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Automationspraxis 12.2020

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_Trend des Monats Keine

_Trend des Monats Keine menschenleere Fabrik Dr. Matthias Peissner, Institutsdirektor am Fraunhofer IAO: „Die Herausforderung ist, den Mitarbeiter durch KI-basierte Systeme nicht zu gängeln – er soll das Gefühl haben, unterstützt zu werden, um aus seiner Arbeitskraft das Beste zu machen.“ Bild: Fraunhofer IAO Prof. Dr.-Ing. Martin Ruskowski, Leiter der Technologieinitiative SmartFactory KL: „Menschenleere Fabrikhallen sind eine verquere Vorstellung. Maschinen über nehmen dank Automatisierungstechnik sich häufig wiederholende Tätigkeiten.“ Bild: DFKI Bild: Fraunhofer IPA Prof. Dr.-Ing. Thomas Bauernhansl, Leiter des Fraun hofer IPA: „Der wichtigste Ansatz der KI ist, die Wertschöpfung von Maschinen zu erhöhen – also die Produktivität und die Effektivität der Anlage.“ Die Vision einer völlig menschenleeren Fabrikhalle ist aus Ruskowskis Sicht ohnehin „eine verquere Zielvorstellung“. Maschinen könnten dank KI zwar sich häufig wiederholende Tätigkeiten übernehmen. „KI hat aber nichts mit wirklicher Intelligenz, Problemlösungsfähigkeit und Kreativität des Menschen zu tun. KI übernimmt Datenfleißarbeit – wertet große Datenmengen aus, trifft Klassifizierungen und findet Analogien. Sie wird aber niemals eine kreative Problemlösung vorschlagen. Für diese Aufgabe ist der Mensch unersetzlich“, stellt Ruskowski klar. Es läuft also eher darauf hinaus, dass KI mehr und mehr als Assistent eingesetzt wird. Ein Beispiel dafür ist der Intelligent Automotive Manufacturing Assistant von IBM, der zusammen mit einem großen Automobilunternehmen entwickelt wurde. Plamen Kiradjiev, Global CTO Industrie 4.0 bei IBM, beschreibt die Ausgangslage: „Was macht ein Werker, wenn eine Maschine stehen bleibt? Er läuft zurück ins Office, setzt sich an den Rechner und browst innerhalb einer bestimmten Struktur nach dem relevanten Dokument, um den Fehler zu beheben. Mit IAMA bringen wir die Informationen direkt an die Maschine oder auf ein mobiles Endgerät. Und wir machen sie mit einer intelligenten kontextbezogenen Suche besser auffindbar.“ Laut IBM spare man damit bis zu 30 Minuten Zeit bei der Suche nach relevanten Informationen. „So lässt sich die Ausfallzeit einer Maschine dramatisch reduzieren.“ KI unterstützt den Mitarbeiter Auch in der Qualitätssicherung kann KI den Menschen entlasten, zum Beispiel bei der Kontrolle von Schaltungen in der Elektronik. „Der Werker kann mit seinem Smartphone eine Aufnahme machen – zum Beispiel zur Kontrolle von Felgen – und intelligente Algorithmen erkennen dann die Fehler. Und wenn diese gefunden wurden, erhält der Mitarbeiter über den Service auch die passende Handlungsanweisung.“ Aus seiner Sicht besitzt KI daher grundsätzlich ein großes Potenzial, um die Mitarbeiter in der Fabrik zu unterstützen. Bei Fraunhofer beispielsweise gibt es einen Demonstrator, der Maschinenstörungen automatisiert in Aufgaben für entsprechend geschultes Instandhaltungspersonal überführt. „So landet ein Problem immer nur im Cockpit derjenigen Experten, die die dafür notwendigen Kompetenzen und Erfahrungen besitzen“, berichtet Dr. Matthias Peissner, Institutsdirektor am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. In einem anderen Projekt mit einem großen Automobilzulieferer habe man ein System im Piloteinsatz, das in einer halb automatisierten Fertigungslinie einen Mitarbeitenden unterstützt, der mehrere Maschinen betreut. Peissner: „Bisher ist er auf Basis seines Erfahrungswissens von Maschine zu Maschine gewechselt, um Material nachzulegen, ein Teilprogramm zu starten oder einen Fehler zu beheben. Unser Algorithmus berechnet nun aufgrund der aktuellen Maschinen- 26 Dezember 2020

