SKIP - Das Kinomagazin Februar 2012
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▶lFilm<br />
ROBERT ALTMAN landete über<br />
Umwege beim Film: Geboren 1925 in Kansas<br />
City, wurde er nach der Schule Pilot bei der<br />
Air Force. In Hollywood bekam er in den späten<br />
Vierzigerjahren keinen Job, also machte<br />
er zwischendurch PR für Hunde-Tätowierungen.<br />
Sein Drehbuch-Debüt für den B-Krimi<br />
Bodyguard (1948) verkaufte sich passabel,<br />
danach lernte er das Filmgeschäft von der<br />
Pieke auf. Er drehte Dokus zu jedem Thema<br />
unter der Sonne, landete später beim Fernsehen,<br />
wo er auch Alfred Hitchcocks legendäre<br />
TV-Show bastelte. Bis er schließlich 1970 –<br />
damals bereits 45 Jahre alt – mit der Army-<br />
Persiflage MASH einen Kinohit landete, den<br />
auch heute noch Millionen Menschen aus<br />
dem Stegreif zitieren können. Ab dann war er<br />
als Regisseur nicht mehr zu bremsen – bis<br />
1977 drehte im tolldreisten New Hollywood<br />
einen Kultfilm nach dem anderen. <strong>Das</strong> irre<br />
Märchen Brewster McCloud um einen, der<br />
sich Flügel bauen will, folgte noch im selben<br />
Jahr. Gleich 1971 lieferte er den Western Mc-<br />
Cabe & Mrs. Miller mit Julie Christie als Wild-<br />
West-Hure und Warren Beatty als Glücksspieler,<br />
während er 1973 in The Long Goodbye<br />
Ganz Hollywood spielte in den unvergleichlichen<br />
Ensemble-Filmen des Großmeisters mit. Kaum<br />
einer prägte das USA-Bild im Kino nachhaltiger –<br />
ein Amerika zwischen Hysterie und Glamour,<br />
zwischen MASH und Nashville.<br />
Robert Altman<br />
Sechzehn Filme. 1970 – 2006<br />
MASH A Prairie Home Companion<br />
Raymond Chandlers Story einen völlig neuen<br />
Anstrich und mit Elliot Gould (der mit der<br />
Brille aus der Ocean’s-Reihe) den schrägsten<br />
Philip Marlowe der Filmgeschichte verlieh …<br />
Altman aber raste schon weiter, zum Great-<br />
Depression-Bankräuberdrama Thieves Like Us<br />
Robert Altman, Meister aller Klassen: Western, Musical,<br />
Polit-Satire, Gangsterfilm – er konnte alles. Werkschau eines<br />
über Jahrzehnte großartigen Regisseurs, der beim Blick<br />
auf den Menschen immer ein Zwinkern im Auge hatte.<br />
(1974), zur Spieler-Odyssee California Split<br />
(1974). Und weiter gings mit Nashville<br />
(1975), zu jenem Meisterwerk über Country,<br />
Politik und zwischenmenschliche Verhältnisse,<br />
das durch seine genaue Beobachtung<br />
und das für Altman typische riesige Ensemble<br />
aus Figuren besticht. Er braucht keine Hauptfiguren,<br />
bei Altman spielt jeder eine Rolle. So<br />
auch im traumhaften Frauenporträt Three<br />
Women (1977), u.a. mit Shelley Duvall und<br />
Sissy Spacek: Bei Altman kommen – für die<br />
damalige Zeit untypisch – immer auch die<br />
Frauen zu Wort, ihre Wünsche, ihr Träumen,<br />
ihre Realität. Auch Hollywood selbst schuf<br />
The Long Goodbye<br />
Altman ein böses Denkmal, mit The Player<br />
(1992), in dem ein großes Tier der Filmindustrie<br />
auch vor Mord nicht zurückscheut. Nach<br />
fast 30 legendären Filmen kam 2006 das<br />
Ende, und es war filmreif: Mit der entzückenden<br />
Country-Radio-Abschiedsfeier A Prarie<br />
Home Companion (2006) verneigte sich Altman<br />
samt einem Star-Ensemble von Lohan<br />
bis Streep vor jenem Amerika, das er geliebt<br />
und immer durchschaut hat. JP<br />
▶l 10 02 – 07 03 <strong>2012</strong><br />
ROBERT ALTMAN. SECHZEHN FILME. 1970–2006.<br />
<strong>Das</strong> Österreichische Filmmuseum zeigt 16 Meisterwerke<br />
des großen amerikanischen Regisseurs<br />
und stellt sie den Komödien Preston Sturges’ als<br />
„Versuch über Amerika“ gegenüber. <strong>Das</strong> komplette<br />
Programm mit allen Terminen gibts auf<br />
www.filmmuseum.at.<br />
<strong>SKIP</strong> FEBRUAR 091