2012-24
You also want an ePaper? Increase the reach of your titles
YUMPU automatically turns print PDFs into web optimized ePapers that Google loves.
De Binnenvaartkrant 19<br />
20 november <strong>2012</strong><br />
DE BINNENVAARTKRANT<br />
REDAKTION SARAH DE PRETER | MOBIL +31 (0)6 22 70 18 93 | E-MAIL DPTEKST@GMAIL.COM<br />
140 Millionen für Bundeswasserstraßen<br />
Der Haushaltsausschuss des<br />
Deutschen Bundestages hat in<br />
seiner abschließenden Beratung<br />
zum Haushalt 2013 weitere 750<br />
Millionen Euro für den Verkehrsetat<br />
genehmigt. Das ist weniger<br />
als Bundesverkehrsminister Peter<br />
Ramsauer gehofft hatte.<br />
Ob A- oder C-Variante, der Donauausbau<br />
zwischen Straubing<br />
und Vilshofen ist mit Eingriffen<br />
in die Natur verbunden. Aus dem<br />
Zwischenbericht zur Donaustudie<br />
geht hervor dass diese ausgleichbar<br />
sind.<br />
Die Mitglieder der europäischen<br />
Binnenhafenorganisation EVB haben<br />
den Franzosen Jean-Louis Jérôme<br />
zu ihrem neuen Präsidenten<br />
gewählt. Der Direktor des Straßburger<br />
Hafens folgt auf Roland Hörner,<br />
der den EVB in den letzten zwei<br />
Jahren geführt hatte.<br />
Jérôme ist außer Hafendirektor<br />
auch Leiter der Service de la Navigation<br />
in Straßburg, interregionaler<br />
Geschäftsführer von Voies Navigables<br />
de France (VNF) und Kommissar<br />
bei der ZKR. Er spielte unter<br />
anderem eine Rolle beim Zusammenbringen<br />
der neun Oberrheinhäfen,<br />
die mit EU-Unterstützung<br />
Ramsauer hätte, wie im letzten Jahr,<br />
eine zusätzliche Milliarde haben<br />
wollen. Doch auch die 750 Millionen<br />
Euro werden der Verkehrsinfrastruktur<br />
laut dem Bundesverkehrsminister<br />
einen Schub geben. Von<br />
dem zusätzlichen Geld werden 570<br />
Millionen Euro in Straßenprojekte<br />
fließen. Die Schiene erhält 40 Millionen<br />
für ein neues Lärmschutzpaket.<br />
Für die Wasserstraßen stehen<br />
140 Millionen Euro zur Verfügung.<br />
Ramsauer: „Durch diese Gelder<br />
können wir bundesweit erhebliche<br />
Ersatzinvestitionen vornehmen: für<br />
Brücken, Schleusen und Wehre.“<br />
Schleuse Trier<br />
Der BDB ist zufrieden, fehlen doch<br />
jährlich 500 Millionen Euro im<br />
Wasserstraßenetat. „Die zusätzlichen<br />
Gelder sind dringend erforderlich,<br />
um den Erhalt und Ausbau<br />
der Flüsse und Kanäle voran zu treiben“,<br />
so BDB-Präsident Georg<br />
Hötte.<br />
Als nächstes soll nun geklärt werden,<br />
was genau mit den 140 Millionen<br />
Euro gemacht wird. Laut<br />
Durch die starken Wasserstandsschwankungen<br />
auf der Donau zwischen<br />
Straubing und Vilshofen<br />
können Schiffe heute nicht optimal<br />
beladen werden. Die knappen Fahrrinnenabmessungen,<br />
Engstellen<br />
und Kurven führen zu Beschränkungen<br />
im Begegnungsverkehr. Der<br />
Streckenabschnitt gilt außerdem als<br />
der unfallträchtigste im deutschen<br />
Wasserstraßennetz. Untersucht<br />
werden momentan zwei Ausbauvarianten.<br />
