte helfen.<br />
Quelle: chinadaily.com<br />
www.chk-de.org
7<br />
Deutsche möchten chinesische Autos kaufen<br />
Abb.: X+Y Design<br />
Der Verband der internationalen Kraftfahrzeughersteller<br />
(VDIK), Vertreter der Autohersteller<br />
in Deutschland, erwartet den<br />
Markteintritt mehrerer chinesischer Anbieter in<br />
den deutschen Markt. Chinesische Hersteller wie<br />
Wey, das ab Herbst in Deutschland starten möchte,<br />
SAIC, das bereits an 25 Autohändler in<br />
Deutschland verkauft, und weitere chinesische<br />
Autohersteller wie Chery und NIO drängen auf<br />
den Markt.<br />
48 %<br />
52 %<br />
Abb.: gmauthority.com<br />
Laut einer Umfrage der Marktforscher Innofact<br />
im Auftrag der Zeitung „Wirtschaftswoche“<br />
wurde eine Befragung von 1000 Autobesitzern<br />
in Deutschland gemacht mit dem Ergebnis, dass<br />
19 Prozent der deutschen Autobesitzer bereit<br />
wären, ein E-Auto eines chinesischen Herstellers<br />
zu kaufen. In der Altersgruppe der 18- bis<br />
29-Jährigen und der 30- bis 39-Jährigen war die<br />
Kaufbereitschaft mit 23 und 27 Prozent noch<br />
höher. 29 Prozent der Deutschen würden jetzt<br />
zwar noch kein E-Auto aus China kaufen, aber<br />
möglicherweise in der Zukunft. Damit sind 48<br />
Prozent grundsätzlich offen für einen solchen<br />
Kauf. 35 Prozent wollen definitiv keine chinesische<br />
Marke fahren. „Knapp 50 Prozent der Deutschen<br />
sind offen für E-Autos aus China. Bei den<br />
18- bis 39-Jährigen sind es sogar deutlich über<br />
die Hälfte. Also ausgerechnet die Autokäufer, die<br />
noch viele Anschaffungszyklen vor sich haben,<br />
sind besonders offen für die Konkurrenz aus<br />
Fernost, die mit günstigen Preisen und guter<br />
Technik assoziiert wird“, sagte Christian Thunig,<br />
Managing Partner bei Innofact.<br />
Quelle: wiwo.de<br />
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8<br />
Titel<br />
Abb.: Surapol USanakul, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
9<br />
Verkehr der Zukunft<br />
Klimaneutral, digital und nutzerfreundlich<br />
Schneller, weiter, mehr. Das ist nicht der Verkehr der Zukunft. Zwar hat China etwa zwei Drittel des<br />
Schnellbahnnetzes der Welt und eine Magnetbahn, die im Probebetrieb 630 Stundenkilometer erreichte.<br />
Doch der Verkehr der Zukunft orientiert sich emissionsfrei an besser, ökologischer und ist nutzerorientiert;<br />
er erfüllt die Bedürfnisse von Menschen und Unternehmen in einem intelligenten elektronisch<br />
gesteuerten System.<br />
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10 Titel<br />
Für den Verkehr der Zukunft sind ein Schnellbahnnetz<br />
und riesige Metrosysteme in dem<br />
großen Land China sehr hilfreich. Der Sprung<br />
Chinas in kurzer Zeit vom Dampfeisenbahn-Zeitalter<br />
zum größten Hochgeschwindigkeitsnetz ist<br />
in der Menschheitsgeschichte einmalig. In den<br />
Metropolen wachsen die in wenigen Jahren entstandenen<br />
U-Bahn-Netze zusammen und leisten<br />
den Großteil des Personentransports schnell,<br />
pünktlich, bequem und preisgünstig. Riesige<br />
Leihradflotten stehen für Kurzstrecken bereit. Das<br />
Auto fährt zunehmend elektrisch, und der Verkehrsfluss<br />
wird digital gesteuert. Kraftfahrzeuge<br />
sind Teil eines vernetzten Verkehrssystems, in<br />
dem eine App die schnellste und günstigste Verbindung<br />
aufzeigt.<br />
1970 wurden in China 196 Pkw hergestellt, im<br />
absatzschwachen Corona-Jahr 2020 etwa 20<br />
Millionen, mehr als ein Drittel der Weltproduktion.<br />
Dabei machte China einen Entwicklungssprung<br />
und verzichtete weitgehend auf die<br />
Dieseltechnologie für Personenkraftwagen. Nun<br />
steht das Streben zu einer CO 2<br />
-freien Gesellschaft<br />
mit emissionsfreien, selbstfahrenden Fahrzeugen<br />
im Fokus der Entwicklung.<br />
Doch auch bei anderen Verkehrsträgern strebt<br />
China an die Weltspitze. Noch in diesem Jahr<br />
sollen die Maschinen des chinesischen Flugzeugherstellers<br />
Commercial Aircraft Corporation of<br />
China (COMAC) des Typs C919, der mit den wichtigsten<br />
Modellen des bisherigen Duopols Airbus<br />
und Boeing für die Mittelstrecke konkurriert, im<br />
Linienverkehr abheben. Damit kommt China dem<br />
Ziel näher, einen eigenen Flugzeugkonzern aufzubauen.<br />
Bislang liegen mehr als 800 Bestel lungen<br />
für das Flugzeug vor. Auch beim Flugverkehr<br />
sind emissionsarme Maschinen gefragt, und die<br />
Branche dürfte in den Emissionshandel einbezogen<br />
werden. Für die Fluggesellschaften bietet<br />
Konkurrenz durch einen zusätzlichen Anbieter<br />
bessere Wahlmöglichkeiten. Deutsche Zulieferer<br />
sind mit Teilelieferungen an COMAC gut im Geschäft.<br />
Doch durch den Ausbau des chinesischen<br />
Schnellbahnnetzes entfällt ein Großteil der<br />
inner chinesischen Flüge.<br />
Weltweit größter Eisenbahnproduzent<br />
Dabei liegt das Dampflok-Zeitalter in China noch<br />
nicht lange zurück. Doch Ende 2020 hatte das<br />
Land bereits etwa 38 000 Kilometer Schnellfahrstrecke.<br />
Das sind zwei Drittel aller Schnellfahrstrecken<br />
der Welt. Ein Ausbau auf 70 000 Kilometer<br />
ist geplant, und die Reisegeschwindigkeit<br />
beträgt bis 350 Stundenkilometer. Eine Magnetbahn<br />
erreichte im Testbetrieb 650 Stundenkilometer.<br />
In Ballungszentren wie Beijing, Shanghai<br />
und Guangzhou sind so innerhalb einer Stunde<br />
Reisezeit jeweils über 100 Millionen Menschen<br />
miteinander vernetzt. In den Metropolen entstanden<br />
zudem in kurzer Zeit die weltweit größten<br />
Metronetze, welche den größten Teil des<br />
innerstädtischen Personenverkehrs bewältigen.<br />
Abb.: www.stern.de<br />
Abb.: fanjianhua, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
11<br />
Elektromobilität ist in China in erster Linie<br />
schienengebunden. Der ehemalige deutsche<br />
Generalkonsul in Shanghai, Wolfgang Röhr, der<br />
dort jetzt als Universitätsdozent arbeitet und<br />
lebt, erklärt, dass er mit der U-Bahn unglaublich<br />
schnell und bequem in Shanghai auch große<br />
Strecken zurücklege. Ein eigenes Auto habe er<br />
nicht mehr. Bequemer sei es, einen Wagen im<br />
Bedarfsfall über einen Mobilitätsdienstleister zu<br />
buchen.<br />
Neue Seidenstraße<br />
NIEDERLANDE<br />
ROTTERDAM<br />
ITALIEN<br />
VENEDIG<br />
RUSSLAND<br />
MOSKAU<br />
TADSCHIKISTAN<br />
DUSCHANBE<br />
CHINA<br />
XIAN<br />
Die vielen Tausend modernen Züge stammen<br />
überwiegend aus heimischer Produktion. Der<br />
chinesische Zuggigant CRRC hat herausragende<br />
Erfahrungen beim Bau von Hochgeschwindigkeitszügen,<br />
Magnetbahnen und sonstiger Bahntechnik.<br />
Erste Loks, die an die DB geliefert wurden,<br />
waren bereits bei der vergangenen InnoTrans<br />
in Berlin zu sehen, und die große Tochtergesellschaft,<br />
CRRC Zhuzhou Locomotive (CRRC ZELC),<br />
liefert beispielsweise Doppelstockzüge an die<br />
österreichische Westbahn. Auch für die Bahnbetreiber<br />
stärkt ein neuer Anbieter den Wettbewerb.<br />
Doch ist nicht zu erwarten, dass in China<br />
gebaute Züge den europäischen Bahnmarkt überschwemmen.<br />
Bahntechnik muss den örtlichen<br />
Bestimmungen entsprechen, und die kompletten<br />
Züge lassen sich besser und günstiger vor Ort<br />
produzieren.<br />
Im Jahr 2020 hat CRRC ZELC das Kieler Lokomotiv-Werk<br />
von Vossloh übernommen, das für den<br />
chinesischen Bahnkonzern nicht nur die technischen<br />
Zulassungskriterien für Europa durchführt,<br />
sondern sich auch um Aufträge für Züge und<br />
Bahntechnik bemüht. CRRC hat auch ein Werk<br />
in Springfield, Massachusetts, in dem Metrozüge<br />
für Los Angeles produziert werden. Der chinesische<br />
Bahnkonzern liefert bereits in über 100 Länder.<br />
Emissionsfreier Verkehr und Wirtschaft stehen<br />
erst am Anfang<br />
Besonders bei der Elektromobilität zeigt sich<br />
der gewaltige Umbau der Branche. Doch der<br />
Verkehrssektor steht erst am Anfang einer gewaltigen<br />
Umwälzung, um Mitte des Jahrhunderts<br />
eine wirkliche Klimaneutralität der Emissionen<br />
zu erreichen. Eine bessere Vernetzung aller Bereiche<br />
ist dafür unerlässlich. Verkehr, aber auch<br />
GRIECHENLAND<br />
ATHEN<br />
Länder der Silk Road<br />
Economic Belts<br />
Länder der Maritime<br />
Silk Road<br />
Silk Road Economic Belts<br />
Maritime Silk Road<br />
KENIA<br />
NAIROBI<br />
Verkehrsvermeidung wird noch digitaler. Beim<br />
Güterverkehr geht es immer weniger nur um den<br />
Transport von Containern, Rohstoffen und Waren.<br />
Die großen Logistikunternehmen organisieren<br />
viel mehr Warenströme, helfen, die Versorgung<br />
vor Ort zu organisieren, wie Europas größter<br />
Hafen Rotterdam. „Wie erhalten wir die Regie?<br />
Wie können wir Warenströme organisieren und<br />
damit Geld verdienen, ohne dass diese Waren<br />
unbedingt durch die Niederlande gelangen?<br />
Meiner Meinung nach ist es besser, die Regie zu<br />
führen, denn eine Regierolle bietet einen großen<br />
Mehrwert und erfordert Innovationen in der<br />
Lieferkette. Wenn es nach mir ginge, würden wir<br />
die komplexen Logistikaufgaben übernehmen:<br />
Inspektion, Zoll, Planung, Prognose, Transaktionen<br />
per Blockchain (Übertragung von Informationen<br />
und Eigentum). Dies sind viele Fragen,<br />
die noch Analysen erfordern. Wir erledigen dann<br />
alles im Bereich der Logistik außer den Transport.<br />
So vollzöge sich ein Wandel der Niederlande von<br />
einem Transportland zu einem Regieland und von<br />
Rotterdam von einem Transporthafen zu einem<br />
Regiehafen“, erklärt Michiel Jak, Geschäftsführer<br />
bei SmartPort Rotterdam.<br />
INDIEN<br />
KOLKATA<br />
SRI LANKA<br />
COLOMBO<br />
VIETNAM<br />
HANOI<br />
INDONESIEN<br />
JAKARTA<br />
CHINA<br />
FUZHOU<br />
Smarter Verkehr als Teil einer smarten Welt –<br />
dafür kommen auch viele Konzepte und Erfahrungen<br />
aus China. Nicht nur mit Fahrzeugen,<br />
sondern auch mit neuen Logistikstrukturen verändert<br />
China das globale Verkehrswesen. Die<br />
„Eiserne Seidenstraße“ sicherte auch in Corona-Zeiten<br />
und bei Störungen im Schiffsverkehr<br />
den Frachtverkehr und die Lieferketten zwischen<br />
China und Europa. Noch vergangenes Jahr waren<br />
einige Zugverbindungen stark subventioniert,<br />
jetzt fahren sie Gewinne ein. 2017 waren 71<br />
Containerzüge pro Woche zwischen China und<br />
Europa unterwegs und 2020 bereits durchschnittlich<br />
30 Containerzüge pro Tag.<br />
Chinas Entwicklung und seine Strategie zur Überwindung<br />
der Armut basieren wesentlich auf dem<br />
Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur. Dieses<br />
Modell kann mit der Neuen Seidenstraße und<br />
chinesischen Infrastrukturprojekten weltweit zur<br />
Entwicklung beitragen. Viele globale Verkehrswege<br />
sind noch aus Kolonialzeiten geprägt, und<br />
viele Entwicklungsländer, wo bereits die Bevölkerungsmehrheit<br />
lebt, müssen ihre Wirtschaft<br />
modernisieren. Auch hier ist ein Entwicklungssprung<br />
erforderlich, da die CO 2<br />
-freie Weltwirtschaft<br />
keine Grenzen kennt.<br />
Abb.: X+Y Design<br />
www.chk-de.org
12<br />
Interview<br />
Interview<br />
JÜRGEN MINDEL<br />
Jürgen Mindel ist seit dem Jahr 2007 im<br />
Verband der Automobilindustrie (VDA)<br />
tätig. Zum 1. Oktober 2020 wurde er<br />
zum VDA-Geschäftsführer berufen und<br />
verantwortet den neuen Geschäftsbereich<br />
„Kommunikation & IAA“, zu dem die<br />
gesamte Kommunikation des VDA und<br />
die konzeptionelle und organisatorische<br />
Umsetzung der IAA zählen. Im Interview mit<br />
<strong>CONNECT</strong> spricht er über die Transformation<br />
der IAA von einer Automobilmesse zu einer<br />
Mobilitätsmesse und berichtet, auf welche<br />
Innovationen, im Besonderen auch aus<br />
China, sich die Besucherinnen und Besucher<br />
freuen können.<br />
CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Mindel, die IAA<br />
Mobility erfindet die Automobilmesse angesichts<br />
der drängenden Zukunftsfragen neu.<br />
Lässt sich in wenigen Sätzen sagen, was die<br />
wichtigsten Veränderungen gegenüber früheren<br />
Messen sind?<br />
Jürgen Mindel: Die IAA Mobility wandelt sich von<br />
einer herkömmlichen Autoshow zu einer integrierten<br />
Mobilitätsplattform. Wir präsentieren ein<br />
ganzheitliches Bild von Mobilität – autonom fahrende<br />
Autos und hochmoderne Fahrräder gehören<br />
ebenso dazu wie die vernetzte Mikromobilität im<br />
urbanen Raum. Außerdem bringen wir wichtige<br />
Elemente der Veranstaltung dorthin, wo Mobilität<br />
gelebt wird: mitten in die Stadt zu den Men-<br />
schen. Diesen sogenannten Open Space gestalten<br />
wir übrigens bilanziell klimaneutral. Mit der Blue<br />
Lane wiederum gehen wir noch einen Schritt<br />
weiter: E-Scooter, Elektro- Hybrid- oder Wasserstofffahrzeuge<br />
können auf speziellen Teststrecken<br />
nicht nur bestaunt, sondern auch ausprobiert<br />
werden.<br />
Auf dem Messegelände selbst findet der Summit<br />
statt – erstmals mit einem hybriden Konzept.<br />
Veranstaltungen vor Ort werden in den virtuellen<br />
Raum verlängert und sind so von überall erlebbar.<br />
Wir glauben, dass die IAA Mobility mit all<br />
diesen Neuerungen nach der Corona-bedingten<br />
Auszeit eine Blaupause für künftige Messen sein<br />
kann. Aber auch inhaltlich wollen wir Maßstäbe<br />
setzen – viele brandaktuelle Themen wie Mobility<br />
as a Service, Cyber Security, künstliche Intelligenz,<br />
autonomes Fahren, Kraftstoffe der Zukunft,<br />
aber auch Last-Mile-Lösungen oder<br />
Mobilität im ländlichen Raum stehen auf der<br />
Agenda.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Dies sind viele neue komplexe Themen.<br />
Was wird dazu in Fachveranstaltungen<br />
diskutiert?<br />
Mindel: Das inhaltliche Fundament der IAA Mobility<br />
ist die Conference, die wir auf dem Summit<br />
durchführen werden. Die wichtigsten Entscheider,<br />
Vordenker und Stakeholder diskutieren<br />
hier alle möglichen Aspekte von Mobilität –<br />
www.chk-de.org
13<br />
insgesamt 17 Themencluster auf vier Bühnen. Am<br />
Ende werden unsere Besucherinnen und Besucher<br />
ein umfassendes Bild von den aktuellen und<br />
künftigen Trends erhalten und viele spannende<br />
Kontakte geknüpft haben.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Nicht nur das Auto, sondern auch<br />
die Automobilproduktion verändert sich grundlegend.<br />