_Trend des Monats Abschied vom Innendienst Große Auswirkungen des KI-Einsatzes auf die Arbeitswelt erwartet der Fraunhofer-IPA-Leiter Prof. Dr. Thomas Bauernhansl in den indirekten Bereichen: „Binnen zehn Jahren werden wohl 50 Prozent der indirekten Arbeitsplätze in produzierenden Unternehmen verschwinden.“ Beispielsweise könne die Auftragsabwicklung komplett durchautomatisiert werden. „Ich kenne Beispiele, bei denen man die Durchlaufzeit von vier Tagen auf vier Stunden reduziert hat“, so Bauernhansl. „Sachbearbeitung, Vertrieb, Buchhaltung – kurz den Innendienst, wie wir ihn heute kennen – wird es dann nicht mehr geben.“ Ein massiver Arbeitsplatzabbau drohe aber nicht: „Hier kommt uns in Deutschland die demografische Entwicklung entgegen, denn in den nächsten Jahren werden viele Mitarbeiter in Ruhestand gehen. Unter heutigen Gesichtspunkten müssten wir einen massiven Mangel an Arbeitskräften befürchten.“ Lernende Maschinen könnten also die Arbeit von Menschen übernehmen, die künftig gar nicht mehr zur Verfügung stehen. „Ich glaube nicht, dass durch den Strukturwandel hin zu KI die Arbeitslosigkeit im produzierenden Gewerbe stark ansteigen wird.“ ↓ IHR INTEGRATOR FÜR AUTOMATION IN INDUSTRIE & HANDWERK und Sensordaten optimale Arbeitsabläufe – der Mitarbeitende bekommt per servergesteuerten LED-Streifen am Boden, über eine Smartwatch oder ein großes Anzeigesystem in der Halle den Hinweis, wo er als Nächstes gefragt ist, um den Ablauf zu optimieren.“ Menschengerechte Technologie Eine Herausforderung dabei sei es aber, den Mitarbeiter durch solche KI-basierten Systeme nicht zu gängeln, so Peissner: „Er soll das Gefühl haben, unterstützt zu werden, um aus seiner Arbeitskraft das Beste zu machen. Sonst sind Frustration, Stress, Müdigkeit, Überbelastung und Krankheit vorprogrammiert. Nur eine menschengerechte Assistenz und Automatisierung haben Zukunft.“ Wichtig sei in dem Zusammenhang auch eine einfache Bedienung über Wischen, Gesten- und Sprachsteuerung – wir man das vom Smartphone kennt. Ruskowski stimmt zu: „In der Vergangenheit mussten sich Menschen den Maschinen anpassen, nun passen wir Maschinen an menschliche Bedürfnisse an.“ Vieles verdanke man den Consumerprodukten. „Es reichen ja schon Smartphone oder Tablet, um mit Hilfe der Augmented Reality technische Informationen in das Bild der Realität einzublenden. So werden Daten aus Maschinen sichtbar und man kann Abläufe erkennen. Virtual und Mixed Reality, kontextsensitive Schnittstellen, Assistenzsysteme, Intentionserkennung – wir stehen erst am Anfang, diese Technologien zur höheren Befähigung von Mitarbeitern in der Produktion einzusetzen.“ ↓ www.ipa.fraunhofer.de https://smartfactory.de www.iao.fraunhofer.de mit mobilem Rahmen und zwei Stellplätzen - jetzt NEU: . für Ihren autonomen Warenverkehr in der internen Produktionslogistik. Immer in Ihrer Nähe: Die Experten im HAHN ROBOTICS-Netzwerk Kelmis, BE Rheinböllen Bettlach, CH Diepenau Recklinghausen Meinerzhagen Rufen Sie an: +49 2358 335 99 0 Dezember 2020 27 www.hahnrobotics.com

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