Wie dem Zwischenbericht zur<br />
Studie zu entnehmen ist, würde die<br />
A-Variante 80 Millionen Euro<br />
kosten. Hinzu kämen weitere 80<br />
Millionen Euro für den ausbaubedingten<br />
Hochwasserschutz. Die<br />
A-Variante sieht einen Ausbau mit<br />
flussregulierenden Maßnahmen<br />
vor.<br />
Die Kosten für den C-Ausbau, flussregulierende<br />
Maßnahmen in Kombination<br />
mit einem Schlauchwehr<br />
bei Aicha und einer Schleuse, werden<br />
mit 260 Millionen Euro veranschlagt.<br />
Hinzu kommen 60 Millionen<br />
Euro für den ausbaubedingten<br />
Hochwasserschutz. Beim C-Ausbau<br />
soll die Schifffahrt künftig nicht<br />
mehr durch die Mühlhamer Schleife<br />
fahren, sondern sie wird auf einen<br />
zwei Kilometer langen Schleusenkanal<br />
verlagert.<br />
Straßburger Hafendirektor führt EVB<br />
ein Kooperationsprojekt umsetzen<br />
wollen.<br />
In seiner Antrittserklärung als Präsident<br />
vom EVB sagte Jérôme, er<br />
wolle mit dazu beitragen, dass die<br />
Rolle des EVB als europäische<br />
Transportorganisation in Brüssel<br />
gestärkt wird. „Die Ziele der europäischen<br />
Transportpolitik in Bezug<br />
auf Multimodalität und Nachhaltigkeit<br />
gehen Hand in Hand mit<br />
der Rolle von Binnenhäfen in der<br />
Transportkette“, so Jérôme. Als Vizepräsidenten<br />
stehen ihm beim<br />
EVB Roland Hörner, Willy Robijns,<br />
Carmen Costache und Rainier<br />
Reekmans zur Seite.<br />
Hochwasserschutz<br />
Den größten Nutzen für die Schifffahrt<br />
bringt bekanntlich der C-<br />
Ausbau, der dazu führen würde<br />
dass künftig an etwa 301 statt bisher<br />
165 Tagen im Jahr eine Abladetiefe<br />
von 2,5 Metern zur Verfügung steht.<br />
Beim A-Ausbau wären dies 215<br />
Tage. Das Planco-Institut geht im<br />
Falle eines A-Ausbaus von einem<br />
Verlagerungspotential von 1,2 Millionen<br />
Tonnen bis 2025 aus. Beim<br />
C-Ausbau wären es drei Millionen<br />
Tonnen.<br />
„Die Verlagerung von der Bahn aufs<br />
Binnenschiff schafft bei der Bahn<br />
freie Kapazitäten“, heißt es. „Diese<br />
können genutzt werden um eine<br />
weitere Verkehrsverlagerung von<br />
der Straße auf die Schiene zu erreichen.“<br />
Für die A-Variante errechnete<br />
Planco ein Nutzen-Kosten-<br />
Verhältnis von 6,5. Bei der C-<br />
Variante ist dies 7,6. Auch bei den<br />
Prognosen für die Unfallzahlen im<br />
Jahr 2025 schneidet der C-Ausbau<br />
besser ab.<br />
Die geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
sind für beide Varianten<br />
nahezu gleich. Sie unterscheiden<br />
sich nur im Bereich der<br />
Stufenstelle. Bei den Umweltauswirkungen<br />
differenziert der Bericht<br />
zwischen direkten und indirekten<br />
Wirkungen. Direkte Wirkungen als<br />
Folge der Inanspruchnahme von<br />
Flächen entstehen zum größten Teil<br />
durch die Bauwerke des Hochwasserschutzes.<br />
Bei der C-Variante<br />
kommen die benötigten Flächen<br />
für den Schleusenkanal und die<br />
Schleuse hinzu.<br />
Indirekte Wirkungen entstehen<br />
