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Industrieanzeiger 02.2019

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technik & wissen Solar- und Windstrom vom Betriebsgelände Strom einfach selbstgemacht Erneuerbare Energien | Mit der Produktion von Solarstrom für den Eigenverbrauch können Unternehmen ihre nachhaltige Produktionsweise bekräftigen und wirtschaftliche Vorteile erschließen. Mit Windstrom sollte das eigentlich auch möglich sein, die Hindernisse dafür sind aber deutlich größer. Wer das Unternehmen Dr. Födisch Umweltmesstechnik in Markranstädt bei Leipzig besucht, reist ein Stück in die Zukunft der erneuerbaren Energieversorgung. Schon am Firmentor drehen sich zwei große aufrechte Solaranlagen allmählich mit dem Lauf der Sonne. Der Parkplatz vor dem Hauptgebäude ist mit Solarstrom- Modulen überdacht. Und auch fast alle anderen Dachflächen der Firmengebäude sind mit Solaranlagen bedeckt. „Die Fotovoltaik-Anlagen sind für uns ein wichtiges Merkmal“, sagt Gabriele Dietrich, Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Födisch. „Unsere Kunden und Partner gewinnen so einen Eindruck davon, was für ein grünes Unternehmen wir sind.“ Eigens produzierter Solarstrom oder Strom aus Windanlagen spart nicht nur Geld, sondern er fördert auch eine nachhaltige Produktionsweise im Unternehmen. Bild: malp/Fotolia Die solare Stromversorgung rechnet sich auch wirtschaftlich, obwohl sich die Rahmenbedingungen in den vergangenen Jahren deutlich geändert haben. Die erste Dünnschicht-Solaranlage mit einer Spitzenleistung von 135 kW peak (kWp) ließ sich das 240-Mitarbeiter-starke Unternehmen im Jahr 2008 auf das Dach seiner Energiehalle bauen. Sie speist ihren Strom vollständig in das allgemeine Stromnetz ein, der nach dem Erneuer - bare-Energien-Gesetz (EEG) 20 Jahre lang mit 48 Cent pro Kilowattstunde vergütet wird. „Diese Anlage hat sich schon mehr als amortisiert“, berichtet Dietrich. Und auch die Aussichten auf die nächsten zehn Jahre sind gut: Die Leistung der Anlage habe bisher nicht nachgelassen, berichtet Doreen Gorkow. Sie ist Energietechnik-Expertin bei Efa Leipzig und betreut die Fotovoltaikanlagen bei Födisch. Die beiden Solartracker am Firmentor mit insgesamt 21 kWp kamen im Jahr 2010 hinzu, später folgte noch eine größere Dachanlage mit 62 kWp. Auch sie speisen ihren Strom vollständig gegen EEG-Vergütung ins allgemeine Netz ein. Den Schritt, selbst erzeugten Solarstrom für die eigene Energieversorgung zu nutzen, ging das sächsische 62 Industrieanzeiger 02.19

Unternehmen bereits ab 2011. Seitdem wurden die ” Dächer von bestehenden, aus- und neugebauten Gebäuden mit mehreren Solaranlagen ausgerüstet, die ihren Strom überwiegend in das eigene Niederspannungsnetz des Unternehmens einspeisen. Nur die Überschüsse fließen noch gegen EEG-Vergütung ins allgemeine Netz. Die Eigenverbrauchs-Solaranlagen, die vor Januar 2012 gebaut wurden, haben dabei einen besonderen Quelle: Vorteil. Für den Strom, der von ihnen erzeugt und im Unternehmen selbst verbraucht wird, gibt es eine kleine EEG-Vergütung von 8 bis 10 Cent/kWh. Bei den Anlagen, die bis zum 1. August 2014 in Betrieb gingen, wird der Strom immerhin noch nicht zusätzlich belastet. An sonnigen Tagen decken wir unseren Strombedarf zwischen 9 und 17 Uhr zu 100 Prozent.“ Oliver Beckel, Pressesprecher bei Hanwha Q-Cells Doreen Gorkow (li.), Energietechnik-Expertin bei Efa Leipzig und Gabriele Dietrich (re.), Leiterin der Unternehmenskommunikation bei Dr. Födisch Umweltmesstechnik, sind überzeugt von der Solarstrom- Eigenerzeugung. Beides gilt nicht mehr für das Parkplatz-Solardach (Fachenglisch: Solar Carport), das im Oktober 2018 in Betrieb ging. Denn seit dem 1. August 2014 wird für selbst erzeugten und genutzten Solarstrom eine anteilige EEG-Umlage fällig. Im Jahr 2019 sind das 2,5 Cent/ kWh. Energieexpertin Gorkow sieht dennoch weiterhin wirtschaftliche Vorteile für die Solarstrom-Eigenversorgung. Der Umweltmesstechnikspezialist hat nun fünf Solarstrom-Anlagen mit insgesamt 149 kWp für die Eigenversorgung in Betrieb. Sie erzeugen jährlich etwa 125.000 kWh Strom, von denen ein großer Teil im Unternehmen selbst verbraucht wird. Die übrige Strommenge wird ins allgemeine Netz eingespeist und nach EEG vergütet. Die Stromversorgung aus eigenen Anlagen hat bei Födisch schon eine längere Tradition: Seit 1998 erzeugt das Unternehmen selbst Strom und Wärme in zwei gasgefeuerten Block-Heizkraftwerken. Inzwischen sind ein Wärmespeicher und ein Holzhackschnitzel-Kessel hinzugekommen. Im Sommer wird die Wärme in einer Absorptions-Kältemaschine zur Klimatisierung genutzt. Solarstrom aus eigenen Solarmodulen Ebenfalls Solarstrom zur eigenen Stromversorgung nutzt der Chemnitzer Solarmodul-Hersteller Heckert- Solar – und das auch seit 2011. Damals nahm das Unternehmen eine Solarstrom-Dachanlage mit 96 kWp in Betrieb. Drei Jahre später kam noch eine deutlich größere Freiflächen-Anlage mit 1,14 MWp hinzu. Beide Anlagen liefern zusammen jährlich etwa 1,1 Mio. kWh Strom, berichtet Anwendungstechniker Carsten Funk. Von dem selbst produzierten Solarstrom kann der Modulhersteller 900.000 kWh selbst verbrauchen und damit ein Drittel des eigenen Strombedarfs decken, der bei 2,7 bis 3 Mio. kWh liegt. Da beide Solaranlagen vor dem 1. August 2014 ans Netz gegangen waren, fallen für den selbst verbrauchten Solarstrom keine Umlagen und Abgaben an. Den verbleibenden Strombedarf deckt das Unternehmen aus dem Netz. Wetterbedingt produzieren die Solaranlagen mitunter mehr Strom, als vor Ort verbraucht werden kann. Heckert-Solar betreibt keine Zwischenspeicher. Daher fallen jährlich 200.000 kWh Solarstrom-Überschuss an, der ins allgemeine Netz eingespeist und nach EEG vergütet wird. Für die Vergütung gelten je nach Anlage und Industrieanzeiger 02.19 63

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