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Titelthema: Bartagamen

Panorama Im Kerangaswald

Panorama Im Kerangaswald beim morgendlichen Blättermahl. Das Frühstücken auf der Terrasse hat aber leider auch seine Tücken. Wie aus dem Nichts kann plötzlich ein frecher Javaneraffe (auch Langschwanzmakake, Macaca fascicularis) auf den Tisch springen, sich das erstbeste Gebäckstück oder Spiegelei greifen und schon wieder den Rückzug angetreten haben, ehe der meist noch schlaftrunkene größere Verwandte auch nur begriffen hat, was gerade passiert ist. Dass bei der ungestümen Attacke meistens auch gleich noch die eine oder andere Tee- oder Kaffeetasse auf dem Tisch umgeworfen wird, macht die Niederlage umso schmerzlicher. Erfahrene Terrassenbesucher setzen sich deshalb nicht in die Nähe der Geländer, von wo aus die meisten Guerillaangriffe gestartet werden. Im Bereich der Unterkünfte verlaufen Plankenwege, die auch südlich in den Wald hinein führen. An und auf diesen Wegen sonnen sich verschiedene Arten von Skinken (Eutropis multifasciatus, E. rudis, E. rugifera), und auch auf den die Wege säumenden Bäumen kann man tagsüber Skinke (Dasia vittata, D. grisea, D. olivacea), Geckos (Cnemaspis kendallii), Flugechsen (Draco cornutus, D. quinquefasciatus) oder manche tagaktive Schlange wie die Schmuckbaumnattern (Chrysopelea paradisi, C. pelias) entdecken. Je nach Interessenschwerpunkten können sich Besucher grundsätzlich zwischen 16 Wanderrouten von unterschiedlicher Länge und verschiedenen Schwierigkeitsgraden entscheiden. Einige der Routen sind leider mittlerweile nicht mehr begehbar. Die beliebtesten Touren nach Telok Pandan Kecil und Telok Pandan Die Bronzenatter (Dendrelaphis pictus) ist tagaktiv und ruht nachts auf Palmen, Sträuchern und Bäumen 42

Panorama Besar daueren ca. anderthalb Stunden vom Headquarter aus. Die Strecke führt zunächst über Plankenwegen durch die Mangroven. Bei Ebbe findet man entlang der Mangrovenwurzeln Winkerkrabben (Uca spp.), Einsiedlerkrebse und Schlammspringer (Periophthalmus spp.), amphibische Fische, auf die hier nachts die Hundskopfwassertrugnatter (Cerberus schneiderii) Jagd macht. Auch der Mangrovenfrosch (Fejervarya cancrivora) sucht hier nachts nach Nahrung und kann dann am Rand von Brackwassertümpeln beobachtet werden. Er weist eine hohe Salztoleranz auf und kann sogar in Meerwasser schwimmen, ohne Schaden zu nehmen. Es ist faszinierend, wie abwechslungsreich die Vegetation auf einer Wegstrecke von nur 2,5 km sein kann. Von den Mangroven aus gelangt man über einen von zahllosen Baumwurzeln überwachsenen und steilen Weg auf das ca. 70 m höher gelegene Sandsteinplateau. Dabei passiert man zunächst eine typische Strandvegetation mit hohen Bäumen, die in einen Kerangaswald mit zahlreichen kleinen Bäumchen übergeht. Die Bäume werden weiter bergauf immer kleiner, weniger zahlreich und werden auf dem Plateau schließlich von einer Heidevegetation ersetzt. Die sandige Bodenschicht auf dem Plateau ist sehr dünn und kann Nährstoffe nicht gut halten, die so durch den Regen leicht ausgewaschen werden. Viele Pflanzenarten, die hier gedeihen, versorgen sich deshalb auf anderen Wegen mit essentiellen Elementen, in der Regel durch Interaktionen mit Tieren. Dazu gehören einige Arten von Ameisenpflanzen wie Myrmecodia tuberosa, die als Aufsitzer auf niedrigen Büschen und Bäumen wächst und in ihrer verdickten Stammbasis zahlreiche miteinander verbundene Kammern ausbildet, die von Ameisen besiedelt werden. An der Wand von bestimmten Kammern werden kleine Warzen ausgebildet, über die Nährstoffe aus Nahrungsresten der Ameisen oder von toten Ameisen aufgenommen werden können. Da die Pflanze von den in ihr lebenden Ameisen auch mit Kohlenstoffdioxid versorgt wird, kann sie während der heißesten Tagesphasen ihre Stomata schließen und dennoch weiter Photosynthese betreiben. Andere hier vorkommende Arten zählen zu den sog. fleischfressenden Pflanzen, darunter ein Sonnentau (Drosera spatulata), der mit klebrigen Blättern Insekten fängt, und Kannenpflanzen der Gattung Nepenthes, die aus umgewandelten Blattspreiten große, kannenförmige, mit Fangtrichter und Deckel versehene Hohlkörper ausbilden, die mit Verdauungsflüssigkeit gefüllt sind. Mit am Kannenrand dargebotenem Nektar locken sie Insekten an, die vom glatten Rand aus in den Trichter rutschen und in der Flüssigkeit langsam verdaut werden. Die flüssigkeitsgefüllten Kannen der verschiedenen Nepenthes-Arten werden von Wirbeltieren auf Borneo aber auch auf andere Weise genutzt, vom Kaulquappenplanschbecken über Spitzhörnchentoiletten bis hin zu Fledermausschlafzimmern. In diesen Fällen bekommt die Pflanze den dringend benötigten Stickstoff nicht durch das Verdauen von Tieren, sondern durch die Verdauung der Tiere geliefert. Von den mehr als 30 bisher auf Borneo nachgewiesenen Arten kommen mindestens sechs auf dem Sandsteinplateau vor. Für Herpetologen Der Riesengleiter oder Colugo lässt sich in der Abenddämmerung bei seinen erstaunlichen Gleitflügen beobachten Die baumbewohnenden Riesengleiter ernähren sich hauptsächlich von Blättern besonders interessant sind Nepenthes ampullaria und N. rafflesiana, in deren Kannen im Bako-Nationalpark die Kaulquappen des Zwergfrosches Microhyla nepenthicola zu finden sind. Die kleinsten Vertreter der Engmaulfrösche (Microhylidae) auf Borneo legen in die Kannen ihre wenigen, dafür relativ großen und dotterreichen Eier, die durch die Gallerthülle vor der Verdauung geschützt sind. Die aus den Eiern schlüpfenden Kaulquappen sind lecithotroph, ernähren sich also ausschließlich vom Dottervorrat, bevor sie sich zu winzigen Miniaturfröschchen mit einer Körperlänge von nur wenigen Millimetern umwandeln und die Kanne verlassen. Von der tropischen Heide gelangt man abwärts laufend durch einen lichten Kerangaswald zu einem Aussichtsfelsen, der einen überragenden Blick auf den Strand Pandan Kecil bietet und zum Ausruhen einlädt. Den Felsen hinab führt eine steile Treppe schließlich zum Strand, an dem man neben der steinernen Kobra (siehe oben) den Mangrovenskink (Emoia atrocostata) häufig beobachten kann. 43

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