aus der Veränderung des Grundwasserregimes,<br />
der Überschwemmungsverhältnisse,<br />
der Wasserspiegelschwankungen<br />
sowie der<br />
Fließgeschwindigkeiten. Bei der A-<br />
Variante ändert sich die Fließgeschwindigkeit<br />
nicht, während sie<br />
sich bei der C-Variante im staubeeinflussten<br />
Abschnitt reduziert.<br />
Der neue EVB-Präsident Jean-Louis<br />
Jérôme. (Foto EVB)<br />
BDB steht im Bundesverkehrsministerium<br />
der Neubau der<br />
Schleuse Trier ganz oben in der Prioritätenliste.<br />
Der Verband hofft aber dass ein Teil<br />
der Mittel auch in die Planungen<br />
für eine neue Schleuse in Scharnebeck<br />
fließen. Dies wäre ein wichtiges<br />
Signal nach Hamburg, zukünftig<br />
verstärkt Güter per Binnenschiff in<br />
das Hinterland zu transportieren.<br />
Der Bundesverband öffentlicher<br />
Binnenhäfen (BöB) bewertet die<br />
zusätzlichen Mittel als positives<br />
Zeichen für die Zukunft der Wasserstraßen.<br />
„Die Verunsicherung der verladenden<br />
Wirtschaft durch die Unklarheiten<br />
der letzten Monate ist unübersehbar“,<br />
so BöB-Geschäftsführer<br />
Boris Kluge. „Mit den jetzt beschlossenen<br />
Mitteln verbinden wir<br />
das klare Bekenntnis der Bundesregierung<br />
zu seinen Wasserstraßen<br />
und für den ökologischen Verkehrsträger.“<br />
Planungssicherheit<br />
Damit die Gelder nicht versanden,<br />
sollen laut BöB zügig Projekte umgesetzt<br />
werden, die Baureife haben<br />
und die auch schnell eine Wirkung<br />
für Transporteure und Verlader erzielen.<br />
Der Verband empfiehlt dringend,<br />
einen Teil der Mittel für die<br />
Planung von Ausbauprojekten vorzusehen.<br />
„Das gibt den Nutzern die<br />
notwendige Planungssicherheit.“<br />
Donauausbau: Naturausgleich ist möglich<br />
Die Uferstruktur wird bei der A-<br />
Variante nicht zusätzlich beeinträchtigt,<br />
da die betroffenen Abschnitte<br />
bereits heute als „stark<br />
verbaut“ eingestuft sind. Beim C-<br />
Ausbau verschlechtert sich die Uferstruktur<br />
im Bereich des Schleusenkanals<br />
von „mäßig verbaut“ auf<br />
„stark verbaut“. Fischökologisch<br />
kommt es bei Variante A auf 10<br />
Kilometer, bei Variante C auf 11<br />
Kilometer zu Verschlechterungen.<br />
Geschützte Biotope<br />
Die Wechselwasserflächen die<br />
abhängig vom Wasserstrand überflutet<br />
werden, nehmen beim A-<br />
Ausbau auf 250 Hektar zu und gehen<br />
beim C-Ausbau auf 220 Hektar<br />
zurück. Bei der Sohlstruktur treten<br />
bei beiden Varianten keine relevanten<br />
Veränderungen auf.<br />
Auch haben beide Varianten keine<br />
Auswirkungen auf die Wasserbeschaffenheit.<br />
Geschützte Biotope<br />
werden von beiden Varianten beeinträchtigt.<br />
In beiden Fällen kann<br />
aber ein Ausgleich durch Wiederherstellung<br />
und Entwicklung dieser<br />
Biotoptypen geschaffen werden,<br />
heißt es im Bericht. Das gilt auch<br />
für Tier und Pflanzenarten.<br />
Die EVB-Mitglieder begrüßten bei<br />
ihrer Generalversammlung Anfang<br />
November in Wien die Häfen Vlissingen<br />