Gibt es dazu etwas zu sehen?<br />
Abb.: www.iaa.de<br />
Mindel: Sowohl die Fahrzeuge als auch ihre Produktion<br />
werden immer digitaler. Zahlreiche etablierte<br />
Zulieferer wie Bosch, Continental, Magna<br />
oder Michelin werden auf der IAA Mobility zeigen,<br />
wie sich die Anforderungen verändern und<br />
welche Antworten sie auf die Fragen der Zukunft<br />
bereithalten. Auch digitale Marktführer wie IBM,<br />
Intel und Mobileye werden auf der IAA Mobility<br />
mit ihren Lösungen vertreten sein. Innovation,<br />
auch in der Produktion, basiert allerdings häufig<br />
auch auf dem Erfindungsreichtum kleiner Unternehmen.<br />
Deshalb bieten wir auch jungen Startups<br />
die Möglichkeit, an zentralen Stellen der Ausstellung<br />
ihre Ideen einem breiten Publikum vorzustellen.<br />
Das Gründerfestival „Bits and Pretzels“<br />
gibt ihnen zudem die Möglichkeit, mit Investoren<br />
in den Austausch zu treten.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Mittelpunkt der IAA Mobility sind<br />
sicherlich die Fahrzeuge. Worauf kann der Besucher<br />
gespannt sein?<br />
Mindel: Der Fokus der IAA Mobility richtet sich<br />
auf die Zukunft der Mobilität insgesamt. Zum<br />
einen also präsentieren große europäische Hersteller<br />
wie Volkswagen, Audi, Porsche, BMW,<br />
Daimler oder Renault ihre Neuheiten, außerdem<br />
zahlreiche chinesische Autohersteller wie WEY,<br />
SAIC, Leapmotor oder XPENG. Zum anderen aber<br />
sind auch Bike-Marken wie Bulls, Canyon oder<br />
Specialized und auch Zulieferer wie Plastic Omnium,<br />
Faurecia oder Schaeffler vertreten. Der Besucher<br />
kann sich also auf einen ganzheitlichen<br />
Überblick freuen. Wir sind davon überzeugt, dass<br />
Mobilität nur im Kontext ihrer verschiedenen<br />
Möglichkeiten begreifbar ist. Spannend finde ich<br />
zum Beispiel die Ergebnisse des Gemeinschaftsprojekts<br />
Automated Valet Parking: Mit zehn<br />
Projektpartnern präsentiert der Verband Deutscher<br />
Automobilhersteller weltweit erstmalig das<br />
technische Zusammenspiel zwischen Fahrzeug-<br />
herstellern und Infrastrukturanbietern beim<br />
automatisierten Parken in Parkhäusern. Das<br />
reicht von der Abgabe des Autos über das automatisierte<br />
Einparken, verschiedene Services wie<br />
Waschen oder Aufladen bis hin zur automa -<br />
ti sierten Rückgabe des Autos. Ein glänzendes<br />
Beispiel für den Fortschritt und den Praxisbezug<br />
der Digitalisierung.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Elektromobilität und SmartCar –<br />
vieles davon kommt aus China. Welche Mobilitätskonzepte<br />
aus China sind in München zu<br />
sehen?<br />
Mindel: Eine Vielzahl chinesischer Hersteller wird<br />
mit vernetzten und elektrischen Fahrzeugen auf<br />
der IAA Mobility vertreten sein. Great Wall Motors<br />
präsentiert seine High-End-SUV-Marke WEY<br />
auf einem eigenen Stand, außerdem werden ORA<br />
und Leapmotor vertreten sein. XPENG bietet<br />
spannende Konzepte wie das SUV G3. SAIC ist<br />
bereits in einigen europäischen Märkten vertreten.<br />
Mit Geelys Tochtermarke Polestar haben<br />
wir außerdem noch einen weiteren interessanten<br />
Player in der elektrischen Mobilität vor Ort, der<br />
bereits in Europa etabliert ist.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Das Automobil und die Autokonzerne<br />
werden noch globaler. Wie unterstützt<br />
die IAA Mobility den europäisch-chinesischen<br />
Technologie- und Informationsaustausch?<br />
Mindel: Wir freuen uns sehr darüber, den Dialog<br />
und den Informationsaustausch mithilfe unserer<br />
verschiedenen Formate unterstützen zu können.<br />
Die IAA Mobility begreift sich als ein Forum des<br />
Austauschs über Sparten- und Ländergrenzen<br />
hinweg. Während der Vorträge, Panels und Workshops<br />
werden die Menschen miteinander ins<br />
Gespräch kommen, auch an den Ständen der<br />
Aussteller und auf dem Open Space gibt es viele<br />
Möglichkeiten zum Austausch. Und wer weiß,<br />
vielleicht wird auch während gemeinsamer<br />
Probefahrten auf der Blue Lane die eine oder<br />
andere Zusammenarbeit besiegelt?<br />
<strong>CONNECT</strong>: Was bietet die IAA Mobility als<br />
Unterstützung für westliche Automobil- und<br />
Zulieferunternehmen für den Zugang zum boomenden<br />
chinesischen Automarkt?<br />
Mindel: Der chinesische Markt hat eine herausragende<br />
Bedeutung für die gesamte Industrie.<br />
Ich bin mir sicher, dass sich für beide Seiten<br />
durch Begegnungen und Gespräche die große<br />
Chance ergibt, gemeinsam Projekte anzustoßen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Mindel, das hoffen wir<br />
auch. Wir danken Ihnen vielmals für das Gespräch!<br />
www.chk-de.org
14 Titel<br />
Das rollende Smartphone<br />
Elektromobilität und digitale Autos kommen aus China<br />
Abb.: metamorworks, Shutterstock<br />
Bereits 2005 war Geely auf der IAA mit einem<br />
großen Messestand vertreten und zog mit<br />
seinen Fahrzeugen und mit Zhejiang-Opernaufführungen<br />
die Aufmerksamkeit der Messebesucher<br />
auf sich. Fahrzeuge wolle er jedoch in<br />
Europa noch nicht verkaufen, sondern der Welt zunächst<br />
eine neue Marke zeigen und auf der Messe<br />
erkunden, was die Konkurrenz mache, sagte Geely-Gründer<br />
LI Shufu damals. Unerkannt zog Li<br />
ohne große Delegation nach der Standeröffnung<br />
durch die Hallen und inspizierte die Modelle der<br />
Konkurrenz. „Um damit konkurrieren zu können,<br />
muss Geely noch besser werden“, war sein Fazit.<br />
Die Geduld und Weitsicht haben sich ausgezahlt.<br />
Jetzt überholen Geely und andere chinesische<br />
Autokonzerne manche etablierte Konkurrenz mit<br />
smarten, umweltfreundlichen und ansprechenden<br />
Fahrzeugen. England erfand die Dampftechnologie,<br />
Deutschland war führend in der Elektrotechnik und<br />
bei Verbrennungsmotoren. Made in China steht nun<br />
für die smarte elektronische Elektromobilität.<br />
Doch zunächst tätigte Li strategische Investitionen:<br />
Er hält fast zehn Prozent an Daimler und übernahm<br />
den skandinavischen Konzern Volvo. Auf der diesjährigen<br />
IAA Mobility zeigt Polestar, ein Joint<br />
Venture von Geely und Volvo, das ausschließlich<br />
Elektroautos produziert, jetzt seine Neuheiten.<br />
Mit Polestar verdeutlicht Geely, dass chinesische<br />
Konzerne als internationale Unternehmen aufgestellt<br />
sind und sich eine globale Kooperation<br />
für alle auszahlt.<br />
Für die Autos der Zukunft kommt eine Menge an<br />
Ideen und Technologien aus China, dem bereits<br />
jetzt größten Markt für Elektromobilität der Welt.<br />
Das Auto ist dort smart, vernetzt und mit Entertainmentfunktionen<br />
gespickt. Und während in<br />
Europa die Versuche mit selbstfahrenden Autos<br />
laufen, sind diese in China bereits im kommerziellen<br />
Einsatz.<br />
Das 2014 gegründete Start-up NIO verkaufte<br />
in China bereits mehr als 100 000 Elektroautos.<br />
Die Elektrolimousine ET7 fährt mit der<br />
KI-basierten Autosoftware NOMI und verspricht<br />
eine Reichweite von über 1000 Kilometern.<br />
„Wir wissen, dass wir auch in Europa<br />
schon viele begeisterte Fans haben. Wir<br />
haben auch schon Pläne, dort unsere Autos<br />
zu verkaufen. Wir werden dort zunächst in<br />
einem Land starten und wollen das dann<br />
Schritt für Schritt ausbauen“, so Firmengründer<br />
William Li. Als Startpunkt für Europa<br />
hat sich NIO den norwegischen Markt<br />
ausgesucht, der als Vorreiter in Sachen<br />
E-Mobilität gilt. Der Eintritt in den deutschen<br />
Markt ist für das Jahr 2022 geplant.<br />
www.chk-de.org
15<br />
Die Luxusmarke WEY ist eine Tochter des chinesischen<br />
Autokonzerns Great Wall Motors. Ihren<br />
Namen verdankt sie Jack Wey, Chef des Mutterkonzerns<br />
und strategischer Kopf hinter dem<br />
2016 gegründeten Unternehmen, das sich schon<br />
seit einigen Jahren auf einen Markteintritt in<br />
Deutschland vorbereitet. Mit SUVs der gehobenen<br />
Mittelklasse will sich die neue Marke<br />
als preisgünstige Alternative zu Premiumherstellern<br />
positionieren. Im Heimatmarkt konnte die<br />
Marke davon bereits über 400 000 Einheiten absetzen.<br />
2017 präsentierte WEY seine Fahrzeuge<br />
erstmals auf der IAA. Nun bereitet sich WEY auf<br />
den Sprung nach Europa vor, wofür es seinem<br />
Flaggschiff, dem V71, kürzlich ein neues Design<br />
verpasste. Bereits im Herbst 20<strong>21</strong> soll der V71 in<br />
Deutschland bestellbar sein.<br />
Viele Konsumenten warten sicherlich auch auf<br />
die trendigen Citycars der Marke ORA, die ebenfalls<br />
zu Great Wall Motors gehört. Auch andere<br />
chinesische Hersteller setzen auf preisgünstige<br />
elektronische Kleinwagen. Der Hong Guang Mini<br />
von SGMW, einem Joint Venture zwischen General<br />
Motors und zwei chinesischen<br />
Staatsunterneh men, SAIC Motor und Liuzhou<br />
Wuling Motors, kann ab umgerechnet etwa 4500<br />
US-Dollar in China erworben werden. Obwohl<br />
erst seit vergangenem Jahr auf dem Markt, führt<br />
der Kleinwagen bereits die Liste der meistverkauften<br />
Elektroautos in China an.<br />
XPENG, ein Unternehmen aus dem südchinesischen<br />
Guangzhou, möchte ebenfalls nach<br />
Europa expandieren. Das junge Start-up verfügt<br />
nicht nur über viel Branchenkenntnis, auch in<br />
finanzieller Hinsicht ist es bereits gut aufgestellt.<br />
So sind der chinesische Internetriese Alibaba und<br />
der Elektronikhersteller Foxconn nur zwei der<br />
vielen namhaften Investoren, die hinter XPENG<br />
stehen. Mit ihnen hat das Start-up in den vergangenen<br />
Jahren bereits zwei Elektromodelle<br />
erfolgreich auf den chinesischen Markt gebracht<br />
– das SUV G3 und die Sportlimousine P7. Interessenten<br />
können den G3 bereits seit Dezember<br />
2020 in Norwegen kaufen.<br />
Bei dem schnell steigenden Marktsegment der<br />
Elektrobusse sind chinesische Konzerne weltweit<br />
bereits gut im Geschäft. Build Your Dreams (BYD)<br />
aus Shenzhen gehört zu den Top Ten der Hersteller<br />
bei Elektro-Pkw und ist größter Elektrobus-Produzent<br />
der Welt. BYD-Busse sind in über<br />
100 europäischen Städten in mehr als 20 Ländern<br />
im Einsatz. Der BYD-Marktanteil in Europa liegt<br />
bei etwa 20 Prozent. Der südchinesische Konzern<br />
ist auch einer der großen Batteriehersteller und<br />
baut futuristische Metro-Bahnen.<br />
Hier entstehen<br />
Lösungen<br />
Die Sozietät Bietmann zählt zu den führenden Arbeits- und Wirtschaftsrechtskanzleien<br />
in Deutschland. Mit mehr als 50 Berufsträgern<br />
stehen wir unseren Mandanten aus Wirtschaft, Politik<br />
und öffentlichem Raum bundesweit als Dienstleister zur Verfügung.<br />
Das Zusammenwirken der Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer<br />
mit ihren jeweils fachlichen Spezialitäten und die<br />
Einbindung der Berufsträger in eine Vielzahl gesellschaftlicher<br />
Gruppierungen und Netzwerke eröffnen der Sozietät die Kompetenz,<br />
Lebenssachverhalte zu analysieren, zu bewerten und wirtschaftlich<br />
und gesellschaftlich sinnvolle Lösungen zugunsten<br />
unserer Mandantschaft durchzusetzen.<br />
Der Erfolg der zurückliegenden Jahrzehnte und unser Konzept<br />
der „Beratung unter einem Dach“ geben uns RECHT.<br />
Berlin<br />
Jägerstraße 51<br />
10117 Berlin<br />
Köln<br />
Martinstraße 22-24<br />
50667 Köln<br />
Bonn<br />
Karl-Carstens-Straße 10<br />
53113 Bonn<br />
Erfurt<br />
Hefengasse 3<br />
99084 Erfurt<br />
München<br />
Prinzregentenstraße 67<br />
81675 München<br />
Duisburg<br />
Großenbaumer Allee 101<br />
47269 Duisburg<br />
www.bietmann.eu<br />
Bietmann Rechtsanwälte<br />
Steuerberater PartmbB<br />
Partnerschaftsregister<br />
AG Essen PR 4052<br />
www.chk-de.org
16 Titel<br />
Abb.: buffaloboy, Shutterstock<br />
Elektromobilität braucht neue Zulieferungen<br />
Ein Elektroauto benötigt überwiegend neuartige<br />
Teile, und mit dem Aufstieg zur Elektromobilität<br />
entstanden in China neue Spezialfirmen, welche<br />
zu Technologieführen werden. BYD entwickelte<br />
sich aus einem Batteriezulieferer für Smartphones.<br />
In China entstanden mit der Elektronikindustrie<br />
einige der leistungsfähigsten Batteriefabriken<br />
der Welt. SVOLT investiert etwa zwei<br />
Milliarden Euro im Saarland, um von dort den<br />
europäischen Markt zu beliefern. „Das Problem<br />
in Europa ist, dass die Nachfrage lokaler Automobilhersteller<br />
nach Batterien groß ist, es aber<br />
keine herausragenden Batterieproduzenten gibt.<br />
Die europäischen Automobilproduzenten unterstützen<br />
zwar auch lokale Firmen, die jedoch<br />
weder genügend Erfahrungen noch ein gutes<br />
Management der Lieferkette besitzen, wie es in<br />
China der Fall ist. So ist der europäische Batteriemarkt<br />
zwar sehr groß, aber es gibt keine passenden<br />
Lieferanten und keine passende Lieferkette<br />
in der Region“, erklärt YANG Hongxin, CEO von<br />
SVOLT im Jahresbericht der China International<br />
Investment Promotion Agency (CIIPA).<br />
Eine Gewichtseinsparung bei den Fahrzeugen<br />
erhöht die Reichweite enorm. Die Waldaschaff<br />
Automotive ist Teil der globalen Lingyun Industrial<br />
Group Co. Ltd., Zhuozhou und Schwergewicht<br />
im automobilen Leichtbau der E-Mobilität.<br />
Waldaschaff stellt 20<strong>21</strong> erstmals auf der IAA<br />
seine Produkte und Know-how vor. Im Herzen<br />
der Schau können Batteriekästen für die Elektrobatterien<br />
bestaunt werden. Führende Premiummarken<br />
vertrauen auf Batteriekästen, Crash-Management-Systeme,<br />
Strukturbauteile, Türkomponenten<br />
und Heckklappenstrukturen.<br />
Zudem kann aus China im Bereich Elektronik einiges<br />
in die Fahrzeuge der Zukunft einfließen. In<br />
China bietet Huawei in seinen Shops bereits<br />
Autos an. Der Huawei Smart Selection SF5<br />
kommt vom chinesisch-amerikanischen Start-up<br />
Seres, doch die gesamte Digitaltechnik darin<br />
stammt weitgehend von Huawei. Mit seiner<br />
5G-Technologie und der Arbeit an 6G arbeitet<br />
Huawei auch mit vielen großen Konzernen und<br />
Städten in China an selbstfahrenden Fahrzeugen.<br />
Das Konzept unterscheidet sich dabei von westlichen<br />
Vorstellungen. Der Verkehr in den Versuchsgebieten<br />
wird durch unzählige Sensoren<br />
gesteuert. Das Auto fährt nicht selbst, sondern<br />
wird von den Verkehrsanforderungen gesteuert.<br />
„Dazu kommen noch viele neue Anforderungen<br />
