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Titelthema: Bartagamen

Panorama echten Kobras

Panorama echten Kobras und ihren Verwandten wie Bauchdrüsenottern und Kraits kann man mit viel Glück auf einer Runde durch den Park begegnen. Die Königskobra (Ophiophagus hannah) ist sicherlich eine der bekanntesten Schlangenarten überhaupt und wird von den meisten Menschen bewundert, aber auch gleichzeitig gefürchtet. Obwohl der Biss der längsten Giftschlange der Welt sogar einen Elefanten töten könnte, ist die Angst vor der Schlange eher unbegründet, da die Tiere extrem scheu sind und man sie nur außerordentlich selten zu Gesicht bekommt. Das längste bekanntgewordene Exemplar der Art wurde in Indien gefunden und war über 5,5 m lang, doch die meisten Tiere sind nicht länger als 3,5 m, wobei Männchen in der Regel länger und deutlich schwerer sind als Weibchen. Seit längerer Zeit ist bekannt, dass es sich bei der Königskobra offensichtlich um einen Komplex aus mehreren Arten handelt und die Population aus Borneo wohl nicht identisch mit der Population der Typuslokalität in Indien ist. Die Königskobra ist hauptsächlich tagaktiv und kriecht auf Nahrungssuche umher. Sie ernährt sich fast ausschließlich von Schlangen, wobei selbst andere Giftschlangen wie Grubenottern, Speikobras und Kraits, aber auch kleinere Artgenossen auf dem Speiseplan stehen. In seltenen Fällen frisst sie auch Warane. Anders als der Name suggeriert, ist die Königskobra nicht eng mit den Echten Kobras der Gattung Naja, sondern näher mit anderen Giftnattern wie den Kraits verwandt. Die hochgiftigen Kraits sind im Bako-Nationalpark durch den Gebänderten Krait (Bungarus fasciatus) vertreten. Diese bis zu 2 m lange Art hat ihren Namen von der gelb-schwarzen oder weiß-schwarzen Querbänderung, die sie zu einer der am auffälligsten gefärbten Schlangen auf Borneo macht. Mehrere ungiftige Arten der Wolfzahnnattern (Lycodon) einschließlich der ehemals als Zügelnattern (Dryocalamus) abgegrenzten Arten, aber auch die schwach giftige Mangroven-Nachtbaumnatter (Boiga dendrophila) ahmen diese Warnfärbung nach und profitieren von dem Schutz vor Räubern durch die hohe Giftigkeit des Kraits (sog. Bates’sche Mimikry). Den Krait kann man von seinen Nachahmern u. a. an dem im Querschnitt dreieckigen Körperbau unterscheiden. Wie die Königskobra ernährt sich der Gebänderte Krait vorwiegend von anderen Schlangen, ist aber im Gegensatz zu jener fast ausschließlich nachtaktiv. Während ihrer Aktivitätszeit sind die Tiere agiler und teils auch aggressiv, während sie tagsüber sehr passiv sind und bei Belästigung stets versuchen, ihnen Kopf unter Körperschlingen zu verstecken. Der einzige Vertreter aus der Familie der Echten Kobras auf Borneo ist die Sumatra-Speikobra (Naja sumatrana), die auf der ganzen Insel verbreitet ist. Als defensive Verteidigungsstrategie können Speikobras einem Angreifer Gift in die Augen spucken, sodass diesem kurzzeitig die Sehfähigkeit genommen wird oder er zumindest große Schmerzen in den Augen erleidet. Die fast hundertprozentige Treffsicherheit in die Augen des als Bedrohung wahrgenommen Gegenübers geht auf kreisende Kopfbewegungen der Kobras während des Spuckvorgangs zurück, die so schnell durchgeführt werden, dass sie mit bloßem Auge nicht erkennbar sind. Auf diese Weise werden die Augen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zumindest von einigen der in einem großflächigen Streuungsmuster verteilten Gifttröpfchen getroffen. Speikobras sind regelrechte Kulturfolger und kommen sehr häufig in der Nähe von Häusern, in Gärten und in Plantagen vor. Sie sind sehr aufmerksam, scheu und gehen Begegnungen mit Menschen nach Möglichkeit aus dem Weg. Die meisten Besucher des Bako-Nationalparks mögen darüber glücklich sein, dass man Speikobras nur selten begegnet. Wer diese Tiere aber faszinierend findet, für den stellt die Begegnung mit Sicherheit einen Höhepunkt einer Fahrt nach Borneo dar. Wie vorsichtig und scheu die Tiere sind, konnten wir selbst in Bako feststellen, als wir eine Sumatra-Speikobra in einem Bewässerungsgraben in der Nähe der Unterkünfte beobachteten. Das Tier hatte sich dort in einem Schlitz der Betonmauer ein Tagesversteck gesucht und schickte sich nach Einbruch der Dunkelheit Die Sumatra-Speikobra (Naja sumatrana) ist misstrauisch gegenüber menschlichen Besuchern Eine imposante Erscheinung: die Königskobra (Ophiophagus hannah) 40

Panorama an, es für die Nahrungssuche zu verlassen. Während der zweistündigen Beobachtung kam immer wieder der Kopf und der vordere Körperabschnitt zum Vorschein, und die Schlange züngelte ausgiebig. Die Ahnung unserer Anwesenheit hielt sie aber offensichtlich dennoch davon ab, ihren sicheren Rückzugsort zu verlassen. Erst nach zwei Stunden kroch die bis auf die Kopfseiten fast vollständig pechschwarze Schlange aus dem Versteck. Von den Mangroven in die Heide Wer im Bako-Nationalpark übernachtet, beginnt den Tag in der Regel mit dem Frühstück im Kerangas-Café, das sich im Headquarter befindet. Dabei ist jedem selbst überlassen, ob er die Speisen im düsteren Speisesaal zu sich nehmen möchte oder ob er sich lieber auf die schöne Terrasse begibt. Der Ausblick auf den Strand ist unbezahlbar, sieht man dort doch zu dieser Tageszeit nicht selten Bartschweine (Sus barbatus), die auf Nahrungssuche Die Mangroven-Nachtbaumnatter (Boiga dendrophila) ist auf Borneo weit verbreitet und kommt nicht nur in Mangrovenwäldern vor den bei Ebbe gerade trocken gefallenen Strandabschnitt mit ihrer langen Schnauze umwühlen, um Krabben aus dem Sand auszubuddeln, sowie Silberlanguren und Nasenaffen Wer draußen frühstückt, muss mitunter mit den Javaner affen teilen Jagderfolg: Die Hundskopfwassertrugnatter (Cerberus schneiderii) hat einen Schlammspringer erwischt 41

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