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1902±2002 - Universidad Pontificia Comillas

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59 2002 Jahrgang 98 THEOLOGISCHE REVUE Nr. 1 60<br />

beschreibt die Mitgliederstruktur und wertet Umfrageergebnisse aus,<br />

in denen positive und negative Sichtweisen gegenüber den unabhängigen<br />

Kirchen greifbar werden. Daran schlieût sich eine Auflistung<br />

der Kritikpunkte unabhängiger Kirchen an der katholischen Kirche<br />

an, die detailliert wiedergegeben werden und denen jeweils eine<br />

kurze Replik aus katholischer Sicht angefügt ist. Damit erfüllt das<br />

Buch eine katechetische Funktion in der konkreten Herausforderung<br />

durch die neuen Kirchen. Dieses Vorgehen wird zu den Themen Bibelverständnis,<br />

Gemeinschaftserfahrung und geistliche Wiedergeburt<br />

fortgesetzt. In einem Auswertungskapitel setzt sich E. als katholischer<br />

Theologe bemerkenswert selbstkritisch mit der eigenen<br />

Kirche auseinander. Er anerkennt die pastoralen Leistungen der unabhängigen<br />

Kirchen und macht z. B. in den groûen unpersönlichen<br />

katholischen Pfarreien eine wesentliche Schwäche aus, welche die<br />

Auswanderung in die neuen afrikanischen Kirchen fördert.<br />

Angesichts der dramatisch zu nennenden Umbruchsituation innerhalb<br />

des afrikanischen Christentums stellt die Arbeit E.s eine<br />

wohltuend sachliche, gut lesbare und für sein erwünschtes Lesepublikum<br />

hilfreiche und nicht zusätzlich Aggressionen schürende<br />

Lektüre dar. Für die europäischen Leserinnen und Leser ist das<br />

Buch eine Einladung, sowohl das globale Phänomen der Explosion<br />

unabhängiger, charismatischer und inkulturierter Kirchen wahrzunehmen<br />

als auch die notwendige Selbstkritik am eigenen Stil des<br />

Kirche-Seins einzuüben.<br />

Münster Arnd Bünker<br />

Kubera, Ursula: Frauen in der Missionierung Sambias. ¹Ich will ein Beweis für<br />

meine Religion sein.ª ± Nettetal: Steyler Verlag 1998. 537 S. (Studia Instituti<br />

Missiologici Societatis Verbi Divini, 67), kt DM 78,00 ISSN: 0562±2816<br />

ISBN: 3±8050±0410±9<br />

Ursula Kubera untersucht in ihrer umfangreichen Diss. den Beitrag<br />

von Frauen in der Missionierung Sambias. Ihre Arbeit ist motiviert<br />

durch die Begegnung mit Frauen aus der Kirche Sambias und<br />

der Rezeption feministischer Theologie. Die Vf.in legt eine wichtige<br />

Untersuchung über die oft gerade in der katholischen Theologie unterschlagene<br />

Rolle von Frauen in der Mission vor.<br />

Im ersten Abschnitt bietet die Arbeit eine detaillierte soziokulturelle,<br />

historische und religiöse Verortung im Kontext Sambias und<br />

seiner Geschichte. Insbesondere die Rolle der Frau in der dortigen<br />

stammesgesellschaftlichen Kultur erfährt wie die Darstellung der Kolonialpolitik<br />