wie das Batteriemanagement für eine optimale<br />
Energieeffizienz oder Entertainmentfunktionen“,<br />
erklärt ein Huawei-Sprecher. Mehr leisten und<br />
gleichzeitig weniger Energie verbrauchen ist die<br />
Devise. Huawei möchte dabei jedoch nicht als<br />
neuer Autokonzern auftreten. „Wir möchten den<br />
Herstellern helfen, bessere Autos zu bauen.<br />
Energieeffizienz, hoher Komfort, selbst fahren,<br />
Entertainment, das braucht viel Energie. Wir<br />
möchten die vielen Einzelsysteme so aufeinander<br />
abstimmen, dass das Gesamtsystem stimmt.“<br />
Automotive und Smart City sind für Huawei erst<br />
einmal zwei getrennte Bereiche. Doch bei beiden<br />
lassen sich über Vernetzung verschiedene Dienste<br />
integrieren. Dazu gehören vorausschauende<br />
Verkehrsflusssteuerung oder smarte Systeme, die<br />
das Auto selbstständig auf einen Parkplatz leiten.<br />
www.chk-de.org
17<br />
Das Auto wird neu erfunden<br />
Abb.: obob.tv<br />
Das Auto der Zukunft hat nur noch die Hülle mit<br />
dem herkömmlichen Auto gemein. Der größte Teil<br />
der Zulieferungen wie fossil angetriebene Motoren<br />
oder Antriebstechnik, die bislang den größten<br />
Anteil an der Wertschöpfung eines Kraftfahrzeugs<br />
ausmachten, sind hinfällig. Nicht nur Elektro-<br />
und elektronische Zulieferungen gewinnen<br />
an Bedeutung, sondern auch die Software. Elektronik<br />
für das „Smartphone auf Rädern“ wird zum<br />
zentralen Element jedes Fahrzeugs.<br />
„Die deutsche Automobilindustrie hat den Zug<br />
verschlafen und muss nun mit den Konsequenzen<br />
leben“, warnt Automobilexperte Ferdinand<br />
Dudenhöffer in einem Interview, ebenfalls im<br />
Jahresbericht der CIIPA. Er plädiert dafür, die<br />
Forschung und Industriepolitik langfristig auszurichten<br />
und mit China zu kooperieren, auch<br />
sein renommiertes CAR-Institut ist in China aktiv.<br />
„Wir sind an Forschungs- und Industriepolitik<br />
unendlich interessiert. Unser Ziel ist, die Welt zu<br />
verstehen. Und da wir sehen, dass die neue Welt<br />
in China entsteht, sind wir dorthin gegangen,<br />
nicht in die USA. Was von dort kommt, ist<br />
old-fashioned. Aus China kommen die Technologie<br />
und Spitzenunternehmen von morgen.<br />
Wenn man verstehen will, wie neue Technik,<br />
Elektromobilität, Digitalisierung funktionieren,<br />
dann muss man einfach nach China gehen“, so<br />
Dudenhöffer. Die deutschen Autokonzerne und<br />
Zulieferer sind bereits dort, betreiben in China<br />
fast 500 Produktionswerke, fahren glänzende Gewinne<br />
ein und betreiben dort zunehmend<br />
Entwick lungszentren. Jetzt kommen umgekehrt<br />
chinesische Konzerne nach Europa. Dies ist ein<br />
Prozess der Internationalisierung, der letztendlich<br />
allen Ländern nutzen soll.<br />
Elektromobilität und smarter Verkehr als wesentlicher<br />
Bestandteil auf dem Weg zu einer<br />
CO 2<br />
-emissionsfreien Welt ist jedoch keine nationale<br />
Angelegenheit, und von internationalen<br />
Koo perationen profitieren am Ende alle. Die Chinesische<br />
Handelskammer in Deutschland (CHKD)<br />
hat dazu im Jahr 2017 einen Fachausschuss<br />
Automobilindustrie gegründet, dessen Mitglieder<br />
gemeinsam mit deutschen Partnern den Austausch<br />
und die Zusammenarbeit zwischen China<br />
und Deutschland in der Automobilbranche<br />
stärken möchten. Eine weitere Plattform hat<br />
die CIIPA aufgebaut, in der Organisationen und<br />
Automotive-Cluster aus mehreren Bundesländern<br />
mitwirken. In beiden Fällen kann viel von praktischen<br />
Erfahrungen gelernt werden. China EV100<br />
– die Vereinigung der chinesischen Elektroauto-Unternehmen<br />
– dürfte die Branchenorganisation<br />
sein, die weltweit die meiste Erfahrung<br />
bündelt. Die Vereinigung setzt sich auch<br />
dafür ein, in diesen neuen Geschäftsfeldern internationale<br />
Normen und Standards zu schaffen.<br />
BERLIN: IHR TOR NACH EUROPA<br />
Berlin bietet Ihnen optimale Bedingungen,<br />
um den europäischen Markt zu erschließen.<br />
Die deutsche Hauptstadt steht für Technologie,<br />
Kultur, Startups und gut ausgebildete<br />
Talente aus aller Welt.<br />
Wir helfen Ihnen, in Berlin erfolgreich<br />
zu sein. Sprechen Sie uns an!<br />
www.berlin-partner.de<br />
www.chk-de.org
18 Titel<br />
Polestar – Nachhaltigkeit beginnt<br />
am Reißbrett<br />
Fredrika Klarén leitet bei dem chinesisch-schwedischen Elektroautohersteller Polestar<br />
den Bereich Nachhaltigkeit. Im <strong>CONNECT</strong>-Interview spricht sie über das Ziel des Unter -<br />
nehmens, bis zum Jahr 2<strong>03</strong>0 das erste wirklich klimaneutrale Auto herzustellen und<br />
erklärt, warum eine transparente Kommunikation der eigenen Ökobilanz so wichtig ist.<br />
Interview<br />
Fredrika Klarén<br />
Leiterin Nachhaltigkeit, Polestar<br />
CHKD <strong>CONNECT</strong>: Liebe Frau Klarén, Polestar,<br />
die schwedische Elektroautomarke mit chinesischem<br />
Mutterkonzern, will bis 2<strong>03</strong>0 ein wirklich<br />
klimaneutrales Elektrofahrzeug produzieren.<br />
Was bedeutet das?<br />
Fredrika Klarén: Wir hören auf die Wissenschaftler<br />
bei Polestar und sehen so deutlich, dass<br />
sich die Autoindustrie nicht schnell genug bewegt,<br />
um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Wir bei<br />
Polestar sind der Meinung, dass unsere Branche<br />
ein Treiber für einen nachhaltigen Wandel sein<br />
sollte, und unsere Mission ist es, den Wandel zu<br />
einer nachhaltigen Mobilität zu beschleunigen.<br />
Einfach nur elektrisch zu sein, reicht nicht aus<br />
– wir müssen die Art und Weise ändern, wie<br />
Autos hergestellt werden, zurück an den Start<br />
gehen und die produktionsbedingten Emissionen<br />
reduzieren. Wir wollten intern und extern ein<br />
Gefühl der Dringlichkeit schaffen und haben<br />
uns das Ziel gesetzt, im Jahr 2<strong>03</strong>0 das erste wirklich<br />
klimaneutrale Auto zu bauen. Mit wirklich<br />
klimaneutral meinen wir, dass wir nicht auf<br />
Kompensationsmaßnahmen wie das Pflanzen von<br />
Bäumen zurückgreifen werden, sondern alle<br />
Emissionen in der Lieferkette eliminieren.<br />
»Einfach nur elektrisch zu sein, reicht nicht aus – wir<br />
müssen die Art und Weise ändern, wie Autos hergestellt<br />
werden, zurück an den Start gehen und die produktionsbedingten<br />
Emissionen reduzieren.«<br />
<strong>CONNECT</strong>: Was sind die größten Herausforderungen<br />
bei Design und Produktion?<br />
Klarén: Nachhaltigkeit beginnt bei Polestar bereits<br />
am Reißbrett. Unsere Designer spielen eine<br />
sehr wichtige Rolle. Sie konzentrieren sich darauf,<br />
Abfall zu vermeiden und neue innovative<br />
oder recycelte Materialien zu finden, während<br />
sie die Kreislaufwirtschaft im Blick haben. Wenn<br />
es um die Produktion geht, werden erneuerbare<br />
Energien in der gesamten Lieferkette der Schlüssel<br />
sein, ebenso wie die Lösung für die großen<br />
Verursacher von CO 2<br />
-Emissionen wie Batterien,<br />
Aluminium und Stahl. Wir müssen auch so<br />
ehrlich sein zu sagen, dass wir noch nicht für alle<br />
Herausforderungen eine Lösung haben und dass<br />
viele der Lösungen erst noch erforscht und<br />
entwickelt werden müssen. Aber wir müssen jetzt<br />
anfangen zu handeln, um diese Lösungen zu<br />
finden.<br />
www.chk-de.org
19<br />
«Wir glauben, dass die<br />
Verbraucher eine treibende<br />
Kraft bei der Umstellung auf<br />
eine grüne Wirtschaft sind<br />
und dass es unsere Pflicht<br />
ist, sie mit transparenten<br />
Werkzeugen auszustatten,<br />
damit sie ihre Stimme<br />
abgeben können.«<br />
<strong>CONNECT</strong>: Wie definiert Polestar Nachhaltigkeit?<br />
Klarén: Nachhaltigkeit ist Teil unserer DNA bei<br />
Polestar. Wir wurden mit der Mission gegründet,<br />
den Wandel zur nachhaltigen Mobilität zu beschleunigen.<br />
Dabei arbeiten wir an vier strategischen<br />
Fokusbereichen: Transparenz, Klimaneutralität,<br />
Kreislaufwirtschaft und Inklusion.<br />
Das bedeutet, dass wir einen breiten und ganzheitlichen<br />
Ansatz verfolgen und alle Faktoren<br />
berücksichtigen. Ein Beispiel dafür, wie wir mit<br />
Transparenz arbeiten, ist, dass wir die Ökobilanzen<br />
aller unserer Modelle, beginnend mit<br />
Polestar 2, zusammen mit ihrer vollständigen<br />
Methodik veröffentlichen. Wir glauben, dass die<br />
Verbraucher eine treibende Kraft bei der Umstellung<br />
auf eine grüne Wirtschaft sind und dass<br />
es unsere Pflicht ist, sie mit transparenten Werkzeugen<br />
auszustatten, damit sie ihre Stimme abgeben<br />
können.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Gilt das auch für neue Materialien<br />
und Lieferketten?<br />
Klarén: Ja, natürlich! Ein Auto ist ein extrem<br />
komplexes Produkt mit 20 000 bis 30 000 Komponenten<br />
und einer vielschichtigen Lieferkette.<br />
Die Transparenz der Lieferkette ist ein absoluter<br />
Schlüssel, um die Kohlenstoffemissionen zu<br />
verfolgen und Risiken im Zusammenhang mit der<br />
Umwelt und den Menschenrechten zu minimieren.<br />
Wir arbeiten mit unserem Partner Circulor<br />
zusammen, der eine Blockchain-Lösung anbietet,<br />
die es uns ermöglicht, unsere Lieferkette transparent<br />
zu machen, insbesondere die mit Risiken<br />
verbundenen Bereiche. Derzeit nutzen wir Blockchain,<br />
um das Kobalt in den Batterien des Polestar<br />
2 zu verfolgen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Warum beteiligt sich Polestar an<br />
Start-ups wie Circulor?<br />
Klarén: Mit der Partnerschaft mit Circulor hat<br />
sich Polestar das hohe Ziel gesetzt, die Lieferkette<br />
für alle Rohstoffe abzubilden. Der Fokus liegt<br />
dabei auf denen, die als umwelt- oder menschenrechtsrelevante<br />
Risiken identifiziert wurden. Mit<br />
unserer Produktnachhaltigkeitserklärung, der<br />
ersten Nachhaltigkeitskennzeichnung der Automobilindustrie,<br />
die den CO 2<br />
e-Fußabdruck und die<br />
nachverfolgten Risikomaterialien auf der Unternehmenswebseite<br />
und in den Polestar Spaces<br />
offenlegt, geben wir den Verbrauchern transparente<br />
Informationen über Verbesserungen.<br />
Wir wollen einen Präzedenzfall für die Branche<br />
schaffen und den Verbrauchern die Orientierung<br />
geben, die sie brauchen, um bewusste Entscheidungen<br />
zu treffen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Können Sie bei der Entwicklung<br />
dieser Zukunftstechnologien auch von der<br />
Erfahrung des chinesischen Mutterkonzerns<br />
profitieren?<br />
Klarén: Polestar profitiert von technologischen<br />
Synergien in Verbindung mit unserer Muttergesellschaft<br />
Volvo Cars und der Geely Holding.<br />
Die Methodik der Lebenszyklusanalyse des Polestar<br />
2, mit der die Umweltauswirkungen des<br />
Fahrzeugs während seines gesamten Lebenszyklus<br />
offengelegt werden, wurde beispielsweise<br />
in Zusammenarbeit mit Volvo Cars entwickelt,<br />
und wir werden die Methodik kontinuierlich verbessern<br />
und transparent kommunizieren. Zum<br />
anderen ist es uns wichtig, unsere Erkenntnisse<br />
auch in den Konzern einzubringen. Gerade im<br />
Bereich der Nachhaltigkeit sind wir Vorreiter und<br />
geben unser Wissen nur zu gern weiter.<br />
Herzlichen Dank für das Interview, Frau Klarén!<br />
www.chk-de.org
20<br />
Titel<br />
Auf einen Blick:<br />
Chinas Mobilitätsunternehmen in Deutschland<br />
Geschäftstätigkeit:<br />
Marketing/Vertrieb F&E/Design Produktion<br />
Sonstige<br />
Schleswig-Holstein<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Schleswig-Holstein<br />
Vossloh Locomotives GmbH<br />
CRRC ZELC<br />
Hamburg<br />
Daimay Europe GmbH<br />
Neusoft Technology Solutions GmbH<br />
SAIC Europe GmbH<br />
Yadea<br />
Niedersachsen<br />
BOGE Rubber & Plastics Group (BOGE Elastmetall<br />
GmbH und CRRC New Material Technologies<br />
GmbH)<br />
Zhuzhou Times New Material Technology Co.,<br />
Ltd (TMT)<br />
SK Automation Germany GmbH<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Chinaust Automotive GmbH<br />
CRCT Europe Logistics GmbH<br />
Branche<br />
Bahn<br />
Branche<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Elektroroller<br />
Branche<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Branche<br />
Automobil<br />
Bahn<br />
Typ<br />
Hersteller<br />
Typ<br />
Zulieferer<br />
Sonstige<br />
Hersteller<br />
Hersteller<br />
Typ<br />
Zulieferer<br />
Sonstige<br />
Typ<br />
Sonstige<br />
Sonstige<br />
Geschäftstätigkeit<br />
Geschäftstätigkeit<br />
Geschäftstätigkeit<br />
Geschäftstätigkeit<br />
6<br />
Damme<br />
2 3 4<br />
Hamburg<br />
Niedersachsen<br />
12 9<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Herzogenrath Duisburg 10<br />
8 Heiligenhaus<br />
14 Düsseldorf<br />
Neuss<br />
11<br />
Kerpen<br />
15 16<br />
Köln<br />
13<br />
Bad Honnef<br />
Hessen<br />
19<br />
Frankfurt am Main<br />
7<br />
Hannover<br />
17 Raunheim<br />
18 Rüsselsheim<br />
41<br />
Marktheidenfeld<br />
20<br />
Mannheim <strong>21</strong><br />
Leingarten<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
Kiekert AG<br />
Hebei Lingyun Industrial Corp. Ltd.<br />
LAUNCH Europe GmbH<br />
Meta Motoren- und Energie-Technik GmbH<br />
SFP LIGHTTEC GmbH<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Zulieferer<br />
Sonstige<br />
Sonstige<br />
Zulieferer<br />
23<br />
Stuttgart<br />
22<br />
Steinheim am Albuch<br />
Baden-Württemberg<br />
14<br />
Yanfeng Europe Automotive Interior Systems<br />
Management Ltd. & Co. KG<br />
Automobil<br />
Zulieferer<br />
15<br />
Volvo Car Germany GmbH<br />
Automobil<br />
Hersteller<br />
16<br />
Polestar Automotive Germany GmbH<br />
Spaces in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg,<br />
Köln, München, Stuttgart<br />
Automobil<br />
Hersteller<br />
Baden-Württemberg<br />
Hessen<br />
Branche<br />
Typ<br />
Geschäftstätigkeit<br />
20<br />
AE Industry GmbH<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Geely Auto Technical (Deutschland) GmbH<br />
Star Charge Europe GmbH<br />
SVOLT Energy Technology Europe GmbH<br />
Automobil<br />
Mobilität<br />
Automobil<br />
Hersteller<br />
Sonstige<br />
Zulieferer<br />
**(ab 2022 geplant)<br />
<strong>21</strong><br />
22<br />
23<br />
Fuyao Europe GmbH<br />
FYSAM Auto Decorative GmbH<br />
Fuyao Glass Group Industries<br />
Sanhua Automotive Europe GmbH<br />
www.chk-de.org
<strong>21</strong><br />
Berlin<br />
Branche<br />
Typ<br />
