1902±2002 - Universidad Pontificia Comillas

79 2002 Jahrgang 98 THEOLOGISCHE REVUE Nr. 1 80
¹Daseinª zum Thema macht und der Hermeneutik der Faktizität gewidmet
ist. Madalina Diaconu befaût sich abschlieûend ausgehend
von Heideggers Essay Die Kunst und der Raum, den er dem spanischen
Plastiker Eduardo Chillida widmete, mit dem Bezug von
Kunst und philosophischem Denken. P. J. S.
Henry, Michel: ¹Ich bin die Wahrheit.ª Für eine Philosophie des Christentums.
Aus dem Französischen übersetzt von Rolf Kühn. Mit einem Vorwort von
Rudolf Bernet. ± Freiburg / München: K. Alber 1997. 406 S. (Phänomenologie.
Texte, 2), geb. DM 118,00 / s 44,99 ISBN: 3±495±47856±6
Eine religionsphilosophische Fortführung seiner radikalen Lebensphänomenologie
liefert der Vf. in vorliegendem Bd. Ausgangspunkt
ist die als Liebesgabe gedeutete Gegebenheit des Lebens unter
den Vorgaben von Vaterschaft, Zeugung, Geburt und Kindschaft.
Diese Aspekte sind in christlicher Perspektive von doppelter Bedeutung:
Zum einen hinsichtlich des Hervorgehens Christi aus dem Vater
als Modus der Selbsterzeugung göttlichen Lebens und zum anderen
hinsichtlich der Nachfolge Jesu als Neugeburt des Menschen in das
göttliche Leben hinein. S.W.
Schlitt, Dale M.: Theology and the Experience of God. ± Bern: Peter Lang Publishing
2001. XI, 287 S. (American Liberal Religious Thought, 8), geb.
DM 115,00 ISBN: 0±8204±5197±5
Mit dieser Arbeit legt der Vf., Theologe an der Saint Paul University
in Ottawa, Kanada, das Ergebnis seiner langjährigen Studien zum
Themenfeld Theologie und Erfahrung mit Blick auf die Trinitätslehre
vor. Entscheidend geprägt von thomistischem, hegelianischem, existenzphilosophischem
und gegenwärtigen amerikanisch philosophischem
Gedankengut versucht er sich dem Geheimnis der Trinität erfahrungstheologisch
zu nähern. Seine Zugangsweise zeichnet sich
grundlegend durch eine zweifache Bedeutung des Begriffes ¹Gotteserfahrungª
aus: Die Erfahrung Gottes durch die Menschen ereignet
sich in der relationalen Öffnung des menschlichen Selbst zum ¹Anderenª,
während die Erfahrung des Menschen durch Gott im umfassenden
Einholen eben jener in der heilsökonomisch-trinitarischen
Bewegung Gottes geschieht. Das Buch regt zu einem vertieften Studium
der Trinitätslehre als auch der grundsätzlichen Frage nach
dem Zusammenhang von Theologie und Erfahrung an. P.L.
Schröer, Christian: Praktische Vernunft bei Thomas von Aquin. ± Stuttgart,
Berlin / Köln / Mainz: W. Kohlhammer 1995. 237 S. (Münchener philosophische
Studien, NF, 10), kt DM 59,80 ISBN: 3±17±013221±0
Unter Beachtung heutiger Fragen stellt der Vf. die praktische Vernunft
nach Thomas von Aquin sorgfältig und gründlich, wenn auch
mit relativ geringer Beachtung der Sekundärliteratur dar und analysiert
dann den Aufbau einer Begründung sittlichen Handelns, um
schlieûlich die Begriffe der Person und der Freiheit vor diesem Hintergrund
zu beleuchten. Es wird gezeigt, daû das Prinzip der Moralität
nicht etwa in Tugend, Pflicht oder Gesetz besteht, sondern in dem
vernunftbestimmten Wollen. Daraus leitet die thomistische Ethik in
eine theologische Ethik über, denn das natürliche und notwendige
Wollen zielt auf das Glück. Eine Handlung ist somit moralisch gut,
nicht durch eine bestimmte materiale Beschaffenheit, sondern insofern
¹sie einer gründlichen Begründung durch die praktische Vernunft
genügtª (203). Daran messen sich Tugenden, Pflichten und Gesetze.
Mit groûer Zuverlässigkeit beleuchtet das Buch diese Zusammenhänge.
W. J. H.
Transformationsprozesse des Protestantismus. Zur Selbstreflexion einer
christlichen Konfession an der Jahrtausendwende. Falk Wagner
(1939±1998) zu Ehren, hg. v. Martin B e r g e r / Michael M u r r m a n n - K a h l .
± Gütersloh: Chr. Kaiser / Gütersloher Verlagshaus 1999. 288 S., kt DM 68,00
/ s 34,76 ISBN: 3±579±02628±3
Ein ¹Handicapª des im ganzen so positiv verlaufenden ökumenischen
Prozesses der Gegenwart besteht ohne Zweifel darin, daû
man katholischerseits den evangelischen Pastor mit dem Raster katholischer
Christlichkeit und Kirchlichkeit wahrnimmt und dabei
übersieht, daû dieser Pastor in einem gröûeren Rahmen zu sehen
und zu ¹deutenª ist, den Protestantismus. Dieser aber hat sich (unter
teilweise ganz anderen Aspekten als der Katholizismus) in der Neuzeit
zu einem vielschichtigen Gebilde hinentwickelt, das (mehr aus
dem Katholizismus) von den Bedingungen der Moderne geprägt ist.