und ihrer bis in die Gegenwart reichenden Folgen groûe<br />

Beachtung.<br />

Der zweite Teil widmet sich der Missionsgeschichte Sambias. Einer<br />

Einführung über die Aktivitäten der katholischen Männerorden<br />

folgt ein Überblick über die Schwesterngemeinschaften in Sambia,<br />

ihre Anliegen und Ziele sowie ihre Beiträge zur Missionierung.<br />

Nach diesen historischen Abrissen geht die Vf.in ihrer maûgeblichen<br />

Fragestellung nach und skizziert die Rolle der Frauen bei der<br />

Glaubensweitergabe in der Kirche Sambias. Nach einer Darstellung<br />

der spezifischen Situation und Motivation europäischer Frauen wendet<br />

sich K. den einheimischen Frauen als Trägerinnen der Glaubensweitergabe<br />

zu. Hier verdeutlicht sich auch eine Perspektive, die<br />

christliche Frauen auûerhalb verfaûter Ordensgemeinschaften in den<br />

Blick nimmt. Laienbewegungen und Familie werden zu charakteristischen<br />

Orten der Glaubensweitergabe. Darüber hinaus wird die Beteiligung<br />

der Frauen an der Feier der Sakramente in der Gemeinde erläutert<br />

und insbesondere die Inkulturationsleistung bei Initiationsriten<br />

und Ehe vor dem Hintergrund des afrikanischen Kontextes erklärt.<br />

Schlieûlich werden die Arbeitsbereiche Erziehung, Bildung<br />

und Gesundheit hinsichtlich des Wirkens der Frauen darin vorgestellt<br />

bevor als Auswirkung aller dieser Tätigkeiten der Wandel im<br />

Gottes- und Menschenbild im Kontext traditioneller Vorstellungen in<br />

Sambia beschrieben wird.<br />

Im letzten Kap. unternimmt K. eine kritische Retrospektive der<br />

Frauenmission in Sambia. Sie problematisiert das Verhältnis von<br />

Kolonisation und Mission und die Rolle der europäischen und afrikanischen<br />

Frauen in diesem Spannungsfeld. Zum Abschluû wird der<br />

maûgebliche Beitrag von Frauen zur Entwicklung der Missionsbewegung<br />

in Deutschland insgesamt hervorgehoben und schlieûlich ± vor<br />

dem Hintergrund aktueller christlicher Aufbrüche und Umbrüche in<br />

Afrika ± die Frage nach der neuen Identität afrikanischer christlicher<br />

Frauen im ekklesiologischen Modell der ¸Kirche als Familie Gottes<br />

gestellt.<br />

Münster Arnd Bünker<br />

Philosophie<br />

Duns Scotus, Johannes: Über die Erkennbarkeit Gottes. Texte zur Philosophie<br />

und Theologie. Lateinisch-deutsch, hg. und übersetzt v. Hans K r a m l / Gerhard<br />

L e i b o l d / Vladimir R i c h t e r. ± Hamburg: Felix Meiner 2000. XXXII,<br />

232 S. (Philosophische Bibliothek, 529), geb. DM 68,00 / e 34,77 ISBN:<br />

3±7873±1544±6<br />

In Meiners bekannter und vielgelesener Reihe ¹Philosophische<br />

Bibliothekª, die seit 1868 (Leipzig) als ¹grüne Reiheª wesentliche<br />

und wichtige Texte der Geistesgeschichte veröffentlicht, sind als<br />

529. Bd ± wahrlich eine Bibliothek! ± Texte des Johannes Duns Scotus<br />

(² 1308) ¹Über die Erkennbarkeit Gottesª in der Bearbeitung der bekannten<br />

Innsbrucker Gelehrten erschienen. In der für Haus- und<br />

Schularbeit bewährten Anlage werden in der Einleitung (IX±XXXII)<br />

die Textgrundlage und der Vf. vorgestellt; im Hauptteil (1±199) folgt<br />

der Text in der kritischen lateinischen Überlieferung und in der deutschen<br />

Übersetzung. Text und Übersetzung sind durch Zwischenüberschriften<br />

vortrefflich gegliedert, die deutsche Version ist die untadelige<br />

Leistung von Prof. H. Kraml. Zum Text bieten die Anmerkungen<br />

der Hg. (201±213) text- und literarkritische und begriffsgeschichtliche<br />

Lese- und Interpretationshilfen. Ein Quellen- und Literaturverzeichnis,<br />

ein Verzeichnis der latein. Stichworte (Fachtermini von<br />

acceptatio bis visio) mit Übersetzung (221±223), ein Index verborum<br />

(225±229) und ein Namenverzeichnis (231±232) runden das Opusculum<br />

ab.<br />

Zum Thema der philosophisch-theologischen Gotteslehre des Franziskanertheologen<br />

wählten die Hg. folgende Texte aus der Erklärung der Sentenzenbücher<br />

des Petrus Lombardus (des Schulbuches des Mittelalters) aus: Prol. q.<br />

1±3 (2±43): die Notwendigkeit der Offenbarung und die (wissenschaftliche)<br />

Theologie, Lib. I, dist. 1, q. 1±2 (44±63): das augustinische Thema ¹frui und<br />

utiª oder der Primat des Wollens im Verbund des (theol.) Erkennens, dist. 2, q.<br />

