Wettbewerber Report 2015/16
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RECHT & STEUERN<br />
Werden die prognostizierten Wachstumsraten auf die Verkehrsleistung von 2014 aufgesetzt,<br />
so ist bis 2017 eine Schienengüterverkehrsleistung von insgesamt 119 Mrd. tkm erreichbar.<br />
Unter der Annahme, dass sich die Wettbewerbspositionen zwischen DB und den<br />
Wettbewerbsbahnen nicht grundlegend verändern werden, können die Zuwächse bis 2017<br />
mehr oder weniger komplett auf das Konto der <strong>Wettbewerber</strong> gehen. Unter diesen Annahmen<br />
würden die <strong>Wettbewerber</strong> ihren Marktanteil bis 2017 auf 37% steigern können.<br />
Die beschriebene Entwicklung erscheint auch deshalb plausibel, weil dem Kombinierten<br />
Verkehr (KV) auf der Schiene mit 2,8% in der Verflechtungsprognose überproportionale<br />
jährliche Wachstumsraten zugestanden werden. Gerade der KV ist das Segment, in dem<br />
die Konkurrenten der DB besonders stark vertreten sind. Demgegenüber sind für die klassischen<br />
Massengüter aus der Montanindustrie fast durchweg negative Entwicklungen prognostiziert.<br />
Allerdings stellt sich die Frage, wie das Wachstum des Güterverkehrs auf der Schiene realisiert<br />
werden soll. Der Ausbau der Schieneninfrastruktur wurde seit vielen Jahren vor allem<br />
auf den schnellen Personenfernverkehr konzentriert, was nur in geringem Umfang zusätzliche<br />
Kapazitäten für den Güterverkehr auf den Bestandsstrecken geschaffen hat. Viele<br />
Neubaustrecken dagegen sind für den Güterverkehr ungeeignet. Das gilt z.B. für das Projekt<br />
Deutsche Einheit 8.2, den Neu- und Ausbau von Erfurt über Halle/Leipzig bis Bitterfeld,<br />
der Ende <strong>2015</strong> vollständig in Betrieb genommen werden soll. So liegen für diese Verbindung<br />
keine Trassenanmeldungen für den Güterverkehr vor, weil der Streckengradient eine<br />
Befahrung mit Güterzügen nur unter großen und vor allem nicht marktgerechten Einschränkungen<br />
zulässt. Außerdem gibt es eine hohe Tagesbelegung mit Hochgeschwindigkeitsverkehr.<br />
Das Bundesverkehrsministerium hat laut Koalitionsvereinbarung den Auftrag, den Aktionsplan<br />
Güterverkehr weiter zu entwickeln. Ein wichtiger Maßnahmenkomplex zielt darauf ab,<br />
die Engpässe im Bereich Schiene gezielt aufzulösen. Dabei konzentrieren sich die Bemühungen<br />
von DB Netz auf den Westen der Bundesrepublik. Ein Schwerpunkt ist z.B. der<br />
Ausbau des europäischen Schienengüterverkehrskorridors 1 Rhine-Alpine entlang des<br />
Rheintals.<br />
Nicht minder wichtig ist allerdings der Nord-Süd-Korridor in der Mitte und im Osten Deutschlands<br />
von Hamburg über Uelzen - Stendal - Magdeburg - Halle - Hof und Regensburg,<br />
welcher die die deutschen Seehäfen mit dem bayrischen Wirtschaftsraum und den Strecken<br />
in Richtung Österreich und Südosteuropa verbindet. Hier fehlt nur noch die Elektrifizierung<br />
der Strecke zwischen Hof und Regensburg, um zu der dringend erforderlichen Entlastung<br />
der Strecke Göttingen - Würzburg zu kommen und die elektrifizierte Strecke Reichenbach<br />
- Hof voll nutzbar zu machen. Zudem ist auf dieser Strecke der Gradient eher güterverkehrsförderlich.<br />
Die Belastung der Nord-Süd-Strecke über Hannover – Göttingen - Bebra - Würzburg liegt<br />
bereits an der absoluten Kapazitätsgrenze. Auch beim überwiegend nachts verkehrenden<br />
Güterverkehr ist die Kapazitätsgrenze inzwischen erreicht. Störungen oder Baumaßnahmen<br />
führen unverzüglich zur Streckensperrung und zum Verkehrsinfarkt. Sinnvolle Umfahrungsmöglichkeiten<br />
gibt es derzeit nämlich nicht.<br />
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