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1902±2002 - Universidad Pontificia Comillas

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47 2002 Jahrgang 98 THEOLOGISCHE REVUE Nr. 1 48<br />

und die Begegnung der göttlichen Freiheit mit der menschlichen Freiheit im<br />

sakramentalen Akt treten in den Vordergrund. Immer wieder wird die Eucharistie<br />

zur Erläuterung herangezogen. Nach der Theodramatik wendet sich der Vf.<br />

der ¾sthetik zu. In der ¾sthetik von ¹Herrlichkeitª erscheint das Sakrament als<br />

geschichtliche Form der vergegenwärtigenden Gestalt des Christusereignisses.<br />

Aus dem dritten Bd von ¹Herrlichkeit III/l: Im Raum der Metaphysikª werden<br />

Balthasars Reflexionen über den Mythos und die griechische Tragödie für die<br />

Sakramentenlehre fruchtbar gemacht. Der letzte Teil gilt dem Sakrament in der<br />

¹Theologikª. Der Vf. verknüpft Balthasars Transzendentalienlehre in ¹Wahrheit<br />

der Weltª (= Theologik I) mit dem Abriû der Sakramentenlehre in ¹Der<br />

Geist der Wahrheitª (= Theologik III). Das Ergebnis der Untersuchung wird<br />

mit einer paradox formulierten Umschreibung festgehalten: ¹Das Sakrament<br />

ist eine praktische Form der Objektivierung des nicht-objektivierbaren Mysteriums<br />

der göttlichen Freiheit, die in ihrem [trinitarischen] Innern die Partizipation<br />

der [menschlichen] Freiheit einschlieût, die vom Wesen des Sakramentes<br />

als Akt gefordert istª (285).<br />

Methodisch gesehen ist die Arbeit eine werkimmanente Interpretation<br />

der Theologie Balthasars unter dem Blickwinkel der Kategorie<br />

des Sakramentes, dessen Stellenwert klar erfaût wird. Der Tendenz<br />

des Vf.s, die inzwischen auch bei anderen Interpreten zu beobachten<br />

ist, innerhalb der Trilogie der ¹Theodramatikª den Primat zuzuerkennen,<br />

stehe ich reserviert gegenüber. Nach meinem Urteil ist für die<br />

Trilogie das Axiom der ¹circumincessioª der Transzendentalien<br />

grundlegend und deshalb entspricht die Gleichursprünglichkeit des<br />

Sich-Zeigens (¾sthetik), des Sich-Gebens (Dramatik) und des Sich-<br />

Sagens (Logik) am ehesten der Intention Balthasars. Die öfters verteilten<br />

Seitenhiebe auf die alte ¹manualisticaª halte ich für überflüssig.<br />

Was an solchen Handbüchern verstaubt oder abgestorbenes Holz ist,<br />

bedarf m. E. keiner Seitenhiebe mehr. Dem Fortschritt der theologischen<br />

Wissenschaft dienen sie nur, wenn Roû und Reiter direkt genannt<br />

werden. Schlieûlich gestehe ich, daû ich der auf den allerletzten<br />

S. (288±293) geäuûerten Kritik einer christologischen Absorption<br />

der endlichen Freiheit bei Balthasar nicht folgen konnte. M. E. spielt<br />

in diese Thematik das Problem des Verhältnisses von transzendentalem,<br />

d. h. subjekt-betontem Ansatz (Karl Rahner) und objektgerichtetem<br />

Ansatz (Balthasar) der Theologie hinein, zweifellos ein schwieriges<br />

Problem, das am Schluû einer Untersuchung zwar gestreift, aber<br />

keiner Lösung mehr zugeführt werden kann.<br />

Der Priester Nicola Reali hat mit seiner Lizentiatsarbeit eine souveräne<br />

Kenntnis des theologischen êuvres Balthasars bewiesen. Das<br />

hohe Reflexionsniveau der Arbeit läût für das Doktorat, das er, wie<br />

auf dem Buchumschlag vermerkt wird, an der Lateranuniversität in<br />

Rom anstrebt oder inzwischen schon erlangt hat, die schönsten<br />

Früchte erwarten. Im übrigen ist das Werk ein Zeichen dafür, wie intensiv<br />

in Italien gerade von jungen Theologen die Theologie Balthasars<br />

studiert wird. An der eingangs genannten Fak. in Mailand sind<br />

bereits mehrere Diss.en über den Basler Theologen geschrieben worden.<br />

Bonstetten Manfred Lochbrunner<br />

Liturgiewissenschaft<br />

Beten: Sprache des Glaubens ± Seele des Gottesdienstes. Fundamentaltheologische<br />

