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FRANZ LISZT - nca - new classical adventure

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der Neudeutschen Schule Richard Pohl und eine der<br />

großen Harfenistinnen der deutschen Romantik.<br />

Liszt führte im Dezennium seiner Tätigkeit nicht<br />

nur seine eigenen anspruchsvollen Neukom-<br />

positionen, sondern auch ein reiches Opern- und<br />

Konzertrepertoire, das von Wagners „Tannhäuser“,<br />

„Lohengrin“ und „Holländer“ über „Benvenuto<br />

Cellini“ von Berlioz bis zu den Sinfonien<br />

Beethovens reichte. Mit Liszts Abgang fand die<br />

Orchestertradition in Weimar ein plötzliches Ende.<br />

DER DIRIGENT<br />

10 11<br />

Liszt der Pianist war in seiner Qualität und<br />

Ausstrahlung unangreifbar, Liszt der „Apostel der<br />

Zukunftsmusik“ ein permanentes Angriffsziel,<br />

an Liszt als Dirigent entzündete sich jedoch<br />

die aggressivste Polemik: „Nicht allein, dass er<br />

überhaupt nicht den Takt (im einfachsten Sinne<br />

des Wortes in der einmal hergebrachten Wei-<br />

se, der sich bis jetzt die größten Meister ge-<br />

fügt) schlägt - er bringt durch seine barocke<br />

Lebhaftigkeit das Orchester in stete und oft sehr<br />

gefährliche Schwankungen. Er tut nichts auf<br />

seinem Direktionspulte, als den Direktionsstab<br />

abwechselnd in die rechte und linke Hand nehmen,<br />

zuweilen ganz niederlegen, dann abwechselnd mit<br />

der einen oder anderen Hand, oder auch mit beiden<br />

zugleich, in der Luft Signale geben, nachdem<br />

er vorher die Mitwirkenden ersucht, ,sich nicht<br />

allzu streng an den Takt zu halten’“ (Liszts eigene<br />

Worte in einer Probe). Liszts später als „Brief<br />

über das Dirigieren. Eine Abwehr“ veröffentlichte<br />

Replik endet im bekannten Diktum „Wir sind<br />

Steuermänner, keine Ruderknechte“.<br />

Die Idee des flexiblen, blühenden Tempo rubato<br />

war in seiner extremen Ausprägung ungewohnt<br />

und verstörend: „Denn an vielen Stellen arbeitet<br />

die grobe Aufrechterhaltung des Taktes und jedes<br />

einzelnen Taktteiles /1,2,3,4/1,2,3,4/ einem sinn-<br />

und verständnisvollen Ausdruck geradezu entgegen.<br />

Hier wie allerwärts tötet der Buchstabe den Geist<br />

– ein Todesurteil, das ich nie unterzeichnen werde,<br />

wie gehässig ich ausgesetzt sein mag...“.<br />

Liszt als Dirigent war ein penibler, genau arbeitender<br />

Musiker, wie wir einem zeitgenössischen Proben-<br />

bericht entnehmen „Es musste alles bis auf das<br />

minutiöseste zusammengehen, eher setzte er die<br />

Probe nicht fort, und es konnte geschehen, dass<br />

er eine Stelle, die ihm z.B. die Bläser nicht zu Dank<br />

gespielt hatten, eine halbe bis dreiviertel Stunden<br />

mit diesen allein probierte, bis der Zusammenklang<br />

tadellos herauskam.“<br />

Liszts Aufbauarbeit in Weimar, seine Gastspiele<br />

als Leiter von Musikfesten und als Dirigent von<br />

Massenkonzerten seiner Werke bezeugen einen<br />

Musiker, der auch als Dirigent richtungsweisende<br />

Akzente setzen konnte.<br />

Martin Haselböck<br />

„Instrumentaldichter und Farbendeuter“<br />

– Franz Liszt als Orchesterkomponist<br />

Liszts Orchesterwerke hatten lange unter dem<br />

Vorurteil zu leiden, sein Schöpfer sei als Pianist<br />

mit den Möglichkeiten des Orchesters und der<br />

Instrumentierung unzureichend vertraut gewesen,<br />

weshalb er die klangliche Realisierung seiner<br />

musikalischen Ideen anderen habe anvertrauen<br />

müssen. Neuere Forschungen haben jedoch gezeigt,<br />

dass der Anteil der Mitarbeiter August Conradi und<br />

Joachim Raff an den Instrumentierungen Liszts<br />

weitaus geringer ist, als man gemeinhin annahm.<br />

Übung im Komponieren für Orchester hatte sich<br />

Liszt bereits im Unterricht bei seinen Lehrern Salieri,<br />

Paër und Reicha erworben, in seiner späteren<br />

Zeit als Weimarer Hofkapellmeister half ihm vor<br />

allem seine Dirigiertätigkeit, die orchestralen<br />

Metierkenntnisse entscheidend zu vertiefen, wie<br />

er in einem Brief an Johann Christian Lobe 1856<br />

selbst bekannte: „Ich verdanke ihr [der Weimarer<br />

Hofkapelle] manche nicht unnütze Erfahrung durch<br />

die mehrfachen Proben, denen ich meine Partituren<br />

während der beiden letzten Jahre unterzogen habe.<br />

Ohne mit Sorgfältigkeit zu renommiren, kann ich<br />

wohl sagen, daß ich es nicht an Fleiß und Mühe<br />

habe fehlen lassen, um die Sachen so herzustellen,<br />

daß sie mir proportionirt in der Anlage und<br />

Instrumentation erscheinen. Die verschiedenen<br />

Änderungen, Um- und Ausarbeitungen, und<br />

hauptsächlich das Colorit, welches mir ein sehr<br />

gesteigertes Bedürfnis geworden ist, haben mich<br />

veranlaßt, […] 3 bis 4 verschiedene Versionen der<br />

Partitur auszuschreiben und zu probiren. Dank<br />

meiner hiesigen Stellung, konnte ich mir dieses<br />

deutsch

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