Geschäftstätigkeit<br />
24<br />
CRRC ZELC Verkehrstechnik GmbH<br />
Bahn<br />
Hersteller<br />
1<br />
Kiel<br />
25<br />
26<br />
ECOmove GmbH<br />
JIANGTE Group<br />
Hangsheng Technology GmbH<br />
Automobil<br />
Elektroroller<br />
Automobil<br />
Hersteller<br />
Zulieferer<br />
5<br />
27<br />
NIU<br />
Thüringen<br />
Elektroroller<br />
Branche<br />
Hersteller<br />
Typ<br />
Geschäftstätigkeit<br />
28<br />
Contemporary Amperex Technology GmbH (CATL)<br />
Automobil<br />
Zulieferer<br />
**(ab 2022 geplant)<br />
24 25 26 27<br />
29<br />
FSM Europe GmbH<br />
Automobil<br />
Sonstige<br />
Berlin<br />
Bayern<br />
Branche<br />
Typ<br />
Geschäftstätigkeit<br />
30<br />
Aiways Automobile Europe GmbH<br />
Automobil<br />
Hersteller<br />
31<br />
CATARC – China Automotive Technology &<br />
Research Center Representative Office in<br />
Germany<br />
Automobil<br />
Sonstige<br />
29<br />
28 Erfurt<br />
Arnstadt<br />
Thüringen<br />
32<br />
33<br />
34<br />
FAW Munich R&D GmbH<br />
Fetchauto GmbH<br />
(Online-Marktplatz YesAuto.com)<br />
Hirain Technologies Europe GmbH<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Hersteller<br />
Sonstige<br />
Zulieferer<br />
39 Bad Neustadt an der Saale<br />
45 Waldaschaff<br />
40<br />
Amberg<br />
Bayern<br />
35<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
Kunshan Guoli Yuantong New Energy Technology<br />
Co. Ltd.<br />
LiangDao GmbH<br />
NIO GmbH<br />
SAIC Motor Deutschland GmbH<br />
Preh GmbH<br />
Ningbo Joyson<br />
**(weiterer Standort: Berlin)<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Zulieferer<br />
Sonstige<br />
Hersteller<br />
Hersteller<br />
Zulieferer<br />
Branche<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
42 43<br />
Unterschleißheim<br />
31 31 32 33<br />
34 35 36 37 38<br />
München<br />
44<br />
Weyarn<br />
Typ<br />
Sonstige<br />
Zulieferer<br />
Zulieferer<br />
Zulieferer<br />
Geschäftstätigkeit<br />
40<br />
41<br />
42<br />
43<br />
44<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
49<br />
Grammer AG<br />
Jiye Auto Parts GmbH (Ningbo Jifeng)<br />
Hilite Germany GmbH<br />
AVIC Electromechanical Systems Corp. Ltd.<br />
Guoji Zhijun Auto Europe R&D Center GmbH<br />
Minth GmbH<br />
Bavarian Lightweight Components GmbH<br />
Waldaschaff Automotive GmbH<br />
Ling Yun Industrial Corp. Ltd.<br />
Online<br />
BAIC Motors<br />
DFSK<br />
Dongfeng<br />
Zotye<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Branche<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Automobil<br />
Zulieferer<br />
Zulieferer<br />
Hersteller<br />
Zulieferer<br />
Zulieferer<br />
Zulieferer<br />
Zulieferer<br />
Typ<br />
Hersteller<br />
Hersteller<br />
Hersteller<br />
Hersteller<br />
Geschäftstätigkeit<br />
Quelle: CHKD-Mitgliederverzeichnis, eigene Recherche<br />
www.chk-de.org
22<br />
Titel<br />
Abb.: amgun, Shutterstock<br />
Smart City – Smart Life<br />
W<br />
enn man die Menschheitsgeschichte<br />
in der Dimension eines Menschenlebens<br />
sehen würde, so dauert die<br />
Epoche des Verbrennungsmotors und der auf fossiler<br />
Energie basierenden Wirtschaft und Lebensweise<br />
weniger als eine Sekunde“, erklärt Mobilitätsexperte<br />
Karl Otto Schallaböck vom Wuppertal<br />
Institut für Klima, Umwelt, Energie. Und im<br />
Grunde genommen geht es nicht um Verkehr,<br />
sondern um die optimale, gerechte und umweltfreundliche<br />
Erfüllung von Bedürfnissen. In der<br />
Zukunft lebt die Mehrheit der noch einmal um<br />
mehrere Milliarden gewachsenen Weltbevölkerung<br />
in dicht bevölkerten großen Städten.<br />
Cloud-Computing, Big Data, künstliche Intelligenz<br />
und die sich schnell entwickelnde Elektronik<br />
schaffen laufend neue Möglichkeiten, die sich<br />
dadurch entwickelnden und zuspitzenden Zukunftsprobleme<br />
zu lösen. Besonders deutlich zu<br />
sehen und weit fortgeschritten ist dies in den<br />
chinesischen Megastädten, die zeitweise pro Jahr<br />
über eine Million Zuwanderer aufnehmen mussten<br />
und wo trotz dieses Kraftaktes die Lebensqualität<br />
sich tendenziell verbesserte.<br />
Citizen Cloud<br />
Dabei geht es nicht nur um Verkehr, sondern um<br />
die optimale, bequeme und gerechte Organisation<br />
aller Lebensbereiche. Die 25-Millionen-<br />
Metropole Shanghai entwickelte eine zentrale<br />
öffentliche Serviceplattform für Bürger, die Citizen<br />
Cloud. Über 100 öffentliche Dienste werden<br />
auf der Plattform angeboten, die sechs Kategorien<br />
abdecken. Dazu gehören die medizinische<br />
und gesundheitliche Versorgung, Transport,<br />
Sozialdienste, Gemeinschaftsleben sowie Tourismus<br />
und Freizeit.<br />
Shanghai hat ein Verkehrsmanagementsystem,<br />
einschließlich eines umfassenden Straßenverkehrsinformationsdienstes,<br />
eines öffentlichen<br />
Verkehrsinformationsdienstes und eines öffentlichen<br />
Parkplatzinformationsdienstes. An den<br />
Bushaltestellen in der Stadt wurden mehr als<br />
1600 LCD-Bildschirme und mehr als 1700 solarelektronische<br />
Anzeigen gebaut, an denen die<br />
Fahrgäste in Echtzeit über die tatsächlichen Ankunftszeiten<br />
der Busse informiert werden.<br />
Shanghai ist dabei eng mit den Nachbarstädten<br />
im Yangtsedelta vernetzt, wo innerhalb einer<br />
Stunde über 100 Millionen Menschen mit dem<br />
Hochgeschwindigkeitszug erreicht werden können.<br />
Mit dem Bau von elf neuen Eisenbahnstrecken,<br />
der in diesem Jahr beginnt, wird die<br />
Deltaregion nach Angaben der China Railway<br />
Shanghai Group bis 2025 voraussichtlich 17 000<br />
km Schienen in Betrieb haben, darunter 9500 km<br />
Hochgeschwindigkeitsbahn. Auch eine Smart<br />
City, eine smarte Metropolregion funktioniert nur<br />
mit modernen Verkehrsmitteln und einer leistungs<br />
fähigen Infrastruktur.<br />
www.chk-de.org
23<br />
Smart-City-Lösungen<br />
Verkehrsleitsysteme mit selbstfahrenden Fahrzeugen<br />
sind dabei ein Teil einer Smart City, in der<br />
auch viele weitere Bereiche wie Produktion oder<br />
Umweltstandards elektronisch gesteuert werden.<br />
Viele chinesische Konzerne bieten bereits elektronische<br />
Smart-City-Systeme in der Praxis an.<br />
Haier Digital Technology entwickelt digitale<br />
Kontrollsysteme zur Fabriksteuerung oder des<br />
Energieverbrauchs. Haier ist führend in der hochautomatisierten<br />
Produktion von elektrischen<br />
Großgeräten, und das staatliche Energieunternehmen<br />
Shanghai Electric entwirft ebenfalls<br />
Smart-City-Lösungen. Ein Rundgang auf den großen<br />
Industrie- und Elektronikmessen in China<br />
zeigt viele digitale Lösungsansätze für die<br />
emissionsfreie Stadt der Zukunft. So ist es naheliegend,<br />
dass auch Midea mit seiner Tochtergesellschaft<br />
Welling mit der Entwicklung von<br />
fünf Hauptteilen für Elektrofahrzeuge beginnt,<br />
darunter Motoren, elektrische Wasserpumpen,<br />
elektrische Ölpumpen, elektrische Kompressoren<br />
und elektrische Servolenkungsmotoren, und<br />
bereits über 100 Millionen US-Dollar in die<br />
Entwicklung dieser Teile steckte. Die Haier Group<br />
hat eine strategische Partnerschaft mit dem<br />
Autohersteller SAIC geschlossen, um in Bereichen<br />
wie autonomes Fahren und Entwicklung von<br />
Leichtbaustoffen zusammenzuarbeiten. Für elektrisches<br />
und vernetztes Fahren dürften die Giganten<br />
der Haushaltsgeräteherstellung mehr<br />
technologische Erfahrung haben als mancher<br />
traditionelle Autoteilehersteller. Datenschutz und<br />
Transparenz sind dabei unumgänglich. Noch in<br />
diesem Jahr soll ein neues Datenschutzgesetz in<br />
Kraft treten, welches insbesondere in den sozialen<br />
Medien heiß und kontrovers diskutiert wird.<br />
Exportschlager Smart City<br />
Smart City, Smart Life, Smart World. Diese smarten<br />
Konzepte braucht die Welt der Zukunft. In<br />
vielen Ländern ist China mit Infrastrukturprojekten<br />
aktiv. Nahe Kairo ist unter anderem<br />
Chinas State Construction Engineering Corporation<br />
am Bau der „New Administrative Capital“<br />
beteiligt, wo bald 6,5 Millionen Menschen leben<br />
sollen. Die Export-Import Bank of China finanziert<br />
für 1,2 Milliarden Dollar eine Zuganbindung<br />
zwischen Kairo und dem neuen Verwaltungszentrum.<br />
In Kenia entsteht Konza Technopolis.<br />
Nigeria könnte Ende des Jahrhunderts das<br />
bevölkerungsreichste Land der Erde sein, Lagos<br />
hat fast 15 Millionen Einwohner und ist damit<br />
die bevölkerungsreichste Stadt Afrikas. Auch dort<br />
beginnt ein Smart-City-Projekt. Die Projekte<br />
versuchen, die Erfahrungen in China zu nutzen,<br />
welche grundlegend waren, um die Armut in der<br />
Volksrepublik zu überwinden und die Wirtschaft<br />
zu entwickeln. Die junge Bevölkerung Afrikas ist<br />
bereits weitgehend digital und über Smartphones<br />
mit der Welt vernetzt. Smarte Technologie könnte<br />
die Grundlage dazu sein, dass Afrika seinen<br />
dringend notwendigen Entwicklungssprung<br />
schafft. Dies nutzt allen: Eine Welt ohne<br />
CO 2<br />
-Emissionen ist nur durch Afrikas nachhaltige<br />
Entwicklung möglich. Und diese Entwicklung<br />
dürfte auch europäischen Unternehmen neue Absatzmöglichkeiten<br />
erschließen.<br />
Westliche Länder möchten jetzt eine Gegeninitiative<br />
zu Chinas Infrastruktur-Initiative<br />
starten. Die Entwicklungs- und Schwellenländer<br />
dürften sich darüber freuen, da sie damit neue<br />
Wahlmöglichkeiten bekommen. „Ob dies klappt<br />
oder ob dies nur Ankündigungen sind, ist unklar.<br />
Westliche Entwicklungshilfe brachte uns in den<br />
vergangenen Jahrzehnten nicht viel. Und chinesische<br />
Akteure haben viel Erfahrung, um solche<br />
Großprojekte erfolgreich umzusetzen“, erklärte<br />
eine Vertreterin der Afrikanischen Union. Dass<br />
China damit eine Schuldenfalle aufbauen würde,<br />
widerlegte beispielsweise kürzlich die Deutsche<br />
Welle in einem Faktencheck. Verkehr und Infrastruktur<br />
sind somit zwar nur ein Teil der gesellschaftlichen<br />
und wirtschaftlichen Entwicklung,<br />
aber ohne smarte Verkehrssysteme und eine<br />
emissionsfreie Wirtschaft ist eine zukunftsfähige<br />
Entwicklung nicht möglich. Dass China dafür<br />
jetzt leistungsfähige Zukunftskonzepte vorstellt,<br />
nutzt allen.<br />
Abb.: jamesteohart, Shutterstock<br />
www.chk-de.org
24<br />
Titel<br />
David Huang ist ein Kenner der Automobilbranche mit internationaler Erfahrung. Schon vor 30<br />
Jahren arbeitete er für den deutschen Zulieferer ZF, später für Audi in Ungarn und China. Zu Beginn<br />
seiner Karriere war die deutsche Automobilindustrie das Maß aller Dinge, während in China nur<br />
importierte Bauteile zusammenmontiert wurden. Für Huang war dies dennoch die Basis für die<br />
Entwicklung in China, denn in dieser Zeit hat man viel von deutschen Ingenieuren und der Industrie<br />
gelernt. Heute ist China führend bei E-Mobilität, Smart Driving, Car to X connectivity, autonomem<br />
Fahren oder Sensorik. David Huang macht diese Entwicklung stolz und sieht dadurch viel Potenzial<br />
für Kooperationen. Denn nun bringt China neue Komponenten und Know-how nach Europa.<br />
Interview<br />
David Huang<br />
Erster Sprecher, CHKD-Fachausschuss<br />
(Automobilindustrie)<br />
CHKD <strong>CONNECT</strong>: Lieber Herr Huang, Sie sind<br />
schon seit vielen Jahren in der Automobilbranche<br />
tätig und kennen Deutschland und<br />
China sehr gut. Aktuell arbeiten Sie als Berater.<br />
Was geben Sie chinesischen Unternehmen<br />
mit auf den Weg, die jetzt zunehmend<br />
den Schritt nach Europa wagen?<br />
David Huang: In meiner 30-jährigen Berufspraxis<br />
habe ich gute und schwierige Erfahrungen gemacht,<br />
die aber alle sehr wichtig für meinen Weg<br />
waren. Ich denke, dass insbesondere chinesische<br />
Unternehmen, die in Deutschland tätig werden<br />
möchten, davon profitieren können. China steht<br />
für Schnelligkeit, für Pragmatismus und Risikobereitschaft.<br />
Das ist ein Vorteil in China, aber in<br />
Deutschland oft schwer umzusetzen. In Deutschland<br />
wird eher langfristig geplant. Dies sind Bereiche,<br />
in denen sich chinesische Unternehmen<br />
schwertun. Fundamentale Fragen sind, wie man<br />
den Integrationsprozess und das Nachhaltigkeitskonzept<br />
in Deutschland gestaltet. Was in<br />
China funktioniert, muss nicht auch in Deutschland<br />
funktionieren. Das ist ein Lernprozess. Mit<br />
meiner Erfahrung kann ich praktische Vorschläge<br />
geben, wie man eine gute Partnerschaft mit chinesischen<br />
und deutschen Unternehmen aufbaut.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Sie sind auch im Fachausschuss<br />
(Automobilindustrie) der Chinesischen<br />
Handelskammer in Deutschland aktiv. Was<br />
genau macht Ihre Arbeitsgruppe?<br />
Huang: In meiner Funktion bin ich bin erster<br />
Sprecher im Automobil-Fachausschuss der<br />
CHKD. Unsere Arbeitsgruppe umfasst mittlerweile<br />
über 40 Unternehmen, darunter NIO, Great<br />
Wall oder Aiways, aber auch Zulieferfirmen. Das<br />
ist eine sehr gute Plattform. Wir tauschen uns<br />
aus, wie die technische Entwicklung verläuft,<br />
reden über Marktchancen, über Managementmethoden<br />
oder Öffentlichkeitsarbeit. Wir möchten<br />
dabei mit deutschen Unternehmen und Verbänden<br />
zusammenarbeiten. Ein Ziel ist es auch,<br />
gemeinsame Standards zu etablieren.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Es ist sehr wichtig, dass es mehr<br />
Experten gibt, die nicht nur europäisch, sondern<br />
auch chinesisch denken können. Geht es<br />
dabei nicht nur um unterschiedliche Mentalitäten,<br />
sondern auch um unterschiedliche<br />
Denkprozesse?<br />
Huang: Mit der Entwicklung der Globalisierung<br />
hat man keine Chance, wenn man nur national<br />
denkt. Man muss international denken. Diese<br />
Verzahnung, diese globale Zusammenarbeit ist<br />
ein Muss.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Und wohin führt der Weg technologisch?<br />
Huang: Ich war zwar auch Batterie-Bauer, aber<br />
ich weiß nicht, ob das wirklich der beste Weg ist,<br />
wenn man sich das gesamte Material ansieht,<br />
Kupfer, Lithiumsalz, die Gewinnung der Rohstoffe<br />
oder der Herstellungsprozess – bis hin zur<br />
Energie. Auch das Recycling ist nicht geklärt.<br />
Wenn man dies langfristig betrachtet, muss es<br />
gute Anreize für die Industrie geben, um neue<br />
Antriebsmöglichkeiten zukünftig noch nachhaltiger<br />