und Terneuzen („Zeeland<br />
Seaports“) als neues Mitglied und<br />
diskutierten über die aktuellen Entwicklungen<br />
in der europäischen<br />
Transportpolitik.<br />
Weiteres Gesprächsthema waren<br />
mögliche Anpassungen der europäischen<br />
Hafenpolitik. Die Binnenhäfen<br />
befürchten, dass sich in<br />
Zukunft die Verwaltungslast erhöhen<br />
könnte. Dadurch wird es<br />
nach ihrer Ansicht schwieriger,<br />
Güterströme auf Wasserstraße und<br />
Schiene zu lenken.<br />
NEWADA duo<br />
gestartet<br />
Mehr Zusammenarbeit zwischen<br />
den Wasserstraßenverwaltungen im<br />
Donauraum war das Ziel des<br />
NEWADA-Projektes (Network of Danube<br />
Waterway Administrations), das<br />
in den letzten drei Jahren mit europäischer<br />
Unterstützung durchgeführt<br />
wurde. Im Oktober ist im<br />
ungarischen Visegràd das Nachfolgeprogramm<br />
NEWADA duo an den<br />
Start gegangen. Das Projekt wird<br />
auf dem bisher Erreichten aufbauen.<br />
Beteiligt sind die Wasserstraßenverwaltungen<br />
aus Österreich (via<br />
donau), Serbien (Plovput), Bulgarien<br />
(EAEMDR) und Ungarn<br />
(RSOE).<br />
Keine mehrjährige<br />
Kanalsperrung<br />
Eine mehrjährige Sperrung des<br />
Main-Donau-Kanals, damit die<br />
Schleusen Erlangen und Kriegenbrunn<br />
erneuert werden können,<br />
kommt wegen der damit verbundenen<br />
volkswirtschaftlichen Nachteile<br />
nicht ernsthaft in Betracht. Das<br />
hat Bundesverkehrsminister Peter<br />
Ramsauer dem BDB mitgeteilt. Die<br />
Prüfung einer mehrjährigen Sperrung<br />
stellt laut Ramsauer lediglich<br />
eine Vergleichsvariante im Zuge eines<br />
Standardprüfungsverfahrens<br />
zum Nachweis der Notwendigkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit einer Maßnahme<br />
dar. Er gehe davon aus dass<br />
diese Variante „bereits in einem<br />
sehr frühen Prüfungsstadium ausscheidet“.<br />
BDB-Präsident Georg Hötte hatte<br />
das Bundesverkehrsministerium<br />
um Klarstellung gebeten nach Medienberichte<br />
über eine solche Sperrung.<br />
Er reagiert erleichtert auf die<br />
Antwort des Bundesverkehrsministers.<br />
Schiffstechnologie<br />
für Indien<br />
Die österreichische Innovationsministerin<br />
Doris Bures hat ein<br />
Kooperationsabkommen mit dem<br />
indischen Schifffahrtsminister unterzeichnet.<br />
Es ebnet den Weg für<br />
österreichische Produzenten von<br />
Schifffahrtstechnologie in Indien.<br />
In Österreich wurden in den letzten<br />
Jahren verschiedene technologische<br />
Lösungen für die Binnenschifffahrt<br />
entwickelt. So wurde das<br />
Fluss-Schifffahrtsinformationssystem<br />
„RIS/River Information System“<br />
federführend von der via donau<br />
in Zusammenarbeit mit dem<br />
Unternehmen Frequentis entwickelt.<br />
Das System ist nicht nur in Europa<br />
im Einsatz, sondern auch am Nil.<br />
Auch bei der Sprach- und Datenkommunikation<br />
und Hafeninfrastruktur<br />
können österreichische<br />
Unternehmen erfolgreiche Referenzprojekte<br />
vorweisen.