03.12.2012 Views

FRANZ LISZT - nca - new classical adventure

FRANZ LISZT - nca - new classical adventure

FRANZ LISZT - nca - new classical adventure

SHOW MORE
SHOW LESS

Create successful ePaper yourself

Turn your PDF publications into a flip-book with our unique Google optimized e-Paper software.

ZUKUNFTSMUSIK - KLANGZAUBER<br />

Liszts Orchesterfarben schimmern in dunklen<br />

Samt- und Silbertönen, seine Orchesterwerke<br />

erklingen im Originalklang und in entsprechender<br />

Besetzungsgröße in durchhörbarer Klarheit<br />

und ausbalancierter Transparenz. Liszt sucht<br />

die Färbigkeit, er experimentiert mit neuen<br />

Spieltechniken und Klangkombinationen. Nicht<br />

nur seine weiterentwickelte Harmonik, auch seine<br />

Instrumentationskunst ist zukunftsfähig.<br />

Der mit erbitterter Polemik geführte Streit<br />

zwischen neudeutscher und klassischer Roman-<br />

tik, Liszts abrupter Rückzug aus der musikalischen<br />

8 9<br />

Öffentlichkeit, führten zu einer vom zeit-<br />

genössischen Feuilleton mit großem Impetus<br />

geführten Fehde, die Liszt jede Fähigkeit als<br />

Orchesterleiter, zeitweilig sogar die Urheberschaft<br />

an seinen eigenen Kompositionen, zumindest an<br />

seinen Orchestrationen absprechen wollten. Vieles<br />

in Liszts Orchesterkunst wurde erst in Wagners<br />

Musik rezipiert und von Richard Strauss vollendet,<br />

vieles kann erst heuer wieder aus großer zeitlicher<br />

Entfernung gewertet und neu empfunden werden.<br />

Meine Beschäftigung mit dem Orchesterwerk Liszts<br />

schließt an die jahrelange Erforschung und Edition<br />

seiner (52) Orgelwerke und an die Einspielung an<br />

den großen Instrumenten von Liszts Orgelbauer<br />

Ladegast an. Mich überrascht die Ähnlichkeit<br />

manch blockhaft gesetzten Orchesterklangs<br />

mit den dunklen Farben der romantischen<br />

Orgel, die orgelmäßige Orchestrationstechnik<br />

und die Möglichkeit, Orchesterfarben auf den<br />

Instrumenten des Liszt-Orchesters abzudunkeln,<br />

zu strukturieren und zu schärfen. Wir hoffen mit<br />

dieser ersten Einspielung auf Instrumenten der<br />

Zeit neues Interesse für den Komponisten Liszt<br />

zu wecken, der hier nicht am Klavier, sondern in<br />

seinen Orchesterfarben zaubert.<br />

DAS ORCHESTER<br />

Liszt übernahm in Weimar ein Orchester, das nach<br />

dem Tod J. N. Hummels Qualität eingebüßt hatte,<br />

das aber dennoch in Größe und Leistungsfähigkeit<br />

durchaus dem Standard eines größeren deutschen<br />

Theaters entsprach: bei Liszts Dienstantritt bestand<br />

die Hofkapelle laut „Staatshandbuch für das<br />

Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach“ aus<br />

8 Kammermusikern, 26 Hofmusikern, insgesamt<br />

34 Personen, 1851 zur Zeit der Uraufführung der<br />

Sinfonischen Dichtungen und des „Lohengrin“ war<br />

die Weimarer Hofkapelle folgendermaßen besetzt:<br />

5 erste Geigen, 6 zweite, 3 Bratschen, 4 Celli, 3<br />

Kontrabässe, je 2 Flöten, Oboen, Klarinetten und<br />

Fagotte, 4 Hörner, zwei Trompeten, 1 Posaune,<br />

1 Tuba, 1 Pauker, also 38 Musiker. Dieser Perso-<br />

nalstand entsprach auch den renommierten<br />

Ensembles in Leipzig, Meiningen, Dresden, für<br />

Musikfeste oder spezielle Großveranstaltungen<br />

wurden Orchester zusammengelegt oder<br />

zusätzliche Spieler engagiert.<br />

Konzertmeister war 1850 - 1852 der junge Joseph<br />

Joachim, 1852/53 Eduard Laub aus Prag, danach<br />

Eduard Singer aus Budapest. Unter den Musikern<br />

befanden sich hervorragende Solisten wie der in<br />

ganz Europa konzertierende Posaunist Moritz<br />

Nabich und der hervorragende Cellosolist Bernhard<br />

Cossmann, der Tubaspieler Friedrich Randeckart<br />

war hingegen vom örtlichen Armeekorps ins<br />

Hoforchester übernommen worden.<br />

Im Oktober 1851 forderte Liszt vom Hof<br />

„1. die Pensionierung von sieben<br />

Mitgliedern der Kapelle,<br />

2. die Ergänzung aller dieser Personen<br />

durch Avancement einzelner Mitglieder<br />

oder durch Herbeiziehung neuer;<br />

3. die Vermehrung der Kapelle um<br />

folgende Instrumente, bzw. Ernennung<br />

der dazu nötigen Personen: a) zweite Posaune,<br />

b) dritte Posaune, c) Baßklarinette, d) Becken,<br />

e) Triangel, f) große Trommel,<br />

g) erstes Klappenhorn, h) zweites Klappenhorn,<br />

i) Harfe, k) Orgel<br />

4. Anschaffung neuer Instrumente, und vor<br />

allem: a) ein paar Becken, b) ein Triangel,<br />

c) ein Schellenbaum,<br />

5. fester Akkord mit dem Stadtmusikus wegen<br />

Stellung von Hilfsmusikern, die nicht allein<br />

bei den Vorstellungen, sondern auch bei jeder<br />

Probe gegenwärtig sein müssten.“<br />

Unter den neuengagierten Musikern finden sich der<br />

Posaunist Eduard Grosse, der Liszt auch als Kopist<br />

treue Dienste leistete, und die virtuose Harfenistin<br />

Jeanne Rosalie Eyth-Pohl, Frau des Propagandisten<br />

deutsch

Hooray! Your file is uploaded and ready to be published.

Saved successfully!

Ooh no, something went wrong!