auf den Markt zu bringen. E-Mobility ist<br />
dabei eine vorübergehende Lösung. Das ist meine<br />
Meinung.<br />
<strong>CONNECT</strong>: China schlägt ganz klar eine<br />
Richtung ein, und zwar die CO 2<br />
-freie Welt.<br />
Sie haben gesagt, der Weg könne nicht gerade<br />
verlaufen, man müsse immer nachjustieren.<br />
Im Westen denken wir eher: Wir haben jetzt<br />
ein neues Rezept, und das ist ein Allheilmittel.<br />
In China sagt man dagegen, wir haben ein<br />
Rezept, aber es ist nicht das, was der ganzen<br />
Welt auf ewig weiterhilft.<br />
Huang: Ja genau, Chinesen sind sehr flexibel und<br />
pragmatisch. Das bedeutet: Ich weiß, was ich<br />
will, was das große Ziel ist. Die kleinen Ziele kann<br />
man auch mal nachjustieren. Dabei arbeitet der<br />
zentrale Staat mit vielen Experten und Unternehmen<br />
zusammen. Beispielsweise war ich von<br />
der nationalen Energiekommission bei der Fachgruppe<br />
zur Zukunft der Verbrennungsauto-<br />
Strategie eingeladen. Wir haben damals die klare<br />
www.chk-de.org
25<br />
>> Impressum<br />
HERAUSGEBER<br />
CHKD | Die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland e. V.<br />
POSTANSCHRIFT<br />
IHZ Hochhaus 7. Etage,<br />
Friedrichstraße 95, D-10117 Berlin<br />
Telefon: +49 30 20 91 75 22<br />
Telefax: +49 30 20 91 73 40<br />
E-Mail: info@chk-de.org<br />
David Huang (2. v.l.) bei der Gründungszeremonie des CHKD-Fachausschusses (Automobilindustrie) am 17.<br />
Oktober 2017.<br />
Aufgabe bekommen: den Kraftstoff verbrauch zu<br />
reduzieren, um die chinesischen Ölressourcen<br />
länger zu erhalten. Es ging darum, Zeit zu gewinnen,<br />
um neue Technologien zu entwickeln.<br />
Dabei ging es nicht nur um CO 2<br />
-Reduzierung.<br />
Das ist nur ein Teil des Plans.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Als Autoexperte mit globalem<br />
Blick auf die Branche: Worauf sind Sie bei der<br />
IAA besonders gespannt?<br />
Huang: Ich bin sehr gespannt auf das neue<br />
Konzept, weil die Messe von Frankfurt nach<br />
München abgewandert ist. Das ist eine große<br />
Veränderung. München hat das ja auch bekommen,<br />
weil die Autostadt München ein besonderes<br />
8. September, 10.00 – 12.40 Uhr<br />
IAA-Veranstaltungstipp:<br />
20<strong>21</strong> Yes Auto New Energy Conference<br />
„Smart e-cars – the start of a new era“<br />
Organisatoren:<br />
Konzept hat. Früher fand die Messe in Hallen<br />
statt, wo jeder seine kleine Ausstellung hatte.<br />
Jetzt gibt es in der ganzen Stadt Ausstellungen<br />
und Veranstaltungen, das Messethema wird in<br />
die Stadt integriert. Thema ist, wie man die Automobilität<br />
in die Stadt einfügen kann oder wie<br />
autonomes Fahren mit Interaktion und Kontakt<br />
mit den Menschen funktioniert. Grüne City mit<br />
dem Automobil als einem Verkehrsträger, das ist<br />
das Motto. Das ist genau der richtige Weg. Ein<br />
Auto ist mittlerweile wie ein Handy. Es muss für<br />
jeden verständlich und zugänglich sein.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Vielen Dank für das Gespräch, Herr<br />
Huang!<br />
Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V. (CHKD),<br />
YesAuto.de, Autohome<br />
WEBADRESSE<br />
www.chk-de.org<br />
Redaktion: Jannik Dennier (CvD), ZHANG Yuan<br />
Telefon: +49 30 20 91 75 22<br />
E-Mail: jannik.dennier@chk-de.org<br />
AUTOREN DIESER AUSGABE<br />
Jannik Dennier<br />
Eva-Simona Fischkina<br />
Valentin Hatzmann<br />
Dr. Thomas Kiefer<br />
Wolfgang Hirn<br />
Die mit dem Namen des Verfassers oder seinen<br />
Initialen gezeichneten Beiträge geben die Meinung<br />
des Autors, aber nicht unbedingt die Ansicht der<br />
Chinesischen Handelskammer in Deutschland<br />
e.V. wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung der<br />
Redaktion.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte übernimmt<br />
die Redaktion keine Gewähr.<br />
KONZEPT<br />
EGGERT GROUP GmbH & Co. KG, Düsseldorf<br />
GESTALTUNG<br />
X+Y Design, XU Yan<br />
SCHLUSSREDAKTION<br />
reisnertext.com<br />
DRUCK<br />
BMP Balta Media & Print e. K.<br />
Bahnhofstr. 37, D-63457 Hanau am Main<br />
BILDNACHWEISE<br />
Titelbild: melnikof, Shutterstock<br />
Weitere Bildnachweise: Sofern nicht anders<br />
angegeben, handelt es sich um Firmenfotos.<br />
Wir freuen uns, Sie zu dieser Konferenz einzuladen!<br />
Anmeldung >><br />
„CHKD <strong>CONNECT</strong>“ erscheint 4 x jährlich.<br />
20<strong>21</strong> / Ausgabe <strong>03</strong> Ausgabedatum: 3. 9. 20<strong>21</strong><br />
www.chk-de.org
26<br />
Titel<br />
InnoTrans 2022 zeigt<br />
die Zukunft der Mobilität<br />
Die Weltleitmesse für Verkehrstechnik findet vom<br />
20. bis 23. September 2022 als Präsenzveranstaltung<br />
auf dem Gelände der Messe Berlin statt. Die fünf Messesegmente<br />
Railway Technology, Railway Infrastructure,<br />
Public Transport, Interiors und Tunnel Construction<br />
zeigen Innovationen rund um die Zukunft der Mobilität.<br />
Im Interview mit <strong>CONNECT</strong> gibt InnoTrans-Direktorin<br />
Kerstin Schulz einen Ausblick auf die Highlights der<br />
internationalen Fachmesse.<br />
CHKD <strong>CONNECT</strong>: Liebe Frau Schulz, die Inno-<br />
Trans musste aufgrund von Corona zweimal<br />
verschoben werden. Wie verändert sich die<br />
Weltleitmesse des Schienenverkehrs?<br />
von diesem aufs kommende Jahr – die Treue gehalten.<br />
Rund ein Jahr vor Veranstaltungsbeginn<br />
haben wir bereits einen sehr hohen Buchungsstand.<br />
Interview<br />
Kerstin Schulz<br />
Direktorin InnoTrans<br />
Kerstin Schulz: Corona hat sowohl uns als auch<br />
die gesamte Branche vor enorme Herausforderungen<br />
gestellt. Uns wurde viel Flexibilität abverlangt.<br />
Umso mehr freuen wir uns auf das nächste<br />
Jahr, wenn wir uns wieder persönlich treffen<br />
können. Ob Exponate live erleben, sich persönlich<br />
mit Kunden und Geschäftspartnern austauschen<br />
oder Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern<br />
knüpfen – das Live-Erlebnis macht den besonderen<br />
Charakter der InnoTrans aus. Der Wunsch<br />
nach persönlichem Austausch ist ungebrochen.<br />
So haben uns die Aussteller – trotz Verschiebung<br />
Darüber hinaus hat die Corona-Pandemie die<br />
Digitalisierung bei der InnoTrans weiter vorangetrieben.<br />
Im Rahmen der InnoTrans Preview<br />
geben wir einen virtuellen Vorgeschmack auf<br />
einige Höhepunkte der kommenden InnoTrans in<br />
Berlin. Dazu gehören beispielsweise Webinare<br />
oder unser InnoTrans-Podcast. Hier sprechen wir<br />
einmal im Monat mit internationalen Branchenexperten<br />
und werfen einen Blick in die vielfältige<br />
Welt der Bahn- und Verkehrstechnik. Im kommenden<br />
Jahr werden wir das Rahmenprogramm<br />
dann erstmalig auch per Livestream übertragen.<br />
Abb.: InnoTrans<br />
www.chk-de.org
27<br />
<strong>CONNECT</strong>: Was sind die Highlights der kommenden<br />
InnoTrans?<br />
Schulz: Im Fokus stehen natürlich unsere Aussteller<br />
aus aller Welt, die in den fünf Messesegmenten<br />
ihre Innovationen rund um Themen<br />
wie Railway Technology, Public Transport oder<br />
Interiors präsentieren. Darunter sind zahlreiche<br />
Weltpremieren. Die Zahl der chinesischen Aussteller<br />
ist dabei gewachsen. Zu der vergangenen<br />
InnoTrans kamen 176 Aussteller aus China, wie<br />
zum Beispiel CRRC, Chinese Academy of Railway<br />
Sciences (CARS) sowie China Association of Metros<br />
(CAMET) – insgesamt 13 Prozent mehr als<br />
noch 2016. Begleitet wird die Messe von einem<br />
umfangreichen Rahmenprogramm. Ob Dialogforen<br />
oder Ausstellerpräsentationen in der Speakers’<br />
Corner – die InnoTrans Convention widmet<br />
sich den aktuellen Themen der Branche. 2022<br />
wird es übrigens auch wieder den HackTrain Hackathon<br />
powered by InnoTrans geben. Der Hackathon<br />
bringt junge Innovatoren aus der<br />
ganzen Welt zusammen, um einige der größten<br />
Herausforderungen im Schienenverkehr innerhalb<br />
von 48 Stunden durch den Einsatz von Daten<br />
und Technologie zu lösen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Was ist im Hinblick auf Vernetzung<br />
mit der Smart City geplant?<br />
Schulz: Hier sind Themen wie Shared Mobility<br />
und erste/letzte Meile natürlich zentrale Themen,<br />
die wir im Rahmen unseres neuen Angebots Mobility+<br />
aufgreifen. Der thematisch fokussierte<br />
Ausstellungsbereich befindet sich im Segment<br />
Public Transport und wendet sich an Anbieter<br />
von ergänzenden Mobilitätsdienstleistungen.<br />
<strong>CONNECT</strong>: Vielen Dank für das Gespräch, Frau<br />
Schulz!<br />
Abb.: InnoTrans<br />
One firm. Your firm.<br />
Egal, ob Sie sich großen Veränderungen gegenübersehen<br />
oder Disruption herbeiführen – wir kennen Ihre Branche<br />
so gut wie Sie! Ausgerichtet an Ihren Bedürfnissen,<br />
getrieben von unserer Neugier und der Leidenschaft für<br />
Technologie und Innovation, finden wir die Lösungen,<br />
die andere nicht finden.<br />
Mit unserem China Desk in Deutschland und unseren Büros<br />
in Europa sind wir optimal positioniert, um chinesische<br />
Unternehmen umfassend zu beraten. Ob Sie bereits auf<br />
dem deutschen/europäischen Markt tätig sind oder erst<br />
eintreten wollen, wir sind für alle China-Outbound Vorhaben<br />
bestens aufgestellt. Sie werden von uns umfassend und<br />
immer mit dem Blick für den langfristigen Erfolg Ihrer<br />
Investitionen in Deutschland und Europa, auch im Hinblick<br />
auf IP-Rechte, beraten. Unser Team, bestehend aus<br />
deutschen und chinesischen Kolleginnen und Kollegen,<br />
verfügt über herausragende juristische, wirtschaftliche,<br />
sprachliche und kulturelle Expertise, um Ihnen bei Ihren<br />
Vorhaben kompetent und vertrauensvoll zur Seite zu stehen.<br />
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& Stockholm &<br />
Sydney & Warsaw & Satellite Office: Casablanca
28 Zahlen – Daten – Fakten<br />
Deutsche Automobilindustrie in China<br />
Steigende Exporte und wichtigster Absatzmarkt<br />
Die deutsche Autobranche verdient gut am chinesischen Markt. Die stark zulegenden Exporte trugen insbesondere<br />
zur Bewältigung der Corona-Krise bei und halfen, Unternehmen und Arbeitsplätze zu sichern. Produziert wird jedoch<br />
hauptsächlich in China in fast 500 Werken der deutschen Autokonzerne und Zulieferer. Nur so kann dort der enorme<br />
Bedarf gedeckt werden. Für viele Unternehmen wurde China wichtigster Absatzmarkt und größter Gewinnbringer.<br />
2014<br />
2015<br />
2016<br />
2017<br />
2018<br />
2019<br />
2020<br />
Ausfuhr von Deutschland nach China<br />
(Wert in 1.000 €)<br />
Teile + Zubehör<br />
+ Motorenteile<br />
1-3 2020<br />
1-3 20<strong>21</strong><br />
Kfz-Teile und Zubehör<br />
- Teile und Zubehör<br />
- Sortiment f. Teile und Zubehör<br />
- Elektrische Ausrüstungen<br />
6.0 Mio.<br />
8.1 Mio.<br />
Motorenteile<br />
Gesamt<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Absatz deutscher Automobilkonzerne<br />
in China 2020<br />
23.3 Mio.<br />
19.8 Mio.<br />
22.2 Mio.<br />
23.3 Mio.<br />
26.3 Mio.<br />
25.9 Mio.<br />
27.4 Mio.<br />
Elektromobilität<br />
made in China<br />
Lange Jahre führten deutsche Marken die Liste der meistverkauften<br />
Pkw in China an. Mit fossil angetriebenen Fahrzeugen<br />
sind sie noch gut im Geschäft. Doch unter den Top Ten der<br />
2020 in China zugelassenen Elektrofahrzeuge ist kein deutscher<br />
Hersteller zu finden und mit Tesla nur eine nicht-chinesische<br />
Marke.<br />
In China verkaufte Elektrofahrzeuge<br />
im Jahr 2020<br />
Rang Modell Verkaufte Stückzahl<br />
1<br />
Wuling Hongguang Mini EV<br />
138.000<br />
2<br />
Tesla Model 3 MiC<br />
135.500<br />
Verkaufte Fahrzeuge weltweit<br />
3<br />
GAC AION S<br />
45.600<br />
2.800.000<br />
Verkaufte Fahrzeuge in China<br />
% Anteil China<br />
Quelle: CIIPA-Jahresbericht 2020/20<strong>21</strong><br />
4<br />
5<br />
ORA R1<br />
BYD Han EV<br />
43.500<br />
40.500<br />
6<br />
Chery EQ<br />
37.000<br />
41,4 %<br />
7<br />
BYD Qin Pro EV<br />
36.000<br />
8<br />
Leading Ideal One<br />
31.100<br />
777.000 774.000<br />
33,4 % 30,6 %<br />
Volkswagen BMW Daimler<br />
727.300<br />
43 %<br />
Audi<br />
9<br />
10<br />
NIO ES6<br />
Weltmeister EX5<br />
27.800<br />
22.600<br />
Quelle: www.china-auto.news<br />
www.chk-de.org
29<br />
Kooperation nützt allen<br />
Die deutschen Autokonzerne steuern jedoch um, und Deutschland entwickelte sich in jüngster<br />
Zeit zu einem der weltweit wichtigsten Absatzmärkte für Elektrofahrzeuge. Dies gibt chinesischen<br />
Marken jetzt gute Möglichkeiten zum Einstieg. Umgekehrt profitieren europäische<br />
Marken von Chinas Kompetenz bei Elektrofahrzeugen und bauen dort Forschungszentren auf.<br />
Von einem stark wachsenden Markt und Kooperationen können alle profitieren.<br />
Kooperationsprojekte deutscher Autokonzerne mit chinesischen Partnern (2018–2020)<br />
Konzern Partner Art der Kooperation Bereich Fokus<br />
Baidu<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Konnektivität<br />
F&E und Kommerzialisierung<br />
Brilliance Automotive<br />
Joint Venture<br />
E-Mobilität<br />
F&E und Produktion<br />
Baidu<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
Navinfo<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
China Unicom<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
Tencent<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
BMW<br />
Great Wall Motor<br />
Joint Venture<br />
E-Mobilität<br />
F&E und Produktion<br />
State Grid<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Laden<br />
F&E und Kommerzialisierung<br />
Alibaba<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Inkubator<br />
F&E<br />
Alibaba<br />
MoU<br />
Vertrieb<br />
Kommerzialisierung<br />
BYD<br />
Investition in bestehendes Joint Venture<br />
E-Mobilität<br />
F&E und Produktion<br />
Baidu<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
Tsinghua-Universität<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
BAIC<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Batterien<br />
F&E und Produktion<br />
Geely<br />
Joint Venture<br />
Mobilität<br />
Kommerzialisierung<br />
Daimler<br />
Geely<br />
Joint Venture<br />
E-Mobilität<br />
F&E und Produktion<br />
Farasis<br />
Strategische Partnerschaft und Investition<br />
Batterien<br />
F&E und Kommerzialisierung<br />
CATL<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Batterien<br />