und liturgiewissenschaftliche Aspekte, hg. v. Ulrich Wi l l e r s . ±<br />

Tübingen: A. Francke 2000. 507 S., 7 Abb. (Pietas liturgica, 15), geb. DM<br />

120,00 / e 61,34 ISBN: 3±7720±3031±9<br />

¹Wenn wir nicht aufhören dürfen zu beten, so darf man vielleicht<br />

auch nicht aufhören, vom Gebet zu sprechen. So gut und schlecht<br />

davon zu sprechen, wie es einem gegeben ist.ª Mit diesem Wort K.<br />

Rahners beginnt der Eichstätter Fundamentaltheologe U. Willers das<br />

Vorwort des von ihm hg. Sbdes. Das Buch geht auf eine gleichnamige<br />

interdisziplinäre Studientagung vom 28.±31. Mai 1996 in Nothgottes<br />

bei Rüdesheim zurück. Diese Tagung wurde vom Mainzer Liturgiewissenschaftler<br />

H. Becker und dem Hg. des Bdes in Verbindung mit<br />

der Interdisziplinären Vereinigung zur wissenschaftlichen Erforschung<br />

und Erschlieûung des christlichen Gottesdienstes ¹Kultur ±<br />

Liturgie ± Spiritualität e. V.ª durchgeführt. Die Herausforderung,<br />

vom Gebet zu sprechen, sei auf der Tagung in ¹einer heute selten<br />

gewordenen Einheit von theoretisch-theologischer Reflexion und<br />

konkret-praktischer Erfahrung, von intellektueller Anstrengung und<br />

konkreter liturgischer Praxis wie lebendiger Einübung des Glaubensª<br />

aufgenommen worden. Der Bd enthält die Vorträge, die auf der<br />

Tagung gehalten wurden, sowie weitere Beiträge, und versteht sich<br />

deshalb als Dokumentation und Fortsetzung des in Nothgottes begonnenen<br />

Gespräches (vgl. Vorwort).<br />

Bevor er einen knappen Überblick über die einzelnen Beiträge<br />

gibt, präzisiert der Hg. in seiner Einleitung, um welchen Begriff des<br />

Betens es in allen nachfolgenden Überlegungen gehen soll: um ¹den<br />

Kern des Betens jenseits aller spezifischen Formen und Inhalteª, um<br />

¹das, was Beten zum Beten machtª (2). Diesen Kern lokalisiert W. im<br />

sog. inneren Beten, das Teresa von Avila (1515±1582) wieder stark<br />

gemacht habe, und in ¹Titel, Intention und Inhalten des vorliegenden<br />

Bdes atmet dieser Geist der heiligen Teresaª (ebd.). Das ¹Tiefenereignis<br />

des Betensª wird von Teresa wie etwa auch neuzeitlich von<br />

S. Kierkegaard ¹als Freundschaftsbegegnung mit Gottª verstanden,<br />

¹die von Gottes Seite her natürlicherweise viel intensiver als von seiten<br />

des Menschen ist, so daû wir Menschen immer weit hinter dem<br />

Angebot Gottes zurückbleiben. Solches Beten erweist sich als Begegnung,<br />

in der wir uns einlassen auf die Liebe, in der wir geborgen<br />

sindª (ebd.). Primär sieht W. Gebet in diesem Sinne davon geprägt,<br />

daû sich der Betende der Dynamik der Liebe Gottes überläût, wobei<br />

¸Gott die transzendente Wirklichkeit bezeichnet, die das Christentum<br />

verkündet, und auf deren Gegenwart der Betende sein Sehnen<br />

richtet: Ohne ¹viele Worte und Gesten (Riten) zu machen und ohne<br />

dabei viel zu denken, werden wir uns selbst dabei neu geschenkt: Der<br />

Glanz unseres Daseins, oftmals verdeckt und unserer Selbsterfahrung<br />

entzogen, erscheint gleichsam wieder in den Augen des Freundes,<br />

der uns liebend anblickt und nichts anderes von uns erwartet, als<br />

daû wir einfach ¸da sind.ª (3) Mit dem berühmten Wort Kierkegaards<br />

formuliert: ¹¸Er (der Betende) hatte gemeint, beten sei reden; er lernte,<br />

beten ist nicht bloû schweigen, sondern ist hören. Und so ist es<br />

denn auch; beten heiût nicht, sich selber reden hören, sondern heiût<br />

