Rotary Magazin 04/2024
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ROTARY INTERNATIONAL – ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN – APRIL <strong>2024</strong><br />
ROTARY ACTION PROGRAMM WASH<br />
EINE INGENIEURI<br />
DIE WISSENSCHA<br />
54<br />
Isis Mejias, <strong>Rotary</strong>-Stipendiatin aus Venezuela, widmet ihr Fachwissen<br />
der Sicherung eines grundlegenden menschlichen Bedürfnisses.<br />
Sie will sich auf diejenigen konzentrieren, die sie am<br />
meisten brauchen: Menschen, die es sich nicht leisten können,<br />
für komplexe Wasseraufbereitungen zu bezahlen.<br />
Als Mädchen, das in Caracas aufwuchs,<br />
fragte sich Isis Mejias oft, warum sie und<br />
ihre Nachbarn in der venezolanischen<br />
Hauptstadt keine regelmässige Wasserversorgung<br />
hatten – und warum, wenn<br />
sie Wasser hatten, dieses Durchfall oder<br />
andere Krankheiten verursachen konnte.<br />
«Ich hatte das Gefühl, dass ich verstehen<br />
musste, warum bestimmte Dinge in meinem<br />
Land geschehen», erklärt sie.<br />
Mejias hat ihre Liebe zum Lernen und<br />
ihre Leidenschaft für die Wissenschaft<br />
von ihrem Vater, einem Ingenieur, geerbt.<br />
«Mein Vater erzählte uns Geschichten,<br />
wie er Baumwolle pflückte, um sich seine<br />
erste Schuluniform zu kaufen, und wie er<br />
von klein auf hart arbeitete, um Stifte,<br />
Papier und Bücher zu kaufen», sagt sie.<br />
«Er bemühte sich sehr um eine gute Bildung<br />
und er hat all diese Leidenschaft<br />
für das Lernen an seine Kinder weitergegeben.»<br />
Als Highschool-Schülerin in<br />
Houston, wohin ihre Familie 2001 zog,<br />
konzentrierte sich Mejias auf das Fach<br />
Chemie mit Blick auf dessen praktische<br />
und uneigennützige Anwendungen. «Ich<br />
wusste nicht unbedingt, dass ich etwas<br />
studieren würde, das speziell mit Wasser<br />
zu tun hat», sagt sie. «Aber ich wusste,<br />
dass ich den Wunsch hatte, anderen zu<br />
helfen, mich für die Menschenrechte<br />
einzusetzen und dafür zu sorgen, dass<br />
jeder die Dinge hat, zu denen er Zugang<br />
haben sollte.» An der University of Houston<br />
folgte Mejias dem Weg ihres Vaters<br />
und erwarb einen Abschluss in Chemieund<br />
Biomolekulartechnik. Ausserdem<br />
begann sie mit der Arbeit bei Engineers<br />
Without Borders, einer Freiwilligenorganisation,<br />
die Gemeinwesen dabei hilft,<br />
Wege zu finden, um menschliche Grundbedürfnisse<br />
zu erfüllen. Sie war Mitbegründerin<br />
einer Ortsgruppe an der<br />
University of Houston und nach ihrem<br />
Abschluss 2008 arbeitete sie drei Jahre<br />
lang mit der Organisation an einem Projekt<br />
in Kenia, wo sie half, ein Krankenhaus<br />
mit einem zuverlässigen Wasserversorgungssystem<br />
auszustatten.<br />
Bei der Beschaffung von Mitteln für<br />
das Projekt kam Mejias mit Bill Davis,<br />
einem Mitglied des heutigen <strong>Rotary</strong><br />
Clubs Lake Houston Area, ins Gespräch.<br />
«Wir trafen uns in einem Starbucks. Er<br />
erzählte mir von <strong>Rotary</strong>: was es ist und<br />
was sie in ihren Schwerpunktbereichen<br />
tun. Das gefiel mir alles sehr gut.»<br />
ANTRAG AUF EINEN<br />
GLOBAL GRANT<br />
Gemeinsam reichten Mejias und Davis<br />
einen Global-Grant-Antrag ein und<br />
sicherten sich 61 000 US-Dollar, um das<br />
Wasserprojekt in Kenia mit einem Filterund<br />
Chlorierungssystem sowie einem<br />
Batteriesystem zur Notstromversorgung<br />
zu unterstützen. Diese Erfahrung war Teil<br />
von Mejias’ ständiger Weiterbildung.<br />
Eine Erfahrung, die sie als «die Macht<br />
einer Organisation wie <strong>Rotary</strong> bezeichnet,<br />
in der man seine Träume in die Tat<br />
umsetzen kann».<br />
Während der Arbeit an dem Grant-<br />
Antrag fragte Davis Mejias nach ihren<br />
Plänen. Davis erzählte ihr von den Global-<br />
Grant-Stipendien von <strong>Rotary</strong>, und Mejias<br />
ergriff die Gelegenheit. Obwohl sie nur<br />
ein paar Tage Zeit hatte, um ihren Antrag<br />
zu schreiben und sich auf das Vorstellungsgespräch<br />
vorzubereiten, erhielt sie<br />
das Stipendium. Mejias hatte bereits eine<br />
Zusage für ein Graduiertenstudium an<br />
der University of Houston; nun vereinbarte<br />
sie mit ihrem dortigen Berater,<br />
das Stipendium für ein gleichzeitiges<br />
Studium an der University of São Paulo<br />
in Brasilien zu nutzen, wo sie sich auf<br />
Umwelttechnik und Wasseraufbereitung<br />
konzentrieren wollte. «Ich habe über den<br />
wahren Grund nachgedacht, warum ich<br />
meine Ausbildung fortsetzen wollte»,<br />
sagt sie. «Was auch immer bei meiner<br />
[Doktoranden-]Forschung herauskam,<br />
mir wurde klar, dass ich meine Lösungen<br />
auf diejenigen konzentrieren muss, die<br />
sie am meisten brauchten: Menschen,<br />
die es sich nicht leisten können, für komplexe<br />
Wasseraufbereitungen zu bezahlen.»<br />
GÜNSTIGEN BIOFILTER<br />
ENTWICKELT<br />
Während ihrer zweijährigen Arbeit im Feld<br />
und im Labor entwickelte Mejias einen<br />
kostengünstigen Biofilter, der mithilfe von<br />
Bakterien Metalle aus dem Wasser entfernt.<br />
Während ihres Studiums engagierte<br />
sie sich auch in <strong>Rotary</strong>-Projekten, die die<br />
Zusammenarbeit zwischen Clubs in Texas<br />
und Brasilien förderten. «Das Ziel des Stipendiums<br />
war es, neben der akademischen<br />
Arbeit dauerhafte Beziehungen