Um hier differenziert zu urteilen, ist dieses Sammelalbum für Katholiken
(und natürlich nicht nur für sie) hilfreich, wo in 15 Beiträgen
die Rede ist von Verbindungen mit der Literatur und wechselseitige
Beeinflussungen (z. B. G. Wenz: Der Himmel auf Erden. Gottfried Keller
als literarischer Adept der Religionskritik), von den (für den Protestantismus)
umwälzenden Einsichten von Paul Tillich; von der
Stellung von Christentum und Theologie im Konzept des ± leider verstorbenen
± Theologen Falk Wagner u.a. m. Ein ± indirekt auch für
das ökumenische Gespräch ± wichtiges Buch. H.E.W.
Sonnemans, Heino: Menschsein auf Heilswegen. Christliche Orientierung im
Pluralismus der Religionen. ± Kevelaer / Aachen: Butzon & Bercker / Einhard
1999. 194 S., pb. DM 32,00 / s 16,36 ISBN: 3±7666±0212±8 (Butzon &
Bercker) / 3±930701±58±8 (Einhard)
Das Buch bietet mehrere in sich geschlossene Vorträge interdisziplinärer
Ringvorlesungen, die gleichwohl ein strukturiertes Ganzes
ergeben und die Frage nach der Heilsbedeutung Jesu anthropologisch
erschlieûen. Es werden zunächst die Grundlinien der christlichen
Sicht vom Menschen im allgemeinen nachgezeichnet, dann konkretisiert
durch einen Blick auf die Verflochtenheit von Theologie und
Leben nach den Confessiones des Augustinus. Der soteriologischen
Bedeutung Jesu geht die Vortragssammlung im Rahmen zweier Themenkreise
nach: aus der Sicht der groûen nichtchristlichen Religionen
und aus der Perspektive der sog. Pluralistischen Religionstheologie.
Ihr hält der Vf. zu Recht einen modifizierten christlichen Inklusivismus
entgegen, der an der Gestalt des Logos Maû nimmt und auf
diese Weise das religiöse Erbe der Menschheit auf das eine Gottesvolk
hinordnet. Mit epistemologischen Überlegungen zum Verhältnis von
Religion und Wissenschaft sowie Beobachtungen zur theologischen
Relevanz des Zeitphänomens endet das Buch. Es ist durch und durch
sorgfältig gearbeitet, kommt aus der akademischen Praxis und ist hervorragend
geeignet, für die ins Auge gefaûten Gebiete eine erste Orientierung
zu geben. B. St.
Grane, Leif: Reformationsstudien. Beiträge zu Luther und zur dänischen Reformation,
hg. v. Rolf D e c o t . ± Mainz: Philipp von Zabern 1999. VIII + 261 S.
(Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Abteilung
abendländische Religionsgeschichte, 49), kt DM 68,00 / s 34,76 ISBN
3±8053±2599±1
13 Beiträge des renommierten Kopenhagener Kirchenhistorikers
Leif Grane, entstanden zwischen 1968 und 1991, werden in diesem
Sbd wieder zugänglich gemacht. Drei Aufsätze widmen sich der dänischen
Reformation, einer der Rezeption Luthers in Dänemark im
19. und 20. Jh., besonders bei Grundtvig. Sein besonderes Profil erhält
der Bd jedoch durch die Lutherstudien. Sechs Aufsätze behandeln
Spezialthemen von Luthers Theologie, entsprechend von G.s
Forschungsschwerpunkt vor allem seine Rezeption patristischer
und scholastischer Theologie. Drei versuchen, seinen Entwicklungsgang
zu deuten und vom späteren Luthertum abzuheben. G. greift
hier Thesen auf, die in seinen drei Monographien zu Luthers Theologie
in den Jahren 1516±1521 (zuletzt ¹Martinus Nosterª, 1994) im
Zusammenhang entwickelt sind: die Grundlegung seiner Theologie
in der Kritik an der Scholastik vor der Veröffentlichung der Ablaûthesen
und ihre weitere Ausgestaltung in den Auseinandersetzungen
mit Rom und den öffentlichen Diskussionen im Kreis der Humanisten.
Die Aufsätze bieten z. T. noch eingehendere Belege, z.T. heben
sie die Problematik auf eine grundsätzlichere Ebene. M . F.
Rohls, Jan: Protestantische Theologie der Neuzeit. Bd I: Die Voraussetzungen
und das 19. Jahrhundert. Bd II: Das 20. Jahrhundert. ± Tübingen: J.C.B.
Mohr (Paul Siebeck) 1997. XXIV, 892 S. / XII, 882 S. brosch. DM 98,00 /
s 50,10 ISBN: 3±16±146660±8 / 3±16±146644±6
Über lange Zeit griff man, wollte man sich über die Geschichte der
neueren evangelischen Theologie informieren, zu den einschlägigen
Darstellungen von Karl Barth, Friedrich Mildenberger, Emanuel
Hirsch und vor allem Stephan Schmidt. Diese Darstellungen haben
jedoch einerseits theologische und historiographische Implikationen,
die heute nicht mehr ohne weiteres akzeptabel sind, andererseits
sind sie auch forschungsgeschichtlich überholt.
Diese Lücke füllt nun das voluminöse, zweibändige Werk des Erlangener
Systematikers Jan Rohls. Der erste Bd geht von der Renaissance
bis zum Ende des 19. Jh.s, der zweite von 1890 bis 1989. Evangelischer
Theologie bleibt es vorbehalten, das Werk en dØtail zu analysieren
und zu würdigen. Katholischerseits läût sich (schon aus einer
gewissen Erfahrung im Gebrauch des Werkes) jedenfalls sagen,
daû hier ein zuverlässiges, auch didaktisch gut aufgebautes Nachschlagewerk
vorliegt, zu dem man ein Pendant auf katholischer Seite
(noch) vergeblich sucht. H.E.W.