dahin kommen, daû man schweigt, und im Schweigen verharren, und<br />

harren, bis der Betende Gott hört. ª (hier: 3; aus: Die Lilie auf dem<br />

Felde und der Vogel unter dem Himmel. Drei fromme Reden, Kopenhagen<br />

1849 = Kleine Schriften 1848/49 (GW; 21.±23. Abteilung), Köln<br />

1960, 37±38). Solches Hören ist zu bestimmen als ¹Wahr-Nehmen<br />

dessen, was empirisch nicht gehört werden kann und dem wahrhaft<br />

betend-hörenden Menschen doch wirklicher wird als jeder Laut<br />

sonstª. Die ¹Gebetsrealitätª, so W., ¹das, was im Beten jenseits und<br />

innerhalb der rein psychischen Realität sich ereignet, ist nicht demonstrierbar,<br />

sondern eine Zeugnisrealität ganz eigener Qualitätª<br />

(ebd.).<br />

Die einzelnen Beiträge sind Beispiele einer theologischen Reflexion<br />

auf solches Beten im Rahmen der genuin christlichen Tradition<br />

und vier Abteilungen bzw. Gängen zugeordnet. Der Hg. beschreibt<br />

eine Abteilung als ¹je in sich relative Einheitª, wobei alle Abteilungen<br />

¹durchaus auf die Beiträge der jeweils anderen verwiesen sindª<br />

(11). Der erste Gang ist überschrieben mit ¹Dimensionen einer Gebetstheologieª,<br />

der zweite mit ¹Systematisch-praktische Spannungsfelder:<br />

Probleme und Zugängeª; in einer dritten Abteilung werden<br />

¹Alte Traditionen ± Neue Dimensionen ± Offene Erfahrungsräumeª<br />

durchschritten, in einer vierten unter der Überschrift ¹Betend auf<br />

dem Weg? Situationen und Stationenª diverse Beispiele des Betens<br />

bzw. des Nachdenkens über das Gebet z. B. in bildender Kunst und<br />

(philosophischer) Literatur beleuchtet und konkrete Modelle liturgischen<br />

Gebets vorgestellt.<br />

Der zitierten Charakterisierung des Hg.s, gemäû der die einzelnen<br />

Gänge lediglich eine ¹relative Einheitª (Herv. Rez.) bilden, kann der<br />

Rez. nur lebhaft zustimmen. Hierin liegt auch ± darauf muû schon an<br />

dieser Stelle hingewiesen werden ± die zentrale konzeptionelle<br />

Schwachstelle des Bdes: Das leitende Motiv bei der Zusammenstellung<br />

der Texte ist, wie der Hg. in einer Fuûnote betont, keineswegs<br />

gewesen, ¹die Fluchtlinien der Wissenschaftenª (sprich: Liturgiewissenschaft<br />

und Fundamentaltheologie) nachzuzeichnen; vielmehr<br />

geht es um ¹das aus der Mitte der Fundamentaltheologie und der Liturgiewissenschaft<br />

wie aus der Begegnung hervorgehende spirituell<br />

stimulierte Fragen nach Wahrheit und Wirklichkeit des Betens, (postmoderner<br />

formuliert:) nach Optionen und Realitäten betender Menschen,<br />

speziell der Christen in der Gegenwartª (10, mit Fn. 22). Gewiû<br />

kann die nachträgliche Zusammenstellung in schriftlicher Form per<br />

se nicht einholen, was vielleicht in der akademieartigen Atmosphäre<br />

einer gemeinsamen Tagung gelungen sein mag: die Liturgiefähigkeit<br />

des modernen Menschen und speziell die Gebetsfähigkeit dadurch<br />

zu steigern, daû man (sich) in das Mysterium des Betens wieder neu<br />

einführt (/einführen läût) ± im gemeinsamen praktischen Vollzug wie<br />

im diskursiven Austausch. Aber gerade aufgrund dieser prinzipiellen<br />

Schwierigkeit wäre eine strengere thematische Zuordnung der einzelnen<br />

Beiträge wichtig gewesen. Jetzt liegt letzten Endes ein Buch vor,<br />

das sich als eine Pluralität von Beiträgen präsentiert, die isoliert rezipiert<br />

werden können, und damit tatsächlich ein Beispiel für eine

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