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FRANZ LISZT - nca - new classical adventure

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Auch in der anschließenden Liebesszene und<br />

im Läuterungsprozess des „Purgatorio“-Teils<br />

sowie dem Ausblick auf das Paradies verleiht<br />

Liszt vor allem durch eine überaus differenzierte<br />

Holzbläserbehandlung und geteilte Streicher<br />

plastischen Ausdruck und dramaturgische<br />

Überzeugungskraft.<br />

<strong>FRANZ</strong> <strong>LISZT</strong> (1811-1886)<br />

Klaus Aringer<br />

Eine Symphonie zu Dantes Divina Commedia für<br />

Frauenchor und Orchester<br />

Gipfel des Läuterungsberges übernimmt Beatrice,<br />

eine engelsgleiche, idealisierte Frauengestalt die<br />

Führung Dantes. Mit ihr durchschwebt Dante<br />

das Paradies („Paradiso“), wo er ganz zuletzt die<br />

Trinität und Gott selbst erahnen darf.<br />

In der „Divina Commedia“ findet sich der gesamte<br />

geistige Kosmos des ausgehenden Mittelalters<br />

abgebildet, Dantes Jenseits ist mit mythischen<br />

Figuren, mit Künstlern, Gelehrten und auch anderen<br />

historischen Gestalten aus dem zeitgenössischen<br />

Florenz bevölkert, die man heute nur noch aus<br />

Dantes Dichtung kennt.<br />

Formal ist die „Göttliche Komödie“ durch eine<br />

große harmonische Geschlossenheit charak-<br />

14 15<br />

Inferno<br />

Purgatorio – Magnificat<br />

Die epische Dichtung „La Divina Commedia“<br />

(„Die Göttliche Komödie“) des Florentiner<br />

Dichters und Philosophen Dante Alighieri (ca.<br />

1265-1321), entstanden um 1307 bis kurz<br />

vor dessen Tod, bildet nicht nur eines der<br />

bedeutendsten Literaturdenkmäler, das erste<br />

umfangreiche dichterische Werk in italienischer<br />

Sprache, sondern gilt bis heute als ein – wenn<br />

nicht sogar das – Hauptwerk der italienischen<br />

Literatur und gleichzeitig als eine der wichtigsten<br />

Hervorbringungen der gesamten Weltliteratur.<br />

In der „Göttlichen Komödie“ schildert Dante die<br />

Wanderung in eigener Person durch das Jenseits.<br />

Diese Reise wird notwendig, „weil ich den rechten<br />

Weg verloren hatte“: Sie dient also der Läuterung<br />

und ist, weil Dantes Ich-Figur als Lebendem der<br />

Zugang zur Welt der Toten gewährt wird, eine<br />

große Gnade. Mit dem römischen Dichter Vergil<br />

als Führer durchschreitet Dante zunächst die<br />

Hölle („Inferno“), angefangen vom Limbus, wo<br />

sich die unschuldig schuldig Gewordenen, die<br />

ungetauften Kinder, sowie die antiken Dichter<br />

und Denker aufhalten, bis zur innersten Hölle,<br />

wo Luzifer die drei Erzverräter Judas, Brutus und<br />

Cassius zwischen den Zähnen zermalmt. Dann<br />

gelangen Dante und Vergil in das zweite Reich des<br />

Jenseits, auf den Läuterungsberg („Purgatorio“).<br />

Hier befinden sich die Verstorbenen mit den<br />

größten Vergehen am Fuß des Berges; je höher die<br />

beiden Wanderer kommen, desto edler werden die<br />

Figuren, die sie am Wegesrand treffen. Auf dem<br />

terisiert: Nach einem einleitenden Gesang<br />

werden Hölle, Läuterungsberg und Paradies in je<br />

33 Gesängen („Canti“) durchwandert. Jedes der<br />

Reiche des Jenseits ist in neun Stufen gegliedert.<br />

Durchgängig bedient sich Dante der Strophenform<br />

der dreizeiligen Terzine, wobei er die elfsilbigen<br />

Zeilen über Vers- und Strophengrenzen hinweg<br />

mit Reimen verkettet.<br />

Franz Liszt war mit der „Göttlichen Komödie“ schon<br />

seit seinen Pariser Jahren vertraut. Während seiner<br />

Wanderjahre in Italien Ende der 1830er Jahre hatte<br />

er gemeinsam mit seiner Geliebten und Muse, Marie<br />

d’Agoult, die Gelegenheit zu einer intensiven Lektüre<br />

der Dichtungen Dantes und Petrarcas genutzt. Bald<br />

danach entstanden die ersten Skizzen zu einem<br />

Klavierwerk, der „Dante-Sonate“, die, obzwar erst<br />

1861 herausgegeben, 1849 praktisch in Letztfassung<br />

vorlag, aber schon 1847 hatte Liszt sich erste Ideen<br />

zu einer Symphonie zu Dantes Commedia notiert.<br />

Während der Weimarer Zeit, 1855, gleich nach<br />

Beendigung der „Faustsymphonie“ in Erstfassung,<br />

ging Liszt an die Komposition der Symphonie, die<br />

wohl bereits 1856 vollendet war. Die ursprüngliche<br />

Intention des Komponisten war es gewesen, Musik<br />

zu den Dante-Illustrationen von Bonaventura Genelli<br />

(dessen Bildfolgen waren 1840-46 entstanden) zu<br />

schreiben, die mittels des neu erfundenen Dioramas<br />

auf eine Leinwand projiziert werden sollten. Diese<br />

neuartige Idee wurde ebenso verworfen wie der<br />

Plan, für den Inferno-Teil der Symphonie eine<br />

Windmaschine zu konstruieren.<br />

Das Werk erlebte 1857 in Dresden eine desaströse<br />

– weil viel zu wenig geprobte – Aufführung, gewann<br />

jedoch allmählich Anerkennung.<br />

deutsch

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