1±2 (64±93): das Problem des (philos.) Gottesbegriffes: Gott, der Unendliche,<br />

dist. 3, q. 1±5 (94±145): die Methode und Vermittlung der philosophischen Gotteserkenntnis:<br />

aufgrund der Aussagen über Gott, der Gottebenbildlichkeit des<br />

Menschen und der Kraft unseres geschöpflichen Intellekts, dist. 8 (146±159)<br />

mit der einzigen Frage nach der Einfachheit Gottes und der Bedeutung der vielfältigen<br />

Gottesprädikate (Attribute), dist. 26 (160±181) mit der einzigen Frage<br />

nach dem Constitutivum der göttlichen Personen. Aus dem Kommentar des 2.<br />

Buches wurde die (einzige) Frage der dist. 25 (182±199) genommen: über die<br />

Willensfreiheit. Diese Quaestio sprengt nicht den Rahmen, weil Duns Scotus<br />

(im Anschluû an Heinrich von Gent) in der Lehre von der Freiheit des menschlichen<br />

Wollens den theologischen Vorbehalt (der Bibel) geltend machte.<br />

Johannes Duns Scotus begann 1300 bzw. kurz zuvor als Dozent im Oxforder<br />

Franziskanerstudium seine Sentenzenlesung, die ¹Lectura Oxoniensisª, die<br />

von den Studenten mitgeschrieben, in Mit- und Nachschriften (Reportationes)<br />

verbreitet wurden und von der Schule als Lehrbuch ihres begabten und gefragten<br />

Dozenten redigiert wurde. Diese Redaktion der ¹Lectura Oxoniensisª, die<br />

in wenigen Hss. auf uns gekommen ist, verdient das besondere Augenmerk. Mit<br />

dem Scriptum seines Handapparates, dem ¹liber Dunsª, ging der junge Dozent<br />

Johannes im Auftrag des Ordens 1300 bzw. 1301 an die Universität Paris und<br />

las im Rahmen seines Graduiertenstudiums ein zweites Mal die Sentenzenerklärung,<br />

die als ¹Lectura Parisiensisª überliefert ist. Diese von Oxford über<br />

Paris fluktuierende Schulüberlieferung der Sentenzenvorlesungen suchte später<br />

die sog. ¹Ordinatioª in den Griff zu bekommen; sie ist nicht am Schreibtisch<br />

des Gelehrten entstanden, sondern hat ihren Sitz in der Oxforder Überlieferung.<br />

Seit mehr als 20 Jahren ist Prof. Dr. Vladimir Richter bemüht, die<br />

Textgeschichte des Sentenzenkommentars des Duns Scotus transparent<br />

zu machen. Er sistiert (mit der Geduld des Forschers) auf die<br />

der Ordinatio vorgängige Textüberlieferung, um die von ihm sog.<br />

¹Grundschriftª zu eruieren, die dem ¹Liber Dunsª nahesteht und die<br />

ursprüngliche Oxforder Textüberlieferung aufdeckt. Dabei geht es<br />

ihm nicht nur (wenngleich auch) darum, den Text der Ordinatio zu<br />

hinterfragen, sondern eine textgeschichtliche und quellenanalytische<br />

Lektüre und Interpretation der Ordinatio zu ermöglichen. Die<br />

vorliegende Ausgabe versteht sich darum als Begleitbuch der vorliegenden<br />

(kritischen und unkritischen) Editionen, die auf jeder S. der<br />

¹grünen Ausgabeª angegeben sind. Das Lehrbuch der Schule war im<br />

Mittelalter ein offenes Buch; am Anfang stand nicht das Buch sondern<br />

das Lehrwort.<br />

Ein bemerkenswertes Beispiel dieser Geschichte der Schulüberlieferung,<br />

um nur eines aus der Textsammlung aufzugreifen, ist die<br />

¹quaestio unicaª zur 26. Distinktion des 1. Sentenzenbuches, die<br />

Frage nach dem Constitutivum (Seinsgrund) der drei Personen in<br />

Gott. Die aus dem 13. Jh. überkommene Lehrmeinung, welche auch<br />

der hl. Bonaventura vertrat, besagt, daû die relativen Eigentümlichkeiten<br />

von Vater, Sohn und Heilig-Geist die Personunterschiede in<br />

Gott begründen, ohne die Einheit und Einfachheit des Wesens aufzuheben.<br />

Thomas von Aquin vertrat (im Anschluû an seinen Lehrer

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