FRANZ LISZT - nca - new classical adventure
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ZUKUNFTSMUSIK - KLANGZAUBER<br />
Liszts Orchesterfarben schimmern in dunklen<br />
Samt- und Silbertönen, seine Orchesterwerke<br />
erklingen im Originalklang und in entsprechender<br />
Besetzungsgröße in durchhörbarer Klarheit<br />
und ausbalancierter Transparenz. Liszt sucht<br />
die Färbigkeit, er experimentiert mit neuen<br />
Spieltechniken und Klangkombinationen. Nicht<br />
nur seine weiterentwickelte Harmonik, auch seine<br />
Instrumentationskunst ist zukunftsfähig.<br />
Der mit erbitterter Polemik geführte Streit<br />
zwischen neudeutscher und klassischer Roman-<br />
tik, Liszts abrupter Rückzug aus der musikalischen<br />
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Öffentlichkeit, führten zu einer vom zeit-<br />
genössischen Feuilleton mit großem Impetus<br />
geführten Fehde, die Liszt jede Fähigkeit als<br />
Orchesterleiter, zeitweilig sogar die Urheberschaft<br />
an seinen eigenen Kompositionen, zumindest an<br />
seinen Orchestrationen absprechen wollten. Vieles<br />
in Liszts Orchesterkunst wurde erst in Wagners<br />
Musik rezipiert und von Richard Strauss vollendet,<br />
vieles kann erst heuer wieder aus großer zeitlicher<br />
Entfernung gewertet und neu empfunden werden.<br />
Meine Beschäftigung mit dem Orchesterwerk Liszts<br />
schließt an die jahrelange Erforschung und Edition<br />
seiner (52) Orgelwerke und an die Einspielung an<br />
den großen Instrumenten von Liszts Orgelbauer<br />
Ladegast an. Mich überrascht die Ähnlichkeit<br />
manch blockhaft gesetzten Orchesterklangs<br />
mit den dunklen Farben der romantischen<br />
Orgel, die orgelmäßige Orchestrationstechnik<br />
und die Möglichkeit, Orchesterfarben auf den<br />
Instrumenten des Liszt-Orchesters abzudunkeln,<br />
zu strukturieren und zu schärfen. Wir hoffen mit<br />
dieser ersten Einspielung auf Instrumenten der<br />
Zeit neues Interesse für den Komponisten Liszt<br />
zu wecken, der hier nicht am Klavier, sondern in<br />
seinen Orchesterfarben zaubert.<br />
DAS ORCHESTER<br />
Liszt übernahm in Weimar ein Orchester, das nach<br />
dem Tod J. N. Hummels Qualität eingebüßt hatte,<br />
das aber dennoch in Größe und Leistungsfähigkeit<br />
durchaus dem Standard eines größeren deutschen<br />
Theaters entsprach: bei Liszts Dienstantritt bestand<br />
die Hofkapelle laut „Staatshandbuch für das<br />
Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach“ aus<br />
8 Kammermusikern, 26 Hofmusikern, insgesamt<br />
34 Personen, 1851 zur Zeit der Uraufführung der<br />
Sinfonischen Dichtungen und des „Lohengrin“ war<br />
die Weimarer Hofkapelle folgendermaßen besetzt:<br />
5 erste Geigen, 6 zweite, 3 Bratschen, 4 Celli, 3<br />
Kontrabässe, je 2 Flöten, Oboen, Klarinetten und<br />
Fagotte, 4 Hörner, zwei Trompeten, 1 Posaune,<br />
1 Tuba, 1 Pauker, also 38 Musiker. Dieser Perso-<br />
nalstand entsprach auch den renommierten<br />
Ensembles in Leipzig, Meiningen, Dresden, für<br />
Musikfeste oder spezielle Großveranstaltungen<br />
wurden Orchester zusammengelegt oder<br />
zusätzliche Spieler engagiert.<br />
Konzertmeister war 1850 - 1852 der junge Joseph<br />
Joachim, 1852/53 Eduard Laub aus Prag, danach<br />
Eduard Singer aus Budapest. Unter den Musikern<br />
befanden sich hervorragende Solisten wie der in<br />
ganz Europa konzertierende Posaunist Moritz<br />
Nabich und der hervorragende Cellosolist Bernhard<br />
Cossmann, der Tubaspieler Friedrich Randeckart<br />
war hingegen vom örtlichen Armeekorps ins<br />
Hoforchester übernommen worden.<br />
Im Oktober 1851 forderte Liszt vom Hof<br />
„1. die Pensionierung von sieben<br />
Mitgliedern der Kapelle,<br />
2. die Ergänzung aller dieser Personen<br />
durch Avancement einzelner Mitglieder<br />
oder durch Herbeiziehung neuer;<br />
3. die Vermehrung der Kapelle um<br />
folgende Instrumente, bzw. Ernennung<br />
der dazu nötigen Personen: a) zweite Posaune,<br />
b) dritte Posaune, c) Baßklarinette, d) Becken,<br />
e) Triangel, f) große Trommel,<br />
g) erstes Klappenhorn, h) zweites Klappenhorn,<br />
i) Harfe, k) Orgel<br />
4. Anschaffung neuer Instrumente, und vor<br />
allem: a) ein paar Becken, b) ein Triangel,<br />
c) ein Schellenbaum,<br />
5. fester Akkord mit dem Stadtmusikus wegen<br />
Stellung von Hilfsmusikern, die nicht allein<br />
bei den Vorstellungen, sondern auch bei jeder<br />
Probe gegenwärtig sein müssten.“<br />
Unter den neuengagierten Musikern finden sich der<br />
Posaunist Eduard Grosse, der Liszt auch als Kopist<br />
treue Dienste leistete, und die virtuose Harfenistin<br />
Jeanne Rosalie Eyth-Pohl, Frau des Propagandisten<br />
deutsch