Wettbewerber Report 2015/16
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RECHT & STEUERN<br />
3.4.1 Fahrzeuge: Vielfalt der Unterstützungsmodelle<br />
Da die Kapitalkosten der Fahrzeuge den größten Kostenblock unter den Betriebskosten<br />
eines EVUs bilden (20 bis 30%, je nach Spezifität des rollenden Materials), ist eine annähernde<br />
Chancengleichheit unter den Verkehrsunternehmen spielentscheidend, um einen<br />
lebhaften Wettbewerb der Betreiber in Gang zu setzen oder zu halten. Als Reaktion auf die<br />
Finanzmarktkrise Ende 2008 sind die Aufgabenträger dazu übergegangen, mit Hilfe verschiedener<br />
Unterstützungsmodelle die <strong>Wettbewerber</strong> in die Nähe des Kostenniveaus der<br />
DB AG zu bringen. Deren Transporttöchter profitieren davon, dass das Top-Rating des<br />
Konzerns auf der 100%igen Eigentümerschaft des Bundes und vor allem der Netzintegration<br />
basiert, was sich über die Holdingklammer auf sie überträgt.<br />
Das gezielte Abschmelzen eines Vorsprungs, der nicht auf originären Leistungsvorteilen<br />
basiert, lässt sich an drei Ergebnisebenen festmachen:<br />
• am Zugang zum Kapitalmarkt (ja/nein; in der Finanzmarktkrise zentral),<br />
• an den Konditionen der Finanzierung (Zinssatzdifferenz)<br />
• und am Erwartungswert des Restwertrisikos der Fahrzeuge.<br />
Auf der Instrumentenebene lassen sich im Wesentlichen zwei Modelltypen entlang der Eigentumszuordnung<br />
unterscheiden, die der Markt bis heute entwickelt hat:<br />
• Garantiemodelle setzen auf der traditionellen Konfiguration des Marktes auf, d.h. sie<br />
belassen das Eigentum am Fahrzeug bei den EVU, zumindest aber jenseits der staatlichen<br />
Sphäre (einschließlich der Aufgabenträger) bei einem privatwirtschaftlichen Unternehmen.<br />
Die Unterstützung wird dann durch Garantien und Risikoübernahmen der<br />
öffentlichen Hand gewährt.<br />
• Poolmodelle verlagern die Eigentumsverantwortung auf die öffentliche Hand, sei es in<br />
direkter oder mittelbarer Form, sei es von Anfang an oder im Zeitablauf. Die Fahrzeuge<br />
werden an das EVU vermietet.<br />
Innerhalb der beiden Modellgruppen hat sich eine Vielfalt an Subtypen herausgebildet, die<br />
in Ausrichtung auf die zuvor genannten Ungleichheitsprobleme unterschiedliche Schwerpunkte<br />
setzen. So untergliedern sich die Garantiemodelle wie folgt:<br />
• Bei der Kapitaldienstgarantie sichern die Aufgabenträger den Kapitalgebern zu, den<br />
Kapitaldienst unabhängig von der wirtschaftlichen Lage des EVU zu erfüllen. Das Risiko<br />
des Zahlungsausfalls wird somit für den Kapitalgeber ausgeschaltet. Im Höhepunkt<br />
der Vertrauenskrise an den Finanzmärkten war dies der existenzielle Schlüssel<br />
für die Wettbewerbsbahnen, überhaupt Zugang zu Kapital zu erhalten. Darüber hinaus<br />
hat die „Bonitätsleihe“ von der öffentlichen Hand den Effekt, die Kapitalkosten im Vergleich<br />
zur privaten Beschaffung zu senken.<br />
• EVU tragen ein Restwertrisiko für ihre Fahrzeuge, weil die Laufzeit des Verkehrsvertrags<br />
üblicherweise kürzer ausfällt als die Lebensdauer der Fahrzeuge. Um dieses Risiko<br />
einzudämmen, gibt es verschiedene Garantien:<br />
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