F&E und Produktion<br />
Huawei<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
Baidu<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
FAW<br />
Joint Venture<br />
Konnektivität<br />
F&E<br />
JAC, Hefei (city)<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Autonomes Fahren<br />
F&E<br />
Didi Chuxing<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Mobilität<br />
F&E und Kommerzialisierung<br />
DU-Power<br />
Joint Venture<br />
Laden<br />
F&E und Kommerzialisierung<br />
Volkswagen<br />
Gotion High-Tech<br />
Investition<br />
Batterien<br />
F&E und Produktion<br />
JAC<br />
Joint Venture<br />
E-Mobilität<br />
F&E und Produktion<br />
Star Charge, FAW, JAC<br />
FAW<br />
Alibaba<br />
Joint Venture<br />
Joint Venture<br />
Strategische Partnerschaft<br />
Laden<br />
E-Mobilität<br />
Konnektivität<br />
F&E und Kommerzialisierung<br />
F&E und Produktion<br />
F&E und Kommerzialisierung<br />
Quelle: MERICS<br />
www.chk-de.org
30<br />
Services<br />
Neues aus dem Beraternetzwerk<br />
Rechtliche Herausforderungen für die Hersteller vernetzter Fahrzeuge in Bezug<br />
auf Daten in Europa<br />
Es bestehen in Europa viele rechtliche Herausforderungen<br />
für die Hersteller vernetzter Fahrzeuge<br />
in Bezug auf Daten:<br />
Personenbezogene Daten – Die Datenschutz-Grundverordnung<br />
(„DSGVO“) regelt die<br />
Verarbeitung „personenbezogener Daten“, das<br />
heißt jegliche Informationen, die sich auf eine<br />
identifizierte beziehungsweise identifizierbare<br />
Person beziehen. Es könnte sein, dass verschiedene<br />
Informationen, wie beispielsweise<br />
Fahrzeugserviceinformationen, die oberflächlich<br />
betrachtet keine personenbezogenen Daten darzustellen<br />
scheinen, einer Person zugeordnet werden<br />
können oder mit ihr verknüpft werden können,<br />
wie zum Beispiel eine FIN (eine Fahrzeugidentifikationsnummer).<br />
Das hat zur Folge, dass<br />
Hersteller vernetzter Fahrzeuge als Datenverantwortliche<br />
dazu verpflichtet sein könnten,<br />
diese Daten auf Antrag auf Auskunftserteilung<br />
hin preiszugeben, was zeitaufwendig sein kann.<br />
Dafür gibt es eine Lösung namens „Tokenisierung“,<br />
bei der Daten unwiderruflich anonymisiert<br />
werden. Der Europäische Datenschutzausschuss<br />
veröffentlichte kürzlich einen zweckmäßigen<br />
Entwurf für Leitlinien zur Verarbeitung personenbezogener<br />
Daten im Zusammenhang mit vernetzten<br />
Fahrzeugen und Mobilitätsanwendungen.<br />
Datenschutzerklärung – Die Hersteller vernetzter<br />
Fahrzeuge sollten zukünftig sicherstellen, dass<br />
die Datenschutzerklärung umfassend und eindeutig<br />
genug formuliert ist, sodass die betroffene<br />
Person nachvollziehen kann, dass seine oder ihre<br />
Daten Gegenstand einer Big-Data-Analyse sein<br />
könnten.<br />
Datenminimierung – Für die Hersteller vernetzter<br />
Fahrzeuge ist es wichtig, dieses Prinzip zu berücksichtigen,<br />
nämlich dass die Verarbeitung<br />
personenbezogener Daten auf ein Minimum beschränkt<br />
werden sollte und dass personenbezogene<br />
Daten nicht länger als nötig gespeichert<br />
werden sollten.<br />
Datentransfer – Es gibt Beschränkungen für die<br />
Übermittlung personenbezogener Daten aus dem<br />
Europäischen Wirtschaftsraum. Die Hersteller<br />
vernetzter Fahrzeuge müssen ein Compliance-Programm<br />
einrichten, das sicherstellt, dass<br />
die Übermittlung personenbezogener Daten zwischen<br />
juristischen Personen rechtmäßig ist. Es<br />
ist ebenfalls notwendig, dass strategische Entscheidungen<br />
bezüglich der Speicherung und Verarbeitung<br />
von aus Fahrzeugen erhobenen Daten<br />
getroffen werden.<br />
Privacy-by-Design-Lösungen – Die Hersteller<br />
vernetzter Fahrzeuge können diese Lösungen, die<br />
Datenschutzanforderungen bei der Entwicklung<br />
neuer Systeme berücksichtigen, nutzen. So können<br />
sie die aus Fahrzeugen erhobenen Daten für<br />
neue Zwecke verwenden.<br />
Bereitgestellt von: Lawrence Freeman,<br />
Dr. Ximeng Wang, Bird & Bird LLP<br />
Den gesamten Beitrag<br />
finden Sie hier >><br />
Aufenthaltsrecht – Hinweise für Arbeitgeber<br />
Hinweise für Arbeitgeber zur Fachkräfteeinwanderung und erste Bilanz des<br />
Fachkräfteeinwanderungsgesetzes vom 1. März 2020<br />
Die COVID-19-Pandemie beeinflusst immer noch<br />
die Einreisebestimmungen und das Aufenthaltsrecht<br />
in Deutschland. Um Unternehmen trotzdem<br />
die Möglichkeit zur Fachkräfteanwerbung zu<br />
geben und Unklarheiten zu beseitigen, hat das<br />
Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat<br />
(BMI) zahlreiche Anwendungshinweise und<br />
Verfahrensvereinfachungen in Form von Länderrundschreiben<br />
erlassen. Diese beantworten viele<br />
der derzeit dringendsten Fragen von Unternehmen<br />
hinsichtlich der Fachkräfteeinwanderung.<br />
Fragen – wie beispielsweise, was mit einem Auf-<br />
enthaltstitel passiert, der während des Auslandsaufenthalts<br />
abgelaufen ist; welche Auswirkungen<br />
das Kurzarbeitergeld auf den Bestand eines Aufenthaltstitels<br />
hat; was passiert, wenn der Ausländer<br />
die 6/12-monatige Einreisefrist nicht einhalten<br />
kann, weil es keine Flugverbindungen gibt<br />
– hat das BMI in ihren zahlreichen Länderschreiben<br />
bearbeitet und dabei den Ausländerbehörden<br />
vor dem Hintergrund der Pandemie den<br />
Ermessensspielraum zur Gewährung von großzügi<br />
gen Fristverlängerungen gegeben. Eine der<br />
wichtigsten Neuerungen ist nun das beschleunigte<br />
Verfahren, was besonders für Arbeitgeber<br />
und Drittstaatsbürger von großem Interesse ist.<br />
Mehr Informationen zu diesem Thema haben wir<br />
für Sie auf der CHKD-Homepage zusammengetragen.<br />
Bereitgestellt von: Brockhaus & Kollegen<br />
Rechtsanwaltsgesellschaft mbh<br />
Den gesamten Beitrag<br />
finden Sie hier >><br />
www.chk-de.org
31<br />
Venture Capital – Mobilität<br />
Gerade in Deutschland mit seiner großen Automobil-<br />
und Zulieferindustrie stehen Mobilitäts-<br />
Start-ups im Fokus von Wagniskapitalgebern.<br />
Zuletzt hatte das deutsche „Unicorn“ Lilium<br />
mit seiner Milliardenbewertung für Schlagzeilen<br />
gesorgt. Und auch wenn das Jahr 2020 für den<br />
Bereich Mobilitäts-Start-ups wegen der CO-<br />
VID-19-Pandemie schwierig war, wird der Sektor<br />
Mobilität weiterhin großes Interesse finden; egal,<br />
ob es sich hierbei nun um die Bereiche autonomes<br />
Fahren, Shared Services oder Elektromobilität<br />
und mobilitätsbezogene Dienstleistungen<br />
handelt, Deutschland verfügt in diesem Bereich<br />
über eine Vielzahl gut ausgebildeter Talente und<br />
über eine exzellente Infrastruktur.<br />
Die wichtigsten Transaktionsdokumente im Rahmen<br />
einer Finanzierungsrunde sind das Term<br />
Sheet, das Investment Agreement und das Shareholders’<br />
Agreement. Der potenzielle Investor<br />
sollte unbedingt bereits für die Verhandlung des<br />
Term Sheets und nicht erst für die Due-Dili-<br />
gence-Prüfung oder die Verhandlung der weiteren<br />
Transaktionsdokumente seine Rechtsanwälte<br />
einschalten. Denn das Term Sheet setzt die wichtigsten<br />
Eckdaten für das Investment fest, und im<br />
Investment Agreement und dem Shareholders’<br />
Agreement werden diese Eckdaten dann weitestgehend<br />
nur noch umgesetzt aber kaum mehr verhandelt.<br />
Gerade bei Investoren aus dem Nicht-EU-Ausland<br />
ist es wichtig, neben etwaigen kartellrechtlichen<br />
Anmeldepflichten, zu prüfen, ob es für das geplante<br />
Investment Anmeldepflichten nach dem<br />
Außenwirtschaftsgesetz (AWG) gibt. Das deutsche<br />
Investitionskontrollrecht wurde in den letzten<br />
Jahren immer weiter verschärft, sodass in<br />
vielen Fällen AWG-relevante Sachverhalte ohne<br />
professionelle Unterstützung leicht übersehen<br />
werden können. So kann unter Umständen bereits<br />
der Erwerb von Stimmrechtsanteilen in<br />
Höhe von 20 Prozent an einem Hersteller von<br />
autonomen Fahrzeugen meldepflichtig sein und<br />
einem Vollzugsverbot unterliegen. Es ist daher<br />
wichtig, insbesondere wenn es bereits erste Anhaltspunkte<br />
für einen AWG-relevanten Sachverhalt<br />
gibt, das geplante Investment durch Rechtsexperten<br />
unter investitionskontrollrechtlichen<br />
Gesichtspunkten prüfen zu lassen. Ist die Investition<br />
kartellanmeldepflichtig oder unterliegt<br />
sie einem AWG-rechtlichen Vollzugsverbot, sollte<br />
der Vollzug des Investments unbedingt unter<br />
der aufschiebenden Bedingung der Freigabe gestellt<br />
werden. Bei bestimmten AWG-Sachverhalten,<br />
wo keine Meldepflicht, aber ein Prüfrecht<br />
des Bundeswirtschaftsministeriums besteht,<br />
macht es gegebenenfalls Sinn, vor dem Vollzug<br />
einen Antrag auf Unbedenklichkeitsbe scheinigung<br />
zu stellen, um Rechtssicherheit zu erlangen<br />
und zum Schutz der Beteiligten auch insoweit<br />
eine aufschiebende Bedingung zu vereinbaren.<br />
Dr. Navid Anderson und ZHANG Ning,<br />
CMS Hasche SIgle mbB Frankfurt<br />
B2C Connectivity Rollout für chinesische E-Mobility OEMs in Europa<br />
Ein neuer Horizont mit großem Potenzial, aber erheblichen lokalen Herausforderungen<br />
Horizont mit großem Potenzial, aber erheblichen lokalen Herausforderungen<br />
Es ist keine Neuigkeit, dass der chinesische Markt<br />
für Elektrofahrzeuge beim Gesamtabsatz von<br />
BEV/PHEV dominiert. Dennoch hat die jährliche<br />
Steigerungsrate für PEV von 137 Prozent im Jahr<br />
2020 das Augenmerk auf den schnell wachsenden<br />
europäischen Markt gelenkt. Neben schnellem<br />
Wachstum mit wenig Wettbewerb und einer<br />
höheren Marge im Vergleich zu China steht Europa<br />
auch für höchste Qualitätsstandards. Im Jahr<br />
2019 konnte Europa den zweitgrößten Marktanteil<br />
im Connected-Car-Markt verzeichnen –<br />
Länder wie Deutschland sind weiterhin weltweit<br />
Symbol für Automobilkompetenz. Aufgrund dieser<br />
einzigartigen Faktoren haben sich chinesische<br />
OEMs entschieden, „gen Westen zu gehen“. Trotz<br />
Chinas Wettbewerbsvorteil bei der Produktion<br />
von Software-getriebenen Fahrzeugen gibt es<br />
signifikante Herausforderungen zu bewältigen,<br />
um erstklassige Fahrzeugkonnektivität in Europa<br />
anbieten zu können: Eine starke Marktsegmentierung<br />
mit länderspezifischen Compliance-Regulierungen<br />
(zum Beispiel bei erweiterter Vorratsdatenspeicherung<br />
und Videoident-Verfahren für<br />
Nutzer) und Steuergesetzen kann zu schwerwiegenden<br />
rechtlichen Problemen mit Schäden<br />
für das Markenimage führen und hohe ungeplante<br />
Kosten für chinesische OEMs verursachen.<br />
Das EU-Datenschutzgesetz (DSGVO) mit individuellen<br />
Auslegungen auf Länderebene ist das<br />
weltweit strengste Regelwerk, weshalb OEMs vor<br />
der Einführung von Konnektivitätsdiensten in die<br />
Prüfung der rechtlich-/regulatorischen Anforderungen<br />
investieren müssen, um unwiderruflichen<br />
Schaden abzuwenden. OEMs benötigen außerdem<br />
Zugang zu der stark fragmentierten<br />
MNO-Landschaft (Mobile Network Operator), um<br />
sich mit den diversen Konnektivitätspartnern und<br />
deren speziellen Roaming-Bedingungen abzustimmen,<br />
ein hohes Risiko für zeitliche Verzögerungen<br />
in der Planung.<br />
DING Ran, mm1 Consulting & Management<br />
Interesse an mehr Insights?<br />
Nehmen Sie an der Expertenrunde am 15.<br />
Oktober teil – Die Chinesische Handelskammer<br />
in Deutschland (CHKD) und mm1<br />
Consulting & Management stellen Erfahrungen<br />
aus der Branchenpraxis vor. Infos<br />
dazu finden Sie auf Seite 33.<br />
www.chk-de.org
32 Services<br />
Im vergangenen Jahr fand der China Day erstmals digital statt und war ein voller Erfolg. Auch in diesem Jahr wird der China Day am<br />
15. September online hochranginge Vertreter aus Politik und Wirtschaft beider Länder zusammenbringen. Unter dem Titel „Krise als Chance?<br />
Zur Zukunft der chinesisch-deutschen Wirtschaftszusammenarbeit“ diskutieren sie, wie genau es derzeit um das Geschäfts- und<br />
Investitionsklima in China und Deutschland bestellt ist und welche Maßnahmen und Strategien seitens der Politik und Wirtschaft für<br />
eine gute Zusammenarbeit auf Augenhöhe nötig sind.<br />
Krise als Chance?<br />
Zur Zukunft der chinesisch-deutschen<br />
Wirtschaftszusammenarbeit<br />
Online-Event Mittwoch, 15. September 20<strong>21</strong>, 9.00 – 12.00 Uhr<br />
»Auch wenn aktuell eine leichte und mit Vorsicht zu genießende<br />
Entspannung auf den Märkten beobachtet werden kann, ist auch<br />
das Jahr 20<strong>21</strong> maßgeblich in vielen Berei chen von Corona geprägt.<br />
Im Rahmen des China Day 20<strong>21</strong> digital beleuchten wir die bisherigen<br />
Auswirkungen der Krise auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen<br />
China und Deutschland. Doch vor allem wollen wir diesen Moment<br />
nutzen für einen Aus tausch und Dialog darüber, wie wir die Krise als<br />
Chance für eine Stärkung der wei teren Zusammenarbeit nutzen können.«<br />
DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer, CHKD<br />
Melden Sie sich jetzt an!<br />
QR-Code scannen<br />
www.chk-de.org/de/events<br />
Veranstalter<br />
in Kooperation mit<br />
www.chk-de.org
33<br />
Programm China Day 20<strong>21</strong><br />
► Grußworte & Impulsvorträge u. a. mit<br />
- ZHENG Donglin, Präsident<br />
Die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland e. V. (CHKD)<br />
- Dr. Andreas Nicolin, Leiter der Unterabteilung<br />
Außenwirtschaftsförderung, Beauftragter<br />
für Asien, Australien, Neuseeland, Bundesministerium<br />
für Wirtschaft und Energie<br />
(BMWi)<br />
SEPTEMBER<br />
Veranstaltungskalender<br />
>> Termine<br />
8. September<br />
9. September<br />
15. September<br />
23. September<br />
20<strong>21</strong> Yes Auto New Energy Conference<br />
„Smart e-cars – the start of a new era“<br />
Investitionen in deutsche Start-ups und<br />
Investitionskontrolle<br />
China Day 20<strong>21</strong><br />
CHKD Akademie: Communication – Conflict<br />
Management in Germany<br />
► Eröffnungsgespräch: Status quo und<br />
Perspektiven der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen<br />
- DUAN Wei, Hauptgeschäftsführer<br />
Die Chinesische Handelskammer in<br />
Deutschland e. V. (CHKD)<br />
- Wolfgang Niedermark, Mitglied der<br />
Hauptgeschäftsführung Bundesverband der<br />
Deutschen Industrie e. V. (BDI)<br />
