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Rotary Magazin 04/2024

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SCHWERPUNKT – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – APRIL <strong>2024</strong><br />

zuvor durch eine schwarze Frau geworden:<br />

Henrietta Lacks. 1951 hatte Lacks<br />

wegen einer schmerzhaften Erkrankung<br />

das Johns Hopkins Hospital aufgesucht,<br />

eines der wenigen Krankenhäuser, die<br />

arme Afroamerikaner behandelten. Die<br />

Diagnose lautete Gebärmutterhalskrebs.<br />

Ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung<br />

entnahm ein Arzt, wie es damals üblich<br />

war, eine Gewebeprobe aus dem grossen<br />

Tumor. Lacks starb kurz darauf, die entnommenen<br />

Zellen aber lebten weiter. Das<br />

Besondere an den Zellen war, dass sie sich<br />

innerhalb von 24 Stunden verdoppelten<br />

und trotz der vielen Teilungen nicht<br />

abstarben, wie es bei normalen Zellen der<br />

Fall ist. Sie erhielten den Namen HeLa-<br />

Zellen und wurden zu einem unschätzbaren<br />

Teil der medizinischen Forschung.<br />

DURCHBRUCH<br />

MIT SALK-IMPFSTOFF<br />

Als die National Foundation for Infantile<br />

Paralysis ein Labor benötigte, das für den<br />

Test des Salk-Impfstoffs grosse Mengen<br />

von HeLa-Zellen produzieren konnte,<br />

standen die Sterne für das Tuskegee Institute<br />

besonders gut. Trotz ihrer her -<br />

vorragenden Kenntnisse der Zellbiologie<br />

mussten die Forscher in Tuskegee erst in<br />

der Züchtung und Aufbewahrung von<br />

HeLa-Zellen geschult werden. Der Director<br />

der Carver Foundation Russell Brown<br />

wurde zum leitenden Prüfarzt des HeLa-<br />

Zellkulturprojekts ernannt. Ihm zur Seite<br />

stand der in Zellkulturen erfahrene Forscher<br />

James Henderson als zweiter Prüfarzt.<br />

Im Januar 1953 reisten die beiden im<br />

tiefsten Winter nach Minneapolis, um an<br />

der University of Minnesota von den Forschern<br />

zu lernen, die die ersten Arbeiten<br />

mit HeLa-Zellen durchgeführt hatten. Im<br />

Februar kehrten sie nach Alabama zurück,<br />

um ihr neues Wissen in die Praxis umzusetzen.<br />

Im April 1954 begannen die Versuche<br />

mit dem Salk-Impfstoff in McLean im<br />

US-Bundesstaat Virginia und wurden bald<br />

auf die gesamten Vereinigten Staaten,<br />

Kanada und Finnland ausgeweitet. Insgesamt<br />

nahmen 1.8 Millionen Kinder an der<br />

Studie teil. Ein Teil der Probanden erhielt<br />

den Impfstoff, ein anderer Teil ein Placebo<br />

und ein weiterer Teil diente als Kontrollgruppe.<br />

Am 12. April 1955 gaben die Forscher<br />

die Studienergebnisse bekannt: Die Wirksamkeit<br />

des Salk-Impfstoffs gegen die<br />

Tuskegee University Trustee Henry Davis III mit den <strong>Rotary</strong>-Mitgliedern Bruce<br />

McNeal, Adell Goodwin, Sam Adams und Graham Champion im Museum der<br />

Tuskegee University<br />

paralytische Kinderlähmung wurde auf 80<br />

bis 90 Prozent beziffert. Einige Zeit später<br />

wurde ein weiterer Impfstoff zugelassen,<br />

der von dem Arzt und Mikrobiologen<br />

Albert Sabin entwickelt worden war. Nach<br />

Angaben der US-Seuchenschutzbehörde<br />

U. S. Centers for Disease Control and Prevention<br />

(CDC) ging die Zahl der Polio-Fälle<br />

in den USA von fast 58 000 im Jahr 1952<br />

auf etwa 5500 im Jahr 1957 zurück. 1965<br />

wurden nur noch 72 Fälle gemeldet. 1975<br />

wurde das Infantile Paralysis Center in<br />

Tuskegee geschlossen, da es nicht mehr<br />

benötigt wurde.<br />

K Kate Silver / RI | A RI, Nicole Crain<br />

VERSION FRANÇAISE<br />

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