- Dr. Volker Treier, Mitglied der Hauptgeschäftsführung<br />
Deutscher Industrie- und Handelskammertag<br />
e. V. (DIHK)<br />
Moderation: Dr. Sabine Stricker-Kellerer,<br />
SSK Asia<br />
► Panel I: Der Weg zur CO 2<br />
-neutralen<br />
Wirtschaft in China und Deutschland –<br />
Chancen und Herausforderungen<br />
OKTOBER<br />
NOVEMBER<br />
7. Oktober<br />
15. Oktober<br />
26. Oktober<br />
28. Oktober<br />
11. November<br />
TBD<br />
Arbeitsrecht und Digitalisierung<br />
Setting up Europe localized B2C Connectivity<br />
Service for Automotive Companies<br />
Independent Business Review (IBR) als<br />
Basis für unternehmerische Neuausrichtung<br />
und Restrukturierung<br />
CHKD Akademie: Communication & presentation<br />
skills – what German customers expect<br />
Distressed M&A<br />
Wie können chinesische Investoren die Finanzrisiken<br />
der deutschen Tochtergesellschaften früh<br />
erkennen und managen?<br />
► Panel II: Digitalisierung als Motor<br />
für die Zukunft der chinesischdeutschen<br />
Wirtschaftszusammenarbeit?<br />
Perspektiven und Trends<br />
Sie haben Interesse an unseren Veranstaltungen?<br />
Gern halten wir Sie über unsere Infokanäle auf dem Laufenden.<br />
Homepage & Newsletter<br />
Social Media<br />
- Mit Vertretern aus chinesischen und<br />
deutschen Unternehmen<br />
Alle Infos zu Ablauf und Programm finden<br />
Sie unter www.chk-de.org/de/events/<br />
china-day-20<strong>21</strong>-digital<br />
www.chk-de.org WeChat-Kanal Linkedin<br />
www.chk-de.org
34<br />
Community<br />
Almabtrieb und Alphorn<br />
Das ursprüngliche Bayern lebt und ist besonders<br />
außerhalb der Landeshauptstadt<br />
München zu Hause. Doch Vorsicht:<br />
Bayern ist ein Vielvölkerland, und Franken<br />
oder Allgäuer lassen sich meist ungern als Bayern<br />
bezeichnen. So verschieden wie die Leute<br />
sind auch die regionalen Bräuche und Feste. Auf<br />
dem Land ist noch viel Ursprüngliches davon zu<br />
sehen und zu erleben. Im Allgäu finden im Sommer<br />
idyllische Märkte mit regionalen Spezialitäten<br />
oder Handwerkskunst statt. Brauereien<br />
laden zur Bierverkostung, und auf vielen kleinen<br />
Dorffesten spielen traditionelle, aber auch moderne<br />
Musikgruppen. Das riesige Alphorn erklingt<br />
nicht nur in den Bergen, sondern ist auch in klassischer<br />
Orchestermusik zu hören. Doch das leidige<br />
Corona – was und wo stattfindet, ist meist<br />
erst wenige Tage zuvor zu erfahren. Online und<br />
noch besser als Geheimtipp von einem Einheimischen<br />
kann man vor Ort eine unvergessliche<br />
Veranstaltung finden. Doch ein kleiner Ausflug<br />
in die Berge, eine kurze Wanderung durch<br />
die bayerische Bilderbuchlandschaft ist auch in<br />
den Corona-Zeiten von München aus unkompliziert<br />
und sicher möglich.<br />
gut gemästeten Rinder von der<br />
Sommerweide ins Tal. Viele Deandl,<br />
wie die schmucken Frauen dort<br />
genannt werden, haben dabei ihr<br />
Festtagsdirndl an, oft mit handgemachtem<br />
Zierrat. Die Burschen<br />
tragen ihre Lederhosen vom Säckler, dem handwerklichen<br />
Lederhosenmacher. Die Allgäuer<br />
Tracht würde beim Münchner Oktoberfest angesichts<br />
der dort vorherrschenden industriellen<br />
Landhausmode, die manch gestandener Bayer<br />
nie freiwillig anziehen würde, eher auffallen. Und<br />
umgekehrt würde der auswärtige Besucher mit<br />
solch einer Oktoberfestkleidung in einem Allgäuer<br />
Bierzelt schnell als fremder Tourist ausgemacht.<br />
Und ein Volksfest in Franken als<br />
Oktoberfest zu bezeichnen, hat dort in manchem<br />
Bierzelt schon zu handgreiflichen Raufereien<br />
geführt. Die meisten regionalen Feste haben ihre<br />
eigene Geschichte, ihre Eigenheiten. Aber die<br />
Süddeutschen sind herzhaft, und auch Besucher<br />
aus Asien sind gern gesehen und gehören schnell<br />
zur fröhlichen Runde – solange sie nicht aus<br />
Preußen kommen, so feixt der Volksmund.<br />
musik gefeiert. Und auch an vielen anderen<br />
Orten und nicht nur im Allgäu finden ab dem<br />
Spätsommer Volksfeste, Trachtenumzüge und<br />
Bierzeltfeste statt. Wie dies im nun zweiten<br />
Corona-Jahr verläuft, sollte man kurz vor der<br />
jeweiligen Veranstaltung im Internet recherchieren.<br />
Großveranstaltungen dürften zwar dieses<br />
Jahr rar sein, doch gibt es deswegen viele kleine,<br />
feine Veranstaltungen mit familiärer Atmosphäre.<br />
Wer da feucht-fröhlich mitfeiern möchte, sei<br />
beispielsweise auf das günstige Bayern-Ticket<br />
der Bahn verwiesen, wenn er nicht eine Übernachtung<br />
vor Ort in einer der vielen Landpensionen<br />
buchen möchten. Denn Bier gibt’s oft<br />
nur in der Maß, den großen bayerischen Literkrügen.<br />
Abb.: weltreisejournal.de Abb.: Amberger<br />
Der Alpsommer endet früh, und mit dem Viehscheid<br />
treiben die Sennerinnen und Senner die<br />
So Corona dies zulässt, wird der Viehscheid im<br />
Tal im Bierzelt bei bayerischem Bier und Blas-<br />
Weitere Informationen:<br />
www.oberallgaeu.info<br />
www.chk-de.org
35<br />
Grosse Museen und Kleinkunst<br />
Abb.: deutsches-museum<br />
Dieses Jahr findet in München wegen Corona<br />
kein Oktoberfest statt. Doch München<br />
und Umgebung haben für Besucher<br />
sehr viel zu bieten. Bayerische Kultur gibt es auch<br />
während der IAA genügend. In Oberstdorf finden<br />
beispielsweise vom 3. bis 5. September die<br />
Kleinkunsttage statt, und viele Gemeinden in der<br />
Region veranstalten ebenfalls kleine aber feine<br />
Kulturtage.<br />
Unangefochtene Kulturhauptstadt ist jedoch<br />
München. Neben der lokalen Note zeichnet sich<br />
die bayerische Landeshauptstadt durch Internationalität<br />
und Weltoffenheit aus. Der Platz in<br />
diesem Bericht reicht bei Weiten nicht, um all<br />
die verschiedenen Museen, Theater, Kulturzentren<br />
oder Sehenswürdigkeiten zu nennen. Bei<br />
unserem Themenschwerpunkt Verkehr sollte jedoch<br />
auf jeden Fall das Deutsche Museum mit<br />
seiner einmaligen Sammlung historischer Fahrzeuge<br />
erwähnt werden. Das Verkehrszentrum des<br />
Museums wirbt mit der Einladung „Einsteigen<br />
bitte“. Da gibt es einiges zu entdecken, wie den<br />
wahrscheinlich ersten Elektrowagen der Welt von<br />
1888. Der Wagen mit Elektroantrieb von Andreas<br />
Flocken sieht jedoch zunächst in der Autohalle<br />
aus wie falsch geparkt, da er die Form einer Kutsche<br />
hat. Noch älter ist das Elektrodreirad der<br />
englischen Professoren William Edward Ayrton<br />
und John Perry von 1881.<br />
Noch weiter gehen in dem Museum die Exponate<br />
zu China zurück. Zu den Schätzen gehört das<br />
Buch „China monumentis illustrata“ von Athanasius<br />
Kirchner. Das Werk zeigt mit vielen Illustrationen,<br />
dass die gegenseitige wissenschaftliche<br />
Beeinflussung bereits vor Jahrhunderten<br />
allen Beteiligten nutzte. Eine ganze Reihe neuer<br />
Ausstellungen des Deutschen Museums beschreibt<br />
jedoch auch die Modernisierung: Raumfahrt,<br />
Robotik oder Elektronik. Bis Ende September<br />
finden zudem im Rahmen des Science Summer<br />
Vorführungen, Aktionen und Science Shows<br />
täglich bei gutem Wetter ab 12 Uhr im Museumshof<br />
statt. Dies kann alles sicherlich nicht in einem<br />
Tag bewältigt werden, und so ist etwas Vorbereitung<br />
ratsam. Über die Internetseite gibt es<br />
umfassende Informationen oder virtuelle Rundgänge.<br />
Bei gutem Wetter bieten sich auch Rundgänge<br />
durch München an, das durch die Bauten der<br />
bayerischen Könige architektonisch sehr südeuropäisch<br />
wirkt. Das antike Griechenland und<br />
Italien standen Pate. Eng waren auch die Beziehungen<br />
zu Frankreich. Täglich um 11, 12 und<br />
um 17 Uhr lassen 32 Figuren in dem beliebten<br />
Glockenspiel am Marienplatz die Hochzeit von<br />
Herzog Wilhelm V. mit Renate von Lothringen<br />
vom Februar 1568 aufleben. Als Franzosenviertel<br />
von München gilt Haidhausen. Aber auch China<br />
ist mit dem berühmten Chinesischen Turm im<br />
Englischen Garten ein Teil bayerischer Architektur,<br />
und der Pagodenturm ist ein bekanntes<br />
Wahrzeichen von München. Aus vielen Kulturen<br />
schöpfen und daraus ein eigenes unverwechselbares<br />
Stadtbild zu formen, das zeichnet die Münchener<br />
Architektur aus, was auch in den markanten<br />
neueren Großbauten zu erkennen ist. Diese<br />
Weltoffenheit dürfte ein Grund sein, wenn auch<br />
nicht der einzige, weshalb viele Hightech-Unternehmen<br />
aus China gern ihre Europaniederlassung<br />
im Großraum München gründen.<br />
Weitere Informationen:<br />
www.deutsches-museum.de<br />
Abb.: wikimedia.org<br />
www.chk-de.org
36 Community<br />
BUNT, WEIBLICH UND INKLUSIV<br />
Der Helga Cup hat sich aus dem Stand zur weltweit größten Frauenregatta<br />
entwickelt – 20<strong>21</strong> geht er nun schon in die vierte Runde<br />
Segeln gehörte in Deutschland lange zu den<br />
klassischen Männerdomänen. Während in<br />
Frankreich oder auch England segelnde<br />
Frauen selbstverständlich ins Bild gehörten, fand<br />
man auf deutschen Regattabahnen Frauen selten<br />
an Bord und schon gar nicht am Steuer. Mit dem<br />
Helga Cup schafften Sven Jürgensen und der<br />
Norddeutsche Regatta Verein vor nunmehr vier<br />
Jahren einen neuen Rahmen: Der Helga Cup<br />
wurde als reine Frauenregatta aus der Taufe<br />
gehoben und explodierte aus dem Stand zur<br />
weltweit größten Veranstaltung dieser Art. Unter<br />
dem Motto „Bunt, weiblich und inklusiv“ hat sich<br />
der Cup seither als der Treff der Frauensegelszene<br />
etabliert und zählt zu den Top-Ten-Veranstaltungen<br />
der Active City Hamburg.<br />
Nach der Pandemieausgabe 2020 geht die Regatta<br />
im Herbst 20<strong>21</strong> in ihre mittlerweile vierte<br />
Runde. Vom 30. September bis 3. Oktober heißt<br />
es in Hamburg beim Norddeutschen Regatta<br />
Verein unter der Schirmherrschaft von Bahnrad-Olympiasiegerin<br />
Kristina Vogel: auf die<br />
Plätze – fertig – los! Welches ist bundesweit und<br />
international das schnellste Frauenteam?<br />
Seit Anbeginn fasziniert der Helga Cup die weibliche<br />
Segelszene und begeistert seither immer<br />
mehr Frauen. 2020 fand der Cup trotz Corona<br />
als eines der wenigen Top-Ten-Events der Stadt<br />
Hamburg statt und blieb auch als „Corona-Edition“<br />
was er ist: eine faszinierende reine Frauensegelregatta,<br />
der es gelingt, Frauen aus allen Bereichen,<br />
unabhängig von der seglerischen Herkunft<br />
und Erfahrung, ins Boot und ans Steuer zu<br />
holen. Unter dem Motto „Bunt, divers und inklusiv“<br />
wurde beim Helga Cup 2020 erstmals in<br />
Deutschland auch auf einer Bahn inklusiv gesegelt.<br />
Damit setzte der Cup wieder Maßstäbe<br />
und sorgte auch hier aus dem Stand für ergreifende<br />
Begeisterung.<br />
Dem Cup gelang von Anfang an der Spagat zwischen<br />
sportlichem „auf Sieg Segeln“ einerseits<br />
und breitensportlichem Gute-Laune-Segelevent<br />
andererseits. Und so geht es beim Helga Cup um<br />
mehr als nur um die Regatta: Kombiniert mit den<br />
verschiedensten Aktionen, die vor und nach dem<br />
Cup stattfinden, mit bundesweiten Trainingsangeboten<br />
und Regattaworkshops ist der Helga Cup<br />
eine Initiative, die die Frauen das ganze Jahr begleitet<br />
und an deren Ende ein buntes Segelfest<br />
mit besonders viel guter Laune, extrem positiver<br />
Stimmung und einem ganz speziellen sympathischen<br />
Groove steht. Unter dem Motto #think-<br />
Helga schafft es der Cup, segelnde Frauen sichtbar<br />
zu machen, mitsegelnden Frauen Mut zu<br />
machen, selbst aktiv zu werden, und nicht segelnde<br />
Frauen fürs Segeln zu begeistern.<br />
Alle Informationen zum Helga<br />
Cup 20<strong>21</strong> gibt es unter:<br />
www.helgacup.de<br />
Abb.: www.helgacup.de<br />
www.chk-de.org
Interkulturelles Onboarding:<br />
Welcome to TK<br />
Um Arbeitgeber beim Onboarding interkultureller Mitarbeiter zu unterstützen, bietet die Techniker Krankenkasse<br />
(TK) – offizieller Gesundheitspartner der Chinesischen Handelskammer in Deutschland (CHKD) – jede<br />
Menge Informationen und Services auf Englisch an.<br />
Wenn Unternehmen Fachkräfte aus dem Ausland<br />
einstellen, müssen sie sich auch um das<br />
Onboarding der neuen Mitarbeiter kümmern.<br />
Dazu gehören alle möglichen Fragen rund um<br />
das Leben im neuen Land. Die Techniker unterstützt<br />
Arbeitgeber dabei: mit der Seite „Welcome<br />
to TK“, englischen Infos rund um das<br />
Sozialversicherungssystem in Deutschland,<br />
einer englischsprachigen Hotline, einer Arztsuche<br />
auf Englisch und vielen weiteren Services.<br />
Welcome to TK – Informationen rund um das Sozialversicherungssystem<br />
Im englischen Internetauftritt der TK finden Impats die wichtigsten Fragen und<br />
Antworten rund um die Themen Versicherung, Arbeitsunfähigkeit, Arztbesuche<br />
oder die Versichertenkarte.<br />
Erfahrungsberichte von anderen Impats<br />
Unter „I’m TK“ finden neue Kollegen aus dem Ausland Erfahrungsberichte von<br />
Landsleuten, die ihre Eindrücke vermitteln und von den wichtigsten Unterschieden<br />
zwischen den Sozialsystemen der Länder erzählen. Die Videos sollen dabei helfen,<br />
das hiesige Gesundheitssystem zu verstehen und sich darin zurechtzufinden.<br />
Fremdsprachige Ärzte finden<br />
Welcher Arzt hat seine Praxis in der Nähe und spricht die Muttersprache Ihres<br />
Mitarbeiters? Der englische TK-DoctorGuide erleichtert die Suche.<br />
Jetzt zur Techniker<br />
Krankenkasse<br />
wechseln!<br />
Mit der TK auf Englisch chatten<br />
Wichtige Fragen direkt und auf Englisch loswerden – das ist entweder per<br />
Livechat möglich oder über das Online-Kontaktformular. Beides finden Sie in<br />
der Kontaktübersicht.<br />
Telefonische Hotline auf Englisch<br />
Wer seine Fragen lieber direkt am Telefon loswird, kann das natürlich auch tun:<br />
Unter +49 40 - 46 06 62 53 00 stehen rund um die Uhr TK-Mitarbeiter auf Englisch<br />
zur Verfügung.<br />
Scannen Sie den QR-Code, und<br />
informieren Sie sich über die Vorteile<br />
einer TK-Mitgliedschaft.<br />
Mehr unter www.tk.de<br />
Für Unternehmen: Vielfalt gewinnt – Guide zur Willkommenskultur<br />
Der Guide zur Willkommenskultur ist eine Online-Anwendung für Personalverantwortliche.<br />
Er bietet ihnen hochwertige Tools, Methoden und Informationen<br />
zu typischen Herausforderungen in Bezug auf die kulturelle Diversität im Unternehmen.
38 Community<br />
Ein Tag im Leben von<br />
CAI Zhengxin, Preh GmbH<br />
Jeden Tag fährt CAI Zhengxin, 49, von Würzburg nach Bad Neustadt an der Saale. Morgens 75 Kilometer hin, abends 75 Kilometer zurück. Rund<br />
40 Minuten braucht er für die Strecke. In Würzburg wohnt er mit seiner Familie, in Bad Neustadt arbeitet er. Es ist ein seltener Job, den Cai hat:<br />
Er ist CEO einer „typisch deutschen Firma“ (O-Ton Cai), die allerdings in chinesischem Besitz ist. Die Rede ist von der Preh GmbH, einem traditionsreichen<br />
Autozulieferer, der inzwischen vor allem in der Fahrzeugelektronik stark ist. Mitte 2011 wurde das Unternehmen von dem chinesischen<br />
Konzern Joyson in Ningbo zu 74,9 Prozent übernommen, Ende 2012 dann ganz.<br />
Seit März dieses Jahres ist Cai nun CEO bei<br />
Preh. Und das ist ungewöhnlich. Normalerweise<br />
besetzen chinesische Unternehmen<br />
nach der Übernahme den Posten des CFO, aber<br />
sehr selten den Chefposten. Warum das bei Preh<br />
anders ist, hat mit der Geschichte der Übernahme<br />
und des CAI Zhengxin zu tun. Als Jeff Wang, der<br />
Gründer von Joyson, im Rahmen seiner Globalisierungsstrategie<br />
2009 Preh als mögliches Übernahmeziel<br />
ins Visier nahm, suchte er einen Manager,<br />
der diesen Deal übernehmen konnte. Er<br />
fand ihn in CAI Zhengxin. Der Mechatronik-Ingenieur<br />
hatte schon mal bei Joyson gearbeitet<br />
und bereits Erfahrung in der Zulieferindustrie<br />
gesammelt, unter anderem arbeitete er<br />
für den US-Multi TRW.<br />
Nachdem Cai den Übernahmeprozess gut gemanagt<br />
hat, schickte ihn Wang Mitte 2011 als<br />
einen der Geschäftsführer nach Neustadt. Damals<br />
war die Stimmung nicht gerade China-freundlich.<br />
„Die kommen, kaufen unsere Technologie, transferieren<br />
sie nach China, und nach drei, vier<br />
Jahren ist die Firma tot – das war damals die<br />
Vorstellung“, sagt Cai. Das sei aber kompletter<br />
Unsinn gewesen. „Wir waren gekommen, um zu<br />
bleiben, um Preh noch stärker und wettbewerbsfähiger<br />
zu machen.“<br />
Diese guten Absichten zu vermitteln, kostete Cai<br />
und seine Mitstreiter viel Überzeugungsarbeit,<br />
die sich aber gelohnt hat. „Wir machten vor zehn<br />
Jahren eine gute Kommunikation vor und wäh-<br />
www.chk-de.org
39<br />
rend der Übernahme“, sagt Cai. Mit fünf Gruppen<br />
traten die chinesischen Aufkäufer in einen Dialog:<br />
mit dem Management, den Kunden, den Mitarbeitern,<br />
den Gewerkschaften und den lokalen<br />
wie regionalen Behörden. „Wir haben viel Zeit<br />
investiert, all diesen Personen unsere Strategie<br />
zu erklären.“<br />
Wenn du in Rom bist, verhalte dich wie<br />
die Römer<br />
Cai erinnert sich schmunzelnd an die ersten Gespräche<br />
mit dem Betriebsrat. Der Einstieg von<br />
Chinesen sei eine gute und eine schlechte Nachricht,<br />
wurde ihm damals von den Arbeitnehmervertretern<br />
mitgeteilt. Gut, weil China ja ein sozialistisches<br />
Land sei und deshalb sicher keine so<br />
kapitalistischen Methoden anwenden werde wie<br />
amerikanische Käufer. Schlecht aber, weil im<br />
boomenden China eine Überstundenkultur und<br />
eine andere Prioritätenskala herrsche: erst die<br />
Arbeit, dann die Familie. Cai beschwichtigte damals:<br />
Man habe nicht die Absicht, die chinesischen<br />
Verhältnisse auf die deutschen zu übertragen.<br />
Es gelte der Spruch: „Wenn du in Rom<br />
bist, verhalte dich wie die Römer.“ Getreu diesem<br />
Motto wurde auch nur ein chinesischer Manager<br />
installiert – eben Cai. Und Cai wie Wang stellten<br />
klar: Wir sind keine Finanzinvestoren, sondern<br />
strategische Käufer.<br />
Ganz problemfrei war das Verhältnis zwischen<br />
dem chinesischen Besitzer und dem deutschen<br />
Management freilich nicht. Als drei Jahre nach<br />
der Übernahme Joyson-Gründer Jeff Wang verkündete,<br />
dass er ein Umsatzziel von einer Milliarde<br />
Euro anstrebe, musste das Management<br />
erst mal schlucken. Damals machte das Unternehmen<br />
gerade mal 300 Millionen Euro Umsatz.<br />
„Wir hatten lange Diskussionen über diese Ziele“,<br />
sagt Cai, „aber am Ende hatten wir das Management<br />
überzeugt.“<br />
lionen Euro ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />
am Firmensitz sowie eine neue<br />
Business Unit E-Mobility.<br />
Zehn Jahre hat Cai diesen erfolgreichen Weg von<br />
Preh als COO (Chief Operating Officer) begleitet.<br />
Da war es fast naheliegend, dass, nachdem im<br />
Frühjahr 20<strong>21</strong> der bisherige Chef Stephan Weng<br />
ging, die Wahl auf ihn als Nachfolger fiel. Cai<br />
sagt: „Ich kann mit Herausforderungen umgehen,<br />
ich kenne das Unternehmen und seine Beschäftigten<br />
gut.“ Und er hat einen guten Draht ins<br />
Headquarter nach Ningbo. In Vor-Corona-Zeiten<br />
war er alle zwei Monate dort. Derzeit beschränkt<br />
sich seine Reisetätigkeit – beruflich wie privat<br />
– auf Europa. Er geht im Sommer gern zum Berg-<br />
»Wir waren<br />
gekommen, um<br />
zu bleiben, um<br />
Preh noch stärker<br />
und wettbewerbsfähiger<br />
zu machen.«<br />
steigen in die Alpen. Überhaupt ist er ein großer<br />
Fan von Outdoor-Sport. Golfen, Radfahren,<br />
Schwimmen und vor allem Motorradfahren sind<br />
seine sportlichen Hobbys. Für all dies sei Würzburg<br />
und Umgebung ein idealer Platz, sagt er.<br />
Weniger ideal ist die Stadt allerdings für chinesisches<br />
Essen. Er hat dort kein China-Restaurant<br />
gefunden, das seinen Ansprüchen entspricht.<br />
Deshalb werden Zutaten im Asia-Supermarkt eingekauft<br />
oder online bestellt, und dann kocht<br />
seine Frau für die vierköpfige Familie zu Hause.<br />
Die deftige fränkische Kost ist eher nicht sein<br />
Ding, der fränkische Wein dagegen schon. „Ich<br />
liebe den etwas fruchtigen Weißwein aus dieser<br />
Gegend“, sagt er und fügt dann sehr höflich<br />
hinzu: „Er ist der beste der Welt.“<br />
Heute macht das Unternehmen 1,2 Milliarden<br />
Euro Umsatz. Die Mitarbeiterzahl stieg nach der<br />
chinesischen Übernahme von 2500 auf 7500.<br />
„Das ist eine absolute Erfolgsstory“, sagt Cai und<br />
nennt als einen der wichtigsten Gründe hierfür,<br />
dass sich das Unternehmen frühzeitig in Richtung<br />
Elektromobilität bewegte. Cai: „In dem Bereich<br />
haben wir viel investiert.“ Es entstand für 12 Mil-<br />
www.chk-de.org
40 Gastkommentar<br />
Klimaneutralität als Karte und Kompass für<br />
die Zukunft der Mobilität in Deutschland<br />
Die Zukunft der Mobilität in Europa und Deutschland ist klimaneutral! Mit dem „Fit for 55“-Paket hat die EU-Kommission im Juli einen Vorschlag<br />
vorgestellt, wie Europa die Klimaziele 2<strong>03</strong>0 erreichen kann, um spätestens 2050 klimaneutral zu sein. Im Zuge dessen hat auch die Bundesregierung<br />
noch einmal die Klimaziele bis 2<strong>03</strong>0 verschärft und gesetzlich verankert, bis 2045 klimaneutral zu sein. Die nächste Bundesregierung<br />
wird Deutschland nach der Wahl auf Kurs bringen.<br />
Für chinesische, wie für alle anderen Unternehmen<br />
auch, heißt das vor allem eins: Wer<br />
auf dem Mobilitätsmarkt in Deutschland<br />
langfristig erfolgreich sein will, muss seine<br />
Angebote am Ziel der Klimaneutralität messen<br />
lassen. Klimaneutralität als Karte und Kompass<br />
für Unternehmen in der Mobilität wird weltweit<br />
rasant an Bedeutung gewinnen. Denn wenn wir<br />
die Ziele des Pariser Klimavertrags erreichen und<br />
damit die katastrophalen Folgen des Klimawandels<br />
für die Menschheit weltweit beschränken<br />
wollen, brauchen wir drei Dinge: Tempo,<br />
Tempo und noch einmal Tempo! Damit beschleunigen<br />
wir nicht nur beim Klimaschutz, sondern<br />
auch beim Rennen um die Zukunftsmärkte. Gerade<br />
das Bekenntnis von Staatspräsident XI Jinping<br />
vom Herbst 2020, dass China vor 2<strong>03</strong>0 den<br />
Emissionsgipfel überschreiten und 2060<br />
CO 2<br />
-neutral sein will, setzt neue Maßstäbe weit<br />
über den 14. Fünfjahresplan in China und weit<br />
über China hinaus.<br />
Für den Pkw schlägt die EU-Kommission vor, ab<br />
2<strong>03</strong>5 in Europa keine Pkw nur mit Verbrennungsmotor<br />
mehr neu zuzulassen. Die Erkenntnis, das<br />
sei das einzig belastbare Szenario auf dem Weg<br />
zur Klimaneutralität, setzt sich auch in der Automobilbranche<br />
durch. Immer mehr Marken kündigen<br />
an, bis spätestens 2<strong>03</strong>5 den Verkauf von<br />
Fahrzeugen nur mit Verbrennungsmotor in der<br />
EU zu beenden: Opel (bis 2028), Fiat, Ford und<br />
Volvo (alle bis 2<strong>03</strong>0), Audi (etwa bis 2<strong>03</strong>3), VW<br />
(bis spätestens 2<strong>03</strong>5). Für die neuen Elektrofahrzeuge<br />
wird dann immer wichtiger, dass Lieferketten,<br />
Herstellung und Betrieb über den gesamten<br />
Lebensweg des Fahrzeugs höchsten Nachhaltigkeitsstandards<br />
genügen müssen.<br />
Christian Hochfeld ist seit Februar 2016<br />
Direktor von Agora Verkehrswende. Davor<br />
leitete er bei der Deutschen Gesellschaft<br />
für Internationale Zusammenarbeit (GIZ)<br />
das Programm für nachhaltigen Verkehr<br />
in China. Seit 2015 ist er Mitglied des<br />
Internationalen Beirats der chinesischen<br />
Plattform Elektromobilität (China EV100).<br />
Die Bundesregierung muss nach der Wahl im<br />
Herbst 20<strong>21</strong> alles daransetzen, um Deutschland<br />
zum Leitmarkt der klimaneutralen Mobilität zu<br />
entwickeln und damit den Klimaschutz als Chance<br />
zur Neuerfindung des Standorts für die (Auto-)<br />
Industrie zu nutzen. Dafür braucht es grundlegende<br />
Reformen, um den Umstieg auf Elektrofahrzeuge<br />
und den Aufbau der notwendigen<br />
Ladeinfrastruktur finanzieren und erleichtern zu<br />
können. Damit dies auch den gewünschten Beitrag<br />
für den Klimaschutz bringt, ist eine drastische<br />
Beschleunigung des Ausbaus der Stromerzeugung<br />
aus erneuerbaren Energien – haupt-<br />
sächlich aus Wind und Sonne – bis auf einen<br />
Anteil von etwa 70 Prozent bis zum Ende dieses<br />
Jahrzehnts erforderlich.<br />
Die Umstellung der Fahrzeugantriebe auf erneuerbare<br />
Energien, die Energiewende im Verkehr,<br />
wird aber allein nicht reichen. Es braucht<br />
auch die Mobilitätswende, die Verlagerung des<br />
Verkehrs, die Änderung unserer täglichen Routinen.<br />
Im Personenverkehr wird sich dafür die Verkehrsleistung<br />
im öffentlichen Verkehr bis 2<strong>03</strong>5<br />
verdoppeln. Auch der Fuß- und Radverkehr sowie<br />
neue Dienste wie geteilte und gepoolte Nutzung<br />
von Fahrzeugen nehmen deutlich zu. Darüber<br />
geht der Pkw-Anteil bis 2045 um 30 Prozent<br />
zurück. Im Güterverkehr wächst der Anteil des<br />
Schienengüterverkehrs bis 2<strong>03</strong>0 um etwa 45 Prozent,<br />
während der Straßengüterverkehr kaum<br />
wächst.<br />
In China entstehen bei der Mobilitäts- und<br />
Logistikwende schon heute eine Vielzahl von Innovationen.<br />
Denn der hohe Problemdruck gerade<br />
in den Mega-Citys – wie Luftverschmutzung und<br />
Staus – fordern und fördern schnelle Innovationen,<br />
von denen auch Europa und Deutschland<br />
profitieren können – vom Fahrradverleih bis zum<br />
Hochgeschwindigkeitszug und vom E-Scooter bis<br />
zum Elektrobus.<br />
Eines ist klar: Wir werden die Klimaziele gemeinsam<br />
erreichen - oder gar nicht! Von der Zusammenarbeit<br />
auf dem Weg zur klimaneutralen<br />
Mobilität können Politik und Unternehmen in<br />
China und Deutschland im fairen Wettbewerb<br />
voneinander lernen und profitieren – am besten<br />
sofort!<br />
Abb.: Agora Verkehrswende<br />
www.chk-de.org
Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V.<br />
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Die CHKD ist das größte Netzwerk chinesischer Unternehmen in<br />
Deutschland. Unser Ziel ist die Stärkung der wirtschaftlichen<br />
Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland. Mit unseren<br />
umfangreichen Services unterstützen wir unsere Mitglieder und<br />
Unternehmen vor und nach Eintritt in den deutschen Markt.<br />
CHKD— 德 国 中 国 商 会 国 际 会 议 中 心 7 层 , 弗 里 德 里 希 大 街 95 号 , 邮 编 10117, 柏 林<br />
CHKD-Die Chinesische Handelskammer in Deutschland e. V. I IHZ Hochhaus, 7. Etage I Friedrichstrasse 95 I 10117 Berlin<br />
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